Ich bin neu hier im Forum, aber höre die Lage bestimmt schon einige Jahre. Einfach, weil ich Stimmen der Vernunft in dem politischen Getöse brauche. Mittlerweile kann ich selbst normale Diskussionen mit Politikern im Fernsehen kaum noch anschauen. Gestern und Vorgestern aber nach dem Anschlag in München war es wirklich fast unerträglich.
Ich war am Donnerstag selbst in der Demo. Das Auto ist knapp neben mir durch die Menge gefahren. Ich bin körperlich unverletzt, aber erschüttert. Und dann Politiker zu hören, die wieder ihre üblichen Phrasen aus der Schublade holen, hat fast schon körperlich, aber auf jeden Fall mental extrem wehgetan.
Es gab zum Glück auch ein paar andere Stimmen. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Anteil genommen wird. Mehr über meine vielen verletzten und traumatisierten Kollegen geredet wird. Wie es beispielsweise unser Oberbürgermeister oder auch die Leute von ver.di gemacht haben. Hinten im Zug waren fast alles Leute vom Baureferat, von den Stadtwerken, von der Abfallwirtschaft und von der Stadtentwässerung. Ich würde gerne Geschichten über die lesen und was sie für die Stadt und die Menschen tun und wer diese Menschen sind (zum Glück nicht waren).
Oder auch, dass die Stadt als Arbeitgeber sich jetzt sehr intensiv um ihre Leute kümmert. Dass die Stadt und ihre Bewohner jetzt zusammenrücken. Dass es eine Solidaritätskundgebung in Leipzig gab. Oder auch viele andere Sachen, die ich nicht weiß oder mitgekriegt habe.
Sorry für den Rant. Ich hatte gerade das Gefühl ich muss irgendwie aktiv werden, um nicht nur Opfer zu sein und dad hier ist gerade mein Weg
Das ist alles unendlich traurig.
Nun sind eine Frau und ihr Kind gestorben.
Ich möchte an dieser Stelle das Statement der Familie der Verstorbenen aus der Süddeutschen zitieren:
„Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat“: Familie der beiden Verstorbenen veröffentlicht Statement
Die Familie der Verstorbenen hat ein Statement herausgegeben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Darin heißt es:
„Wir möchten uns zunächst bei denen herzlich bedanken, die aufrichtige Anteilnahme und Solidarität gezeigt haben. Wir bedanken uns bei den Hilfskräften, bei den Pflegekräften, Ärztinnen für die gute Unterstützung, Begleitung und für den emotionalen Beistand. Amel ist in Algerien geboren und ist mit vier Jahren nach Deutschland gekommen. Sie studierte Umweltschutz in Köln und Bingen. Seit 2017 war sie Beschäftigte der Landeshauptstadt München als Ingenieurin. Sie war Projekt- und Sachgebietsleitung.
Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Hafsa lebte sie seit 2017 in München. Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben.
Wir möchten bekräftigen, dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren. Wir haben mit dieser Erklärung alles gesagt und möchten eindringlich darum bitten, von Anfragen abzusehen, da die Trauer und der Verlust nun im Vordergrund stehen. Familie und Freunde“
Liebes Lage-Team,
ich höre Euren Podcast sehr gerne und finde dank Eurer hervorragend recherchierten Hintergrundinfos in Diskussionen schnell Argumente gegen zu pauschale und oft fremdenfeindliche Thesen.
Gerade beim Thema Migration hat mir Euer Podcast schon sehr oft weitergeholfen!
Kennt Ihr zufällig den Podcast „Mythen über Migration“ von Hörsaal - Deutschlandfunk Nova (Migration: Viele gängige Annahmen stimmen nicht · Dlf Nova)?
Den habe ich neulich gehört und fand ihn wunderbar nüchtern und ehrlich. Geht sehr stark in die Richtung von dem, was ich dank Eurer Podcasts über die Nützlichkeit und Wichtigkeit von Migration gelernt habe, nur eben direkt von einem Migrationsforscher.
Ich freue mich auf weitere Folgen von Euch!
Hab mir den Vortrag angehört. Tatsächlich sehr gut.
Fazit u.a.: Das Schließen von Grenzen führt zu mehr Migration und nicht zu weniger.
Migration gab es immer, aktuell ist es eher weniger als mehr. Normalerweise ist es ein Kommen und Gehen.
Migranten sind nicht für Probleme verantwortlich, für Probleme kann allerdings die Konzentration an bestimmten Orten führen. Wichtig ist, über die Integration der Migranten nachzudenken und nicht zu versuchen, sie auszugrenzen.
Neoliberales Denken hat die Migrationspolitik viel zu lange dominiert.
Danke erstmal für den Artikel mit dem Statement der Familie. Das hat den Schock über die Nachricht wenigstens ein kleines bisschen besser gemacht.
Ich kann auch dazu nochmal die Tagesthemen vom Samstag, den 15.2. empfehlen. Manchmal hilft meht als alle Worte zu sehen, dass der Reporter in der Schalte Tränen in den Augen hat.
Das kann man natürlich von keinem Reporter erwarten, aber diese authentische Menschlickeit hat mir persönlich geholfen.
Gestern Aufmarsch der AfD war schwierig. Aber gleichzeitig hat das dazu geführt, dass eine Menschenkette (zum großen Teil Antifa) den Trauerort abgeschirmt haben. Dann hat auch die Polizei die Menschenkette beschützt. Ich dachte nie, dass ich mal eine Kooperation zwischen Antifa und Polizei sehe. Leider hat es das kaum noch in die Nachrichten geschafft.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich die Reaktion der meisten Politiker. Es würde so viel Kraft in Zeichen von Zusammenhalt liegen, statt wie üblich dem wir gegen die Reflex nachzugehen.
Wahrscheinlich gibt es diese Woche noch eine große Solidaritätsaktion, aber das ist noch nicht offiziell. Wenn wir statt wie wahrscheinlich auch vom Täter gewollt Hass und Spaltung Raum geben, sondern stattdessen näher zusammenrücken, dann ist das vielleicht sogar eine effektivere Präventation für potentielle weitere Attentate, als die üblichen Abschiebedebatten.
Ich hoffe, es ist ok, wenn ich hier eine Studie poste, die belegt, dass Migration nicht zu mehr Kriminalität führt.
Was so schreckliche Attentate und all das Leid vielleicht vermeiden helfen kann, sind zielgerichtete Maßnahmen (Psychotherapeutische Versorgung, Jugendtreffs, Sozialarbeit, Vernetzung von Behörden etc.) und nicht Scheinlösungen wie Grenzschließungen.