Pfandschlupf: Verpackungsverordnung beschenkt Einwegabfüller

Das jetzige System enthält Schlupflöcher für die Industrie, um mit jeder nicht im Supermarkt zurückgebenen Einwegflasche 25 Cent pro Flasche zu erwirtschaften.
Das sind hunderte Millionen jährlich für die Getränkeabfüller.

Im Grunde kann ich Getränke in den Umlauf bringen mit Einwegpfand und bekomme erstmal die 25 Cent pro Flasche dazu; jede Flasche, die nicht in -idr. einem Automaten- gescannt wird, wird nicht von mir als Abfüller erstattet. Die DPG (Deutsche Pfandsystem GmBh) veröffentlich keine genauen Zahlen dazu, gibt keine Auskunft, obwohl es die nur gibt, weil der Staat eine Lösung brauchte.
An dem System wird viel Geld verdient und es ist das Gegenteil von nachhaltig, weil durch die Anreize für die Industrie ganz klar der Trend zur Wegwerf-Einwegpfandflasche geht und die Mehrwegflasche mit Ihren Vorteilen verdrängt wird.
Was einst gut vom Bundestag gedacht war - ist das ziemliche Gegenteil geworden.
Mehr Infos dazu gibt es z.B. hier:

Beim BMUV finde ich die Argumentation, dass der Handel die 25 Cent pro Flasche einbehält und das alles wegen ein paar Pfandautomaten nicht richtig, da eindeutig der Abfüller die 25 Cent einbehält. Ein Effekt für den B2C-Bereich (aka Supermarkt) ist mir nicht bekannt.

Nach 20 Jahren Pfandsystem sollte über eine Änderung hin zu einer Verbesserung nachgedacht werden.
Verbesserungsvorschläge:

  1. Transparenz über Rückgabequoten durch DPG und andere Systemrückführer
  2. Offenlegung, was mit dem Geld passiert, das durch den Pfandschlupf verdient wird (welcher Abfüller + Betrag)
  3. Anreize für Mehrweg stärken (Eventuell Pfandschlupf-Geld dafür verwenden?)
  4. Anreize vom Einweg (Verdienst mit Plastik-Abfall [Lidl], Pfandschlupf) abschwächen
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Wie ist denn die heutige Bilanz Einweg vs. Mehrweg?

Ich weiß, dass vor 15 Jahren an der Uni in einer Vorlesung „Ökologie für Ingenieure“ dies eines der Beispiele war, dass nicht alles was Nachhaltig klingt auch nachhaltig ist. Mehrwegflaschen konnten in der Regel nicht so häufig wiederverwertet werden, dass der Mehraufwand in Produktion, Reinigung und Transport in der Gesamtheit kompensiert werden können. Es war sogar so, dass für die CO2-Bilanz das thermische Verwerten von Einwegflaschen am besten abgeschnitten hat weil Recycling auch wieder Energieintensiv ist.

Das heißt ein Anreiz zu mehr Mehrweg hatte zu diesem Zeitpunkt ökologisch keinen Nutzen. Der Anreiz sollte sein die Flaschen nicht in der Natur zu entsorgen sondern zur weiteren Verwertung (Recyling, thermische Verwertung oder was auch immer) wieder einzusammeln. Und dieser Anreiz ist mit den 25 Cent ja vorhanden.

Natürlich können die Bilanzen heute mit einem anderen Energiemix anders aussehen. Vielleicht hast du hierzu ja aktuelle Zahlen.

Ich meine das ist heutzutage nicht mehr so, wenn man auch die Herstellung einer neuen Flasche aus Rohöl betrachtet, für den Fall dass man die alte thermisch verwertet hat.

Und ob Mehrweg nachhaltiger ist, hängt i.d.R. am stärksten von den Transport-Distanzen ab.

Hast du dafür eine Quelle? Würde mich interessieren. Hintergrund war damals, dass für das Recycling zu viel Energie benötigt wird für Transport, Reinigung, Aufbereitung und erneut verarbeiten. Zudem wird in Müllverbrennung wenn der Plastikanteil zu gering wird zugeheizt um den Rest verbrennen zu können und das war der entscheidende Punkt warum es günstiger ist thermisch zu verwerten und das Rohöl für neues Plastik zu nutzen statt zum zuheizen.

Das ist der eine entscheidende Punkt. Der zweite ist wie oft eine Flasche im Mehrwegsystem tatsächlich genutzt wird.

