Marktwirtschaft versus Planwirtschaft

Dann ist deine These also, dass erst, wenn 100% der Unternehmen in Staatshand sind, Planwirtschaft herrscht?
Wenn alle bis auf das eine Stickerdruckende Unternehmen in Staatshand sind, würdest du noch von Marktwirtschaft sprechen?

Oder anders gefragt: Wenn eine Steuerquote von bis zu 100% auf Gewinne erhoben werden soll - wie aktuell von Bernie Sanders gefordert - ist das dann noch Marktwirtschaft? Klar, man könnte dann seine Sticker noch verkaufen, aber wenn man keinerlei Gewinne daraus behalten darf, ist das dann wirklich noch Marktwirtschaft?

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Ich denke, wir sollten uns hier erstmal bewusst machen, dass eine „völlig freie Marktwirtschaft“ und „Planwirtschaft“ zwei Extreme auf einer Skala sind. Alles dazwischen sind verschiedene Abstufungen der „Marktwirtschaft“ oder der „Planwirtschaft“.

Deutschland versucht mit der „sozialen Marktwirtschaft“ ganz bewusst, sich irgendwo in der Mitte anzusiedeln, daher: Grundsätzlich freie Marktwirtschaft, aber mit starken Regulierungen durch den Staat. Und so würde ich deine Frage, ob wir in Deutschland „eher“ Marktwirtschaft als Planwirtschaft haben auch bejahen:

Grundsätzlich gibt der Staat - mit wenigen Ausnahmen - nicht vor, was produziert werden soll. Er setzt einen Rahmen, in dem sich ein freier Markt bilden kann. Aber ja, in Einzelfällen, wenn andere Interessen überwiegen, muss der freie Markt auch mal zurückstecken (z.B. aus Umweltschutzgründen). Dennoch ist der Grundgedanke unseres Wirtschaftswesens die Marktwirtschaft und nicht die Planwirtschaft.

Wir wären dann näher an der Planwirtschaft, wenn der Normalfall wäre, dass der Staat die Produktion vorgibt, aber nur in wenigen Ausnahmefällen einen freien Markt ermöglichen würde. Davon sind wir aber meilenweit entfernt. Wenn „freie Marktwirtschaft“ auf der Skala die 1 und „Planwirtschaft“ die 10 ist, sind wir in Deutschland meiner Einschätzung nach bei einer 4, wobei 3 und 5 noch argumentativ vertretbar wären. In jedem Fall wären wir noch auf der Marktwirtschafts-Seite der Skala.

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Auf deiner Skala würde ich Deutschland als 5-6 einstufen, Tendenz steigend.

Die Agenda2010 Zeit (ca. 2003) hätte ich noch als 1-2 eingestuft - unter Merkel kamen dann 16 Jahre verwaltende Bürokratisierung und laut OECD ca. 3% steigende Steuern und die Planwirtschaftsrichtung befeuernde Zeit hinzu.

@Viktor wie ist denn deine Skaleneinschätzung?

Nur dass Steuern so rein gar nichts mit dem Wirtschaftssystem zu tun haben.

Schade auch, dass du @elfriede immer und überall das Lied von der ach so hohen Steuerlast singen musst, zeugt davon, dass du am liebsten Kapitalismus in Reinform haben willst. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Also 1 ist ein Wert, der eigentlich nur in der Theorie erreichbar ist. Selbst die USA, die schon sehr kapitalistisch sind, wären eher bei 2 oder sogar 3 anzusiedeln. In diesem Bereich waren wir - zum Glück - nie.

Ja, ich habe da auch wenig Mitleid mit. Wer viele Steuern zahlt, dem geht es in diesem Land schon sehr, sehr viel besser als mindestens 95% der Menschen auf diesem ganzen Planeten. Statt dafür dankbar zu sein, dass unser Staat dies ermöglicht (durch Infrastruktur, Bildung und Erhalt des sozialen Friedens) wird sich lieber beklagt, dass man doch so unfair viele Steuern zahlen müsse…

Das ist letztlich der Hauptgrund, warum ich nicht dauerhaft in der Steuerberatung arbeiten konnte. Ich kann und will diese Mentalität nicht auch noch durch meine Arbeitskraft unterstützen.

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Die USA würde ich heute als ähnlich in Richtung Planwirtschaft schlingernd ansiedeln - vielleicht eher bei 3-4.
Aber okay, dann war Deutschland in seinen besten Zeiten vielleicht bei einer 2-3.

Ich glaube ich würde mich weniger darüber beschweren, wenn an dem deutschen Gymnasium, welches ich bis zum Abitur besucht habe, Sport- und Geschichtsunterricht angeboten worden wäre. Leider hatte das Bundesland aber massiven Lehrermangel und kein Geld für Bildung, wohl aber für konsumptive Zwecke. Sozialen Frieden durch staatliche Förderung von HomöopathieMedikamenten zu befördern aber Schülern nichts vom Nationalsozialismus beizubringen (und ja, ähnliche Größenordnung) möchte ich also hiermit in Frage stellen.
Das Problem ist nicht eines der Einnahmen, sondern der Ausgaben.
Und um die Ausgaben wieder zu fokussieren, würde ich eine massive Reduzierung der Staatseinnahmen vorschlagen.

