Zu 1.: Doch, du hast doch selbst geschrieben:
Freiheitsrechte sind nun einmal Rechte, die im Grundgesetz niedergelegt sind. Stehen sie nicht drin, sind sie auch keine. Ja, es gibt die allgemeine Handlungsfreiheit nach Art. 2 GG, diese ist aber selbst schon nur eine Interpretation des Artikel 2, der wörtlich ja lautet: „(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.“
Wörtlich findet sich da also keine Freiheit a la „Tu was du willst“. Jede Rechtfertigung geht nur über die freie Entfaltung der Persönlichkeit, und da müsste man jetzt schon gut darlegen, warum genau so schnell Auto zu fahren wie man möchte wo man möchte (denn es geht ja noch nicht einmal darum, dass grundsätzlich in ganz Deutschland eine Geschwindigkeit von über 130km/h verboten werden soll, sondern lediglich auf Autobahnen - auf privaten Rennstrecken etc. bleiben selbstverständlich höher Geschwindigkeiten erlaubt…) jetzt essenziell nötig für die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist. Des weiteren schränkt der Artikel selbst ja seine Gültigkeit schon ein, nämlich immer dann, wenn die Rechte der anderen Personen dadurch beschränkt werden. Das dürfte beim Autofahren mit hoher Geschwindigkeit (für mich über 160km/h) regelhaft gegeben sein, denn wann kann man realistisch so schnell fahren, ohne dass man jemand anderem begegnet (sonst ist eine Gefährdung nämlich immer konstruierbar…)? Genau, nachts. Und wie stellt man da bei hohem Tempo sicher, dass man Gefahrensituationen sehen, verarbeiten und darauf reagieren kann? Ach ja, gar nicht - weil man so weit eben in der Dunkelheit nicht sehen kann, egal wie leistungsstark die Scheinwerfer (da ja überwiegend ohnehin wegen Blendgefahr für den Gegenverkehr meist nur das Abblendlicht genutzt werden kann). Nicht umsonst habe ich zumindest in der Fahrschule gelernt, dass man in der doppelten Reichweite des Abblendlichtes zum Stehen kommen muss. Das allein verbietet eigentlich jetzt schon nächtliches Fahren mit Geschwindigkeiten über 140km/h, weil bei einer üblichen Reichweite des Abblendlichtes von ca. 70m dann der Anhalteweg größer als 140m wird.
Ja, die Autobahnen in Deutschland sind relativ sicher, aber Sicherheit allein ist ja auch nicht DAS Argument für ein Tempolimit - die Summe an Argumenten machts!
Zu 2.: Ich kenne viele Bewohner auf dem Land, zufälligerweise auch um Goslar. Da fordern aber auch viele ein Tempolimit oder können sich zumindest damit anfreunden. Deine Argumentation liest sich ferner so, als wäre die Option „Kein Tempolimit oder ÖPNV“, das ist ja auch schlicht Quatsch. Jeder Bewohner des ländlichen Raumes kann auch gern weiter in Zukunft Autobahn fahren - nur eben nicht mit mehr als 130km/h. Im Übrigen ist gerade im ländlichen Raum die Dichte der Autobahnen oft extrem überschaubar. Für mich daher insgesamt ein nicht recht nachvollziehbares Argument in einer Diskussion um Tempolimits auf Autobahnen.
Zu 3.: Ja, und seit 16 Jahren waren exakt zwei Parteien immer in der Regierung vertreten und hat auch den:die Kanzler:in gestellt. Und unter anderem genau weil das so war, ist der Schienenverkehr über Jahrzehnte so vernachlässigt worden. Die LKW’s haben meiner Meinung nichts mit einem Tempolimit für PKW zu tun - für sie gibt es ja ohnehin schon ein Limit von 80km/h. Du versuchst, dich mit dem Hinweis auf immer andere Problembereiche herauszuwinden. Effektiver Klimaschutz ist, da die letzten mindestens 20 Jahre völlig verschlafen, jetzt nicht mehr möglich, indem wir einzelne Aspekte umsetzen. Die Natur lässt uns schlicht keinen Raum mehr zu diskutieren, ob wir lieber ein Tempolimit einführen wollen oder in 10 Jahren die Zahl der LKW’s deutlich reduziert haben wollen. Wir können nur diskutieren, ob das Tempolimit bei 150, 140, 130 oder auch nur 100km/h liegen soll.
