Nochmal Thema Abtreibung

Da der andere Thread geschlossen wurde:

Der DLF hat ein sehr gutes Feature zur Situation bezüglich Abtreibung in Polen.

Aus der Dlf Audiothek | Das Feature | Die Kriminalisierung der Abtreibung in Polen – Frau Mutter Mörderin Frau Mutter Mörderin - Kriminalisierung der Abtreibung in Polen

Aber Achtung, Triggerwarnung!
Die Sendung ist detailliert auch in der Beschreibung sowohl physischer als auch psychischer Vorgänge.

Darin wird auch klar:

Das Thema ist ein Machtthema.
Es geht um Macht über den weiblichen Körper.

Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass ein Gesetz, dass Eingriffe zur Verhinderung der Fortpflanzung unter Strafe stellt, nur gegenüber Frauen durchgesetzt wird, Vasektomie ist hingegen überall möglich.

Die Frauen haben der Opposition zum Erfolg verholfen - wegen des Themas Abtreibung. Nun werden sie wieder hingehalten. Und bei ihnen steigt wieder die Wut.

Natürlich ist die Situation bei uns anders, Verhütung, Pille danach kein Thema. Aber die Diskussion im geschlossenen Thread zeigt mir, dass auch hier gesagt wird: „Stellt euch nicht so an, hier ist doch alles ok. Wir haben wichtigere Probleme.“

Aber D ist nur einäugig unter Blinden.

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Allerdings, wenn man sich die ersten Beiträge anschaut, wurde da sehr emotional agiert und alle sagten im Grunde das gleiche.
Es ist wenig förderlich eine Diskussion mit emotionalen Statements zu fluten.

Ja, der§218 gehört reformiert, damit der §218a nicht mehr nötig ist.
Aber dass die Ampel genug noch offene Punkte hat, über die sie viel zu lange streitet, macht deutlich, dass in dieser Periode außer der Aufhebung des Werbeverbots nichts mehr zu erwarten ist. Dabei war das Einsetzen der Kommission ein wichtiger Schritt. Nun ist es daran, für Parteien zu werben, die auch daran interessiert sind, diese Ergebnisse umzusetzen.
Ich sehe sogar Gründe, warum man das europäisch regeln sollte. Sicher gäbe es etwas, womit auch Polen und Ungarn sich die Zustimmung abkaufen lassen würden - oder es würde vielleicht sogar dazu führen, dass die Wählerinnen Orban abwählen.

Ach ja: vor allem müsste festgeschrieben werden, dass die Abtreibungszahlen regelmäßig evaluiert und die Gründe durch freiwillige Fragebögen erfasst werden.
Denn Ziel muss natürlich immer sein, dass Personen gar nicht erst in die Situation kommen - und hier ist, denke ich, der Hauptgrund. Kein Politiker gibt gerne zu, dass Carearbeit zu wenig gewürdigt wird (vor allem finanziell) und Alleinerziehende systematisch benachteiligt.

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Dein/Der Beitrag scheint sich ja aber speziell um die Situation in Polen zu drehen. Ich sehe nicht das es in Deutschland um die Ausübung von Macht gegenüber Frauen geht aus dem Selbstzweck der Machtausübung heraus.

Soweit ich finde ist eine Tubenligatur in Deutschland auch ebenso wenig unter Strafe gestellt wie eine Vasektomie.

Ich weiß nicht ganz auf was du in deinem Beitrag hinaus willst, außer vielleicht das es in anderen Ländern noch schlimmer gestellt ist bei dem Thema Abtreibung. Wüsste aber nicht das dies jemals zur Diskussion stand.

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Dieser Ansatz wäre dahingehend zu begrüßen, dass es damit auch weniger einfach wäre zugestandene Rechte als neue Regierung einfach wieder zurückzunehmen oder durch den Einbau von Hürden in der Praxis Abtreibung zu erschweren, sofern das Europarecht ausreichend präzise ist.

Wenn eine moderne Ausgestaltung (siehe Bericht der Kommission) europaweit nicht umsetzbar wäre, würde ich aber dennoch ein Festschreiben eines Rechts auf Abtreibung im Grundgesetz begrüßen. Dazu braucht es aber dann die Union. Und genau vor der (und der AfD) sollte sowas ja schützen. Also auch aktuell wenig realistisch.

Im geschlossen Thread war noch ein hörenswerter Beitrag vom Deutschlandfunk, der unter anderem deutlich gemacht hat, was an der bestehenden Regelung problematisch ist und dass sie zumindest noch Früchte der Geschichte trägt, in der es auch in Deutschland ganz klar darum ging, die Körper von Frauen zu kontrollieren.

Denjenigen, die es verstehen wollen, zeigt der Beitrag m. E. auch, weshalb das Thema und darauf bezogene Aussagen etwa bezüglich der vermeintlichen Befriedung so emotionale Reaktionen auslösen. Diese Emotionalität per se zu delegitimieren finde ich immer noch schlechten Stil und hart am Rande des mansplaining.

