Thema Landwirt*innen und deren finanzielle Belastungen einmal beleuchten wie bei "Krankenhaus-Folge"

Guten Morgen,
ich fände es schön, wenn ihr die allgemeine Situation, insbesondere finanzielle Belastung, der Landwirt*innen einmal so beleuchtet werden könntet, wie ihr es mit der Krankenhaus-Finanzierung in der entsprechenden Sonderfolge gemacht habt. U.a. sollten dabei folgende Aspekte berücksichtig werden:

  • Streichung der Agrardieselsubvention und warum das für sehr viele Betriebe ein enormes (Überlebens)problem ist
  • Erfüllung diverser Vorschriften, die z.T. von Nicht-Fachleuten verfasst wurden
  • Übermacht des Lebensmitteleinzelhandels
  • Bio vs. konventionell (oder warum vielleicht ein „sowohl als auch“ am Besten ist)
  • mangelnde Interessenvertretung bzw.: warum der Bauerverband kleinere Betriebe nicht wirklich vertritt. Aufgrund dieser Tatsache sollte nicht in erster Linie der Bauernpräsident zu Wort kommen, sondern stattdessen die Organisator*innen der offiziellen Bauernproteste (oder beide)

Besten Gruß

Auf die tagesaktuelle Debatte geht die Folge nicht ein. Aber zumindest in diesem Beispiel wird man nicht reich, außer das man irgendwann einmal den Hof erbt.

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Es gibt übrigens nicht nur „den Bauernverband“, sondern zum Beispiel auch die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“. Die hatten (und haben) meistens erheblich differenziertere, konstruktivere und einfach bessere Positionen als der Bauernverband.

Interessant als Gesprächspartner ist vielleicht auch das „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“, wenn es um alternative (und erfolgreiche) Wirtschaftsmodelle für Landwirt:innen geht (Transparenzhinweis: ich bin im Vorstand einer solidarischen Landwirtschaft)

Generell finde ich, dass bei der öffentlichen Debatte viel zu kurz kommt, wie absurd das „System Landwirtschaft“ in Deutschland eigentlich ist:

  • Der Gewinn des durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebs wird allein aus den EU-Subventionen „erwirtschaftet“, ohne die Zuschüsse ist praktisch kein landwirtschaftlicher Betrieb rentabel.
  • Der durchschnittliche Haupterwerbsbetrieb hat Schulden in Höhe von über 280.000 Euro. Die Verschuldung ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, bei steigenden Zinsen macht jedes Prozent mehr Zins mehr Geld aus, als die Streichung der Diesel-Subvention.
  • Ca. die Hälfte der landwirtschaftlichen Böden gehört Privatpersonen, die selber nicht landwirtschaftlich tätig sind, Tendenz steigend. Knapp 10% gehört den Gemeinden. Ackerboden ist ein immer knapper werdendes Gut, mit dem entsprechend viel spekuliert wird – auch durch Landwirte. Das Ergebnis sind immer höhere Pachtpreise und eine immer stärkere Entfremdung des Produktionsmittels „Boden“ vom Produzenten „Landwirt“
  • Absurd ist außerdem, dass ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe zwar unglaubliches Bilanzvermögen hat und enorme Investitionen tätigt, aber ein „1-Mann-Betriebe“ sind. Wir haben hier Betriebe im Ort, deren Bilanzvermögen vermutlich im mittleren 7-stelligen Bereich liegt, die aber mehr oder weniger alleine von einem älter werdenden Bauern betrieben werden. Betriebswirtschaftlich ist das ziemlich abgefahren, von dem persönlichen Druck der daraus entsteht mal ganz zu schweigen.
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