Sind Fake News wirklich problematisch für eine Demokratie?

Ich würde aber hier bei weitem noch nicht von einer „gesicherten Studienlage“ im Sinne von „Beweisen“ sprechen, sondern wirklich nur von Indikatoren, also Indizien. Es braucht einfach mehrere Studien, sich eine Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zeigen, um hier halbwegs auf der sicheren Seite zu sein.

Wie gesagt, das bestreitet glaube ich niemand.

Also niemand sagt, dass man Menschen, die an „Fake News“ glauben, mit Argumenten überzeugen könnte - oder umgekehrt Menschen, die es besser wissen, mit „Fake News“ umpolen könnte. Die Frage bleibt dennoch, wie sich „Fake News“ im großen Maßstab langfristig auf die Gesellschaft auswirken werden, gerade auf Menschen, die in einer Welt mit allgegenwärtigen „Fake News“ sozialisiert werden.

Es geht hier nicht darum, einzelnen Verschwörungstheoretikern den Mund zu verbieten - ja, dummes Zeug zu schwätzen ist ein Kernpfeiler der Meinungsfreiheit und damit der Demokratie. Wenn wir über „Fake News“ sprechen, sprechen wir aber eben nicht über den einzelnen Verschwörungstheoretiker, sondern über institutionalisierte Fake News in Form von Sendern wie „Fox News“ oder Algorithmen bei TikTok.

Das Thema hat einfach mehr Ebenen als nur das, was in den Studien berücksichtigt wurde.

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Die Tatsache dass sich fast alle, obwohl es ja eine Studienlage gibt, trotzdem nicht überzeugen lassen, zeigt wie schwer es ist, die Meinung eines Mensch zu beeinflussen. :wink:

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Wie gesagt, auch das ist zu einfach gedacht.

Eine klassische „Fake News“ ist nebenbei auch, Studien über ihre tatsächliche Aussagekraft hinaus auszulegen. Sei es der Klimaleugner, der die seltenen Studien mit dem Ergebnis, dass der „menschengemachte Klimawandel“ nicht existiere, überhöht darstellen (und den Rest der Studien unter den Tisch fallen lässt) oder z.B. der Fleischesser, der genüßlich jede Studie zitiert, nach der „vegane Ernährung schädlich sei“, obwohl die Studie tatsächlich nur sagt, dass man bei veganer Ernährung bewusste auf bestimmte Nährstoffe achten müsse (und weil viele das nicht tun, es zu schäden komme).

Der Teufel liegt im Detail. Es gibt im Hinblick auf „Fake News“ aktuell keine Studienlage, die klar sagen würde „Fake News sind unter keinen Umständen irgendwie problematisch“, es wird aber so getan, als würden die Studien, die es gibt, genau das aussagen. Das tun sie aber nicht. Ich erkenne die Studien, die es gibt, an, und akzeptiere auch, dass man deshalb nicht zu viel Hoffnung in „Argumente gegen Fake News“ haben sollte. Aber die Studienlage ist nicht eindeutig genug, um zu sagen, dass jeder gesellschaftliche Kampf gegen „Fake News“ deshalb eingestellt werden sollte. Um zu diesem Ziel zu kommen, müsste die Studienlage schon sehr, sehr eindeutig sein.

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Ich habe den zitierten Satz konkretisiert. Die analysierten Fragen waren primär die nach der Auswirkung auf Wahlverhalten und nach der Überzeugungswirkung auf Unentschlossene. Es stellt sich darauf folgend aber natürlich die Frage, inwiefern ein Effekt eine signifikante gesellschaftliche Wirkung entfalten kann, wenn er Individuen nicht betrifft, bzw wie diese gesellschaftliche Wirkung dann (empirisch belegbar) aussieht.

Das steht auch nicht in direktem Widerspruch zu den genannten Studienergebnissen. Allerdings ist das ein anderes Argument als das Argument, dass Fake News Menschen umstimmen würden und ist auch etwas anderes als das im Thread passierte Anzweifeln der Studien.
Gibt es denn für diese These Belege?

