Nochmal ein Hinweis zur Werbung

Hab grundsätzlich kein Problem mit Eurer Werbung als solches. Nur ein Hinweis: Ich weiß nicht ob das ganze so zielführend ist, wenn ein Spot für Amazon wirbt und ihr iim nächsten Spot wörtlich davon abratet bei Amazon (O-Ton: bei „DEM großen Onlineriesen“) zu kaufen.

Mal abgesehen davon, dass es fraglich ist, ob sich das jemand bei Amazon wirklich anhört, würde ich mir da an deren Stelle etwas vereimert vorkommen.

Wie gesagt, keine Kritik an der Werbung als solches (ich finde Amazon gut und denke, dass das Problem vieler kleiner Händler hausgemacht ist).

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Das wäre eigentlich als eigenes Thema schon spannend. Ich finde Amazon zum Beispiel ziemlich fürchterlich - wie eigentlich immer, wenn ein Konzern zu groß wird und zu viel Macht erhält. Was genau ist bei kleinen Händlern hausgemacht?

Kleine Händler

  • können nicht kulant alles erstatten beim kleinsten Problem
  • können ggf. nicht kostenlosen Versand anbieten
  • können ein Kundenkonto nicht durch Extras wie Video-on-demand attraktiv machen
  • werden nicht automatisch als Anlaufstelle #1 angesurft, wenn es um Shopping geht
  • kommen nicht gegen Amazon an wenn Kunden „nicht bei lauter verschiedenen Händlern bestellen wollen sondern lieber nur auf einer Seite“ (das ist wirklich so: Kunden zahlen ja sogar MEHR weil sie Amazon vertrauen)
  • haben keine Chance, als Marke so stark wahrgenommen zu werden und so viel Trust zu kriegen
  • müssen in Deutschland Steuern zahlen :wink:
  • haben keine Verhandlungsmacht ggü. Herstellern
  • haben ein Auffindbarkeitsproblem / hohe Marketingausgaben im Verhältnis
  • kommen gegen die Bequemlichkeiten der Kunden (alles auf einer Seite!) nicht an

Liste ließe sich noch fortsetzen. Heißt auch nicht, dass die Konkurrenz nicht teilw. auch geschlafen hat. Aber dagegen kommt - außer in der Nische und ein paar größeren - keiner mehr wirklich an. Ich hab’ auch schon bei Amazon bestellt, früher viel mehr als heute, heute eigentlich nur noch, wenn es keine wirkliche Alternative gibt. Ich habe absichtlich kein Prime-Account, der mich verlocken würde, dort zu bestellen, und unterstütze wo ich kann kleinere oder zumindest andere Händler direkt in ihren jeweiligen Shops. Bücher bestelle ich nur bei Buchhandlungen (die stellen auch zu - https://www.genialokal.de/). Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas davon profitieren auf lange Sicht. Ist bequem, klar. Kein Risiko als Kunde. Aber tödlich für die Vielfalt. Es fördert sinnlose Kleinstbestellungen und erhöht das Paketvolumen dadurch unnötig (bin nicht gegen Bestellen per se, das kann definitiv umweltfreundlicher sein als mit dem Auto loszudüsen). Dazu fragwürdige Arbeitsbedingungen, und die Datensammelei.

Wäre eigentlich mal ein schönes Thema: Amazon und damit verbundene Chancen und Probleme.

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Stimme ich auch voll und ganz zu. Mir ist es sowieso ein Rätsel, wie viele kritisch denkenden Menschen bei einem so unsolidarischen, keine steuerzahlenden Konzern einkaufen. Und wenn es dann in der Werbung noch um die Bild-Doku geht, frage ich mich wirklich, welche Werte ihr mit der Werbung vertreten wollt.

Damit möchte ich auch nicht kritisieren, dass ihr Werbung an sich macht. Das find ich vollkommen okay.

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Klare Antwort: Es funktioniert und es geht schnell!

Ich versuche auch immer mal bei kleinen Händlern zu bestellen. Aber die Shops sind oft einfach noch auf dem Stand von 2001. PC benutze ich privat immer weniger. Eine Bestellung per Amazon kostet mich keine 10 Sekunden…

Kleine Shops…

  • …haben lange Ladezeiten
  • …eine schlechte Suche
  • …verlangen viel zu viele Daten (Geburstag, Telefonnummer etc.)
  • …haben meist miserable Zahlungsbedingungen, oft nur Vorkasse oder Sofort-überweisung (die ich ablehne)
  • …verlangen überteuerte Versandkosten
  • …sind telefonisch nicht erreichbar
  • …bieten schlechten, bis garkeinen Service an

Liste ließe sich noch fortsetzen ;-).

