Prozess um Hells Angels in Berlin

Hallo Zusammen,

Vor kurzem wurde auf dem YouTube Kanal von SpiegelTV ein Video zum Hells Angles Prozess in Berlin veröffentlicht: youtu.be/OBtFZy-zSpg

Als treuer Hörer der Lage war es für mich sehr schockierend zu hören wie Ulf Buermeier als Richter agiert. Für mich ergeben sich draus wirklich sehr viele Fragen, ua:

  • Ist es wirklich normal, dass sich Richter mit den Anwälten der Angeklagten zum Mittagessen treffen?
  • Warum wurde Zeugen nicht geglaubt? Das er breitbeinig da sitzt kann doch wohl kein Indiz dafür sein, dass er die Unwahrheit sagt. Oder gibt es dafür tatsächlich einen validen Grund?

Könntet ihr das vielleicht ein Statement dazu machen oder das in einer Folge behandeln? Auf gerne im grösseren Konzext.

Liebe Grüsse

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Das ist ein typischer reißerischer Beitrag von SPIEGEL TV … das Verfahren spielt ja schon vor ca. sieben Jahren, daher kann ich mich an Details nicht mehr erinnern. Und selbst wenn, würde ich niemals öffentlich über Details eines Verfahrens sprechen, an dem ich als Richter beteiligt war, zumal das eine Straftat wäre. Insofern ist der Vorschlag, das in der Lage zu diskutieren, auch einigermaßen bizarr.

Zwei Dinge kann ich dazu allerdings sagen, zumal sie weithin bekannt sind:

  • es ist in Moabit (wie vermutlich an allen Landgerichten in Deutschland) völlig üblich, dass Richter:innen mit Anwält:innen zu Mittag essen. Außerdem gab es damals keine Kantine, sodass sich das ganze Gerichtsgebäude beim selben völlig überfüllten Fusion-Asiaten traf und man sich jeden Tag den Tisch mit wem auch immer teilen musste. Dass SPIEGEL TV das zu einem Skandal machen wollte, sagt schon alles über die „Recherche“ in diesem Fall.

  • die Freisprüche ergingen damals auch auf Antrag der Staatsanwaltschaft. Mit anderen Worten: Selbst die Staatsanwaltschaft hielt nach Abschluss der Beweisaufnahme ihren eigenen Kronzeugen für unglaubwürdig: "Locke"-Mord-Prozess: Drei Rocker freigesprochen - B.Z. – Die Stimme Berlins Damit dürfte alles zur Beweislage in Fall Sodaclub gesagt sein. Dieses kleine Detail fehlt leider in der Berichterstattung von SPIEGEL TV … denn damit wäre die schöne Story natürlich kaputt.

Wirklich spannend an dem Beitrag ist hingegen, in welchem persönlichen Verhältnis der Anwalt des Hauptbelastungszeugen zum verantwortlichen SPIEGEL-TV-Redakteur steht. Da kann man sich schon die Frage stellen, ob der Redakteur dem Anwalt quasi als Freundschaftsdienst mediale Schützenhilfe leisten wollte, indem er versuchte, das Gericht unter Druck zu setzen. Aber das sollen andere recherchieren und ggf. hier posten.

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Vielen Dank für die schnelle Antwort und Einordnung. Natürlich verständlich, dass Verfahrensdetails nicht besprochen werden können.

Tatsächlich hat der Beitrag auf mich nicht sehr reißerisch gewirkt. Weshalb ich doch sehr schockiert war.
Allenfalls wäre es aber ein intessantes Thema das Verhältnis von Journalismus auf Gerichte aufzuarbeiten?

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