Man kann auf der Basis zwar nicht sagen, dass Fake News per se ungefährlich seien, es stellt sich aber trotzdem die Frage, wie damit umzugehen ist: Es macht einen Unterschied, ob Fake News „nur“ bereits Ideologisierte in ihrer Meinung verstärken oder auch in signifikantem Maß vorher nicht-Überzeugte Menschen von einer bestimmten Position überzeugen. Das ist erstmal keine direkte Aussage über die allgemeine Gefährlichkeit, aber trotzdem eine wichtige Einordnung für mögliche Folgestrategien. Es macht also doch einen Unterschied.

Die Studie ist tatsächlich interessant, da sie auch die hier besprochene Frage analysiert. Interessant finde ich die folgende Formulierung, die ebenfalls nahelegt, dass die öffentliche Erwartung an Medieneffekte vllt nicht ganz mit dem bisherigen Forschungsstand übereinstimmt:

„Der longitudinale Ansatz ermöglicht es uns, die Richtung des Einflusses zwischen Informationsaufnahme und Polarisierung zu untersuchen und übertriebene öffentliche Erwartungen über starke Medieneffekte (z. B. Echokammern oder Konsumption von Desinformationen, sog. “Fake News”, etc.) zu überprüfen

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Die große Frage, die wie gesagt offen bleibt, ist wie es sich auswirken wird, wenn „Fake News“, dem aktuellen Trend folgend, einen immer größeren Raum im öffentlichen Diskurs einnehmen. Von TV-Sendern wie Fox News, Internet-Kanälen wie Breitbart/Infowars bis hin zu Influencern auf TikTok und co… Dabei steht insbesondere die Frage im Raum, ob die heute scheinbar laut den Studien noch relativ klare Unterscheidung von „Fake“ und „Wahrheit“ auch in Zukunft möglich sein wird, wenn das Vertrauen in klassische Medien weiterhin sinkt.

Bei der Frage, wie mit der Problematik umzugehen ist, bin ich für die gleiche Methode, die (auch juristisch) immer zur Anwendung kommt, wenn man es mit unbekannten Faktenlagen zu tun hat: Eine Folgenabwägung. Es werden dazu zwei Szenarien gegenübergestellt:

  1. „Was für Kosten hätte der Irrtum, wenn Fake News ungefährlich sind und wir falsch annehmen, dass sie gefährlich sind, und deshalb viele Resourcen darauf verwendet haben, sie zu bekämpfen.“

vs.

  1. „Was für Kosten hätte der Irrtum, wenn Fake News gefährlich sind und wir falsch annehmen, dass sie ungefährlich sind, und deshalb keine Resourcen darauf verwendet haben, sie zu bekämpfen“

Und hier ist das Szenario 2 eindeutig das gefährliche Szenario. Die Gefahr in Szenario 1 ist, dass wir ein paar Resourcen darauf „verschwenden“, Fake-News-Schleudern zu bekämpfen und damit die Freiheit des öffentlichen Diskurses dahingehend einschränken, dass keine objektiv falschen Dinge mit großer Reichweite verbreitet werden dürfen. Mit dieser Einschränkung der Freiheit kann ich leben (insbesondere, weil Meinungsfreiheit nach unserem Verständnis nicht das Verbreiten von objektiv falschen Informationen beinhaltet, daher nicht mal ein Konflikt mit der Meinungsfreiheit wirklich besteht!). Die Gefahr in Szenario 2 hingegen ist, dass wir im schlimmsten Fall massiv an Demokratie und Rechtstaatlichkeit verlieren, weil „Fake News“ Mehrheiten bilden, wie es in den USA in einigen Bundesstaaten schon zu beobachten ist (wenn z.B. in sehr republikanischen Staaten die Mehrheit der Bevölkerung glaubt, die Wahl 2020 sei „gestohlen“ worden und entsprechend agiert).

