Sind Windräder schlecht ausgelastet?

Habe ich gerade gelesen. Insbesondere dass sich aus wirtschaftlichen Gründen im Süden kaum Investoren finden. ist das alles zutreffend?

Finde ich nicht super überraschend, wo wenig Wind weht ist die Auslastung von Windrädern halt nicht hoch :man_shrugging:

Ganz zum Ende der Scroll-Orgie kommt ein wichtiger Punkt:

Daher: Moderne Anlagen erreichen im Durchschnitt schon die 30% Auslastung, die für Windanlagen als „hoch“ gilt. Und ja, 30% sind schon sehr hoch, wenn 100% bedeuten würde, dass die Windräder zu jeder Tages- und Nachtzeit auf Maximallast laufen würden. Das ist wichtig anzumerken, weil diese Zahlen sonst einfach viel schlechter klingen, als sie sind.

Das bedeutet letztlich, dass moderne Windkraftanlagen sich durchaus lohnen (bei 30% Auslastung sind sie in jedem Fall deutlich im Bereich der Rentabilität), aber um diese hohe Auslastung zu erreichen, müssen die Windkraftanlagen entsprechend hoch sein. Wenn Bayern dann mit absurden Regelungen hohe Windkraftanlagen effektiv verbietet, weil die Abstandsregelungen einfach nicht einhaltbar sind, und gleichzeitig aber 2% der Landesfläche für Windkraftanlagen genutzt werden müssen, führt das im Ergebnis dazu, dass - wenn überhaupt - kleine und ineffektive Anlagen gebaut werden, um das 2%-Ziel zu erreichen, diese Anlagen aber keinen sinnvollen Beitrag zur Energiewende leisten. Das ist das Problem, wenn der Windkraftausbau an Flächenzielen festgemacht wird, statt an Leistungszielen.

Damit schafft Bayern dann gleichzeitig für die Zukunft ein (populistisches, weil falsches!) Argument gegen weiteren Windkraftausbau („Seht ihr, Leute, wie ineffizient Windkraft hier ist! Wir haben doch immer gesagt, dass Windkraft für Bayern nicht funktioniert und da habt ihr den Beweis, dass wir Recht hatten!“). Das ist halt CSU-Bierzelt-Stammtisch-Politik, wie sie im Buche steht.

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Scheint keine neue Erkenntnis zu sein, das WKA eine Auslastung von rund 20 % aufweisen:

Windkraft-Anlagen waren im 1. Halbjahr 2021 zu 21 % ausgelastet - Statistisches Bundesamt(Destatis,erreichbare%20Maximalwert%20bei%20optimalen%20Wetterbedingungen.

Der Artikel soll wohl eher das Narrativ bedienen „ich habs ja schon immer gesagt: WKA schaffen nur eine geringe Auslastung!“.

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Die Diskussion, die die NZZ hier aufmacht halte ich ehrlich gesagt für extrem irreführend. Hier hängt man sich extrem an der Auslastung von Windrädern auf, obwohl diese Zahl nur begrenzt viel aussagt. Naturgemäß haben wir nicht 100% der Zeit Wind. Natürlich ist eine Anlage weniger rentabel, wenn weniger Wind weht. Entscheidend ist aber WANN der Wind weht. In einem 100% erneuerbaren Energiesystem ist Stromerzeugung dann besonders wertvoll, wenn sie zu den PV-Downtimes mit hohem Verbrauch (z.B. um Sonnenauf- und Untergang) stattfindet.
Wie rentabel eine Anlage nach heutigen Gesichtspunkten ist, scheint mir daher kein geeignetes Kriterium für den Windkraftausbau in Süddeutschland zu sein. Deshalb finde ich die dort kritisierte Förderungsstrategie von windärmeren Standorten weiterhin eine sinnvolle Investition in die Zukunft, denn die Rentabilität wird sich dramatisch verändern, wenn fossile Kraftwerke wegfallen. Besonders wichtig ist diese Strategie vor dem Hintergrund, dass wir kaum sicher sagen können, wie schnell der Ausbau der Nord-Süd Stromtrassen voran gehen wird.

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Bin jetzt auch mal die Slides durchgegangen. Alles in allem keine Überraschung. Im Süden werden nun mal weniger VollLaststunden gefahren, als im Norden. Bei Solarenergie dann aber anders herum. Den einzigen Punkt den die NZZ zu machen versucht, ist es, dass die WEA weniger ausgelastet sind als vom Betreiber erwartet. Das kann ich nicht beurteilen. Also irgendwie kein Artikel der irgendwas fundamental neues oder investigatives hervorbringt. Oder habe ich etwas übersehen ?

Die Auslastung zeigt ja auch nur, wie wirtschaftlich eine WKA betrieben werden kann. Da ist der Norden gegenüber dem Süden halt im Vorteil. Trotzdem kann eine WKA auch im Süden günstigen Strom produzieren und gewinnbringend betrieben werden. Die Auslastung wird ein Investor in der Regel schon vor dem Bau im Blick haben und ist sicher kein Geheimnis (wie in dem Artikel suggeriert wird).
Etwas überspitzt dargestellt: Die NZZ hätte auch herausfinden können, dass PV-Anlagen im Süden mehr Strom liefern als im Norden (oder Nachts kein Strom liefern und deshalb ohnehin eine geringe Auslastung haben). Trotzdem rechnet sich eine PV-Anlage i.d.R…

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Bei uns im Landkreis ist die Bürgerwindinitiative sehr effektiv dabei, Energie-Genossenschaften anzuregen und zu unterstützen. Sogar der CSU-Landrat macht mit (sagt er zumindest). Die Windvorrangflächen sind seit 1 Monat veröffentlicht. Kleine Windräder, wie @Daniel_K befürchtet, sind nicht mehr in der Diskussion. Allen ist klar, dass nur grosse moderne Anlagen einen Sinn haben. Ich habe den Eindruck, dass die Leute hier verstanden haben worum es geht. Die Windkraftgegner werden es sehr schwer haben, noch aus ihren Löchern zu kommen. Das war vor ein paar Jahren ganz anders.

Ich war im Sommer auf einer Info-Veranstaltung der Initiative, das Echo war überwältigend. Und ich habe noch nie eine so gut organisierte und mit Fachwissen gespickte Mannschaft an der Spitze erlebt. Und plötzlich sind auch sonst unverdächtige Leute interessiert zu investieren (manchmal muss einfach das Geld locken).

Leider konnte ich die Veranstaltung vor 2 Wochen nicht besuchen, aber es stand gross in der Lokalzeitung. Da war Besuch von einer Bürgerwindgenossenschaft bei München. Sie betreibt seit 2 Jahren 3 moderne Anlagen und die Genossen sind höchstzufrieden. Was mich am allermeisten gewundert und gefreut hat, war der Bericht von der Lage der Zustimmung bzw. Ablehnung. Zu Anfang war die Gemeinde gespalten, jetzt sind es nur noch 4 Familien, die sich praktisch eingemauert haben, während sich viele frühere Gegner entschuldigt haben für ihr Verhalten (und bestimm einige der Genossenschaft beigetreten sind - wenn es doch gut läuft…). Ich denke, mit Widerstand macht man sich nur noch lächerlich.

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