LdN395 Kognitive Ost West Dissonanz

@Felix1 Es ging mir nicht um die Aufarbeitung der Nachwendezeit, sondern dezidiert um den Zusammenhang einer möglichen unterschiedlichen Interpretation der „internationalen Verantwortung Deutschlands“ und folgen für die Legitimierung.
Ich stelle aber fest, dass einige Beiträge eine sehr dezidierte Meinungen zur Nachwendezeit dazu vertreten. Es scheint eine gewisse Verdrossenheit vorzuherrschen. Wenn dem so ist („nicht mehr zurück blicken“) wäre der Mehrwert von z.B. Postcolonial Studies in Frage zu stellen.

Ich mache im Text btw die Aussage, dass Fakten nur bedingt beitragen.
Beim Wahlverhalten geht es um Stimmungen.
Siehe auch Verteilung Flugangst vs. Angst vor dem Autofahren - ist faktisch nicht herzuleiten.

Bitte nächstes Mal konkret benennen, welche Aussage eine Quelle benötigt:

Entwicklungshilfe Deutschland im Vergleich

Entwicklungshilfe Deutschland über Zeit

EU Beiträge Haushalt

Investitionsstau - Investitionsquote Deutschland über Zeit

Kritik Bundesrechnungshof Thema Sondervermögen

Beispiel für unbestimmte Faktenlage bei öffentlichen Geldern

Griechenland

https://www.nytimes.com/2015/07/30/world/europe/how-germany-prevailed-in-the-greek-bailout.html

Wirtschaftskrise 2008 Kostenschätzung
Wirtschaftskrise: Der Staat zahlt die Zeche - Hans-Böckler-Stiftung.

Klimagelder - Kritik des EU Rechnungshofs an Zweckentfremdung

EU ARF

Deutschland - Abruf der ARF Mittel

Der Staat als Einkäufer

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Hier ein äußerst interessantes Gespräch zwischen zwei Ostdeutschen
Jenny Günther (Politikwissenschaften studiert) vom Einmischen Podcast
und Moritz Q. Flink (morf mit Meinung, Naturwissenschaftler).
Sie analysieren die Situation in Ostdeutschland und haben gute Erklärungen für die Enttäuschung vieler Ostdeutscher.

Ich denke, das passt gut in die Input/Output-Diskussion.

Ein sehr lehrreiches Stück für alle Westdeutschen.

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Wenn es um Stimmungen geht, solltest du diese auch empirisch belegen. Dass es eine diffuse ‚Unzufriedenheit‘ gibt, bestreitet doch niemand.

Du nimmst aber weitreichende Konkretisierungen vor, was vermeintliche Ursachen für die miese Stimmung in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung angeht, ohne konkrete sozialwissenschaftliche Belege für den Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit einerseits und den von dir unterstellten Ursachen dafür andererseits.

Des Weiteren machst auch du Tatsachenbehauptungen, wie z. B.:

Nun gibt es drei Möglichkeiten. Entweder Ostdeutsche teilen mehrheitlich diese Tatsachenbehauptungen und geben diese konkret als Gründe für ihre Unzufriedenheit an, wobei sie entweder recht haben, was dann ebenso zu belegen wäre, oder unrecht haben, was dann wiederum zu belegen wäre. Oder Ostdeutsche teilen diese Tatsachenbehauptungen mehrheitlich gar nicht, sondern führen andere Gründe für ihre Unzufriedenheit an, die dann ebenso zu belegen wären.

Dein Vorgehen scheitert leider bereits im ersten Schritt, nämlich beim empirischen Beleg für konkrete Gründe für die Unzufriedenheit vieler Ostdeutscher.

Klassischerweise würde man einen Pre-Test machen mit einem offenen Frageformat (d. h. ohne vorgegebene Antworten). Dann würde man die Antworten nach Ähnlichkeit clustern, um daraus Items ableiten zu können, die dann wiederum in eine repräsentative Erhebung, in der die jeweilige Zustimmung zu den gewonnenen Items abgefragt würde, münden. So wüsste man dann, wo der Schuh tatsächlich drückt.

