Seltsame Ausrichtung an Schwurblern

Was ich nicht verstehe ist, wieso bei politischen Entscheidungen so oft die Schwurbler berücksichtigt werden: Also sehr oft „Das können wir nicht machen, sonst regen sich die Schwurbler auf“, und nicht „Das müssen wir unbedingt machen, sonst regen sich die Geimpften auf“

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Ein schönes Beispiel dafür ist z.B. wie Sigmar Gabriel, damals auf die TTIP-Vorbehalte (niedrigere Lebensmittelstandards etc.) reagiert hat:

Und im Vergleich dazu, wie er auf die Leute reagiert, die 2015 in Deutschland keine Flüchtlinge aufnehmen wollten:

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Liegt daran, dass die Schwurbler immer am lautesten Schreien, das scheint sich für die Politik so anzufühlen, dass sie eine Mehrheit darstellen. Anders kann ich mir das nicht erklären

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Ich hab den Eindruck, dass das zu nem guten Teil auch so ein typisch „deutsches Ding“ ist: bloß nicht zu sehr auf Minderheiten draufkloppen. Damit hat man hierzulande in der Vergangenheit halt einige sehr schlechte Erfahrungen gemacht, und dementsprechend hat sich ein gewisser Reflex ausgebildet, Minderheiten grundsätzlich zu schützen. Der ist ja grundlegend auch nicht schlecht; in vielen Fällen ist in einer Mehrheit-gegen-Minderheit-Situation die Minderheit auch die eher schutzbedürftige Seite. Immerhin hat die Mehrheit die zahlenmäßige Übermacht, woraus nicht selten eine deutlich stärkere Position folgt, und Macht lädt immer zu Missbrauch ein.

Allerdings gibt es Ausnahmen von jeder Regel, und Situationen, in denen sich die Mehrheit letztlich auf Basis dieses Mechanismus von einer Minderheit tyrannisieren lässt, der eigentlich vollkommen legitim und durch sachliche, objektive Gründe gerechtfertigt mal ordentlich Kontra gegeben gehört. Die aktuelle Lage ist meines Erachtens genau eine solche Situation.

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Hier auch noch mal eine schöne Gegenüberstellung, zwar nicht aus dem politischen sondern dem journalistischen Bereich:

Ulf Poschardt, 2013 zur Masernimpfung:

Und heute:

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Das mag sicher ein Teil der Erklärung sein. Wenn ich mir aber speziell die CDU ansehe, bekomme ich eher den Eindruck, dass sie jene Schurbler-Bewegungen überproportional wahr nimmt, in der sie am ehesten ihre eigenen Wähler sieht.

Aber dann hätte die Politik ja z.B. den (zum Glück sehr kleinen) radikalen Teil der Moslems bei uns in Deutschland auch überproportional wahr nehmen müssen. Die haben 2014 ja mal mit solchen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht:

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Ich glaube, das liegt daran, dass sich die Geimpften leiser aufregen. Wenn man von Geimpften-Demos hört, dann eigentlich nur als Gegendemo zu irgendwelchen Querdenkern.

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Die Lage wird immer ernster, insofern stellt sich die Frage immer vehementer. Ich vermute mal, dass 5-10% der Impfgegner harte Schwurbler sind, während sich auf der anderen Seite über 60% geimpft haben, sich rund 3/4 für die Impfpflicht aussprechen, die Krankenhäuser und insbesondere die Intensivstationen an der Grenze arbeiten, eine Triage droht, das Klinikpersonal zu Recht angepisst ist und aufhören will und die medizinische Versorgung aller (auch der Geimpften) gefährdet ist. Da muss man meiner Meinung nach nicht zweimal überlegen.
Zumal eine Impfpflicht auch eine Gesichtswahrung für die Schwurbler bedeuten würde: „Ich habe mich zwar mit Händen und Füßen gewehrt, mich mit meinem halben Freundeskreis und der halben Familie zerstritten, aber gegen die Staatsmacht kam ich halt nicht an und habe mich impfen lassen.“
Was man auch tut, man verärgert immer jemanden: entweder die 5% Schwurbler, oder die 70% Vernünftigen. Und meine Sympathie ist sowas von bei den Vernünftigen. Deshalb stellt sich mir auch die Frage, wieso offenbar die 5% Schwurbler hauptsächlich bedacht werden.

