Messerangriff Mannheim

Auf dem Mannheimer Marktplatz gab es einen Messerangriff einer Person auf einen „PAX Europa“ Stand. Das ist ein rechtspopulistischer Verein, der auch wegen islamfeindlichkeit vom Verfassungsschutz zumindest beobachtet wurde. Ein Mitglied des Vereins wurde bei der Attacke schwer verletzt. Ein Polizist, der einen Verletzten aus dem Gefahrenbereich bringen wollte, wurde ebenfalls vom Angreifer schwer verletzt. Der Angreifer konnte letztlich nur mit der Schusswaffe gestoppt werden und wurde somit ebenfalls schwer verletzt. Mehrere weitere Personen erlitten leichte Verletzungen.
Mal davon abgesehen, dass solche Formen von Gewalt bestürzen - unabhängig gegen wen sie gerichtet sind - hat mich besonders der schwer verletzte Polizist zum Nachdenken gebracht. Es ist schon bemerkenswert, dass jemand sein Leben auf’s Spiel setzt, um Menschen zu schützen, deren Werte er vermutlich - wie auch die Mehrheit der Gesellschaft - so gar nicht teilt, nur weil es sein Job ist.

„Nur“ weil es sein Job ist? Im besten Fall sollte jeder Polizist diesen Beruf aus Überzeugung ausüben. Ich möchte den Einsatz damit nicht schmälern aber alles andere hätte ich erschreckend gefunden!

Es würde mich schon sehr sorgen, wenn dem nicht so wäre.

Der Schutz durch die Exekutive und Judikative darf ja keine Entscheidung sein von der individuellen Übereinstimmung von Werten oder politischen Meinungen, auch wenn es schwer fällt.

Der Respekt vor Polizisten/innen (und vergleichbaren Berufen), die ihre Gesundheit für die Allgemeinheit aufs Spiel setzen, fehlt mir aber durchaus oft. Man schaut da lieber auf (oft vereinzeltes) Fehlverhalten…

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Genau dieser Satz ist aber im Zweifelsfall leicht dahergesagt. Dass Polizisten jeden schützen - egal ob ihnen persönlich das passt oder nicht - das kann man erwarten, keine Frage. Aber dass sie dafür ihr Leben (und im Extremfall eben nicht nur ihre Gesundheit) riskieren finde ich etwas das nicht selbstverständlich ist. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht wüsste, ob ich dazu bereit wäre jemanden unter Einsatz meines Lebens zu verteidigen, dessen Werte ich total ablehne - und wäre daher auch kein guter Polizist.

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Als Soldat der Bundeswehr riskierst du im Grunde im Ernstfall auch dein Leben und deine Gesundheit für alle hier in Deutschland. Auch für die welche dir ggf nicht passen.

Wäre diese Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, auch bei Gefahr für Leib und Leben, nicht mehr da, hätten wir dann noch eine lebenswerte Gesellschaft? Wenn sich jeder nur noch um sich kümmert?

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Du sagst es genau richtig und deswegen bist du vermutlich weder Polizist noch Soldat geworden was auch vollkommen okay ist. Es gibt auch viele Berufe z.b. im Pflegebereich die ich mir nicht zutraue, weil ich die Dinge mit nach Hause nehmen würde. Wie gesagt, ich möchte den Einsatz nicht schmälern aber er hat seinen Job gemacht.

Man kann das durchaus mal herausstellen, immerhin werden Polizisten oft genau für dieses Verhalten öffentlich angefeindet oder kritisiert.
Mir hat auch gut gefallen, dass das in der vorletzten Lage kurz erwähnt wurde: die Polizisten, auch die, die eine Uni räumen, machen nur ihren Job.

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Ich lese die Kommentare hier mit einiger Verwunderung, denn für Einsatz- und Rettungskräfte steht der Eigen- bzw. Selbstschutz an erster Stelle!
In diesem Fall würde ich das so interpretieren, dass die Polizei erst den Täter stoppt bevor man „einen Verletzten aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich bringt“

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Die Situation ist um einiges härter, als Polizist hat er die Pflicht zu handeln. Täte er es nicht, könnte er selber ins Gefängnis gehen.

Vor einigen Jahren gab es hierzu ein Urteil, wo zwei Polizistinnen wegen aus “Feigheit“ unterlassener Hilfeleistung zu einem Jahr Haft verurteilt wurden. Das Urteil wurde später zu vier Monaten auf Bewährung reduziert.

Es ist auch etwas strittig was der verletzte Polizist tatsächlich tat. Ich habe mehrfach gelesen, dass dieser fälschlicherweise einen Unterstützer des Angegriffenen angegangen ist anstatt des Täters. Ich habe kein Interesse das Video mir selbst anzuschauen, es ist aber Vielfach auf X/Twitter verfügbar und auch auf anderen Plattformen.

Wenn ich das Video und die Berichte richtige verstanden hab, dann schien der Täter unter Kontrolle und der Polizist hat sich um das Opfer gekümmert. Dann riss sich der Täter jedoch los. Rückblickend könnte man Fragen stellen wie, warum haben die Kolleg:innen nicht schneller reagiert und den Täter gestoppt. Gab es da Eingreif-Hemmungen über die nochmal gesprochen werden müsste. Aber die ganze Situation entwickelte sich so schnell (wieder lt. Video), dass ist müssig.

Ich will/muss mal das enfants terribles spielen und die Frage in den Raum werfen, welche Solidaritätsbekundungen die nächsten Tage zu kommen werden. Rein objektiv reiht es sich ja ein in Angriffe auf andere wahlkämpfende Personen, die ein breites mediales Echo gefunden haben. Was bedeutet es, jetzt und hier laut zu schweige?

