Private Anzeigen sinnlos?

Hallo zusammen,

vielleicht habt Ihr die Posse um den selbsternannten „Anzeigenhauptmeister“ bereits mitbekommen, ein junger Mann, dessen Hobby/Ziel es ist in jeder Stadt Deutschlands einen Falschparker anzuzeigen. Laut eigener Aussage macht er mit diversen Handy-Apps ca. 4.000 Anzeigen pro Jahr und „erwirtschaftet“ seiner Ansicht nach ca. € 190.000,- pro Jahr.

Die Sache ist mit einer Spiegel Doku viral gegangen. (Randnotiz: die Bekanntheit hat ihm nicht gut getan und er ist mittlerweile laut einem LVZ Bericht verprügelt worden.)

Mich hat aber etwas anderes stutzig gemacht. Rechtsanwalt Christian Solmecke beschreibt in einem YouTube Video auf seinem Kanal, dass von den 889 erstellten Anzeigen von Privatpersonen in der Heimatstadt des Anzeigenhauptmeister Gräfenhainichen nur 10 Anzeigen zu einem Verwarngeld geführt haben. In einem Interview mit der Bild sagt der Oberbürgermeister von Gräfenhainichen: „99,9 Prozent der Anzeigen haben nicht die Qualität, dass sie gerichtsfest bearbeitet werden könnten. Vielleicht bei einer Handvoll Anzeigen kommt dabei etwas raus“.

Was ist da los, warum reichen zwei/drei Fotos nicht um jemanden ein Knöllchen reinzudrücken?

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Das war ja schon mal Thema in der Lage und wurde u.a. hier [1] diskutiert. Hintergrund ist, dass aktuell den Behörden die Bearbeitung privater Anzeigen mehr Arbeit macht als wenn sie selbst los gehen und Falschparker ausfindig machen.
Das führt zu der problematischen Situation dass private Anzeigen selten verfolgt werden und manchmal sogar die Anzeigensteller eingeschüchtert werden.
Während das natürlich nicht geht, macht es natürlich auf der anderen Seite wenig Sinn, wenn die Behörden ihr Personal ineffizient einsetzen. Dem könnte man zum einen durch besseres (digitales) Anzeigenmanagement entgegen kommen. Zum anderen wäre es natürlich auch sinnvoll, wenn die Anzeigen von Privatleuten möglichst vollständig und einfach zu bearbeiten eingereicht werden, was man auch z.B. durch entsprechende Apps unterstützten könnte.

[1]

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Die Frage ist doch, ob es wirklich ineffizient ist, wenn Polizei oder Ordnungsamt privaten Anzeigen nachgehen. Gerade beim Falschparken könnte man zumindest in vielen deutschen Großstädten durch die Bußgelder ein Vielfaches der Lohnkosten für die Kontrollierenden „erwirtschaften“. Daher scheint es mir eher um den fehlenden politischen Willen zu gehen. Anders formuliert: Es gibt einfach Gesetzesverstöße, die gesellschaftlich mehr akzeptiert sind als andere.

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Das ist sicherlich ein Problem das dazu kommt.

Der entscheidende Punkt ist doch,

Zumindest war das eine Schlussfolgerung in der Lage (ich glaube nach inoffiziellen Aussagen der Behörden selbst?).
Wenn man also rein danach geht, wie man möglichst viele Falschparker mit möglichst wenig Aufwand dingfest macht und den aktuellen Workflow als gegeben hinnimmt (was man nicht muss), dann gehen Polizei und Ordnungsamt lieber selbst mit ihren Leuten auf Tour als den privaten Anzeigen nachzugehen.
Ich kenne den Workflow nicht gut genug aber könnte mir vorstellen dass es auf beiden Seiten Verbesserungsbedarf gibt. Die Polizei könnte private Anzeigen besser verarbeiten und private Anzeigen sollten besser gestellt werden. Vielleicht kommt man dann tatsächlich zu einem Modell wo private Anzeigen in Zusammenarbeit mit den Behörden der effizienteste Weg sind. Ist aber halt heute nicht so.

Es mag auch an den Arbeits- und Verwaltungsabläufen liegen. Aber gerade bei einem Verstoß wie Falschparken gäbe es natürlich massiv weniger private Anzeigen, wenn die Kontrollen von Amts wegen ausreichend wären.

Unabhängig davon, wir sinnvoll die Tätigkeiten vom „Anzeigenhauptmeister“ jetzt sein mögen ist es schon unwürdig, wie in dieser Spiegel-Reportage auf dem Niveau von RTL Schwiegertochter gesucht jemand bewusst vorgeführt wird - in dem Wissen, was das für sein Privatleben bedeutet. Wäre auch mal eine Diskussion wert, wie man hier die journalistische Verantwortung bewertet.

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