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Absolut, gerade da mMn ja gerade ein Kritikpunkt an der Lage war, wie emotionslos das Thema damit abgetan wurde, dass es nun mal in dieser Legislaturperiode geringe Aussichten auf Erfolg habe.

Interessant finde ich auch diese beiden Umfragen vom Mai 2023 und April 2024.
In einem Jahr von 54% gegen die Abschaffung von §218 zu 80% für die Abschaffung?!
Könnte es sein, dass sich zuvor einfach viele nicht mit der Thematik auseinandergesetzt haben oder wie erklärt ihr euch das?

Mit 80% wäre der befürchtete „Kulturkampf“ vielleicht sogar wünschenswert im Kampf gegen die AFD, die ja deutlich gegen die Abschaffung ist.

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Für mich als Mann ist das Thema auch emotional besetzt: Bei meinem ersten Sohn war der Moment, als auf dem Ultraschall der Herzschlag zu sehen war, der, an dem ich emotional Vater wurde. Da war es völlig egal, ob und welche Hirnfunktion wie stark ausgeprägt war, das war ab da mein Kind. Ich habe nach der Geburt an vielen Stellen die Mutterrolle eingenommen und auch manche Diskussionen genau umgekehrt geführt. Für mich wäre völlig klar gewesen, dass ich auch allein das Kind großgezogen hätte, wenn meine Frau das nicht gewollt hätte. Die Vorstellung, dass bei einem gemeinsamen Kind die eine Person, die das 9 Monate trägt, die alleinige Entscheidung hätte haben können, das nicht zu tun, während die Person, die die nächsten 20-50 Jahre (je nachdem, wie alt man selber wird), nötigenfalls den ganzen Rest erledigt, in dieser Entscheidung nichts zu melden hätte, fand ich (für mich) immer grob unfair. Wenn Frauen das Thema zu monopolisieren versuchen (gern in Verbindung mit „Zum Thema Abtreibung/Verhütungsmaßnahmen o.ä. hast du nix zu sagen, aber ich erklär dir mal eben, wie die Risiken und die Reversibiltät bei Vasektomien so aussehen“), ärgert mich das deswegen immer etwas. Nur ändern die persönlichen Emotionen nichts daran, dass ich für einen regulierten Weg zur Abtreibung bin, für die, die das eben anders wahrnehmen, andere Partner/Lebenssituationen etc. haben. Ich denke, man sollte bei so einer Entscheidung als Staat schon sicherstellen, dass es eine Beratung gibt, denn ob man sich dafür oder dagegen entscheidet, wäre es gut, zu wissen, wo man danach Hilfe bekommt. Genauso wichtig fände ich, dass man einen einklagbaren Rechtsanspruch auf eine (säkulare) Beratung hat und der Staat entsprechende Einrichtungen finanziert und auf gewisse Qualitätsstandards verpflichtet und ergänzend auch die Vergabe von Kassensitzen daran bindet, dass Ärzt:innen auch Abtreibungen nicht prinzipiell ausschließen dürfen. So ähnlich würde ich dieses Verfahren auch beim Thema Sterbehilfe wünschenswert finden, es könnte auch noch andere Anwendungsfälle geben. Mutmaßlich müsste dafür die Abtreibung unter Bedingungen legalisiert werden. Was mich allerdings nervt, ist die Empörung gegenüber dem eher politiktaktischen Argument, dass man das Thema nicht aufmachen will. Grade beim Thema Abtreibungen könnte man mal die Republikaner fragen, wie sehr man sich zu Tode siegen kann. Von denen wünschten sich mutmaßlich nicht wenige, dass sie weniger Erfolg gehabt hätten, mit ihrer Anti-Abtreibungskampagne weil es sie schon einige kleinere Wahlen gekostet hat und auch für die Präsidentschaftswahlen den Demokraten eine wichtige Mobilisierungsoption bietet. Das sollte die Vorsicht erklären, die manche Befürworter liberalerer Regeln grade an den Tag legen. Was nützt eine Liberalisierung bei diesem Thema, wenn man danach möglicherweise eine Unions-AfD-Regierung hat, die das entweder zurückdreht oder schlimmeres und dazu in anderen Bereichen noch weitere Schäden anrichtet?

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Ich kann natürlich jedem Klimaschwein erst mal an den Kopf werfen, was ich von seinem Verhalten halte, ich kann auch bei jeder Diskussion zu Volker Wissing meinen Frust in die Welt posten, sollte aber dann keine sachlichen und verständnisvollen Antworten erwarten.
Insofern: es liegt mir ferner Emotion zu deligitimieren, aber mache halt darauf aufmerksam, dass Überraschung über die Reaktionen dann unnötig ist. Und dass man mit Emotion den Gegenüber eher gegen sich aufbringt, als überzeugt.
Wenn man möchte, dass alles so bleibt wie es ist, dann wurde im letzten Thread alles richtig gemacht.

