Studie Bauen & Mietpreise: Keine Besserung in Sicht trotz Bauaktivität

Eine Datenanalyse der Zeit hat sich mit den Auswirkungen des Wohnungsbaus auf die Mietpreise auseinandergesetzt. Die Ergebnisse ernüchtern und sind entgegensetzt zu landläufigen Annahmen. Selbst Städte, die in den vergangenen Jahren erheblich in den Wohnungsbau investiert haben, d.h. mehr Wohnung gebaut haben als das Bevölkerungswachstum, leiden an hohen Mietpreissteigerungen. Das politische Werkzeug, das insbesondere die FDP (aber auch die Bundesregierung), in den Kampf gegen zu hohe Mietpreise einsetzt, scheint eher stumpf zu sein. Die FPD wird nicht müde zu betonen, dass die hohen Mietpreise zum einen durch mehr Bauaktivitäten und zum anderen durch schneller Planungsverfahren zu lösen sein. Die Studie legt einen anderen Schluss nahe. Die Vorschläge der Autoren sind überraschend, den „günstigen“ Wohnungsmarkt liberalisieren und den „teuren“ Wohnungsmarkt regulieren. Der Vorschlag ist mir neu und hört sich spannend an.

Es wäre interessant, die Resultate der Studie zu besprechen. Wie soll man damit umgehen? Wie robust sind diese Ergebnisse? Was sagt die Bundesregierung dazu? Wie könnten neue Anreize aussehen?

Herzliche Grüsse

Elias Barth

Hier gibt’s das ganze auch in kurzer Podcast-Form (von -9:24 bis -5:30).

Der komplette Artikel bei Zeit Online ist leider hinter einer Paywall (siehe hier)

Als Grund für die Problematik wird genannt, dass die Baupreise durch Handwerker- und Materialmangel, aber auch stetig wachsende Anforderungen (Dämmung, Lärmschutz, Umwelt, Wärmepumpen usw.) massiv gestiegen sind, sodass die Mieten für neu gebaute Wohnungen zwangsläufig, wenn diese eine gewisse Mindest-Rendite erzeugen sollen, sehr hoch sind. Da die neu gebauten Wohnungen also in der Miete deutlich teurer sind als die Altbestände kommt es durch das zusätzliche Angebot zu keiner effektiven Mietpreissenkung.

Tja, was kann man dagegen tun?

Weniger Anforderungen an Neubauten zu stellen ist eine fragwürdige Lösung, da wir ja durchaus wollen, dass die Standards steigen, also umweltbewusst und emissionsarm gebaut wird.

Einige sehen - das wurde ja in der Vergangenheit auch schon diskutiert - das Problem auch darin, dass Altverträge so viel günstiger sind als Neuverträge, sodass es sich für das Rentner-Ehepaar in der 120 m²-Wohnung, die damals für ihre Kinder angemessen war, nicht lohnt, in eine ausreichende 60 m²-Wohnung umzuziehen, weil letztere ähnlich teuer oder sogar teurer wäre als die bisherige. Eine Anpassung der Mieten von Altverträgen an das hohe, neue Mietniveau würde zwar das Problem der „Fehlbelegung“ ein Stück weit reduzieren, aber zu massiven Härten führen, da die Mieten einiger Menschen plötzlich massiv steigen würden. Und diese Langzeit-Mieter sind in aller Regel nicht in der oberen Mittelschicht anzusiedeln, sondern darunter… Und Rentner nun mit künstlichen Mieterhöhungen aus ihren Wohnungen zu drängen ist generell äußerst fragwürdig.

Ein anderer Ansatz wäre eine Preisbremse bei Neubauten, aber dann droht die Gefahr, dass sich Bauen auch für die Unternehmen nicht mehr lohnt und folglich weniger gebaut wird. Die Frage ist, welche Rendite-Erwartungen Bauunternehmen aktuell haben und ob da ein Spielraum ist, diese zu senken, ohne dass die Zahl der Neubauten zurückgeht.

Welchen Mietpreis haltet Ihr bei einem Neubau für angemessen? Nur mal so zum Abgleich.

Ich hab da so einen Verdacht, warum die Handwerker- und Baupreise so explodieren konnten:

Es wurden hier also gleich doppelt die Preise unnötig erhöht:

  1. Es wurden nicht die günstigsten Anbieter gewählt
  2. Die Schmiergelder müssten die Baufirmen auch wieder reinkriegen, daher wird der Auftrag nochmal teurer.

edit:

Komisch, auf einmal ist es für „die Liberalen“ (Zitat aus dem Podcast) in Ordnung, in bestehende Verträge einzugreifen, was für eine miese Doppelmoral. Ist ausdrücklich nicht auf dich bezogen @Daniel_K , du beschreibst das Ganze ja nur. :slight_smile:

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Ich denke, da muss massiv investiert werden. Es kann nicht so sein, dass Wohnungen, wie man die in der Zukunft haben möchte, unbezahlbar sind. Egal wie und was, es muss Bautypen geben, wovon man künftig Hunderttausende bauen kann.

Die grundsätzliche Fehlbelegung ist, dass viel Boden in Ballungsräumen untergenutzt wird mit Einfamilienhäusern. Es gibt da massives Potential, um nach zu verdichten.

Wenn mehr Leute nah an der Stadt wohnen können zahlt sich das aus:

  • kein Auto zu brauchen sorgt dafür, dass man das Geld in die Wohnung stecken kann
  • nah an der Stadt wohnen zu können bedeutet, Zugang zu höheren Einkommensquellen
  • die Nachverdichtung selbst sorgt dafür, dass im Gebiet insgesamt mehr erwirtschaftet wird und also Menschen höhere Löhne kriegen können

Nachfrage nach Kaufimmobilien sinkt in München drastisch, weil es sich viele aufgrund der Zinsen nicht mehr leisten können.
Diese verhinderten Käufer drängen zusätzlich in den Mietmarkt und treiben die überhitzten Preise noch weiter nach oben.