Steuerbare Verbrauchseinrichtungen Theorie und Praxis LdN381

Das letzte Thema der Lage diese Woche lässt den Zuhörer erstmal optimistisch zurück. Leider ist die Theorie, die im Podcast beschrieben wurde noch nicht wirklich Praxis.

Die Idee nochmal kurz zusammengefasst: Große Verbraucher, wie Wärmepumpe und Wallbox werden über eine zweiten Stromzähler angemeldet und der Versorungsnetzbetreiber bekommt das Recht, die Leistung zu drosseln, wenn der Strombedarf im Netzt sehr hoch ist, dafür erhält man einen vergünstigten Stromtarif. Es wird ein Minimum an Leistung immer garantiert und es wird nur nach Bedarf abgeschaltet.

Nun zur Realität (Alltagsbericht, wenn man in dem Bereich arbeitet. Wallboxen für Mietshäuser, Mieterstrom, usw.).
Die Digitalisierung der meisten Versorgungsnetzbereiber ist leider noch lange nicht so weit, wie die Bundesnetzagentur es gerne hätte. Zur Zeit gibt es in der Regel nur zwei Arten, wie die Steuerbarkeit umgesetzt wird: Entweder mit einem Rundsteuerempfänger, der ein Impuls empfängt, der auf die Frequenz des Stroms überlagert wird und dann die Verbraucher abschaltet oder eine Zeitschaltuhr, die stumpf jeden Tag zur selben Zeit abschaltet. Die Verwendung vom Smart-Meter-Gateways und der tatsächlichen Reduktion der Bezugsleistung ist wirklich die absolute Ausnahme.
Bei Wärmepumpen ist diese Abschaltung nicht so problematisch, da beim Auslegen der Wärmeleistung auch die Abschaltzeit eingeplant wird. Es entsteht kein Komfortverlust. Bei Wallboxen ist diese teilweise anders. Viele Wallboxen starten nicht automatisch den Ladevorgang, nachdem der Strom abgeschaltet wurde. Dies bedeutet in der Praxis, man schließt sein Auto um 19 Uhr nach der Arbeit an, scannt seine RFID-Karte und geht in die Wohnung, von 20 bis 21 Uhr wurde abgeschaltet, um 21 Uhr geht die Wallbox wieder an, aber der Ladevorgang wird nicht fortgesetzt. Man müsste jetzt wieder zur Wallbox gehen und den Ladevorgang erneut starten. Dies lässt sich einfach niemanden verkaufen und führt dazu, dass sich niemand für diese Option entscheidet, auch wenn es für das gesamte Stromnetz gedacht natürlich eine riesen Chance ist.
Auch die Leistungsreduktion kann Probleme mit sich bringen, da manche Autos unterhalb einer Mindestleistung von 5,2kW ihren Ladevorgang einfach wieder abbrechen (Ausnahme bei sehr wenigen Autotypen).
Man kann nur hoffen, das die unnötig große Anzahl von verschiedenen Versorgungsnetzbetreibern eine einheitliche Lösung findet und diese, zusammen mit der flechendeckenden Installation von intelligenten Messsystemen zeitnah umsetzten.

Die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und insbesondere das zeitlich gezielte Laden und Entladen können als erster Schritt zum „Smart-Grid“ einen riesigen Anteil daran haben, ein dezentrales stabiles Stromnetz ohne fossile Stromerzeuger zu realisieren, da die Masse an Elektroautos als Deutschlands größter Energiespeicher genutzt werden könnte.

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Leider bekommen wir in unserer 8er WEG jetzt gerade vom Netzdienstleister nach Aufstellen einer 29kWp PV auch einen dieser Rundsteuerempfänger, laut Wikipedia ist das die Fax-Variante unter den Steuerungen.

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