Sofortige Genozid-Präventionsmaßnahmen Israels?

Das ist wieder das „Aber die anderen arabischen Staaten“. Wie oft muss ich noch sagen, dass die anderen arabischen Staaten auch egoistische, zum Teil auch rassistisch-antisemitische Ziele verfolgten? Ja, die arabischen Staaten haben auch immer wieder Öl ins Feuer gegossen, zum fünftausendsten Mal. Das Letzte, was ich hier sagen will, ist, dass die arabischen Staaten in irgendeiner Form moralisch besser gehandelt hätten als Israel. Das haben sie nicht, da sind wir uns einig. Aber was ändert das an der Situation?!? Ja, es müssen auch die arabischen Staaten ihr Verhalten grundlegend ändern, aber das werden sie sicherlich nicht, so lange Israel weiter Siedlungen baut.

Und das ist doch das ganze Problem, warum wir uns im Kreis drehen:
Wir haben einen gigantischen, historischen Konflikt und beide Seiten (einschließlich ihrer Verbündeten) weigern sich, diesen Konflikt zu beenden bzw. beide Seiten sind nicht bereit, die zur Beendigung dieses Konfliktes nötigen Schritte zu gehen. Und genau deshalb halte ich eine einseitige Sichtweise (egal ob pro-Israel oder pro-Palästina) für problematisch. Beide Seiten haben in der Vergangenheit alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte - und beide Seiten sehen die Fehler der Vergangenheit nicht ein und beharren auf Maximalpositionen, auf beiden Seiten sind über die Jahrzehnte die Extremisten immer einflussreicher geworden (in Israel weniger stark als im Gaza, was zum einen der Demokratie und zum Anderen dem Wohlstand zu verdanken sein dürfte).

Ein Video der BBC zu den jüngst zu Tode gekommenen WCK-Mitarbeitern: https://youtu.be/swMxFlbD4ec
Der Konvoi wurde von ferngesteuerten Dronen 6min lang gezielt mit insgesamt 15 Raketen beschossen. Die Piloten konnten auf ihren Monitoren das Logo der Hilfsorganisation nicht sehen, dafür aber einen Bewaffneten beim Zusteigen in eines der Fahrzeuge beobachten. Damit war der Konvoi ein legitimes Ziel.
Die Waffe hat sich später als Tasche herausgestellt. Man fragt sich, wie oft solche Verwechslungen vorkommen und wie viele Menschenleben sie schon gekostet haben.

Der Guardian berichtet auch darüber:

Und die IDF hat auch bereits eine Stellungnahme dazu veröffentlicht:

Beim Spiegel gibt es auch eine Zusammenfassung:

Insgesamt geht die UN davon aus, dass mehr als 180 humanitäre Helfer bereits durch derartige Vorfälle gestorben sind. Grundsätzlich hat sich Israel in der Vergangenheit leider nicht mit Ruhm bekleckert, was die Aufarbeitung dieser Fälle betrifft (was aber keine Besonderheit Israels ist, die USA waren bei ihren Kriegen auch stets sehr zurückhaltend in der Aufklärung von Kollateralschäden, andere Länder würden wohl ähnlich verfahren). Das man die Fälle in der Vergangenheit leichter ignorieren konnte liegt leider auch daran, dass die Helfer meist Palästinenser waren und Israel dann auch gerne einfach behauptete, es seien legitime Ziele gewesen (was niemand beweisen, aber auch niemand völlig entkräften kann). In diesem Fall waren es aber internationale Helfer, da funktioniert diese Strategie nicht - denn internationale Helfer haben Familien und Freunde in anderen Ländern, die in der Regel bestätigen können, dass die Betroffenen eben nicht insgeheim doch Terroristen waren.

Der Einsatz von KI in solchen Konflikten ist leider zu erwarten gewesen. Ob das die Zahl der Kollateralschäden erhöht oder senkt ist dabei die große Frage - und bezüglich der moralischen Verantwortung sind wir dann wieder bei der gleichen Diskussion, die wir auch bei automatisierten PKW und ähnlichen Diskussionen haben: Wenn KI dazu führt, dass die Zahl der Kollateralschäden geringer wird, ist es dann in Ordnung, dass eine KI über unschuldige Menschenleben entscheidet? Diese Frage sollte idealerweise nicht im (ohnehin aufgeheizten) Kontext des Nahost-Konfliktes diskutiert werden, sondern muss allgemein entschieden werden.