Ich denke, es besteht Einigkeit, dass es eine Gefahr für die Demokratie ist, dass „der Glaube an Fake News“ sich verbreitet. Ob dieser „Glaube an Fake News“ sich nun durch simple Wiederholung und Verbreitung von „Fake News“ verbreitet, oder ob andere Faktoren eine gewichtigere Rolle spielen, ist da für mich persönlich ziemlich egal bei der Entscheidung, ob wir gesellschaftlich gegen „Fake News“ vorgehen sollten. Insofern verstehe ich nicht ganz, was damit bezweckt werden soll, die „Verbreitung von Fake News“ harmlos darzustellen (selbst wenn Studien sicher beweisen würden, dass sie harmlos wäre), wenn die „Fake News“ als Solche bzw. der „Glaube an Fake News“ in jedem Fall - aus guten Gründen - als Gefahr gesehen wird…

TL;DR:
Dass „Fake News“ mehr Anhänger finden ist in jedem Fall eine Gefahr für die Gesellschaft, unabhängig davon, wie sie verbreitet werden. Auch wenn die Verbreitung von „Fake News“ selbst keinen Einfluss auf die Zahl der „Fake News-Gläubigen“ hat, ist es sinnvoll, gegen „Fake News“ vorzugehen.

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Muss das Christentum verboten werden?

Aus Lust an der intellektuellen Auseinandersetzung und zwecks Schärfung der Argumente stelle ich mal diese Frage.

Anders gefragt: Wo fangen Fake News an?

Ob Homöopathie, libertäre Wirtschaftsideologie oder das von den drei Genannten wohl besonders wirkmächtige Christentum - all diese enthalten eindeutig faktenwidrige Erzählungen, die Hunderte von Millionen bis Milliarden daran glaubende Menschen in ihrem Denken beeinflussen.

Wer gegen Fake News vorgehen will, kommt um die Frage, was wahr ist, nicht herum.

Hier wurde ja die Nichtwahlempfehlung des Papstes im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft - ich meine zurecht - kritisiert. Sehr viele Evangelikale (im Übrigen ganz überwiegend Trump-Anhänger) und der ‚Häuptling‘ der Katholiken stimmen ja im Narrativ überein, dass Schwangerschaftsabbrüche Mord wären.

Muss man die Verbreitung solcher Erzählungen nicht unterbinden, wenn man gegen Fake News vorgeht?

Oder wenn Papst Franziskus, ja dieser freundlich erscheinende vergleichsweise liberale ältere Herr, von einer klandestinen „Homo-Lobby“ im Vatikan raunt.

Man könnte auch fragen, ob die Luthersche Bibelübersetzung von den Internetservern genommen werden muss, weil sie einen binären Schöpfungsakt nahelegt:

https://blogs.uni-paderborn.de/zekkblog/2024/02/23/genesis-1-27-und-das-binaere-geschlechterverstaendnis/

Denn auf solche Fake News gründet eine Jahrtausende andauernde Diskriminierung.

An bestimmte Fake News haben wir uns also offenbar gewöhnt, Milliarden Menschen glauben daran. Die unbestreitbare Wirkmächtigkeit sollte daher alle Alarmglocken schrillen lassen. Gegen deren Verbreitung muss folglich dringend etwas unternommen werden.

Daher die Frage an die Verfechter der Eindämmung von Fake News:

Wo zieht ihr die Grenze?

Denn, wie das Beispiel des Fake-News-Clusters Christentum doch überzeugend vor Augen führt, können Falschbehauptungen sehr wirkmächtig sein und über die Gläubigen hinaus verheerende gesellschaftliche Folgen haben.

Man könnte auch fragen, ob der irrige Glaube, dass 9/11 ein „inside job“ war, nicht am Ende doch sehr viel harmloser ist als christliche Propaganda gegen z. B. Homosexuelle.

