Stand Glasfaserausbau in Deutschland

Die Regierung will den Glasfaserausbau voranbringen.
Was ist da inzwischen Stand der Dinge? Geht es voran? Wo liegen die Probleme beim Ausbau?

In Hamburg hat sich ein Anbieter aus dem Glasfaserausbau komplett zurückgezogen: „GlobalConnect hat Netzausbau im Norden der Stadt eingestellt und Kunden gekündigt.“ Glasfaser-Ausbau in Hamburg gestoppt: Springen Telekom und Co. ein?

Ich wohne in einer großen Reihenhaus-WEG in Hamburg. Wir haben Glasfaser bis an den Straßenrand.
Innerhalb unserer WEG liegen noch die alten Kupferkabel.
Unser Provider will uns nur anschließen, wenn wir als WEG geschlossen mitmachen, weil die Investitionskosten zuhoch sind und es keine Förderung gibt. Der Anschluß käme pro Reihenhaus 540€. Laut unserer Verwalterin ist der Glasfaseranschluß (analog zum Kabel-TV) aber Privatsache und daher können wir als WEG keine Modernisierung beschließen. Damit gibt es hier keine Glasfaserzukunft.

Eine Freundin, die in Mecklenburg in einem Dorf wohnt hat jetzt Glasfaseranschluß - Dank öffentlicher Fördergelder ohne Kosten.

Wir bekommen hier auf dem Dorf auch gerade einen Glasfaseranschluss zum Nulltarif gelegt. Allerdings dann mit 2 Jahren Vetragsbindung.

Sind da in jedem Reihenhaus mehrere Parteien? Wenn es sich um ein „normales“ Reihenhaus handelt, also eine Partei pro Reihenhaus, und das Glasfaserkabel schon unter dem Fußgängerweg liegt, dann sollte der Provider doch dein eigenes Reihenhaus anschließen können. Dann gilt:

[die WEG-Novelle von 2020 gibt] nun einen grundsätzlichen Rechtsanspruch auf den Einbau einer Ladesäule für ein Elektro-Fahrzeug sowie auf einen Glasfaseranschluss. Allerdings müssen sie die dadurch entstehenden Kosten selber tragen. WEG-Reform kommt: Neue Rechte für Wohnungseigentümer

Aber kann natürlich sein, dass die Situation bei euch eine andere ist.

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Das ist wirklich interessant - man würde ja meinen, dass solche Ausbaumassnahmen allen zu den gleichen Bedingungen angeboten werden müssten.

Ich kann von 2 Beispielen berichten: Berlin Prenzlauer Berg einerseits und Bayreuth andererseits. An beiden Orten hat die Telekom den Anschluss angekündigt. Und zwar kostenlos in die Häuser und auch in die Wohnungen.

Ohne Zusatzkosten scheint mir das einzig richtige, wenn man es ernst meint mit der Digitalisierung.

Problem Telekom allerdings: die Termine wurden schon zweimal um mehr als 1 Jahr nach hinten geschoben. Ich hätte gerne bezahlt im Austausch für „sofort“ statt „irgendwann“.

Ausbaustand Bundesnetzagentur (Festnetz und FTTB/H auswählen): Breitbandatlas Karte

Telekom Ausbaukarte sieht ziemlich traurig aus (Festnetz + Glasfaser 1000 auswählen): 5G Netzabdeckung: Stand des Netzausbaus | Telekom

Wie so oft: too little, too late

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Nun, in unserer Marktwirtschaft ist es ja das Ziel, erstmal möglichst viel Gewinn mit einer neuen Technik (wenn wir Glasfaser mal dazu zählen) zu erzielen.
Wenn es sich etabliert hat und die Gewinne sinken, sinken auch die Preise und es wird massentauglich.
War bei DSL ja ähnlich.

Also Geduld… :wink:

Ich wohne auf einem Dorf mit ca 3000 Einwohnern, welches aber zentral in einem Kreis mit vielen Dörfern liegt. Daher haben wir hier Einkaufsmöglichkeiten, die eher einer Kleinstadt entsprechen. Nur die Internetanbindung ist eher unterirdisch.