Was nicht funktioniert, ist, irgendwelche Zusammenhänge zu unterstellen und die eigene Interpretation dafür herzunehmen.

Mir geht es nicht ums Aufrechnen @Bent . Wichtig für die Stimmung ist, wie man eine Perspektive für den Wohlstandserwerb darstellen kann - also was kommt. Wenn man mit der Aussicht auf Wohlstandsverzicht wirbt…naja, da kenne ich aus der Geschichte nicht so viele Beispiele, wo das funktioniert hat.
Der Artikel liegt leider hinter einer Paywall - kann den Inhalt nicht einschätzen - 2Billionen klingt jedoch etwas einseitig.

*Kann jemand erklären, warum die Kosten für einen Schulplatz seit ~8 Jahren jährlich um 5% steigen?

Doch, die gab es. Die hießen dort Ökonomen und haben sich natürlich mit einer anderen Ökonomie befasst. Daher war es sehr schwierig, sich einen DDR-Ökonomie-Abschluss als BRD-BWL-Abschluss anerkennen zu lassen.

Die DDR hatte, soweit ich erinnere, ein duales System, bei dem man z.B. Maurer gelernt hat und gleichzeitig Abitur machen durfte

„Berufsausbildung mit Abitur“ war eine Option. Es gab aber auch das ganz normale Abitur, ohne begleitende Berufsausbildung.

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Noch mal, was du denkst, was eine bestimmte Gruppe Menschen denkt, ist solange irrelevant, bis du den empirischen Nachweis geführt hast, dass diese Menschen tatsächlich deiner Hypothese, dass sie auf diese bestimmte Art und Weise denken, wie du unterstellst, entsprechen.

Ich stelle mal die Gegenthese auf, dass eine Mehrheit der Ostdeutschen gar nicht so denkt, wie du annimmst, sondern viel banalere Gründe für ihre etwaige Unzufriedenheit anführen würde, z. B. dass sie einfach weniger Ausländer im Land haben wollen. Überfremdungsangst/Xenophobie ist empirisch gut belegt. Daher ist meine Hypothese sogar datengestützt, was bei dir - bis zum Beleg des Gegenteils - nicht der Fall ist.

58 % stimmten z. B. im letzten Thüringen-Monitor der Aussage zu, dass Deutschland „durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß
überfremdet“ wäre.

Im letzten Sachsen-Monitor wurde erhoben: „2/3 der befragten Personen, 64 Prozent, nehmen Deutschland als ‚durch Ausländer gefährlich überfremdet‘ wahr.

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An den Zahlen lese ich ab, dass Deutschland mit seinen Ausgaben für ODA in 2022 bei 0,83% vom BIP liegt. Frankreich bei 0,56%, Großbritannien und Polen bei 0,51%.

Bei den EU Beiträgen ist Deutschland im Verhältnis zum BIP der größte Beitragszahler.

Meine Interpretation wäre, dass Deutschland eine höhere Bereitschaft zeigt, diese Zahlungen zu leisten. Siehst du das anders?

„HPG-Forschungsbericht - Deutschlands Aufstieg zum humanitären Geber“

„Die Bundesregierung hat angesichts dieser besorgniserregenden Trends ihre Hilfe deutlich gesteigert und als durchgängig zweitgrößter Geberstaat.“

Aber warum wollen die keine Ausländer? Das muss doch die Frage sein. (btw - ich dachte eigentlich, es gibt keine einfachen Antworten).
Die Kritiken zur Studie selbst hast du im Internet wahrscheinlich schon gelesen. Wenn du schlechte Daten erhebst, erhältst du halt eine schlechte datengestützte Analyse.
Grundsätzlich halte ich Befragungen dieser Art nicht für hilfreich, Ursachen zu erschließen. Es lassen sich Symptome erkennen. Da diese sich in Abhängigkeit vom Tagesgeschehen verändern, ist es eventuell schwierig, damit kontinuierliche Politik umzusetzen. Eine gewisse Distanz zu etablierten Parteien würde ich schon eher als Konstante sehen.

