Sichtbarkeit für alle Geflüchteten aus der Ukraine - Solidarität auch mit "Drittstaatler*innen

Lovely Lage Team! Ich schreibe es hier gerne nochmal in den Talk.

Großen Dank für die wöchentliche Lage! Gerade zum Krieg in der Ukraine finde ich Eure Einschätzung und Hintergründe immer wieder hilfreich und erhellend. Ich fand es sehr gut zu hören, wie Ihr für die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine werbt und es damit greifbar und für Zuhörerinnen denkbar macht, selbst auch etwas zu tun. Mir fehlt jedoch in letzter Zeit (in fast allen großen Medien) die Sichtbarkeit der Menschen ohne ukrainischen Pass, die ebenfalls vor diesem Krieg geflohen sind. Wenn von Geflüchteten die Rede ist, geht es meist um Ukrainerinnen, die hier registriert werden, unkompliziert einen Aufenthaltsstatus bekommen und viel Hilfe erfahren. Viele sog. "Drittstaatlerinnen", die einen Aufenthaltsstatus in der Ukraine hatten und dort gearbeitet oder studiert haben, an der Grenze unmenschliche und rassistische Erfahrungen machen mussten, sind auch in Deutschland angekommen. Sie können weder in ihre Herkunftsländer zurückkehren noch in die Ukraine. Sie werden hier nicht registriert, es sei denn sie wollen Asyl beantragen. Ihnen droht die Abschiebung in unsichere Länder, in denen ebenfalls Krieg herrscht. Sie finden in der Berichterstattung kaum Erwähnung. Ich habe hier in Hamburg Kontakt zu einem Verein, der vor ca. 4 Wochen über 100 people of colour evakuiert und nach Hamburg gebracht hat. Einer von diesen Leuten (ein Medizinstudent aus Odessa) ist in unserem Gästezimmer untergekommen. Die Begleitung und Unterstützung dieser Leute findet fast ausschließlich privat und ehrenamtlich statt, ein paar lokale Beratungsstellen und Anwältinnen engagieren sich, die Behörden weisen diese Menschen momentan auf niederschmetternde Art und Weise ab. Das ist in Hamburg kein ganz neues Phänomen, aber es ist in dieser Kriegssituation ganz besonders bitter, dass Menschen, die allesamt vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, so unterschiedlich behandelt werden. Sie sollten in der Berichterstattung stattfinden. Deutschland hat da ein Versprechen abgegeben, dass es nicht hält. Sie haben das Recht, mindestens eine sog. Fiktionsbescheinigung zu erhalten, um ihren Aufenthalt hier zu legalisieren. (https://buzer.de/UkraineAufenthUeV.htm…) In Hamburg wird das nicht umgesetzt und wir haben Kontakt zu anderen Städten, in denen es ähnlich aussieht. Insbesondere Menschen mit afrikanischen Pässen werden abgewiesen. Ich würde mich freuen, wenn ihr sie bei Gelegenheit erwähnen könntet, vielleicht nur in einem Nebensatz… sie sind eine extrem unterrepräsentierte Gruppe und erfahren hier momentan wenig Solidarität.
Danke!
Janina