LND282 Regelbarkeit von Kraftwerken

Hallo,
zum Thema Stromerzeugung / Grundlastkraftwerke würde ich gerne wissen, auf welche Quelle ihr die Aussage basiert, Kohlekraftwerke seien Grundlast und Gaskraftwerke würde bei fehlendem Strom schnell „einspringen“ (ca. 1.16).
Laut dem Agorameter https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/ speist z.B. Gas konstanter sein als z.B. Steinkohle. Also scheinen Stein- und Braunkohlekraftwerke ebenso gut regelbar zu sein wie Gaskraftwerke, z.B. für das letzte Jahr:



Schaue dir die Grafiken mal für kürze Zeitspannen an, ein oder zwei Tage. Dann siehst du, dass die Gaskraftwerke am volatilsten sind.

Grob gilt für die Regelbarkeit von Kraftwerken:
Braunkohle 3% der Maximalleistung pro Minute
Steinkohle 4% pro Minute
Gaskraftwerk 20% pro Minute.

Außerdem können Kohlekraftwerke sinnvoll nur auf ca. 40-60% Leistung runtergefahren werden, Gaskraftwerke bis ca. 20%

Quelle

Schon seit einigen Jahren wird vom DWD ein sehr hochaufgelöstes Windmodell gerechnet um die Leistung aus den Windrädern abschätzen zu können und die konventionellen Kraftwerke mit entsprechend Vorlauf regeln zu können.

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Das gleiche wollte ich grade auch schreiben. Habe hier mal ein Bild von einem kleinerem Zeitraum

Hier erkennt man schon den Unterschied das konventionelle Kohlekraftwerke deutlich weniger volatiler unterwegs sind als Gasturbinen Kraftwerke .

Vielleicht ist die Zeitskala zu groß?
Bei Lastfolgebetrieb – Wikipedia geht es um %/min, die die verschiedenen
Steinkohle: 4%/min
Braunkohle: 3%/min
Gaskraftwerke: 20%/min
AKW: 2-10%/min

Der Begriff Grundlast bezeichnet laut Wikipedia etwas anderes, nämlich dass der Strom unterbrechungsfrei zur Verfügung steht (Grundlastfähigkeit – Wikipedia). Hier geht es m.E. vor allem um die Verlässlichkeit, also eben das Gegenteil der Volatilität von Wind und Sonne.

Das eine hat mit dem anderen nicht unbedingt etwas zu tun.
Gruß Jakob

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Das hat schon was miteinander zu tun. Es geht dabei aber neben den technischen Parametern auch um wirtschaftliche Aspekte. Ein Gaskraftwerk könnte auch durchlaufen und Grundlast liefern. Aber das ist einfach zu teuer. Von daher sind vor allem Atom und Kohle historisch gesehen genutzt worden, um konstant den ohnehin eigentlich immer bestehenden Teil der Nachfrage zu bedienen. Insofern trifft der Begriff Grundlastkraftwerk zu.

Aber durch den Einsatz von großen Mengen erneuerbaren Stroms gibt es diese Grundlastanforderung immer weniger. Die EE sollen ja vorrangig genutzt werden und da Hilft ein Kraftwerk, was durchgehen läuft nicht unbedingt. Zumal es, wenn man die Residuallast, also die Last nach Abzug der fluktuierenden EE, betrachtet auch weniger Stunden, in denen die hohe Leistung benötigt wird. Grundlast, wie wir sie heute kennen, wird es also dann nicht mehr so geben.

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Das Beispiel der letzten Tage ist interessanterweise deutlich unterschiedlich zu anderen Tages in letzten Jahr (aufgrund des hohen aktuellen Gaspreises nehme ich an versucht man aktuell so wenig Gas wie möglich zu verstromen). Hier noch ein Beispiel aus dem August 2021, mit deutliche volatileren Kohle-Einspeisungen :

Ich meine nur, dass man die Aussage aus dem Podcast dahingehend korrigieren sollte, das die Einspeisung des „flexiblen“ Stroms neben Pumpspeichern und Gas eben auch durch Steinkohle und (mit Abstrichen) Braukohle erfolgt, nicht nur durch Gas allein.

An den Aussagen zu den fossilen Kraftwerken habe ich mich eigentlich weniger gestört. Mich stört die Aussage, dass die Erneuerbaren nicht regelbar sind. Erstens weil das so nicht stimmt, denn man kann auch die Erneuerbaren regeln, aber halt nur nach unten, nicht nach oben. Das ist auch eine Form der Regelung und die wird auch genutzt, z. B. wenn der Strompreis negativ wird, werden die Windräder auf Leerlauf geschaltet.
Das zweite was mich an der Aussage stört, ist, dass sie andeutet, dass der Strom der Erneuerbaren, spontan und nicht planbar produziert wird. Und das ist nicht der Fall. Wir haben einen Wetterbericht mit dem wir relativ gut vorhersagen können wie viel Wind und Sonne und damit wie viel Energie die Erneuerbaren produzieren werden. Ja die Vorhersage geht nur 2-3 Tage, aber das reicht allemal, um Kohle oder Atom rauf oder runter zu fahren.

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Hier mal eine exakte ausführliche gute Erklärung: