Subventionen wirklich so effizient?

Ich bin seit 2 Jahren selbst Kleinunternehmer für Ladesäulen für E-Autos.

Dadurch hat sich meine Sichtweise zu Subventionen stark geändert.

Denn Förderungen klingen erst einmal für alle gut.
In der Realität stimmt das aber oft nicht.

Wir haben schon oft für unsere Kunden Förderungen beantragt und damit meist länger gebraucht, als für Planung und Bau der Ladestation.

Ein Großteil der Förderung ist so in bürokratischen Mehraufwand geflossen. Dazu kommt noch der zusätzliche Aufwand für den Staat.

Dabei waren viele Anforderungen, Berichtspflichen und Vorgaben unnötig. Von der eigentlichen Abwicklung will ich gar nicht sprechen. Da bekommt man dann z.B. eine Mail, dass man eine Nachricht im Förderportal hat. Im Förderportal ist dann wiederum ein Brief als PDF hinterlegt.

Diese persönliche Erfahrung schildere ich, um auf eine generelle Schlussfolgerung zu kommen, warum Subventionen und Förderungen meiner Ansicht nach meist eine schlechte Idee sind:

  1. Aufwand für Empfänger und Staat. So muss der Staat das Geld erst durch Steuern einnehmen und dann wieder verteilen. In diesem Prozess geht ein großer Teil des Geldes verlohren.

  2. Unflexibel. Vorgaben müssen einhalten werden, auch wenn es individuell oft effizientere Umsetzungswege gegeben hätte, die aber nicht ins Chema passen. So nutzen wir die Fähigkeit des Marktes nicht, komplexe Probleme zu lösen und tausende Marktteilnehmer zu koordinieren.

  3. Sie geben dem Staat mehr Macht.
    Auf einmal sind ungewählte Beamte Entscheider bei ganz vielen Projekten.

  4. Sie sind oft strukturell unfair.
    Ihre Komplexität führt dazu, dass große Unternehmen ganze Abteilungen zur Abwicklung aufbauen können, während kleine Unternehmer oder Menschen mit schlechten Sprach- und Jurakentnissen kaum eine Chance haben.
    So habe ich die Erfahrung gemacht, dass vor allem bereits gut vernetzte Unternehmen die Förderungen abstauben, die ja eigentlich auch mal selbst etwas investieren könnten.

Es gibt natürlich Fälle, in denen Subventionen und Förderungen sinnvoll sind. Z.B. in der Forschung oder um neuen Technologien eine Zeit lang auf sie Beine zu helfen.
In der Breite der Wirtschaft und dauerhaft sind sie falsch eingesetzt.

Ich glaube, dass große Unternehmen vor allen so dafür sind, da sie sich so vor Konkurrenz durch neue Unternehmen und Unternehmen aus dem Ausland schützen können. Das macht unsere wirtschaft aber langfristig ineffizient.

Daher bin ich gegen das ganze Mikromanagement des Staates. Stattdessen sollte er große Lösungen implementieren, z.B. CO2 Preis und endlich das Klimageld.
Denn hier müssen eben nicht Millionen Endkunden ständig irgendwelche Anträge ausfüllen, sondern der CO2 Preis schlägt sich schlicht auf die normalen Preise nieder und das Klimageld bekommt man automatisch aufs Konto.

Wie sind eure persönlichen Erfahrungen mit Subventionen und Förderungen?

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Ich kann da nur aus der Forschung berichten und da ist es ähnlich. Alleine hat man de facto keine Chance, man braucht ein Verbundprojekt mit mehreren Partner. Am besten mind. eine Uni, ein Forschungsinstitut und einen Industriepartner. Gerne auch möglichst diversität aufgestellt, am besten gleich hin bis zu Sozialwissenschaftlern, die den Effekt auf die Gesellschaft untersuchen. Damit werden es viele Projektpartner, die Gesamtsumme sollte aber nicht zu hoch werden, daher kriegt jeder nur einen relativ kleinen Teil. Den Verwaltungskram hat man trotzdem von der Buchhaltung bis zu Zwischenberichten. Dabei noch so nette Sachen wie das ein Projekt rückwirkend bewilligt wird, also man am 25.11.2023 einen Bescheid erhält, dass das Projekt bewilligt wurde und seit dem 01.10.2023 bereits läuft und nur 90 % bewilligt wurden (man 10 % weniger Geld für gleiches Ergebnis).
Besonders schlimm dabei EU-Projekte, da braucht man sehr viel Wissen, um erfolgreiche Anträge zu stellen und die Verwaltung wurde immer nur als absoluter Horror beschrieben.

Letztes Jahr habe ich mich mit der Einwerbung von Geldern für Waldumbau beschäftigt. Fachlich ein sehr gutes Konzept, aber alle Stellen wo es Geld vom Bund gibt, sind rausgeflogen. Denn diese waren alle zu kompliziert. Einarbeitung in die Antragssoftware, das Schreiben des Antrags (mit passender Anzahl an Zeichen), diverse Erklärungen, viel zu kompliziert. Vor allem war es uns nicht möglich das Geld auszulegen. Da gibt es Stiftungen, die da wesentlich besser sind. Da erhält man fünfstellige Beträge per Telefonanruf und dann kommt irgendwann jemand vorbei und prüft vor Ort was gemacht wird. Ohne solche Geldgeber ginge es nicht.

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Vielen Dank Florian.

Ich frage mich oft, ob man den Menschen nicht mehr vertrauen könnte?

Wenn z.B. die Grundausstattung bei Unis erhöht würde und die Uni einfach selbst entscheidet, wofür sie das Geld am besten ausgeben.

Denn das ist ja eigentlich die Idee einer Marktwirtschaft, dass wir es einzelnen Akteuren zutrauen, solchen entscheidungen Verantwortungsvoll zu treffen.

Es ist glaube ich eher so, dass es bei so vielen Forschenden, Subventionierten oder anderen Zahlungsempfähngern immer welche gibt, die das System ausnutzen. Wenn immer eine solche Geschichte raus kommt, erläst der Zuständige im Ministerium irgendwelche Maßnahmen, dass es nicht mehr zu sowas kommen kann. Diese Maßnahmen erhöhen den Verwaltungsaufwand für alle, so dass dieser inzwischen so hoch ist, dass er höher ist, als der durch die Veruntreuungen entstandene Schaden. Was dabei auch zu kurz kommt ist, dass sich die Geldgeber intensiver mit den Projekten auseinandersetzen, dann würde ein Betrug auf fachlicher Ebene bereits deutlich erschwert.

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Die Forderung kenne ich selbst auch aus der Uni. Auch deshalb, weil originäre „Normalbetriebsaufgaben“ wie die Lehre aus Drittmitteln nicht direkt finanziert werden.
Allerdings geht das Ganze meines Wissens eher auf einen neoliberalen Geist zurück, der Märkte und Wettbewerb pauschal als die besten Verteilmechanismen sieht (und staatliche Ausgaben grundsätzlich skeptisch beäugt und einem Effizienzgebot unterstellt). Schlechte Nebeneffekte sind, genau, dass derjenige das Geld bekommt, der am besten Anträge schreibt, nicht am besten forscht. Neben Buzzwordbingo geht es da auch um das Prestige und Vernetzung einzelner Profs. Teilweise versuchen Förderinstitutionen in Randbereichen schon, mit Zufallsmechanismen und ähnlichem, diese Logiken bewusst zugunsten von Pluralismus aufzubrechen.

Ich denke aber im Falle der Wissenschaft nicht, dass ein besseres System viel mit Marktwirtschaft zu tun hätte. Das ist, jedenfalls bei Grundlagenforschung und vielen Dingen außerhalb des MINT-Bereichs, eben kein handelsfähiges Gut. Vielleicht ließe sich dein Zitat daher eher abwandeln und auf die freiheitliche/individualistische Gesellschaft beziehen.

Ich glaube du hast meinen Marktwirschaft Vergleich anders verstanden, als er gemeint war.

Ich meinte, dass die Uni ein eigeninteresse hat, das Geld sinnvoll auszugeben.

Genau so guckt ja auch jeder Konsument wie er sein Geld ausgibt. Welches Bedürfnis ihm also wie wichtig ist.

Genau das gleiche macht auch jedes Unternehmen intern. Diese Prozesse mussen natürlich gut gemanagt werden, damit es nicht zu Missbrauch kommt, aber die Frage ist ob die ganze heutige Bürokratie wirklich so gut davor schützt.

In der Praxis wird ja trotzdem viel getrickst, z.B. werden irgendwelche Rechnungen noch mit auf andere Projekte gebucht, Für Forschung angestellte (und geförderte) machen am Ende Lehre in einem ganz anderen Gebiet und Assistentenaufgaben für den Prof. usw.