Meine These ist ja genau, dass es den Menschen im Kapitalismus besser geht.
Weniger unsinnige Subventionen - es setzt sich schlicht durch, was funktioniert.
Das kann dann minimal staatsgelenkt sein, indem beispielsweise umweltschädliche Maßnahmen kapitalisiert werden: Wer eine Tonne Co2 in die Atmosphäre ballert muss entweder selbst eine Tonne Co2 aus der Atmosphäre entfernen oder jemanden dafür bezahlen, eine Tonne Co2 aus der Atmosphäre zu bezahlen. Et Voila, Co2-neutral mit Marktkräften.

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Ich muss dir hier ganz klar sagen, dass wir an diametral entgegengesetzten Punkten des politischen Spektrums stehen und unsere Analysen, wo die Probleme im System liegen und in welche Richtung sich das System entwickeln sollte, deshalb sehr unterschiedlich aussehen werden.

Daran ändert auch nichts, dass du mit Homöopathie eines der wenigen Beispiele bringst, bei denen ich dir zustimmen würde, wobei witzigerweise gerade Markt-Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass viele Krankenkassen Homöopathie übernehmen (siehe dazu diesen Thread), daher die Konkurrenz und das Werben um Kunden dazu führen, dass Krankenkassen diesen gemeinschaftsschädlichen Hokus Pokus finanzieren. Es ist ein geradezu klassisches Beispiel dafür, dass Märkte eben nicht alles ideal regeln.

Und ich würde eine massive Erhöhung der Staatseinnahmen vorschlagen. Der Grund für unsere unterschiedlichen Positionen ist, dass du dich eher am amerikanischen System orientierst, während ich mich am skandinavischen System orientiere, wir also schlicht unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie der ideale Staat bzw. das ideale Wirtschaftssystem aussehen sollte. Für beides gibt es sicherlich einige Argumente, aber ich nehme an, dass wir uns beide über diese Argumente schon hinreichend Gedanken gemacht und zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind.

Das würde effizient bedeuten, einen realistischen CO2-Preis einzuführen. Laut Umweltbundesamt wären das etwa 237 Euro pro Tonne. Damit würde das Benzin (aktueller CO2-Preis: 30 Euro pro Tonne; 8,4 Cent pro Liter) auf einen Schlag um 56 Cent pro Liter teurer werden.

Ich denke, uns ist allen klar, dass das zu erheblichen sozialen Verwerfungen führen würde, die dann - Stichwort Sozialer Frieden - wieder irgendwie abgefangen werden müssten. Benzin ist dabei nur ein Beispiel.

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Ich dachte, die Idee von Angebot und Nachfrage ist die Grundlage von Marktwirtschaft? Und angeblich sind doch Unternehmer intrinsisch motiviert. Wenn der Gewinn wieder in das erfolgreiche Unternehmen investiert wird, muss dieser ja nicht versteuert werden. Ansonsten wüsste ich nicht, warum nicht ab spätestens 250000€ Einkommen/Jahr ein Steuersatz von 100% geboten sein sollte. Vielleicht zahlen dann Unternehmen nicht mehr soviel, wunderbar, dann bleibt mehr Geld im Unternehmen.

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Oh, nur lässt sich deine These historisch nichtmal ansatzweise verargumentieren.

Oder ging es den Kindern die in der Anfangszeit der Industrialisierung in den Fabriken arbeiten mussten wirklich so viel besser als den Kindern die früher ihren Eltern auf dem Feld helfen mussten?

Nope, es setzt sich das durch, was sich am Besten in private Gewinne umsetzen lässt.

Stichwort Übernahme der Straßenbahnen und Busgesrllschaften mit darauf folgender Abwicklung durch Autobauer in den Staaten.

Dann fang dochmal an eine Tonne CO2 zu kompensieren.

Als das Prinzip mit den Zertifikaten angefangen wurde, gab es einen Riesen Aufschrei, dass der Sprit ja teurer wird.

Und als der Markt dann wirklich mal mit Hohen Preisen reagiert hat, hat der Wirtschaftskompetenz Finanzminister gleich mal eine Subvention raus gehauen, damit es auch schön weiter geht und da waren die Kosten für das CO2 noch nicht mal mit drin.

„We all know what to do, but we don’t know how to get re-elected once we have done it.“
Jean-Claude Juncker, Prime Minister of Luxembourg and President of the Eurogroup. The Economist (2007), „The Quest for Prosperity“, March 15th.

Das richtige zu tuen würde bedeuten, weniger Macht der Politik zu geben.