Vor ein paar Jahren dann kam dann eine Firma und bekam den Zuschlag für den Ausbau. Vor ca 2 Jahren wurden überall Leerrohre gelegt. Firmenvertreter kam in die Häuser und es wurde festgelegt, wo die Anschlüsse ins Haus gelegt werden. Und dann kam das große Nichts.

Der Ausbau verzögerte sich, weil die Firma plötzlich entdeckte, dass da ganz neu die Weser floss. Und tatsächlich fährt hier auch die Bahn und die fährt auf Trassen. Völlig unvorhersehbar. An beidem verzögerte sich die Verlegung erheblich.

Jetzt ist ein Teil der Orte angeschlossen. Aber nicht durchgehend. Klassisches Beispiel. Unsere Nachbarstraße. Auf Nachfrage kam raus, dass direkte Nachbarn - alle angemeldet für den neuen Anschluss - drei verschiedene Stände hatten. Einer hat den Anschluss und alles läuft, ein zweiter hat einen Brief mit der Ankündigung, dass der Anschluss jetzt kommt, und der dritte hat seit seiner Anmeldung vor Jahren nie wieder was von der Firma gehört. Wir als nächste Straße haben ebenfalls seit Jahren keine Nachrichten mehr erhalten. Offiziell ist der Ausbau in unserem Ort aber laut der Firma abgeschlossen.

Fragt man die Kreisverwaltung, die den Auftrag für den Ausbau gegeben hat, so verweist sie auf die Firma. Die sagen - wenn sie denn überhaupt mal erreichbar sind -, sie wüssten nichts über den Stand, man solle sich bei den Tiefbaufirmen erkundigen. Und die verweisen zurück auf die Firma. Das ist Chaos pur. Null Info. Oder anders formuliert. Der ganz normale Alltag in Deutschland.

Der Glasfaseranschluß liegt an einem Übergabepunkt an der Straße…meine Reihenhauszeile ist davon ca. 100m entfernt … andere noch weiter.

Mein Provider schreibt auf meine Anfrage dazu.
"Aufgrund der hohen Ausbaukosten können wir aber nur einen Komplettausbau mit allen Beteiligten anbieten, sodass wir die Zustimmung aller Eigentümer benötigen.
wilhelm.tel und auch unser Kooperationspartner willy.tel bieten in der Regel den Glasfaserausbau ausschließlich in Mehrfamilienhäusern an, da hier die Kosten weniger hoch sind als bei EFH/RHH. Sobald wir Einfamilienhäuser oder Reihenhäuser versorgen, tun wir dies nur in Form von WEGs, welche dem gesamten Ausbau zugestimmt haben.
Leider können wir Ihnen demzufolge kein Einzelangebot für einen Anschluss Ihres Objektes zur Verfügung stellen."

WillyTel bestätigte dies:
"Der Anschluss eines einzelnen Einfamilienhauses ist dazu selbst bei Vorhandensein einer Glasfasertrasse, bedingt durch behördliche Genehmigungen, Straßensperrung, Tiefbautrupp und Hardware, für nur einen oder zwei Interessenten sehr aufwendig und kostenintensiv und damit für uns nicht wirtschaftlich."

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Dann ist das vermutlich ein Ausbau, den der Provider auf eigene Kosten betreibt. Bei uns ist das subventioniert (weil sich die Kommune um Fördergelder bemüht hat), im Gegenzug müssen aber alle Häuser die wollen auch angeschlossen werden, auch wenn das ein einzelnes EFH am Ende einer 100m Stichstraße ist.

Dann bleibt wohl nur die anderen Bewohner weiter im Gespräch zu halten und ihnen vielleicht auch klar zu machen, dass ein Glasfaseranschluss ein wichtiger Aspekt für den Erhalt des Immobilienwerts ist. Ich denke wenn ein oder zwei Anwohner ausscheiden würde das Kabel am Ende trotzdem gelegt.