Strompreisbremse: Greifen Energieversorger nebenbei Steuergelder ab?

Liebes Lageteam,
vielleicht könnt ihr ein Thema kurz recherchieren welches mich bewegt. Greifen die Energieversorger betrügerisch unsere Steuergelder ab? Folgender Fall. Mein alter Vertrag mit meinem Energieversorger ESB Süd kostet 13,5 Cent pro kWh. Also wird der Staat mich und meinen Versorger subventionieren, da der Preis über der Preisbremse liegt. Nun habe ich vor 2 Wochen festgestellt, dass aber auch ein günstigerer Preis mi 9,99 Cent pro kWh verfügbar ist. Damit wäre keine staatliche Unterstützung mehr notwendig und der Verbraucher spart sich richtig Geld. Als ich den Versorger damit konfrontiert habe meinte er, dass er nicht verpflichtet ist, die Reduzierung zu kommunizieren. Somit zahlen viele Kunden weiterhin 13.5 Cent oder mehr und der Staat kompensiert die Mehrkosten. Auf diese Weise füllt sich der Energieversorger mit Steuergeld die Taschen oder irre ich mich?
Ich habe mit der Verbraucherstelle der Bundesnetzagentur telefoniert. Die bestätigten meine Annahme und meinten, dass das natürlich „blöd“ ist und verwiesen mich an des Bundeswirtschaftsministerium.
Könnt ihr das mal recherchieren? Läuft das im ganzen Land schief oder nur hier im Süden? Vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
Markus Törringer

Ich vermute, Du hast einen Vertrag mit einer Laufzeit. Daran sind beide Seiten gebunden, egal, wie der Marktpreis sich aktuell entwickelt. Du hast das Risiko, dass Du später einen günstigeren Vertrag hättest bekommen können, der Versorger, dass er teurer wird einkaufen müssen - und er sichert sich über die Laufzeit auf den Beschaffungsmärkten ab.

Verlangst Du jetzt, alle Versorger sollten allen Verbraucher den günstigsten Tarif anbieten, den sie anderen Verbrauchern anbietet? Nun, das Kontingent für Dich kauft er aber zu höheren Preisen ein.

Nein, ich habe keinen Vertrag mit Laufzeit. Ich verlange dass der Versorger keine staatlichen Subventionen erhält, wenn er das Gas deutlich billiger am Markt bekommt. Er kauft Gas für deutlich unter 10Cent am Markt und verkauft es (ja auch durch Unwissenheit des Kunden) sehr teuer weiter. Aber der Steuerzahler zahlt doch nun die Lücke zwischen 12Cent und 13,5 Cent. Also für 80% meines letztjährigen Verbrauchs zahlt der Steuerzahler dann 1,5 Cent an den Versorger obwohl das überhaupt nicht notwendig ist. Somit füllen die Subventionen die Taschen der Versorger anstatt die finanziell schwächeren Haushalte zu entlasten. Oder sehe ich das falsch?

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Ich hatte erst überlegt, ein neues Thema auf zu machen, aber packe es mal hier zu:

Zusammengefasst: Es gibt wieder günstige Tarife, die unter der Strom- und Gaspreisbremse liegen. Also gehören die Preisbremsen m.M.n. abgeschafft, weil wechselfaule Privathaushalte den Steuerzahler ganze 3.000.000.000 € kosten

Dabei würde auch der Steuerzahler profitieren, so das Vergleichsportal: Würden alle Kunden aus dem teuren Grundversorgungstarif in einen günstigeren Tarif wechseln, könnte sich die Ersparnis des Staates laut Verivox auf mehr als drei Milliarden Euro summieren.

Warum wendet man die 3 Mrd. € nicht z.B. für einen Teil der Kindergrundsicherung auf, für die Christian Linder kein Geld mehr hat, anstatt sie an die Strom- und Gasanbieter zu verschenken? (Kindergrundsicherung: SPD kritisiert FDP-Blockade | tagesschau.de)

Ich kenne Beispiele eines großen überregionalen Energiediscounters, der seinen Kunden nach Ablauf der Vertragslaufzeit einen deutlich erhöhten Stromtarif bei ca. 60ct/kWh anbietet. Gleichzeitig bot dieser gleiche Anbieter bei den üblichen Neukundenportalen den Stromtarif für etwas unter 40ct/kWh an. Ein Wechsel in diesen Tarif sei aber nicht möglich. Das ist dann schon ziemlich eindeutig ein Ausnutzen der Strompreispremse zu Lasten der Verbraucher und auch des Steuerzahlers. Ungünstige Vertragsausgestaltung bei ein und demselben Anbieter sollte sanktioniert werden.