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Sehr informativ fand ich auch diesen Beitrag in DLF Kultur, in dem u. a. ausführlich eine Ärztin zu Wort kommt, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Eine ihrer Aussagen ist, dass sich viele Frauen schämen und das Gefühl haben, etwas Verbotenes zu tun und das habe mit der Regelung im § 218 zu tun.

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Genau das passiert doch hier total oft in Threads, in denen es etwa um die FDP oder die CDU geht - nur dass hier im Forum halt nur wenig Gegenpositionen vertreten sind.
Ich finde dieses Selbstbild nach dem Motto „Emotional sind immer nur die anderen“ einfach empirisch falsch und vielfach auch nicht ehrlich. Außerdem kann man sehr wohl emotional sein und dennoch in der Sache diskutieren. Emotional zu sein heißt ja nicht automatisch, keine Argumente zu haben und nur vom Leder ziehen zu wollen.

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Und bringen diese Beiträge dann neue Themen in die Diskussion, haben das Potential andere umzustimmen?
Wenn nicht, was willst du mir damit sagen?

Offenbar ist mein Punkt noch nicht deutlich geworden. Ob emotionale Beiträge für die Diskussion konstruktiv sind und potenziell andere umstimmen (oder zum Nachdenken anregen) können, lässt sich aus meiner Sicht eben nicht generell sagen - es kommt einfach darauf an, ob ein Beitrag Argumente enthält und auf Aussagen anderer inhaltlich reagiert oder ob es einfach nur ein rant ist.
Der Hinweis auf die FDP-Threads sollte zeigen, dass bei bestimmten Themen hier im Forum offenbar auch Beiträge mit hohem Rant-Faktor und wenig konstruktivem Potenzial völlig akzeptiert sind, weshalb es aus meiner Sicht etwas schräg ist, sie in einem anderen Thread als völlig illegitim darzustellen.

Ich habe doch geschrieben, dass ich sie als legitim ansehe, ich finde nur schräg, wenn danach darüber echauffiert wird, dass es keine sachliche Diskussion gab, sondern die Kommentare, die die Meinung nicht vertraten sich auf das selbe Niveau begeben haben.
Und zum anderen bitte ich dich mal, dir die Mühe zu machen, dir die Beiträge der ersten 24 Stunden durchzulesen, lesen nicht überfliegen.
Und dann zu überlegen, wie viele das wohl getan haben, die den Thread erst später entdeckt haben.
Ich schätze im großen und ganzen die Diskussionskultur. Aber alle Threads die nach wenigen Stunden über 50 Beiträge angehäuft haben, haben eines gemeinsam. Die sachliche Diskussion gibt es erst später - wenn sich alle ausgekotzt und die von Emotionen getriebenen die Diskussion verlassen haben.
Diese Beiträge helfen genau gar nichts - außer anscheinend, dass es den Postern danach besser geht. Und warum soll dieses Recht nur den Befürwortern von Abtreibungen zugestanden werden?

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Um in ähnlichen Diskussionen Wind aus den Segeln zu nehmen sollte der Vorwurf vielleicht nicht so allgemein „seid doch nicht so emotional“ sein, insbesondere in einem Fall wie hier wo der Vorwurf auch noch weibliche Stereotype bedient, sondern ganz konkret die Punkte benennen die an einem Beitrag kritikwürdig erscheinen.

Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich in diesem Fall kein Problem mit emotionalen Beiträgen hatte, denn die können tatsächlich eine Diskussion auch bereichern wenn sie entweder eine neue Perspektive bieten oder eben trotz Emotionalität Argumente bringen.
Wenn aber einfach nur Aussagen aus dem Kontext gerissen oder gar verdreht werden, z.B. aus meiner juristisch sicherlich laienhaften Aussage, dass ein Gesetz welches Abtreibungen generell und für jeden erlaubt eben auch den Schutz vor Abtreibungen gegen den Willen der Frau einschränkt (Hatte ich mal in einem Podcast oder Radiobeitrag so gehört und falls das juristisch falsch ist, dann kann man das auch sachlich erklären) und es deshalb einen geordneten Rahmen braucht, gemacht wird, ich würde Befürworten, dass Abtreibungen zum Schutz der Frau generell illegal bleiben sollen, dann ist das für eine Diskussion nicht mehr Hilfreich, insbesondere wenn man sich den Forderungen der Kommission ja bereits angeschlossen hat.

Jetzt finde ich es noch nicht mal schlimm, wenn jemand aus Hektik oder Wut heraus mal etwas falsch liest oder interpretiert. Was ich in der Debatte höchst schade fand war, dass auf Präzisierungen oder Korrekturen was die aufgefasste Aussage angeht dann keinerlei Reaktion mehr kam. In anderen Threads hier bekommt man sehr oft ein Feedback wenn eine falsch aufgefasste Aussage in den richtigen Kontext gerückt wird, auch wenn der Gegenüber vielleicht noch immer anderer Auffassung ist.

Danke für den Hinweis auf die Sendung von DLFKultur vom vergangenen Sonnabend.
Vor allem die Ärztin Jana Maeffert von Doctors for Choice war topp.

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