Das erinnert stark an das „Collateral Murder“-Video, das Manning damals geleaked hat. Auch da haben die USA ein Kamera eines Kamerateams für eine schultergestützte Waffe gehalten und entsprechend gehandelt. Ganz vermeidbar sind solche Situationen nicht, während aber in der „Collateral Murder“-Situation tatsächlich feindliche Kämpfer in unmittelbarer Nähe aktive Kampfhandlungen ausgeführt haben (und deshalb Zeitdruck herrschte) gibt es für diesen Vorfall eigentlich keine Entschuldigung. Hier hätte der israelische Operator (egal ob Mensch oder KI) die Situation erst weiter beobachten müssen, bevor eine „Leben oder Tod“-Entscheidung fällt, denn hier gab es gerade keinen unmittelbaren Zeitdruck oder unmittelbare Eigengefährdung. Insofern war dieser Vorfall wirklich vermeidbar. In jedem Fall muss es Konsequenzen haben, unschuldige Helfer derart fahrlässig zu töten, sowohl für den Entscheidungsträger, als auch für das ganze Vorgehen Israels.

Ich hatte da nicht nur den Helfer mit Tasche im Kopf, sondern z.B. auch die Oma mit Gehhilfe. In der Dämmerung sieht eine Krücke schnell wie eine AK-47 aus.

Israel hat zwei Offiziere, die für den Angriff auf den Hilfskonvoi verantwortlich waren, aus der Armee entlassen und drei weitere abgemahnt. Das ist zumindest ein klares Zeichen an die anderen Befehlshaber, bei solchen Situationen bei der Frage nach Leben und Tod etwas überlegter zu handeln, insofern ist es zumindest ein gutes Zeichen, dass Israel hier Taten folgen lässt und Grenzen zieht, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.

Sind das Minderheitenmeinungen oder verändert sich da gerade etwas? Oder handelt es sich um
Ein taktisches Manöver?

Hier gibt es noch ein paar Details zu dem Angriff auf den Hilfskonvoi:

Inzwischen mehren sich auch die Stimmen, dass es sich um eine gezielte Aktion gehandelt habe:

Das wird man natürlich schwer bis kaum beweisen. Aber wenn man sich die Details ansieht, wie die Tatsache, das der Konvoi bei der israelischen Armee angemeldet UND genehmigt war, dann fällt es schon schwer zu glauben, dass es sich um einen Irrtum handelt. Angeblich wussten die Dronen-Piloten das aber nicht. Das klingt nach einer Schutzbehauptung, wenn man bedenkt, dass die Piloten ja auch wissen müssen, wo sich ihre eigenen Soldaten befinden, um nicht versehentlich diese zu beschießen.

Es gab wohl definitiv Konsequenzen. Aber da muss ich an diverse Fälle z.B. von deutschen Polizei-Beamten denken, die bei schweren Verstößen in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Daher sollte man bei so etwas genau hinschauen.
Und ich habe noch keine Quelle (auch international) gefunden, die ausdrücklich sagt, dass die Offiziere aus der Armee entlassen wurden. Es klingt eher so, als wären sie nur ihres momentanen Kommandos entzogen, aber immer noch in der Armee.

Und das die internationalen Reaktionen erst jetzt, wo es 1 Kanadier, 3 Engländer, 1 Australier und 1 Polen (und einen Palästinenser) getroffen hat, so heftig ausfallen, hat natürlich auch seinen miesen Beigeschmack, aber immerhin gibt es nun weiteren internationalen Druck.

Und die ganze Sache zeigt, wie @nubibu oben schon gesagt hat, wie wenig die Israelis bei der Bekämpfung der Hamas darauf achten, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Ich vermute es fast. Man lässt ein paar Demokraten alibi-mäßig Forderungen stellen, damit die linken Demokraten-Wähler zufrieden sind. Ist doch fast schon ein Standardmanöver. Macht aber nichts. Die linken Demokraten-Wähler haben doch die nahende Wahl einen enormen Hebel auf den Präsidenten.

2 „Gefällt mir“