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Ich glaube, dass es eine Frage der Zeitdimension ist. Das kann man heute nicht beweisen.
Aber die Dinge entwickeln sich weiter. Bitte nicht vergessen. Ich finde es fahrlässig, diese Gefahr nicht einzukalkulieren.

Ich würde behaupten, dass Fake-News vor allem dazu dienen Leuten die schon auf einer Seite waren gemeinsame Narrative an die Hand zu geben.

Hatte mal früher 5 Leute im Dorf die gegen alles waren, jeder auf seine Weise hat man heute 5 Leute die quasi synchronisiert sind.

Und dass Leute die teils über Jahre (so konnte ich es bei Verwandtschaft beobachten) Stück für Stück in so eine Rolle gerutscht sind nicht auch durch desinformation und Fake-News diesen Weg gegangen sind glaube ich nicht.

Um sowas zu sehen müssten die Studien ja auch mindestens 5 Jahre gehen.

Deshalb bleibe ich dabei, dass der Schluss aus der Aussage dass Fake-News Wahlen nicht spürbar beeinflussen eben nicht automatisch ist, dass Fake News unproblematisch für die Gesellschaft sind. Ich gehe sogar soweit zu sagen dieser Schluss ist unwissenschaftlich.

Analog wäre der Schluss auf die unkorrekte Einnahme eines Antibiotikums hat keinen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit des einnehmenden Patienten, dass dies auch keinen Einfluss auf die Gesellschaft hätte. Auch hier könnte man ja sagen wo keine Wirkung auf den Einzelnen, da auch keine auf die Gemeinschaft. Und hier ist es aber erwiesen (Studien zu verlinken spare ich mir), dass es problematisch ist.

Ganz einfach weil wir hier über ganz unterschiedliche Effekte und Zeiträume reden die beobachtet werden.

Hier noch ein Zitat aus der besagten Studie auf ScienceAdvances

We emphasize that our results do not imply that fake news is not a problem worthy of attention. Arguably the deliberate circulation of false information with the objective of creating confusion and discord is intolerable in principle and should be combatted at any prevalence greater than zero. Moreover, it is possible that news consumed online could have more impact per minute of exposure than news consumed on TV, or that fake news could have an outsized impact compared with regular news, or that it could have large impacts on certain subpopulations.

Zumindest in dieser Studie wird also gerade nicht der Schluss gezogen, dass Fake News nicht problematisch seien und das wird extra nochmal betont…

Und generell ist das Problem, dass vieles ja im Dunkeln bleibt, weil man eben nicht als Doppelblindstudie zwei Gruppen vergleichen kann bei der eine Gruppe regelmäßig Fake-News ausgesetzt wird, die andere nicht.

Da die Entwicklung einer Gesellschaft immer eine Vielzahl an Einflussfaktoren hat, die sich teils auch gegenseitig beeinflussen und ggf. sogar verstärken können, dürfte es schwierig sein hier wirklich in der langfristigen Entwicklung zuverlässig zu ermitteln welchen Anteil Fake-News haben. Sind sie nur ein Symptom einer Entwicklung oder sind sie vielleicht doch der Katalysator.

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Nichts gegen intellektuelle Auseinandersetzungen - solange sie nicht zum Selbstzweck werden oder vorranging der Pflege des eigenen Egos dienen - aber die Fragestellung, wie eine Gesellschaft mit weit verbreiteten Fake News umgehen sollte ist wieder eine komplett andere als die Frage, inwiefern Fake News für eine Demokratie problematisch sind.
Dieser Thread „krankt“ m. E. eh schon daran, dass nicht ganz klar ist, um welche Frage es genau geht. Die eben paraphrasierte, in der Überschrift genannte Frage ist ja sehr viel weit reichender als die sehr viel spezifischere Frage, ob beliebige Fake News unabhängig von deren Einstellungen und Denkweisen das Wahlverhalten von Menschen beeinflussen.

