Ich mache mal bewusst einen neuen Thread auf, weil ich einen Aspekt zu diesem Thema (schon seit langem) adressieren und diskutieren will, der im Beitrag gar nicht genannt wurde:
Es geht darum, was für ein Selbstverständnis Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung heute haben.
Ich bin inzwischen überzeugt, dass einer der Gründe, warum in unserem Land der Staat gefühlt immer schlechter funktioniert, in der Ministerial- und Verwaltungsbürokratie liegt. Man hat den Eindruck, die Ministerial- und Verwaltungsbürokratie bremst oft das, was politisch gewollt und demokratisch entschieden wurde, aus. Bürokratieabbau scheitert oft an der Ministerial- und Verwaltungsbürokratie.
Im Fall der Verwaltungsbürokratie liegt das am Selbstverständnis der dortigen Mitarbeiter, dass ich seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten in eine klare Richtung tendieren sehe: Diese Mitarbeiter sehen sich immer weniger als „Dienstleister“, die den Bürger unterstützen. Sondern viel mehr als „Wächter“, die nur dazu da sind, das vermeintliche Recht durchzusetzen und zwar so, dass sie sich selbst mit möglichst wenig persönlichem Aufwand verwalten können. Der Bürger wird zunehmend zum Bittsteller, der bei dem, was er eigentlich will, systematisch ausgebremst wird.
Der von Philipp und Ulf vorgetragene Fall ist genau so ein Fall. Mal abgesehen davon, dass die Gründer etwas naiv an die Sache herangegangen sind (offenbar nicht oder nicht gut beraten von Gründer- und Steuerberater) wurde mit der Sozialversicherungsprüfung eine Lawine losgetreten, die nicht mehr aufzuhalten ist und nicht nur im Sinne der Gründer, sondern auch im Sinne der Gesellschaft letztlich kontraproduktiv ist.
Wem hätte es geschadet, wenn die Gründer ihren Gesellschaftervertrag geändert hätten?
Ja, die Sozialversicherung konnte nun mehr Beiträge einnehmen („das Finanzamt“ dafür aber weniger) und am Ende geht das Unternehmen in Insolvenz - mit Schaden für die Sozialkasse, die die Payroll für 3 Monate und evtl. sogar Arbgeitslosengeld zahlen muss und weniger Arbeitslosenversicherungsbeiträge erhält, für „das Finanzamt“, dass zukünftig keine Steuern mehr bekommt. Und für die Gründeratmosphäre in Deutschland, die ohnehin schon vergleichsweise mies ist. Und dass die Prüfung so lange gedauert hat, ist schon eine ziemliche Zumutung, denn Philipp hat schon recht: Ein erfahrener Sozialversicherungsprüfer sieht das auf den ersten Blick.