Positives Beispiel für Corona-sicheres Reisen: Israel

Moin!

Ihr habt das Thema Reisen angesprochen, die ganze Sache mit Malle, und wie man das denn regeln könnte. Ich bin vor ein paar Tagen zu meinem Mann nach Israel gereist (er braucht aus gesundheitlichen Gründen Unterstützung), und da teile ich euch mal meine Erfahrungen.

Generell ist das Thema Einreise nach Israel gerade extrem schwierig, zeitweise konnten nicht einmal Staatsbürger*innen ohne Probleme ins Land - das ist wieder aufgehoben. Menschen mit ausländischem Pass dürfen nur mit Genehmigung des „exception committee“ einreisen, für das man einen Antrag mit triftigem Grund stellen muss (z.B. humanitäre, medizinische, diplomatische Gründe, usw). Insgesamt läuft die Orga dieses Kommittees nicht besonders gut, aber das ist ein anderes Thema.

Für die Einreise brauchte ich dann noch, wie ihr auch angesprochen habt, einen negativen Corona Test, der maximal 72 Stunden alt vor Abflug sein darf. In den 24 Stunden vor Abflug musste ich außerdem eine „health declaration“ ausfüllen, in der ich angebe, wo ich mich in den letzten 2 Wochen aufgehalten habe, wo ich in Quarantäne gehen will und ob ich dabei Unterstützung brauche - wenn irgendwas bei dieser declaration auf ein Risiko hindeutet (z.B. Kontakt zu einer infizierten Person), darf ich das Flugzeug nicht betreten.
Medizinische Maskenpflicht am Flughafen und im Flugzeug selbstverständlich. Nach der Passkontrolle in Israel musste ich mit einer Beamtin sprechen, die meine Quarantäne abgenommen hat - sprich, staatliche im Hotel oder zuhause. Ich mache letzteres. Bevor ich den Flughafen verlassen konnte, musste ich direkt noch einen Test machen (kostenfrei), dessen Ergebnis ich ein paar Stunden später per SMS erhielt (auf Englisch und problemfrei). Dann darf ich keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, sondern muss entweder abgeholt werden, oder mir ein Taxi nehmen, wo ich hinten mit geöffneten Fenstern sitzen muss.
An meiner Adresse kommt jeden Tag eine Polizistin vorbei, ruft vorher einmal auf meine (deutsche) Nummer an, und ich soll ans Fenster kommen (das geht offensichtlich nur, weil ich in einem Einfamilienhaus außerhalb der Stadt lebe - wie das in einem großen Apartmenthaus aussieht, weiß ich nicht). Wenn ich nicht zuhause wäre, würde ich knapp 1300€ Strafe bekommen. Nach 9 Tagen mache ich noch einen Coronatest, und kann bei negativem Ergebnis am 10. Tag raus.

In einem Land, wo aktuell nur sehr beschränkt überhaupt Einreisen stattfinden und mit nur 10% der Bevölkerungszahl von Deutschland und gleichzeitig einer viel ausgeprägteren Polizei- und Armeepräsenz ist das alles logistisch sicher einfacher durchzuführen. Aber die Testinfrastruktur haben wir an deutschen Flughäfen mittlerweile auch. Und wenn bei Einreise nach Deutschland ein negativer Test vorliegen soll, muss man halt 12 Stunden vorher am Flughafen im jeweiligen Land ankommen und dort Geld hinlegen und testen - viele internationale Flughäfen haben Testmöglichkeiten.

Das israelische Kommittee hat sogar einen extra Antrag, wenn man aus triftigen Gründen keinen Test machen kann. Ist halt nochmal mehr Papierkram, aber Ausnahmen kann es ja auch geben. Es gibt so viele binationale Paare und Familien und viele Gründe, warum Menschen auch in diesen Zeiten reisen müssen. Ich finde, das ist in Ordnung und wichtig. Eine deutsche Freundin, die in Spanien lebt, hat ihren argentinischen Partner seit über einem Jahr nicht sehen können, weil keine der Ausnahmen für Familienzusammenführung auf sie zutrifft - seriously?! Tourismus nach Malle und co ohne die entsprechende Vorbereitung und Regelung, auf die man sich als Reisende*r einlassen muss - das geht nicht.

Hoffe, auch wenn Israel in vielerlei anderer Hinsicht kein Paradebeispiel ist, kann zumindest diese Erfahrung zeigen, dass es auch besser funktionieren kann :slight_smile:

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