Notlage in Bergkarabach

Derzeit isoliert der äusserts vertrauenswürdige EU Partner Azerbaijan (Press corner | European Commission) den Bewohnern des Gebiets Karabach (ca. 120.000 Personen) jeglichen Zugang zu Lebensmitteln, Medikamenten und medizinischen Behandlungen (Armenia tells World Court Azerbaijan blockade is 'ethnic cleansing' | Reuters; The Armenians of Nagorno-Karabakh have been blockaded by Azerbaijan | The Economist; Notlage in Bergkarabach: Kaum Essen, keine Medikamente | auslandsjournal - YouTube).

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Trauriges Thema.

Dummerweise hat sich Armenien Russland als Schutzmacht „ausgesucht“ und wird jetzt, weil Russland andere Prioritäten hat, gnadenlos im Stich gelassen, während die Türkei als Schutzmacht Azerbaijans die globalpolitische Situation nutzt, diesen Konflikt in ihrem Sinne zu beenden.

Armenien ist jetzt in einer echt doofen Position. Nachdem Russland seinem Schützling Armenien die Schuld an den gescheiterten Verhandlungen mit Azerbaijan gegeben hat (und sich damit selbst aus Bündnisverpflichtungen befreit hat) hat Armenien ein gemeinsames Militärmanöver mit Russland im Rahmen der OVKS (quasi die „Ost-NATO“) abgesagt.

Kurzum:
Hinter den Kulissen knirscht es gewaltig. Die genauen Hintergründe kennen wir natürlich alle nicht, aber es liegt auf der Hand, dass Russland aktuell größere Probleme an der Westgrenze hat und deshalb riskiert, seinen Einfluss an der Südgrenze einzubüßen. Ich gehe auch stark davon aus, dass Erdogans zweigleisiges Verhalten im Hinblick auf den NATO-Russland-Konflikt hier eine Rolle spielt, denn Erdogan weiß, dass er jetzt hier eine historisch einmalige Chance hat, die russischen Interessen im Gebiet zwischen Russland und der Türkei komplett zu Gunsten der eigenen Interessen zurückzudrängen. Das würde Erdogan sich in dieser Form nicht trauen, wenn er nicht wüsste, dass Russland aktuell in einer sehr schwachen Position ist - und damit die Russland-Türkei-Relations nicht völlig kippen, gibt Erdogan im Prinzip den Bremsklotz der NATO. Anders gesagt: Erdogan ist es aktuell vermutlich wichtiger, dass Azerbaijan den Konflikt mit Armenien gewinnt, als dass die Ukraine den Konflikt mit Russland gewinnt.

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Ein Thema das viel stärker in den Mittelpunkt gerückt werden sollte. Ebenso, wie die Geschehnisse in Griechenland.

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Absolut!
Beiträge wie dieser https://greekreporter.com/2023/02/02/greece-turkey-coast-guard/ zeigen, wie sehr Länder wie Griechenland, Armenien, Zypern im Stich gelassen werden. Für Griechenland und Zypern ist es noch enttäuschender, da diese Teil der EU sind. Es ist für die EU viel wichtiger, dass Erdogan die Tür vor den Flüchtlingen aus Syrien und dem Iraq verschlossen lässt.

Das ist aus Nato-Sicht auch völlig verständlich und wünschenswert. Solange Russland in der Ukraine beschäftigt ist kann an den anderen Flanken Russlands Einfluss direkt oder indirekt gemindert werden. Man muss nur dafür sorgen, dass die Ukraine in der Zwischenzeit nicht fällt.

Ist der Ukraine-Russland Konflikt dann befriedet hat die NATO bzw. nahe Verbündete sogar Einfluss gewonnen.

Gleichzeitig erhöht man durch die Schwächung der russischen Beziehungen mit seinen Verbündeten den Preis des Krieges, so dass vielleicht doch irgendwann Frieden für Putin angemessen erscheint.

Strategisch ist es also potenziell ein kluger Move den Krieg in der Ukraine in die Länge zu ziehen um an anderer Stelle dafür Einfluss zu gewinnen.