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Vielleicht weil sie eine gewisse Nähe zur Politik haben?
Bei uns im Bezirk Unterfranken zeigen sich immer mehr Schwurbler die Parteimitglied der CSU sind und sogar schon für Ämter angetreten sind.
Auch ein Aiwanger hat sich sehr lange (privat und politisch) gegen eine Impfung gewehrt.
PS
Das sind durch die Bank weg gebildete Leute sogar mit akademischem Abschluss.

Das ist ein steile These und die dt Geschichte dafür in verdrehter Form in Stellung zu bringen ist schon etwas grenzwertig. Man findet in der neueren dt Geschichte wenig Belege dafür das Deutschland besonders auf Minderheiten achten würde. Bsp. mag das Gedenken an den Porajmos mittlerweile fester Bestandteil deutscher Erinnerungskultur sein, geht dies keineswegs auf irgendeine Verantwortungsvorstellung der Deutschen nach dem 2 wk zurück sondern ist ein Produkt neuerer Geschichte. Nämlich explizit der Anerkennungskämpfe der Sinti und Roma. Der Einsatz von staatlicher Gewalt gegenüber Sinti und Roma hat deshalb noch lange nicht aufgehört. Zur Aufarbeitung rassistischer Morde der Polizei muss man wohl nicht besonders viel sagen.

Auch von einer Minderheit zu sprechen wage ich zu bezweifeln. Zum einen sprechen wir hier von einer sehr spezifischen einzelnen Handlung, eine Minderheit definiert sich meist über mehr als das. Natürlich hast du im Wortsinne recht, allerdings würde dann dein Verweis auf die deutsche Geschichte nicht zu treffen da es dabei um Minderheiten in einem anderen Sinne geht als in jenem der Meinungsfreiheit. Hinzu kommt dass die Ablehnung der Medizin in Deutschland eine sehr lange Tradition hat von frühen esotherikern über die Erfindung der Homöopathie, über die Ablehnung der Medizin durch die Nazis bis hin zu den Esotherikern und neu germanen von heute zieht sich ein langer Fade durch die deutsche Geschichte. Viele von denen werden sich aus den unterschiedlichsten Gründen geimpft haben, das Weltbild wurde davon sicherlich nicht erschüttert.

Man muss sich schon die spezifika der Schwurbler Szene anschauen. Denn selektiv werden gewisse Minderheiten sehr protegiert während andere bestenfalls geduldet schlechtestenfalls „bekämpft“ werden. So sind die „Vertriebenen“ eine besonders zentrale Minderheit im Vergleich zu den Sinti und Roma.

In diesem Sinne die deutsche Geschichte als Argument zu bringen, dass die Deutschen Minderheiten zu stark protegieren hinterlässt, vor dem Hintergrund das jene Minderheiten, die in der dt Geschichte schon immer marginalisiert und verfolgt wurden und dies auch heute noch werden, schon einen bitteren Nachgeschmack. Nicht zuletzt da hier zu einem großen Teil rechte eine besonders starke Stimme bekommen.

Die Deutsche kümmern sich nicht um Minderheiten, sondern vor allem um jene die sie als Deutsche ansehen.

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Akademiker haben an der Uni gelernt, dass viele Dinge weitaus vielschichtiger sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Das ist zunächst mal einfache Grundlage wissenschaftlicher Forschung. Manche von ihnen scheinen dies aber so sehr verinnerlicht zu haben, dass sie Skepsis im negativen Sinne (sprich Misstrauen) für eine Tugend halten. Das macht sie anfällig für Leute, die ihnen eben dieses „Mehr“ an Info bei allem möglichen Kram von Politik (Lobbyismus, Korruption) bis Medizin (Homöopathie, Impfschäden) unterjubeln - die setzen an irgendeinem unstrittigen Punkt an und „erweitern“ das dann so lange mit Bullshit, bis sie ihre Opfer vom Rest der Gesellschaft separiert haben.