Sind Mitnahmeeffekte wirklich ein Problem?

Ich habe ein Frage zu Mitnahmeeffekten.

Was genau ist das Problem wenn wir den Leuten Geld geben die sich (grade im Bezug auf Klimafreundliche Technik) so verhalten, dass es der Gesellschaft langfristig zu Gute kommt?

Selbst wenn diese Leute sich eventuell auch ohne die Subvention für die gesellschaftlich gewünschte Option entschieden hätten, was spricht dagegen derartiges Verhalten auch nachträglich zu belohnen?

Ist es nicht sogar gefährlich für den Fortschritt und die Demokratie wenn der Staat diejenigen die sich von sich aus vorbildlich verhalten von Förderungen ausschließt.
Wer sich dann von sich aus sozial verhält ist dann der Dumme und bezahlt für die mit und wird von denen ausgelacht die sich nur bewegen wenn es das günstigste ist.
Erzieht man sich durch diese Angst vor Mitnahmeeffekten nicht langfristig eine Gesellschaft die es als ungünstig empfindet sich zu stark zu engagieren?

Es geht dabei nicht um einzelne Personen, die aus ideellen Gründen ohnehin eine ökonomisch erst einmal nicht vorteilhafte Wahl getroffen hätten und dabei eine Förderung „mitnehmen“, die diese Entscheidung dann ökonomisch sinnvoll macht.

Das ist mit „Mitnahmeeffekte“ nicht gemeint. Gemeint ist die Situation, dass sehr viele Leute eine für sich genommen bereits ökonomisch lohnenswerte Entscheidung treffen und darüber hinaus noch eine Förderung bekommen, die diese Wahl noch vorteilhafter macht, als sie eh schon gewesen ist. Die ideellen Beweggründe sind in diesem Szenario vollkommen egal, weil es sie nicht braucht. Die geförderte Option ist bereits lohnenswert ohne Förderung.

Unter diesen Gesichtspunkten ist die Förderung einfach verschwendetes Geld, mit dem man lieber eine noch nicht von sich aus ökonomisch tragfähige, aber gesellschaftlich wünschenswerte andere Sache in den Bereich der ökonomischen Rentabilität gerückt hätte, um eine Wohlfahrtsmaximierung zu erzielen.

KfW-55-Häuser z.B. waren bereits Standard, als sie noch gefördert wurden. Warum waren sie Standard? Weil sich der bauliche Mehraufwand über geringere Energiekosten über Zeit bereits mehr als rechnete. Man musste nicht besonders ökologisch denken, um sich für die Option zu entscheiden, die langfristig weniger kostet - Idealismus war da nicht erforderlich. In einer solchen Situation ist eine Förderung einfach nur ein Geschenk an diejenigen, die genug Geld haben, um überhaupt bauen zu können - ein solches Geschenk erfüllt keinerlei gesellschaftlich sinnvollen Zweck.

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Kommt wie immer drauf an.

In Zeiten von hohen Strompreisen und hoher Infaltion ohne großen Verwaltungsaufwand die Stromsteuer zu senken sähe ich z.B. als fair und gut an, weil eben alle entlastet werden.
Einen Gewerbestrompreis würde ich z.B. allerdings wieder als ungerecht empfinden, weil er nach unten gedeckelt ist, sprich kleinere Firmen, die es besonders zu unterstützen wäre, nicht betroffen wären. Wenn dann müsste er alle unterstützen, dann hätte man aber immer noch den Konflikt zwische Untrenehmen und Privatpersonen.

Die E-Auto-förderung war mMn nach auch OK, weil A dadaurch der Martkthochlauf unterstützt wurde und B es gedeckelt war und somit sehr hochpreisige Modelle ausgeschlossen wurden.
Ein Desaster war hingegen die Förderung von Wallboxen in Verbindung mit PV. Viel zu kleiner Topf, daher in Stunden ausgeschöpf, und ob die Zielgruppe in der Art und Weise überhaupt hätte unterstütz werden müssen, ist auch fraglich.

Ok Danke, die Klarstellung was mit Mitnahmeeffekten genau gemeint ist, hilft mir schon mal sehr weiter.

Ich verstehe, das man nichts subventionieren braucht was sowieso die günstigste Option ist.
Ich habe trotzdem das Gefühl, dass es bei wichtigen und dringenden Themen wo unklar ist ob es zu Mitnahmeeffekten kommen könnte, also wo die gesellschaftlich gewünschte Option möglicherweise, aber eben nicht klar die lohnenswerteste Option ist, eventuell besser wäre im Zweifel lieber Mitnahmeeffekte als Stillstand zu riskieren.