Kann mich noch gut erinnern, als vor einiger Zeit mal einen Koffer kaufen wollte. Wußte genau was ich will und hatte mich bewusst für den lokalen Einzelhandel entschieden (ein reines Koffergeschäft). Okay, Mehrpreis zahlt man, will man ja unterstützen. Rückgabe war nicht drin, Termin, wann er kommt konnten sie auch nicht nennen. Anruf, wann der Koffer da war, ging nicht. Musste drei Mal hin, bis der Koffer da war und musste mich dann noch blöd anranzen lassen „Dann kaufen Sie halt bei Amazon, wenn es ihnen nicht schnell genug geht…“ - ja, mache ich jetzt auch!

Und diese Arroganz ist einfach symptomatisch.

Und ja, es ist schade, dass Einzelhändler wegen dem Onlinehandel pleite gehen. Aber es war auch schade, dass die ganzen Hufschmiede pleitegegangen sind, als die Leute angefangen haben Auto zu fahren.

Und Leute wie ich brauchen auch keine Beratung mehr. Bei größeren Anschaffungen nerde ich mich in ein Thema rein, lese Rezensionen, schaue Videos und weiß irgendwann ziemlich genau was ich will.

Die Zeit ist einfach vorbei…

Was bietet mir ein kleines Geschäft da noch an Mehrwert? Warum soll ich noch da kaufen? Aus Nostalgie?
Dafür zu sorgen, dass Amazon vernünftige Arbeitsbedingungen schafft und hier auch brav steuern bezahlt der Job der Politik.

And mark my words: Die nächsten die dran sind, ist die Lebensmittelbranche!
Im wesentlichen (von REWE mal abgesehen) pennen die nämlich genauso und machen den gleichen Fehler wie vor 15 Jahren der Einzelhandel. Noch kostet die Tiefkühlpizza bei Amazon ein Vermögen.

Das mag arg pragmatisch klingen, aber ich glaube eben nicht, dass ich die Umwelt rette, indem ich nur noch im Plastikfrei-Laden einkaufe und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, sondern dadurch, dass ich eine Partei wähle, welche Verpackungen reduziert und Autofahren teurer macht - gerne auch gegen meine Interessen.
Denn auch wenn es viele Umweltaktivisten nicht wahrhaben wollen: Dass McDonalds jetzt Papier-, statt Plastikstrohhalme verwendet, bringt der Umwelt um Größenordnungen mehr, als wenn eine Handvoll Leute die nächsten 150 Jahre auf Plastik verzichtet.
Wichtige Änderungen in der Gesellschaft erreicht man nur auf politischer Ebene.

Und so sehe ich das eben auch bei Amazon & Co.
Ja, entmachtet die Konzerne! Lasst sieh Steuern zahlen! Lasst sie bluten!
Aber regt Euch bitte nicht darüber auf, dass ich bei Amazon bestelle und offen dazu stehe.

Und ich gehe jede Wette ein, dass alle die sich hier beschweren selber auch ein Konto bei Amazon haben und dort auch bestellen.

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Hat mich ehrlich gesagt auch sehr überrascht eine Werbung zur Bild-Dokumentation auf Amazon zu hören… es widerspricht gefühlt den Werten, die ihr über euren Podcast vermittelt. Ist aber wie gesagt nur ein Gefühl und ihr habt bestimmt gute Gründe, denn ihr wart euch sicher bewusst, dass diese Werbung auf Kritik stoßen würde.

Zum Thema Amazon muss ich sagen, dass ich es bisher immer geschafft habe, Produkte, die ich kaufen will, auf anderen Seiten oder der Herstellerseite zu erwerben. Natürlich kann man sich fragen, warum man sich selber den Aufwand machen soll, wenn ansonsten eh so gut wie jeder trotzdem dort einkauft und die eigene Entscheidung ja hierbei nicht wirklich einen Unterschied macht. Das gleiche könnte man beispielsweise auch bei einer klimafreundlichen und ökologisch nachhaltigen Lebensweise oder bei Facbook einwenden.

Wichtige Änderungen in der Gesellschaft erreicht man nicht auf politischer Ebene, denn die Politik wiederspiegelt den momentanen Zustand der Gesellschaft. Solange innerhalb der Gesellschaft keine Veränderung vonstatten geht wird sich auch politisch wenig ändern. Daher ist jeder einzelne gefragt und nur weil McDonalds jetzt Papierstrohhalme verwendet, wird die Wurzel des Problems, die in jedem einzelnen Kopf steckt, nicht angegangen.

