Rehasport während der Corona Pandemie

Hallo Lage Community,

bisher war ich stiller Zuhörer und Mitleser, nun möchte ich auf folgendes Thema aufmerksam machen:

Wie bewertet ihr folgende Sachlage?

Als Gruppenleiter für Orthopädischen Rehasport leite ich täglich 8 Sportgruppen je 50 Minuten mit jeweils bis zu 15 Teilnehmern. Dies sind pro Woche ca. 500 direkte Kontakte ohne viel Schutz. Die Gefahr ungewollt zum Superspreader zu werden liegt auf der Hand. Die Kurse finden in einen geschlossenen Raum (100 qm) und ohne Masken statt. Als Schutz dient das Lüften (soweit es die Temperaturen zulassen) sowie eine Abstandsregel mit 1.5 Metern. Der Rehasport ist ärztlich Verordnet und ist im allgemeinen als Rückengymastik bekannt. Die Zielgruppe sind überwiegend ältere Senioren sowie viele Personen die man grundsätzlich zur Risikogruppe zählen kann.
Meine Frage ist folgende:

Ist der nutzen für die Teilnehmer wirklich das Risiko einer Infektion Wert? Ist eine Gruppengymastik überhaupt in der jetzigen Situation vertretbar?

Es fällt mir keine Situation ein in welcher 15 Personen ohne Masken in einem Raum zusammen kommen.

Die Medien berichteten nur sehr spärlich zu diesem Thema. Meine Anfragen an diverse Ämter sind versandet…
Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

Bleibt gesund, Stefan

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Hallo!

Verstehe ich dich richtig - selbst jetzt im harten Lockdown finden diese Gruppen mit je ca. 15 Personen ohne Maske statt?? Wenn ja finde ich das sehr überraschend, verärgernd und bedenklich!

Magst du noch ein bisschen weiter ausholen? Wie war bei euch die Kommunikation seitens Vorgesetzter? Also wurde euch das „Weitermachen“ strikt auferlegt, gab es Diskussionen oder Proteste durch dich oder KollegInnnen?

Wie schlimm wäre es deiner Einschätzung nach, wenn ein Teil der TeilnehmerInnen (oder alle?) momentan auf diese Reha verzichten müssten?

Was für eine Unternehmensart seid ihr oder ist das eine staatliche Einrichtung? (Sorry, kenne mich da nicht so aus)
Wenn ihr schließen oder deutlich runterfahren würdet, wäre die Folge vermutlich teilweise Kurzarbeit… und hättet ihr Anspruch auf weitere Hilfen (um zB nicht pleite zu gehen)?

Spannendes Thema, hab ich zumindest die letzten 12 Monate noch gar nicht zu mitbekommen!!

Hallo Marion,

gerne kann ich ausführlicher Berichten. Unser Betrieb definiert sich als Gesundheitszentrum, also großer Gerätebereich als freie Trainingsfläche (aktuell geschlossen da es eine privat Leistung über Abonnements läuft) der klassischen Physiotherapie (normal geöffnet) und einem Kursangebot - eben dieser Rehasport (3 Vollzeitstellen). Je nach Bundesland ist hier die Lage unterschiedlich, in unserem Bundesland ist Rehasport in der Gruppe ausdrücklich erwünscht. Wir drei Mitarbeiter haben mit unserem vorgesetzte mehrere Gespräche geführt und ein best mögliches Sicherheitssystem eingeführt (Markierung auf dem Boden, feste Laufwege etc.) Der Einsatz von Masken wird von den Behörden nicht empfohlen. Bei diesen Gesprächen ging es meinen Kolleginnen und mir in erster line um die Sorge das wir Superspreader fungieren könnten, zum Beispiel durch eine eigene Erkrankung ohne Symptome. Als wirtschaftlich geführtes Unternehmen sind wir auf unseren Kundenstamm angewiesen und haben sorge diesen durch einen freiwilligen lookdown zu verlieren. Zu deiner Frage bezüglich Staatlicher Hilfe: ich weiß nicht wie die Lage bei einem freiwilligen Lookdown aussieht, kann ich leider nicht beantworten. Wir haben mittlerweile mehere kleinere Gruppen gebildet, des heißt für uns deutlich mehr Arbeit für weniger Umsatz. Als Ergänzung hierzu: Die Krankenkassen vergütet eine Stunde pro Teilnehmer mit 5.50€. Das heißt um überhaupt die Kosten zu decken brauchen wir mindestens 10 Teilnehmer, alles darunter ist für uns ein Verlustgeschäft.

Wir stellen wöchentlich einige Stunden online, dies wird leider kaum/wenig genutzt da unsere Patienten überwiegend ältere Menschen sind.

Zuletzt noch deine Frage nach meiner Einschätzung: ich denke es gibt orthopädische Erkrankungen welche auch jetzt behandelt werden müssen. Dies geschieht aber überwiegend in der einzel Therapie. Meiner Meinung nach ist eine Gruppengymastik in der jetzigen Situation nicht tragbar, ich sehe die Notwendigkeit nicht. Jeder Patient kennt seine Übungen und sollte diese auch Zuhause durchführen können.

Danke für das Interesse, viele Grüße

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Auch in diesem Forum geht des Thema unter. Ich mache niemanden einen Vorwurf, es wundert mich einfach nur noch. Egal wo man versucht das Thema zur Sprache zu bringen es versandet einfach. Ich habe mehrere Leserbriefe geschrieben wovon die wenigsten gedruckt wurden, Behörden angeschrieben etc. Das Thema stößt auf taube Ohren. Lieber zum x-ten mal über Schulen und Frisöre diskutieren welche nur ein Bruchteil der Kontakte verursachen (mit Maske).

Danke für deine ausführliche Antwort! Ich sehe das wie du und wundere mich, dass es hier nicht mehr Reaktionen gab, die wie ich überrascht waren, dass weiterhin solche Gruppen stattfinden.

Wenn ich daran denke, wie schuldig man sich momentan ja schon fühlt, wenn man z.B. beim Einkaufen mal jemanden trifft und vielleicht zu dritt etwas zu eng zusammen steht… (nicht falsch verstehen, sollte man momentan ja auch wirklich vermeiden!)

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