Unterschiedliche Anbieter können aber durch ihre Einkaufspolitik unterschiedliche Preise anbieten, ohne dass dadurch der Kunde oder Steuerzahler gezielt übervorteilt werden soll. Insbesondere Grundversorger haben meist eine langfristige Einkaufsstrategie, die Preisanstiege an den Strombörsen dämpft. So waren zuletzt für viele Kunden die Grundversorger die günstigsten Anbieter.

Sollten jetzt alle Kunden vom Grundversorger wegwechseln, nur weil es jetzt wieder günstigere Tarife woanders gibt? Das könnte in großer Masse manchen Versorger in die Bredoille bringen.

Hmm, aber was ist mit den Leuten, die teure Verträge mit Mindestlaufzeit eingegangen sind?

Hier in Bochum haben die Stadtwerke z.B. allen Bestandskunden zum 31.12. gekündigt und vor die Wahl gestellt, entweder in den Basistarif zu wechseln (monatliche Kündigung, aber keine Preisgarantie, dh. schwankende Preisaussicht) oder einen 12-Monats-Vertrag mit Preisgarantie abzuschließen.

Die Preise waren in beiden Fällen nahezu identisch (44,17 ct/kWh im Basistarif, 43,21 ct/kWh im 12-Monats-Vertrag, knapp 4 Euro Grundpreis/Jahr mehr im 12-Monats-Vertrag), wegen der angekündigten Strompreisbremse machte es für halbwegs informierte Kunden i.d.R. keinen Sinn, die 12-Monats-Bindung zu akzeptieren (da man dann von sinkenden Preisen nicht profitieren kann, während steigende Preise dank Strompreisbremse relativ irrelevant sind…).

Die Preise im Basistarif wurden jetzt zum April wegen der sinkenden Energiemarktpreise auf unter 40 ct. / kWh gesenkt, aber wer damals den 12-Monats-Vertrag abgeschlossen hat, ist jetzt natürlich blöd dran. Bei 44 ct/kWh mag das noch okay sein, aber wer damals aus Angst vor einer weiteren Preiserhöhung einen langfristigen Vertrag zu über 50 ct/kWh akzeptiert hat, hat natürlich nun ein Problem.

Ein Wegfall der Strompreisbremse würde also jetzt vor allem diejenigen treffen, die langfristige Stromverträge zu ungünstigen Konditionen abgeschlossen haben, nicht nur „wechselfaule“ - eben weil nicht jeder im Basistarif mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit ist. Klar kann man sagen: „Selbst Schuld“, vor allem, wenn der Stromvertrag nach Ankündigung der Strompreisbremse abgeschlossen wurde. Andererseits ist das halt wieder eine Bestrafung der Uninformierten, was sozial betrachtet ein ganz eigenes Problem ist.

So habe ich das noch nicht betrachtet, da ist natürlich auch was dran :thinking:

Ich bin auch sehr geneigt, genau das zu sagen, aber natürlich hast du mit dem letzten Satz auch recht. Ob man auch hier solidarisch sein sollte „oder ob irgendwo auch mal etwas Eigenverantwortung verlangt werden darf“ ist eine schwierige Frage.
Auf jeden Fall wäre es sinnvoll, die Gruppe der Wechselfaulen, dazu zu bewegen, sich nach was günstigerem umzuschauen. Was ja auch im Interesse von CHECK24 und co. ist…
Es würde ja nicht du der Staat Geld sparen, sondern auch die Kunden selbst. Für 20 % zahlen sie ja immerhin den Normalpreis und auch die 80 % mit Preisbremse bieten noch Sparpotential.

Welche Lehre könnte man denn aus der aktuellen Situation für die Zukunft ziehen?
Wie könnte man ein potentielle Preisbremse besser gestalten?

Auch ich packe meinen Beitrag mal hier dazu. Eher als Ergänzung zum Thema, nicht als direkte Antwort.

Eine weitere Lücke in der Gesetzgebung besteht meiner Meinung nach im Umgang mit Neukunden, welche in Häuser ziehen, die entweder nicht bewohnt oder neu gebaut wurden. In beiden Fällen gibt es keine Berechnungsgrundlage. Es gibt für diese doch sehr häufig vorkommenden Fälle keine Lösung und die Beteiligten erhalten keine Strom/Gaspreisbremse.