Bei Bier ist es wohl so, dass regionale Biere in Glasflaschen nachhaltiger sind, während es z.B. in Süddeutschland, wenn man becks trinken will, besser wäre Dosen zu kaufen. Das gilt für die Hersteller die eigene Flaschentypen verwenden und wegen der jeweils eigenen Kästen.

Jede Rechnung hat Unbekannte, die ich natürlich entsprechend anpassen kann, damit mein gewünschtes Ergebnis herauskommt.
Wenn ich also möchte, dass verbrennen besser abschneidet, weil recycling mich das dreifache kostet, dann kommuniziere ich das auch so.
Laut nabu hingegen sind recycelbare PET-Flaschen, die von mehreren Herstellern genutzt werden können (Poolflaschen), am umweltfreundlichsten.

Laut dieses Professors ist ein entscheidender Punkt, dass die üblichen Rechnungen nur die Bilanz der Flasche (und anderer Kunststoffprodukte) isoliert betrachten. Da fließt z.B. die Folge des Verfeuerns von fossilen Brennstoffen in Müllverbrennungsanlagen wenn der Brennwert des Restmülls zu gering ist gar nicht mit ein.

Edit: Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das mit dem Zuheizen in dem Maße nötig ist. Hatte auch mal gelesen, dass man den niedrigeren Anteil an Plastik kompensiert, indem mittlerweile vermehrt schwer brennbare Stoffe entfernt werden. Zudem war zum damaligen Zeitpunkt die Prognose stark steigende Recyclingquote ein Thema, welches ja nicht in dem Maße umgesetzt wurde.

Von einer Brauerei weiß ich, dass die Zahlen die für die Verwendung von Glasflaschen in soclhen Rechnungen angenommen werden höher ist als die Zahl wie oft eine Bierflasche in der Realität tatsächlich genutzt werden kann. Die meisten Rechnungen machen hier eher Annahmen die also eher Mehrweg bevorzugen. Denn einige Flaschen kommen nicht mehr zurück, andere kaputt, wieder andere so verschmutzt, dass sie nicht gereinigt werden können und im Schnitt kommt man auf weniger Durchläufe als angenommen. Dosen schneiden wohl in der Bilanz bei weitem nicht so schlecht ab wie gerne suggeriert und sind bei weitem Transport sogar besser.

Das klingt auf jeden Fall stimmig und ist vermutlich auch richtig, aus diesem Grund hat man 1970 ja auch die Normbrunnenflasche für Mineralwasser eingeführt.

Die Idee scheitert aber (zumindest gefühlt) an der Realität. Zumindest in meinem Alltag ist in den letzten, keine Ahnung, 10 Jahren oder so zu beobachten, dass die Produktabgrenzung durch Design immer stärker vorangetrieben wird und viele Hersteller ihr eigenes Flaschendesign verwenden, um sich durch dieses „Corportate Design“ vom Rest abzuheben.

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Selbst einheitliche Flaschen nutzen nur wenig, wenn die Kästen gebrandet sind. Denn der Kasten nimmt im Rücktransport immer das gleiche Volumen ein, egal ob mit oder ohne standardisierter Flasche. Und der muss ja in jedem Fall zurück zum Ursprung um wieder verwendet zu werden.

Bei Bier kommt dann auch noch die exakte Normflasche an. So ist in Bayern mittlerweile die Euroflasche mit Abstand am verbreitetsten.

Andere Flaschen müssen also in der Regel immer größere Strecken zurücklegen. Wer dennoch in Bayern unbedingt becks kaufen will wäre mit der Dose nachhaltiger.

Der größte Hebel den der Konsument hat dürfte aber immer sein möglichst regional zu kaufen.

Bei Softdrinks kommt noch ein Faktor dazu. Einweg hat oft 1,25- 2 Liter. Mehrweg im Vergleich 0,5 - 1 Liter. Und somit ist die Bilanz pro Liter wieder eine andere als die Bilanz pro Flasche.

Ich sehe bei Einweg das Problem deshalb nicht in der co2 Bilanz sondern in der oft nicht korrekten Verwertung. Auch das lässt sich lösen und in einigen Jahren mag auch diese Bilanz im Vergleich anders zu bewerten sein.

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Habe sie tatsächlich gefunden :slight_smile: Ich wusste nur noch, dass ich es damals in der Zeitschrift gelesen habe:

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