Die Idee, bestimmte Ideologeme des Christentums als Fake News zu denken, gefällt mir. Mir fällt dabei u. a. die „Schöpfungsgeschichte“ oder dass Jesus gleichzeitig Mensch, Sohn einer Jungfrau, sein eigener Vater, Gott und ein Geist sein soll.
Aber wenn ich das Christentum als Ideologie ansehe, die auf Fake News fußt, wäre das aus meiner Sicht ein starkes Indiz für die These, dass Fake News in der Tat einen starken Einfluss auf Menschen ausüben können, was wiederum fatale Konsequenzen für die Demokratie haben kann - etwa bei der Abtreibungspolitik.

Ich denke das ist eine mögliche Funktion von Fake News, neben den berüchtigten Echokammern, also der Funktion, dass sich Leute gegenseitig in ihrem Denken bestätigen. Der Clou ist ja gerade, dass das Verbindene daran auch funktioniert, wenn Menschen nicht bei allen ideologischen Versatzstücken übereinstimmen. Zentral ist das (gemeinsame) Selbstbild, etwas Wesentliches erkannt zu haben, was alle anderen „Systemschafe“ nicht erkennen.
Insofern dienen Fake News aber eher dazu, eine bestehende Sichtweise zu festigen oder ihr vermeintliche Kohärenz zu verleihen. Mitunter können sie auch Zweifel sähen, aber sie sind nicht dazu geeignet, Menschen zu überzeugen - oder gar zu einer Verhaltensänderung zu bewegen - die grundsätzlich komplett anders denken.

@peds Hinweis auf langfristige Entwicklungen finde ich extrem wichtig. Ich würde noch ergänzen wollen, dass sich diese meist in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Milieus zwar gleichzeitig, aber auf unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlicher Intensität vollziehen. Ein aktuelles Beispiel wäre die Veränderung des Migrationsdiskurses in Deutschland seit 2015.

Ebenso wichtig finde ich den Hinweis auf unterschiedliche Einflussfaktoren für diese komplexen Entwicklungen. Und, man kann es nicht oft genug sagen: Korrelation ist nicht Kausalität, erst recht wenn ich nemen „known unknowns“ - also bekannten Einflussfaktoren, die nicht untersucht wurden - auch noch „unknown unkowns“ habe - also mögliche weitere Einflussfaktoren, die ich gar nicht benennen kann.

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Gerade wenn wir über Fundamentalistische Gruppen reden, egal ob christlich oder muslimisch, dann würde ich persönlich sehr wohl diese Basis als eine gewichtige Komponente bei der Radikalisierung sehen.

Ein Verbot dieser Geschichten wäre aber deshalb übertrieben, weil der weitaus größte Teil der Christen ja nicht unbedingt alles wörtlich nimmt was in der Bibel steht, alleine schon wegen der teils vorhandenen Widersprüche innerhalb der verschiedenen Schriften.
Mit einem Verbot eine wörtliche Auslegung zu predigen könnte ich mich aber evtl. anfreunden.

Wie gesagt: Schon die Frage des Umgangs mit Fake News ist eine komplett andere als die Frage nach deren Wirkung. Und die Frage eines Verbots bestimmter Fake-News-lastiger Ideologien ist noch einmal spezifischer. Ich weiß nicht, ob es wirklich sinnvoll ist, darüber zu diskutieren und wenn ja, ob dieser Thread der richtige Ort dafür ist.

Fake News verzerren auch den Debattenraum. Jede Minute, die man über „Abtreibung nach der Geburt“ diskutieren muss, fehlt bei wirklichen Themen.

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Noch ein sehr konkretes Beispiel für die dramatisch negativen Auswirkungen auf Demokratie, die Fake News haben können:

Die Frage danach, was denn alles zu Fake News gerechnet werden sollte, ist entscheidend dafür, welche möglichen Wirkungen es gibt.

Daher kommt man um meine Frage

nicht herum.

Hier wurde verschiedentlich moniert, dass der bestimmten Studien zugrunde gelegte Fake-News-Begriff zu eng sei, obwohl er z. B. in der Science-Advances-Studie (s. o.) schon recht breit war.