Zu 4.: Nein, das ist eben nicht jedem Autofahrer klar. Das Tempo ist faktisch oft genug nicht angemessen. Damit meine ich nicht dich persönlich, da ich dich nicht persönlich kenne - aber im Allgemeinen ist die Aussage, dass das jedem Autofahrer klar sei nicht haltbar. Fakt ist, dass es eine Vielzahl von Schwer-, Schwerst- und tödlich Verletzten gibt, WEIL Geschwindigkeiten nicht angepasst sind. Ja, die Unfälle würden eventuell auch passieren, wenn langsamer gefahren werden würde (weil nicht immer der, der schneller gefahren ist, auch die Hauptschuld trägt), aber ihre Folgen wären deutlich geringer. Beispiel gefällig? Vor einigen Monaten bin ich mit dem Rettungswagen, den ich besetzt habe, zu einem schweren Verkehrsunfall auf eine Autobahn gefahren. Unfallgrund war, dass ein Fahrer den Schulterblick beim Ausscheren zum Überholen eines LKW’s vernachlässigt hat. Unterwegs war er mit etwa 120km/h. Erwischt hat ihn dann das (prinzipiell im Recht fahrende) Auto auf der linken Spur, das dort mit ca. 180km/h unterwegs war. Geschwindigkeitsdifferenz 60km/h mit der zusätzlichen Problematik einer rotatorischen Beschleunigung, die dazu führte, dass das ausscherende Auto unter den eigentlich zu überholenden LKW schleuderte. Schuldfrage (einigermaßen) klar, Folge ein lebensgefährlich Verletzter, zwei Schwerverletzte. Bei Tempolimit 130km/h hätte der selbe Unfall passieren können, gar keine Frage. Differenz wären da aber 10km/h gewesen, also deutlich geringere Folgen.
Zu der Uhrzeitendiskussion: Und wie erklärst du dir dann, das besonders schwere Unfälle häufig zwischen 04:00 und 06:00 Uhr geschehen? Wenn die Straße doch da so frei ist?
Auf die fehlerhafte Annahme des CO2-Ausstoßes pro Kilo Brennstoff bist du ja schon hingewiesen worden (um den Faktor 100…). Was genau für ein Auto fährst du, dass du zum deutlich schneller fahren als 130km/h nur 1 Liter Benzin mehr benötigst? Ich fahre einen Skoda Octavia 2.0 TDI, 81kw, Bj 2013 (Transparenz und so, im Übrigen fahre ich den täglich über 100km, größtenteils Autobahn), der bei 130km/h zwischen 4,5 und 5,5l Diesel auf 100km verbraucht (je nach Straßenbeschaffenheit, Steigung, etc.). Fahre ich jetzt nur 150km/h liegt der Verbrauch bei ca. 7l/100km. Mir ist klar, dass es durchaus Fahrzeuge gibt, die vom Getriebe her eher auf den Geschwindigkeitsbereich jenseits von 130km/h optimiert sind (das ist bei meinem Kombi nicht der Fall), aber die haben einen deutlich höheren Grundverbrauch. Und auch diese Fahrzeuge verbrauchen für eine Fahrt von 150km/h und aufwärts deutlich mehr als einen Liter pro 100km mehr als bei 130km/h.
Natürlich mutet der CO2-Ausstoß eines einzelnen Autos nicht gerade hoch an - vor alle wenn man sehr interessante Bezugsgrößen wählt. Es fährt aber nicht nur ein Auto, und es fährt auch nicht nur ein Auto über 130km/h.
Nein, es kann eben nicht jeder mit angepasstem Fahren seine eigene Sicherheit ins unermessliche steigern! Unfälle geschehen nämlich, von Alleinunfällen abgesehen, nämlich immer durch mindestens zwei beteiligte Fahrzeuge. Ich kann noch so vorsichtig und immer maximal 130km/h fahren - wenn mich jemand beim rechts überholen (was ja ohnehin schon verboten ist…) und dann noch eng einscheren von der Bahn schießt, kann ich genau gar nichts tun. Der Mythos, dass wenn jeder einfach nur gut auf sich selbst achtet auf alle geachtet ist hat sich in de letzten Jahrzehnten als katastrophal falsch herausgestellt!