Menschen mit Migrationsgeschichte als Pandemietreiber

Als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat einer mittelgroßen Stadt bekommt man ja dann doch die ein oder andere Information, die so nicht an die Öffentlichkeit gerät. Vor zwei Tagen wurde seitens der Verwaltung im vertraulichen Rahmen (ohne AfD) bekannt gegeben, dass aktuell vor allem Menschen mit Migrationsgeschichte die Pandemie treiben (wie auch immer sie das rausgefunden haben). Über die Verwaltung werden dann verschieden Migrantenvertreter angesprochen, um diese für die aktuelle Lage zu sensibilisieren.

Da das Thema ja schon durch die BILD-Zeitung geschwappt ist, vielleicht auch ein Thema für euch.

Ich könnte mir vorstellen, dass das viel mit Sprachproblemen zu tun hat. Ich kenne zum Beispiel jemanden, der im Ruhrgebiet in einer Grundschule arbeitet, und da ist es regelmäßig ein Problem, dass Kinder von Eltern nichtdeutscher Muttersprache in vielfältiger Weise schlecht versorgt werden, einfach weil die Eltern im engsten Sinne des Wortes nicht verstanden haben, was sie gerade tun sollen.

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Sehe ich genauso. Von Seiten der Stadt gibt es nahezu kein Infomaterial, Infos werde nur über die Presse geteilt. Auf Deutsch natürlich. Darüber hinaus haben wir natürlich in Ansätzen auch eine Situation wie in Amerika. Wer kann hier in Deutschland im Home-Office arbeiten? Wer hat ein Eigenheim / wohnt nicht beengt? Etc. Menschen mit Migrationsgeschichte sind halt auch an dieser Stelle benachteiligt. Es ist vermutlich weder in die eine noch in die andere Richtung eindimensional.

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Ergänzend will ich anführen, wie schlimm es im Einzelfall für Migranten sein kann, im Lockdown zu sitzen.

Teilweise können Familienangehörige über Monate nicht - oder jedenfalls nicht unkompliziert - besucht werden. Wenn beispielsweise Elternteile, die in Ausland leben und/oder arbeiten ihre Kinder nicht mehr besuchen können, dann führt das irgendwann zu einem Leidensdruck, der richtig übel ist.

Ich bin selbst in einer solchen Situation. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, lebe aber seit einigen Jahren in der Schweiz. Durch die aktuellen Corona Restriktionen ist es mir ohne Quarantäne nicht möglich meine Mutter, Bruder und Grosseltern zu besuchen. Das alleine ist schon sehr unangenehm und führt zu Heimweh. Jetzt ist die Lage aber etwas verzwickter, weil ich letztes Jahr im Februar einen Sohn bekommen habe. Im Februar waren meine Mutter und mein Bruder zu Besuch. Im August durften wir sie besuchen. Jetzt ist es halt so, dass mein Sohn seine Grosseltern (meine Eltern) noch kaum bis nicht kennt, während er regelmässig bei seinen anderen Grosseltern sein kann. Sowas versetzt dann auf eine unangenehme Weise einen Stich. Ich halte mich gewissenhaft an die Regeln, verstehe aber, dass das manchmal komplizierter ist.

Ob das alleine, trotz Einschränkungen, die Pandemie treiben kann, halte ich für fraglich.