Nein. Das amerikanische, skandinavische oder westeuropäische Wirtschaftskonzept ist zu sozialistisch. Es geht in den westlichen Wirtschaftssystemen nicht mehr um Leistung, sondern um Bemühung. Honoriert wird die gearbeitete Stunde, nicht die Leistung in der irrelevanten Zeitskala der Erfüllung.

Das kann im internationalen Konkurrenzvergleich, insbesondere im Vergleich zum kaptilistisch agierenden China oder Indien nicht funktionieren. Achtung: Hier vergliche ich das Wirtschaftssystem, nicht das Politsystem.

Nehme ich auch an. Viel Erfolg mit deinen Annahmen, die ich nicht teile. Ich hoffe aber sehr, dass du deine Annahmen angemessen hedgest und von einem sich als unzutreffend herausstellen nicht persönlich zu sehr finanziell getroffen würdest.

Ich werde weiter von einem weniger innovativen und weniger leistungsfähigen Deutschland ausgehen, solange die Bildungsqualität oder Spitzenpatentanmeldungen pro Kopf nicht mindestens die Hälfte der von Ungarn, einem sechstel der von Südkorea oder einem zehntel des von China erreicht. Selbiges gilt im Grunde auch für die USA und EU.

Sozialer Frieden ist ohne Wirtschaftskraft nicht machbar. Da Wirtschaftliche Stärke unter anderem auf Innovativität, günstiger Energie und Demographie beruht, kann ich deinen Optimismus null nachvollziehen.

Dem ist laut Erfinder Heinrich Rau so. So wie es aktuell gedeutet wird, dass dem einen immer das andere folgt, gilt es aber nicht.

Mindestens Körperschaftssteuer fällt an. Oder von welchem Steuerrecht gehst du aus?

Was für einen Anreiz sollte ein Unternehmen dann haben, Beispielsweise zwei Windkraftanlagen für jeweils einen Gewinn von 250.000€ zu bauen, statt nur einer? Wenn der Gewinn mit jedem weiteren Produkt nicht steigt, dann ist die Größe eines Unternehmens gecapped auf ein ineffizientes Maximum.

Ja. Den Kindern unter Thatcher ging es besser als unter Mao.

Verstehe ich nicht. Meinst du die Übernahme von Greyhound durch Flixbus?

Das Problem war der anschliessende sozialistische Bailout. Anstatt schulterzuckend zu sagen „Pech gehabt“ hat der sozialistische Flügel der FDP versucht im Mövenpick-Style Gelder zu verteilen. Ich hoffe sehr, dass sie ihre Lektion gelernt haben und nun streng marktorientiert weiterdenken.
Ich fand das damals nicht gut, auch wenn es den positiven Nebeneffekt einer Rentenkürzung innehatte.

Eher das Großer Amerikanischer Straßenbahnskandal – Wikipedia

Ja, da war Kinderarbeit in UK schon lange verboten. Übrigens dank des Eingreifens des Staates durch gesetzliche Vorgaben. Weil der Kapitalismus eben solche schädigenden Dinge mit sich bringt sind staatliche Eingriffe notwendig. Klar kann man sich bis zu einem gewissen Punkt darüber streiten. Aber was da zum Teil aus deiner Richtung kommt finde ich einfach nur sehr steile Thesen und wie hier sogar in dem genannten Kontext (Anfänge der Industrialisierung wurde klar genannt) dem Versuche der Verdrehung von Tatsachen.

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Du benutzt sozialistisch und kapitalistisch als Bewertungen, inwieweit etwas deiner Position entspricht, völlig unabhängig von der eigentlichen Begriffsdefinition. Amerika und die FDP sind beide nicht sozialistischer als China und China ist auch kein reiner Kapitalismus.

Wenn dir selbst die USA zu „sozialistisch“ sind, wieso führst du dann China als kapitalistisches Positivbeispiel an? Wie kann Chinas staatlich gelenkter Kapitalismus inklusive 5-Jahres-Plan und massiven staatlichen Vorgaben und Eingriffen in die Unternehmen plötzlich als Musterbeispiel fur Kapitalismus gesehen werden?

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Wie geschrieben, ins Unternehmen investieren ist okay. Gewinn an Aktionäre oder für Boni wird eben hoch besteuert.

Was haben diese Kinder mit denen aus der Industrialisierung zu tun?

Eher gar nichts nur dass du lieber gegen selbstgebaute Strohmänner kämpfst als nach Argumenten zu suchen.

Nur wenn man Moral outsourct.

Ja, und dass diese Interessen der Gesellschaft schaden können und daher einen von dieser vorgegebenen Handlungsrahmen benötigen. Die Wirtschaft ist für das Volk da, nicht umgekehrt.

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Wer Kindergrundrechte mit solchen Aussagen für irrelevant hält hat in einem zivilisierten Forum mit anständigem Diskurs nichts zu suchen.

@Daniel_K @TilRq @Margarete könnte msn solche üblen Einwürfe bitte im Keim ersticken. Das hat nichts mit sinnvollem Diskurs zu tun.

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Sorry. Die Richtung, die dieser Thread genommen hat, ist nicht gut.

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