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Ich kann den Fall nicht abschließend beurteilen. Von dem ausgehend was ich an Videos gesehen habe, war da ein dichtes Handgemenge und der Einsatz einer Schusswaffe z.B. in diesem Augenblick nicht denkbar. Am Ende kann es natürlich sein, dass der Beamte auch intelligenter hätte handeln können. Darum geht es mir aber gar nicht. (Wie) Selbstverständlich erwartet wir von Polizisten, dass sie für unsere Sicherheit ihr Leben aufs Spiel setzen. Das zeigt nicht zuletzt der jüngste Prozess gegen 2 Polizistinnen, die in einer Schießerei ihre Kollegen im Stich ließen.

Exakt. Und auch da wäre ich persönlich vermutlich nicht bereit mein Leben für einen Einsatz zu riskieren, den ich nach reiflicher Überlegung für völlig unsinnig halte.

Gute Frage. Was ich am Ende sagen möchte: wir können uns glücklich schätzen, dass wir Beamte haben, die das tun, auch wenn sie persönlich vielleicht nicht im Einzelfall hinter dem stehen, was sie da schützen - solange das große Ganze überzeugend ist. Und ich lade jeden mal ein, sich zu überlegen, ob er dazu bereit wäre.

Man muss es wollen. Ohne Überzeugung geht es nicht.

Als ich mich damals für die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr entschieden hatte, war da sicherlich viel jugendlicher Idealismus und auch Neugier und Abenteuerlust dabei. Als Kind des Kalten Krieges mit Verwandten in der DDR war mir aber auch damals schon bewusst, wie gut wir es in Deutschland hatten und haben.
Das war mir verteidigenswert und dafür wäre ich auch durchaus bereit gewesen, etwas zu riskieren.
Zudem hatte man speziell bei der Bundeswehr den Führungsnachwuchs zum mitdenken erzogen, nicht zum Kadavergehorsam.
Das war mir (als Panzergrenadier) tatsächlich wichtig, da mir viele politisch (!!!) beschlossene Einsätze (Somalia, Ex-Jugoslawien, Afghanistan) mal mehr oder weniger sinnvoll erschienen.
Mal als Anekdote.

Man muss sich für derartige Berufe schon sehr bewusst entscheiden.

Ich würde schon jetzt sagen, dass es kein lautes Schweigen gibt. Selbst der Bundeskanzler äußerte sich dazu. Und durchweg ist die Message, dass die Meinungsfreiheit durch Gewalt anzugreifen ganz generell inakzeptabel ist. Vielleicht hören wir das in diesem Fall aber gerade weil sich ein Polizist so für den Schutz der Meinungsfreiheit eingesetzt hat.

Traurige Nachrichten:

Und vom rechten Rand wird es schon komplett verwertet. Gestern gehört wie einer zu mir sagte:" Und im Fernsehen wird verheimlicht das es ein Ausländer war. Und überall sagen die, das man nicht wüsste warum, dabei weiß doch jeder das „Die“ ein Kalifat errichten wollen und jetzt auch auf Polizisten losgehen!". Wie will man solche Leute noch abholen? Ich habe echt Befürchtungen für den kommenden Bundestagswahlkampf…

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Nicht nur vom rechten Rand. Auch Lindner hetzt.

Dass Polizisten beim Einsatz getötet werden ist zum Glück in Deutschland noch sehr selten. Was nicht selten ist, sind Gewalttaten gegen Polizisten. Das ist generell erstmal aufgrund des Aufgabenprofils nicht verwunderlich. Heißt aber eben, dass jeder Polizist im Laufe seines Berufslebens statistisch gesehen mehrfach Opfer von Gewalt wird. Und die Statistiken zeigen auch, dass die Gewalt nicht unerheblich zunimmt.
Man kann die Beamten nicht beliebig gut schützen - das ist klar - aber der Personalmangel hilft hier sicher nicht. In Summe wird (auch wenn man die Bezahlung und die gesellschaftliche Anerkennung berücksichtigt) der Job einfach unattraktiver. Das führt dann auch dazu, dass man sich Bewerber nicht immer aussuchen kann und dürfte mit ein Grund für das Problem von Rechtsextremismus in der Polizei sein.
Was der Vorfall zeigt: es ist sehr viel Aufwand damit verbunden, unsere Meinungsfreiheit zu schützen. Das gilt besonders für kontroverse Meinungen. Auch vor dem Messeangriff konnte man sehen, dass es mehrere Versuche gewaltsamer Übergriffe auf die Islamkritiker gab. Uns muss klar sein, dass es diesen Schutz nicht zum Nulltarif gibt, sondern dass er nur mit entsprechend ausgebildeten, ausreichend ausgestatteten Beamten möglich ist, die die Bereitschaft mitbringen ihre Gesundheit für ein abstraktes aber enorm wichtiges Gut wie die Meinungsfreiheit zu riskieren.

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Aber vom rechten Rand (wenn man das so nennen will) besonders. Rechtsextreme Versuchen den Mordanschlag auf Stürzenberger bestmöglichst auszuschlachten.
Kann man derzeit gut bei Telegram beobachten…

Oder hier und da in der Presse lesen, zB Sebastian Weiermann hat über dieses Nutzen des Anschlages berichtet: Michael Stürzenberger: Attacke von Mannheim: Ein Fanal für Islamhasser | nd-aktuell.de

Nich nur vom rechten Rand, es sind auch islamistische Videos aufgetaucht die die Tat feiern und „in denen zum Mord an allen Ex-Muslimen und jedem Islam-Kritiker aufgerufen wird“. Solche Taten sind das Ergebnis von Hass und Hetze im Internet. Die geistigen Brandstifter marschieren auf deutschen Straßen zu Tausenden und rufen zum Aufbau eines Kalifats auf.

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