LdN432 Arbeitslosigkeit

Habe ich in Minute 28 richtig hingehört: „Wir haben heute keine Arbeitslosigkeit mehr“

Wenn ich 5sek. nachschaue kommt 2.932.000 heraus?

Also wir sollen alle mehr arbeiten, aber knapp 3 Millionen suchen einen Job? Das geht für mich nicht auf.

Bitte nochmal das Thema Arbeitslosigkeit nach recherchieren. Danke.

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Naja das passt schon zusammen. Du kannst ja nicht jeden beliebigen Menschen auf jeden beliebigen Job setzen. Sicherlich gibt es ein Potenzial für Umschulung, aber das ist nicht beliebig.
Ich stimme aber zu, dass 6% Arbeitslosigkeit zwar wenig ist, aber auch definitiv keine Vollbeschäftigung. Gerade, wo die Zahl wieder langsam steigt, sollte man das als Problem nicht ausblenden.

Und nicht vergessen, dass unter diesen Arbeitslosen auch viele sind, die aus Gründen wie Krankheit, Familiensituation, etc. (gerade) nicht arbeiten können.

Dann kann man aber auch nicht gefühlt wöchentlich die aktuell Arbeitslosen als Schmarotzer, Unwillige und Faule betiteln. Also entweder oder.

Wer dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht ist definitionsgemäß nicht arbeitslos.

Zumal der Arbeitsmarkt in Deutschland konservativ und sehr selektiv ist. Ich bewerbe mich jetzt seit 2 Jahren auf Jobs, bin gut ausgebildet, habe aber einen durchmischten Lebenslauf mit unterschiedlichen Stationen, die mir meine jetzigen Kenntnisse beschert haben.
Meine Erfahrung: Seit 1,5 Jahren ist der Arbeitsmarkt im Keller - besonders im „Purpose-Bereich“, d.h. alles in Richtung Nachhaltigkeit und Social Impact, es gibt viel weniger Angebote (Kommunikationsbereich). Zudem ist Dtl. ein Zertifikateland, in dem die formellen Zertifikate immer noch viel mehr Gewicht haben als die Motivation, irgendwo etwas zu leisten und zu lernen. Selbst starke Gehaltsabstriche helfen da nur wenig.
Es ist da extrem frustrierend, wenn dir jemand sagt: Klar, dann mach halt noch eine 3jährige Ausbildung, was natürlich deine bisherigen Kenntnisse so gut wie entwertet.
Das sage auch nicht nur ich - ich habe mich mit diversen Menschen in einer ähnlichen Situation ausgetauscht und auch in Teilzeitbörsen usw. nachgefragt, mich mit Gründer*innen unterhalten usw.

Ja, aber was „arbeitslos“ ist, steht oft nur auf dem Papier „dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“, weil es schlicht keine Überprüfung der Arbeitsfähigkeit durch Ärzte und Psychologen gibt. Mit anderen Worten: Wenn der Langzeitarbeitslose sich nicht aktiv bemüht, nicht mehr als Arbeitslos zu gelten (oder vom Jobcenter dazu gedrängt wird und dem zustimmt!), wird er bis zur Rente „arbeitslos“ bleiben, obwohl er möglicherweise seit Jahrzehnten nicht mehr arbeitsfähig ist.

Und die meisten Langzeitarbeitslosen kümmern sich nicht darum, weil sie größere Probleme haben… Würden wir im Bereich der Langzeitarbeitslosen einmal alle medizinisch und psychologisch durchchecken würden wir die Zahl der Langzeitarbeitslosen drastisch reduzieren, dafür die Zahl der Arbeitsunfähigen drastisch erhöhen. Das „lohnt“ sich aber einfach nicht für den Staat (hohe Kosten, kaum Gewinn). Also haben wir weiter huntertausende Phantom-Arbeitslose, die eigentlich nicht „arbeitslos“ im Sinne der Definition sind, dass sie „eigentlich arbeiten könnten“.

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Viele sind aber ja eben nicht diagnostiziert oder sind eben temporär arbeitslos, weil sie sich wegen anderer Themen nicht sofort bewerben. Manche nehmen ja auch bewusst einige Monate Arbeitslosengeld mit.

Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit bringen kostet Zeit, Fachpersonal und viel Geld. Vor allem mehr Zeit als eine Legislaturperiode.
Das ist für ambitionierte Maßnahmen dann zu lang. Und zu teuer sowieso….