Gut, wenn das Teil der Studienkritik ist, dann muss man den Definitionsbereich (noch weiter) ausweiten.

Es lässt sich ja nur über mögliche Wirkungen von Fake News reden, wenn der Begriff sinnvoll eingegrenzt ist. Sonst kann man nahezu alles als Fake News deklarieren.

Wenn man aber extrem vieles als Fake News einstufen kann, wird man auch irgendwelche Wirkungen finden.

Eine weitere Kritik hier war ja, dass Fake News vielleicht nicht das Wahlverhalten beeinflussten, sie aber doch andere (meist nicht näher definitierte) negative Auswirkungen hätten.

Deshalb insistiere ich hier noch einmal auf meiner Frage an diejenigen, die Fake News für gefährlich halten:

1. Wo fangen für euch Fake News an?

Wenn es sich um jede irgendwie faktenwidrige Behauptung handelt, dann viel Spaß.

Im Übrigen kam hier schon das Thema der Prävention bzw. Intervention auf. Tenor: ‚Man muss doch gegen Fake News was unternehmen!‘

Die Schlussfolgerung ist auch aus meiner Sicht folgerichtig, wenn man schädliche Wirkungen auf die Gesellschaft unterstellt, wie das hier immer wieder getan wurde. Daher noch mal explizit die Anschlussfrage:

2. Was soll denn gegen Fake News eurer Meinung nach unternommen werden?

Wenn Fake News - wie von vielen hier - gar als eine Gefahr für die Demokratie eingeschätzt werden, kann das ja schlecht konsequenzlos bleiben, oder?

Alles hängt davon ab, ob Fake News gefährliche Auswirkungen haben:

I. Fake News haben keine im wie auch immer definierten Relevanzbereich gefährlichen Auswirkungen. → Keine Notwendigkeit, etwas zu tun.

II. Fake News haben im wie auch immer definierten Relevanzbereich gefährliche Auswirkungen. → Notwendigkeit, etwas zu tun.

Wenn ja, also was?

Trumps Hetze würde sehr wahrscheinlich bei uns ohnehin unter Volksverhetzung fallen.

In dem Fall hätte man also eine Handhabe.

Wie passt das zusammen?
Ich habe auf ein konkretes Beispiel verwiesen, nämlich die Behauptung von Trump (und anderen), Einwanderer aus einer bestimmten ethnischen Community in einer bestimmten Stadt in den USA würden Katzen und Hunde von dortigen Bewohnern essen. Da es laut diverser lokaler Behörden keinerlei Belege dafür gibt, dürfte das wohl nach so ziemlich jeder Definition Desinformation aka Fake News sein. Nun hat die Verbreitung dieser Fake News aber reelle Folgen, weil Menschen sie glauben und sie als Legitimation für ihre rassistischen Denkweisen interpretieren, konkret in Form von Anfeindungen, Morddrohungen etc. gegen ethnische Minderheiten. Ich denke es ist auch nicht strittig, dass ein derartiges Verhalten als Beeinträchtigung der Demokratie zu betrachten ist. Folglich haben wir es mit Fake News zu tun, die durch ihre Verbreitung eine unmittelbar demokratiegefährdende Wirkung entfaltet,

Nun auf der einen Seite durch entsprechende Formulierungen nahezulegen, dass es diesen Zusammenhang nicht gibt, so lange er nicht „durch sozialwissenschaftliche Studien“ nachgewiesen ist und andererseits bestimmte Aussagen von Trump sogar als hierzulande strafrechtlich relevant einzuordnen, widerspricht sich m. E.

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Noch zwei Leseempfehlungen:

Das widerspricht sich ganz und gar nicht.

Gegen Volksverhetzung vorzugehen ist geltende Rechtslage. Volksverhetzung bildet aber nur einen kleinen Teil von Fake News.