Ein Filmbericht über die Entstehung der Bild-Zeitung - ist doch perfekt. Werde ich mir auf jeden Fall ansehen. Deswegen werde ich die ganz sicher niemals kaufen, finde deren Schlagzeilen schon schlimm genug, wenn die mir beim Bäcker entgegenprangen.
Und zu Amazon: möchte vorausschicken, dass ich in einem deutschen Großunternehmen seit 30 Jahren im Themengebiet Nachhaltigkeit arbeite, welches gerade als Vorreiter der deutschen Industrie gefeiert wird. Was hat das mit Amazon zu tun?
Großunternehmen ist und die können:
a) die öffentliche Meinung ist denen sehr wichtig, dazu gehören auch die Share Holder
b) die brauchen immer Geld von den Banken, das kriegen sie nur mit bestem „Umwelt-Rating“
c) die können sich Experten und Forscher leisten
d) die sind in der Lage mal ein paar Euro mehr auszugeben
Und Amazon? schaut euch das ruhig mal an: Amazon wird größter betrieblicher Abnehmer von erneuerbaren Energien
Klar könnt ihr weiterhin mit dem Diesel 100 km bis in die nächste Großstadt fahren um euch ein einzelnen Schalter oder ein Buch zu kaufen. Bei einem Einzelhändler. Kennt ihr die Löhne der Verkäufer und der Menschen an den Kassen, die statt geregelter Arbeitszeiten von morgens um 08:00 bis nachts um 22:00 arbeiten müssen und denen dann der Mindestlohn mit Abrechnungstricks vorenthalten wird? Dass es bei Amazon keinen Betriebsrat gibt finde ich auch nicht gut…wollte ich schreiben. Könnt ihr ja selber im Netz googeln, dass das Unfug ist. Dort findet ihr auch, dass die eben die Hälfte mehr verdienen als den Mindestlohn.

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Dem kann ich mich nur anschließen. Ich kaufe regelmäßig Musikequipment. Das ist sozusagen Fachmarkt, da kann Amazon nicht so richtig rein. Aber es gibt Thomann; auf die so mancher schimpft. Thomann ist für Musikequipment das, was Amazon für Massenkonsumprodukte ist: extrem kundenorientiert, beste Preise, nahezu alles lieferbar, schnell lieferbar, kein Gezicke bei Rückgaben.

Meine verzweifelten Versuche, immer mal wieder bei den Kleinen zu kaufen, scheiterten an: komische Webshops, keine Rückmeldung (Hallo, ich habe was bestellt!..Ach, ja, sorry, kümmern wir uns gleich drum…), leider doch nicht auf Lager (upsi), leider doch nicht besorgbar (doppel-upsi), Chaos beim Einpacken (Das habe ich nicht bestellt…oh, upsi), wochenlange Verzögerungen ohne Zwischenmeldungen (Haaalllooo…schnarch).

Wer noch nicht einmal einen normalen Bestell-Lieferprozess unfallfrei hinbekommt, dem ist nicht zu helfen. Und das habe ich leider, leider allzuoft erlebt.

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Naja, damit macht man es sich doch aber sehr leicht. Ja, ich sehe da auch eine große Verantwortung bei der Politik (Regulierung und Gesetze zu Arbeitnehmerrechten/Steuern sind Aufgabe der Politik) - heißt ja aber nicht, dass ich mich als Konsument nicht bewusst entscheiden kann und sollte. Nach dem Motto könnte man alles tun, was man will (solange gesetzlich erlaubt), und immer die Verantwortung „nach oben“ abgeben. Das ist mir zu einfach! Nach dem Motto kann man munter Massentierhaltungsfleisch kaufen (Aufgabe der Politik, da was zu ändern), CO2-Schleudern fahren (nicht meine Schuld, wenn solche Autos erlaubt sind), etc.

Übrigens wollte ich nie sagen, dass kleine Händler alles richtig machen, klar gibt es da viele Kritikpunkte. Mein Problem ist die Macht eines einzelnen Konzerns, die dieser erhält. Gilt ja analog für andere privatwirtschaftliche Unternehmen ebenso. Wenn ein uber in manchen Städten plötzlich die besten Verkehrsdaten erhält und einen erheblichen Teil des Nahverkehrs kontrolliert und damit eine riesige Macht hat, zB, etc. pp. Macht es euch keine Angst, dass ein Konzern so viel Macht bündelt? Und dann irgendwann vielleicht auch Bedingungen diktieren kann (wer erhält wann was, zB), einfach, weil es keinen anderen Player mehr gibt? Das wirkt alles abstrakt, aber Amazon ist ja kein wohltätiger Verein, sondern ein knallhart unternehmerisch denkender Konzern, der immer größer und mächtiger wird.

Das find ich zB nicht so problematisch, die sind zwar Marktführer, aber eben nur in der Nische. Amazon deckt vll Musik nicht ab, dafür aber diverse andere Branchen auf einmal…

So oder so, frohe Weihnachten allen!

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