Das würde ich nicht auf ganz Israel beziehen wollen, aber selbstverständlich sind israelische Rechtsextremisten nicht besser als deutsche Rechtsextremisten (siehe AfD-Zitate alá „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD“). Dass einige Vertreter rechtsextremer Siedlergruppierungen eine Eskalation des Konfliktes wollen, mit dem Ziel, als Sieger aus diesem Konflikt zu gehen, sollte von niemanden bestritten werden. Gerade wenn einem das Wohl Israels am Herzen liegt sollte man nicht die Augen vor den Fanatikern verschließen.
Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Religion war eben das maßgebliche gesellschaftliche Kriterium für gesellschaftliche Zugehörigkeit zu Zeiten, als 99,99% der Bevölkerung strikt religiös waren. Eine Gruppe, die sich über eine andere Religion definiert, war dadurch zwangsläufig immer ein Stück Außenseiter, vor allem eben, weil Heirat strikt von der Religion abhing, weshalb es nur selten zu „Vermischung“ kam. Dazu kommt, dass jede Gruppe in einer Diaspora dazu neigt, dass sich deren Gruppenmitglieder stärker vernetzen und gegenseitig unterstützen, auch natürlich, um gegen den Druck und die Verfolgung durch Andere bestehen zu können.
Wir müssen uns hier vor Augen führen, dass wir, wenn wir über das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit sprechen, wir nicht mit unserem Erfahrungswert von „Integration“ an die Sache herangehen können. Es waren einfach noch sehr andere Zeiten, Zeiten, in denen religiöse Abweichung (nicht nur im Falle von Juden!) und generell „Andersartigkeit“ noch viel stärker stigmatisiert wurden als heute.
Selbst innerhalb der jüdischen Diaspora gab es vermutlich regional sehr unterschiedlich starke Integration, sowohl weil die Integration von Außen unterschiedlich stark zugelassen wurde, als auch, weil unterschiedliche Gruppen sich auch abgrenzen wollten („ultra-orthodoxe“ Juden mit sehr strengen Regeln, wer „dazu gehören kann“, gab es auch früher schon!).
Wie alles in Geschichte und menschlichen Gesellschaften ist auch dieses Thema bei weitem nicht so schwarz-weiß, wie es oft dargestellt wird.