"Merkel" vs. "Frau Merkel" - negative Konnotation schwingt mit

Hallo liebes Lage-Team,
mir fällt auf, dass mich die verkürzte Ansprache / Benennung durch Reduzierung auf den Nachnamen von Personen in den Medien mehr und mehr stört. Dies war auch in der Vergangenheit so üblich, fiel damals aber weniger auf, da die Berichterstattung früher im Wesentlichen neutraler bzw. respektvoller gewesen sein mag. Dies ist heute im Boulevard und in den Sozialen Medien anders. Gefühlt wird nur von „Merkel“ gesprochen, wenn es etwas zu kritisieren gibt oder besser: wenn wieder ordentlich ausgeteilt wird.
In diesem Kontext empfinde ich bei dieser Form der Ansprache eine gewisse Respektlosigkeit bzw. Grundablehnung der Person, welche die Intention der eigentlichen Nachricht direkt negativ einfärbt. So lesen wir ja auch auf Querdenker- oder PEGIDA-Demos „MERKEL MUSS WEG!“.
Wenn es hingegen auch mal etwas Positives zu berichten gibt, dann ließt / hört man schon öfter den Vollständigen Namen oder z.B. „Verkehrsminister Scheuer“ (okay… schlechtes Beispiel :wink:).
Ich bin kein Sprachwissenschaftler und vielleicht bin ich auch der einzige, dem es so geht.
Aber z.B. die zusätzliche Nennung des Vornamens, oder halt „Frau Merkel“ würde in meinen Ohren für Entspannung sorgen. Eine Silbe kann da schon einen Unterschied machen.
Vielleicht ein Anstoß dazu, auch hier ein Bisschen drauf zu achten.

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Ich empfinde das genauso. Mit der Anrede oder dem Amtstitel vorweg schafft man ein neutrales (bis hin zu positives) Benutzen des Namens. Nur der Nachname klingt hingegen härter, kritischer und teils respektloser.
Oft sollte man sich m.E. einfach mal fragen, wie man es selbst lieber hätte, wenn über einen selbst berichtet würde oder einen die Chefin in einem Meeting erwähnt oder ähnliches.

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Ich finde das interessant. Mich hat nämlich das Gegenteil immer gestört. Niemand würde auf die Idee kommen, von Herrn Söder oder Herrn Hofreiter zu sprechen. Aber es ist total üblich von Frau Merkel oder Frau Beerbock zu reden.

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Ich würde sagen, es macht einen Unterschied, ob am Satzanfang oder im Satz.

Hmm interessant, das ist mir noch nie aufgefallen, muss ich mal drauf achten!

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also mir wäre tatsächlich lieber nur mit Vorname Nachname oder nur dem Nachnamen angeredet zu werden. In den seltensten Fällen werde ich gefragt, wie ich angeredet werden möchte. Die Zuordnung zu „Frau“ oder „Mann“, die dann nach Äußerlichkeiten gemacht wird, geht mir ziemlich auf die Nerven…

Ich finde nur den Nachnamen nicht negativ. Es kommt darauf an, wie es kontextualisiert wird. In wissenschaftlichen Texten oder Diskursen ist es bspw. komplett unüblich, die Anredeform mitzunennen. Tatsächlich wäre „die Merkel“ schon respektlos, weil der Mensch dahinter verdinglicht wird.

Und im Übrigen frage ich mich, ob nicht gerade auch die Nennung von Vornamen oder „Frau“ häufig implizit sexistisch ist. Als müsste man explizit herausstellen, dass die Person weiblich ist. Wenn ich an der Uni im Philosophiestudium über Denker:innen und ihre Ideen mit anderen diskutiert habe, ist mir sehr oft aufgefallen, dass man durchaus über „Sartre“, „Heidegger“, „Kant“ redet aber nie über „Beauvoir“ oder „Arendt“, sondern über „Simone de Beauvoir“ oder „Hannah Arendt“.

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Ich studiere Medizin und was mir aufgefallen ist: bei Männern sagt man Dr. Nachname, bei Frauen Frau Dr. Nachname. Im ländlichen Bereich oft auch nur „Frau Doktor“. Die Betonung des Geschlechts finde ich absolut sexistisch und hat mich schon immer gestört.
Warum wird bei einer Ärztin diese Geschlechtszuordnung vorgenommen? Als müsste man den Doktortitel relativieren. Als wäre das dann anders zu bewerten.
Durch das Weglassen von „Herr“ vor Doktor, wird der männliche Doktor die Norm - wie auch in (fast) allen Bereichen des Lebens. Während die Frau halt extra betont werden muss.

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Ich finde Merkel wird oft entweder
…asexuell gesehen, soll heißen „geschlechterneutral“. Man erkennt ihr jede Sexualität ab - gut zu beobachten war das als eine Empörungswelle ausgelöst wurde, als sie sich in der Wiener Oper mit ausgeschnittem Kleid präsentiert hat.
…oder „Mutti Merkel“.
Ich sehe es als Twist auf die Huren-Jungfrau Diochotomie.