Die Frage, die du erneut nicht beantwortet hast, lautet:

Wo fängt Fake News an?

Wie breit willst du Fake News definiert wissen? Und welche Konsequenzen sollen daraus zum Schutz der Demokratie gezogen werden?

Wenn ein AfD-Politiker eine Trump-like Aussage zu hiesigen Migranten getroffen hätte, würde er sehr wahrscheinlich dafür vorm Kadi landen.

Dass Rechtsextreme Vorwände suchen, um gegen Migrierte vorzugehen, ist ja klar. Dass es vielleicht auch einzelne psychisch Durchgeknallte gibt, die an solchen B_llsh_t glauben, hat niemand bestritten.

Die Frage ist doch, ob und inwieweit wir uns als freiheitliche Gesellschaft von ein paar Durchgeknallten und Rechtsextremen über das bestehende Maß hinaus (hier: Volksverhetzung als Straftatbestand) Restriktionen aufzwängen lassen sollen.

Hier wurde doch mehrfach behauptet, dass Fake News vielleicht nicht das Wahlverhalten ändern, aber doch irgendwie gefährlich für die Demokratie seien.

Wenn aber die zweifellos erwiesenermaßen gefährliche Volksverhetzung, die ja ohnehin strafbewehrt ist, nur - sagen wir - 10 oder 20 Prozent der Fake News ausmacht, dann stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, generell gegen Fake News vorzugehen - wenn ja, wie? - oder ob nicht Volksverhetzung, wo es eine juristisch relativ klare Definition gibt und darüber hinaus auch Mittel, um dagegen vorzugehen, das eigentlich relevante Problem ist.

Es geht im ersten Schritt um diese Abgrenzung des Phänomenbereichs.

Eine testpositive Corona-Leugnerin kann ja, wenn sie ihren Nachbarn tödlich ansteckt, trotzdem - wie in Österreich geschehen - verurteilt werden.

Jemanden wegen Verleumdung anzuzeigen usw. usf. ist ja ebenfalls möglich.

Es ist also längst nicht alles erlaubt.

Und russische Propagandaseiten können auch nach geltender Rechtslage bereits gesperrt werden. Etc.

Aber die Presidential Debate von ABC, in der Trump besagte Aussagen, denen stante pede widersprochen wurde, getätigt hat, ist ja kein Fake-News-Format. D. h. die Verbreitung von Fake News lässt sich ohnehin nur sehr begrenzt verhindern.

Im konkreten Fall redete sich Trump sogar auf Hörensagen heraus.

Die Lüge ist ein Instrument, das bestimmte Leute/Politiker gezielt einsetzen. Die gute Nachricht ist, dass solche Lügen bei vielen Menschen nicht verfangen.

Daher noch mal die Fragen:

1. Wo fangen für euch Fake News an?
2. Was soll denn gegen Fake News eurer Meinung nach unternommen werden?

Und zwar zusätzlich zur bestehenden Rechtslage.

Mein - zugegeben subjektiver - Eindruck ist, ihr drückt euch um Klartext, auf den man euch dann ‚festnageln‘ könne, herum.

Aber warum im Wolkigen, Vagen und Spekulativen bleiben?

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Aber dieses Beispiel zeigt doch sehr wohl, dass Fake-News direkten Einfluss auf die Gesellschaft haben und damit auch problematisch für jede Demokratie sein können. Das gilt doch vollkommen unberührt davon ob es Volksverhetzung ist oder nicht.

Wenn man verneint, dass es Gefahr durch Fake-News gibt, dann dürfte es doch auch in diesem Fall keine direkte Folge dieser Fake-News geben.

Wenn FakeNews über die Gefahr von Windkraftanlagen und Stromtrassen die Akzeptanz dieser Anlagen untergraben und damit die Energiewende ausbremsen, dann ist das sehr wohl schädlich. Diese Fakenews werden aber teils sogar in amtlichen Mitteilungsblättern als Stellungnahme eines Bürgervereins abgedruckt.