Hier ist die monatliche Statistik, Bericht der Arbeitsagentur: https://statistik.arbeitsagentur.de
sie auch Seite 49

Von den knapp 3 Millionen Arbeitslosen sind (nur?) 1 Millionen Langzeitarbeitslose.
Es gibt im Bericht auch Begriffe wie „Unterbeschäftigung“: 3.638.000 Personen.
Gemeldete Stellen ca. 700.000

Also mir leuchtet überhaupt nicht ein, dass grad die Wirtschaft brummt und wir alle anpacken könnten, unterstützt durch eine Hauruckrede vom Kanzler.

Ich bin selbstständig im Medienbereich, in der Statistik gerade gar nicht drin, aber es ist weit weniger los als vor 5 oder 1 Jahr, und das höre ich auch von anderen Kollegen/Partnerfirmen.

Völlig abstrus hier in der aktuellen Lage von nötiger Wochen Mehrarbeit zu sprechen?

Es gibt dazu sehr viele unbezahlte Überstunden: „ca. 638 Millionen unbezahlte Überstunden“.
(Bezahlte und unbezahlte Überstunden der Arbeitnehmer bis 2024| Statista)

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Mein Post oben wurde erst später freigeschaltet.

Es sind ja etwa 1 Millionen Langzeitarbeitslose aber 2 Millionen Nicht-Langzeitarbeitslose. Dazu eben das noch größere Potential wenn wir auf die Zahl der Unterbeschäftigten schauen.
Möchte nur darauf hinweisen. Es sind auf jeden Fall sehr viele mehr als in der Folge „en passant“ behauptet: gar keine. Wenn ich richtig gehört habe.

Das Problem der Eltern / Mütter ist nicht die Teilzeitfalle, sondern die nicht anerkannte Arbeitsleistung, die sie als Eltern erbringen. Es ist ja nicht so, dass die Eltern nicht ausreichend Stunden arbeiten würden! Die Arbeitsleistung in Stunden ist bei erziehenden Eltern ja enorm! Nur leider erbringen sie den Großteil der Arbeitsstunden im häuslichen Umfeld, in der Kinderbetreuung und Kindeförderung,. Dies zählt aber leider auch in ihrem Podcast nicht als geleistete Arbeitsstunden, da kein Verdienst als solches daraus generiert werden kann.(ebenso geht es oft pflegenden Angehörigen). Diese Herabsetzung und fehlende (auch finanzielle) Anerkennung Ihrer Arbeitsleistung ist, woran Mütter / Eltern leiden und nicht die Teilzeitarbeit, die sich notwendig daraus ergibt.

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Aktuell kommen auf 1 gemeldete Stelle 5 Arbeitslose. Arbeitslosigkeit steigt, freie Stellen sinken. Nun, wo soll man mehr arbeiten? Wo sollen die anderen 4 arbeiten? Fragen Journalisten das den Bundeskanzler auch?

Wer arbeitet, muss davon gut leben koennen. Das kann man bei den meisten Jobs in heutigen Grossstaedten wenig. Alleinerziehende Mutter mit 2 Kinder in Hamburg, die als Physiotherapeutin arbeitet, struggelt finanziell. Wie ist das moeglich?

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Es gibt da auch die „Engpassanalyse“ der Bundesagentur für Arbeit. Die hatte ich kaum auf dem Schirm, aber darin sieht man diverse Auslastungsdaten. Das Ganze ist leider nicht so nutzerfreundlich gestaltet:

Dabei muss man auch bedenken, und ich glaube nicht, dass ich das hier heutzutage noch schreiben muss, dass nicht alle Menschen in allen Berufen arbeiten können, d.h. Umschulungen usw. sind nur bedingt möglich. Auch hier sollte man die richtigen Anreize setzen, die da nicht heißen können: Sorg mal gefällgst dafür, dass das BIP nicht schrumpft!

Entweder wir betrachten Arbeit als den sinnstiftenden Prozess, als der sie gerne mal dargestellt wird und fördern dementsprechend auch berufsspezifische Weiterbildungen (was teilweise gut gemacht wird) oder wir betrachten sie einfach als abstrakte Größe zur Füllung gewisser Brandlöcher, damit die Gesellschaft nicht kollabiert und gewisse Reiche Menschen keine Schweißperlen auf der Stirn bekommen. Beim letzten Punkt braucht man sich dann aber auch nicht wundern, wenn Arbeitssuchende (!) sich veräppelt fühlen und keine Lust haben, bei grassierender gesellschaftlicher Ungleichheit (siehe LdN 434) den Rücken krumm zu machen.

Natürlich gibt es immer ein Spektrum dazwischen - je nach Berufssparte.