Beispiel zum Thema Umfragen:
Nutzer von Streaming Diensten verbringen viel Zeit mit der Suche.*
Der erfolgreichste Social Media Dienst ist aktuell TikTok. Hier wird kaum gesucht, der Nutzer wird bespielt.
Wie würdest du erklären, dass ein Algorithmus Nutzer und Nutzerinnen besser adressiert, als deren Wille? Und was bedeutet das für die Aussagekraft von Umfragen?

*https://www.nielsen.com/de/insights/2023/media-metadata-success-in-streaming/#:~:text=Laut%20der%20Nielsen-Umfrage%20zu,noch%20fast%207%2C5%20Minuten.
Ergebnisse aller bisherigen Landtagswahlen in Sachsen bis 2024 | Statista

@Thomas80

Du hast/bist schon wieder geshiftet. Die Frage war ja nicht, ob Deutschland gemessen an seinem BIP einen passablen Beitrag zur Entwicklungshilfe leistet, sondern ob ostdeutsche Unzufriedene ihre Unzufriedenheit vorrangig damit begründen würden. Mal abgesehen davon, ob die Kritik am Quantum an deutscher Entwicklungshilfe eine durchdachte Position ist.

Die naheliegende Antwort ist, weil sich nachweislich rassistische Vorurteile, die übrigens die repräsentativen Mitte-Studien sehr gut messen, besonders in Communitys mit geringem Anteil Migrierter verbreiten.

Und auch das Interview mit Ilko-Sascha Kowalczuk
Jung & Naiv

Ein Aspekt der ostdeutschen Enttäuschung, der mich überzeugt:
In der ehemaligen DDR waren die Arbeitsbetriebe immer auch mit einer sozialen Struktur (Kinderbetreuung, Freizeitaktivitäten…) verbunden. Mit den extremen Arbeitsplatzverlusten nach der Wende brach für viele Ostdeutsche ihre Welt zusammen, während wir im Westen ruhig vor uns hin gelebt haben.

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Kowalczuk ist ein Checker. Besonders positiv ist anzumerken, dass er sich nicht zum Universalisten aufgeschwungen, sondern klar kommuniziert hat, auf welchen Fachgebieten er als Historiker nicht kompetent ist und daher auch keine Einschätzung treffen kann. Vorbildlich.

Leider hat Tilo Jung mit ihm so gar nicht über sein neues Buch Freiheitsshock gesprochen.

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Über das Buch spricht z.B. Jenny Günther im Einmischen-Podcast mit ihm. Sie sind nicht ganz einer Meinung. Sehr interessant.

Neben Kowalczuk und Mau gibt es noch weitere ostdeutsche Durchsteiger:

Wenn die Hälfte der Wählerinnen und Wähler Hass- und Hetzparteien wählt, dann schäme ich mich inzwischen für meine Artgenossen. […]

Wähler für die Folgen ihres Wahlverhaltens verantwortlich zu machen, ist keine Wählerbeschimpfung. […]

„Wir wissen zwar nicht, was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft!“, parodierten wir einst die Losungen zum 1. Mai. Abstinenz, Negativismus Naivität bis heute: Wenn ich AfD wähle, verschwindet der Klimawandel. Wähle ich BSW, lädt Väterchen Wladimir den Kollegen Wolodimir bald zum Prasdnik mit Wodka in den Kreml ein. […]

Wie lautete doch der Buchtitel von Dirk Neubauer, der von den Rechten, also vom ignoranten Volk fertiggemacht wurde und als Landrat von Mittelsachsen nach zwei Jahren entnervt zurücktrat? „Das Problem sind wir!“


Hier spricht Kowalczuk Klartext:

Auch noch sehenswert:

Im Thread gibt es verschiedene Vermutungen zu den Ursachen für die Ost/West Abweichungen.
Fand den Podcast dazu ganz interessant. Hier schildert eine Person mit Zuwanderungsgeschichte ihre Wahrnehmung der deutschen Medien und was das mit Zugewanderten macht.
Wenn man Personengruppen öffentlich in eine Schublade schiebt, stecken sie irgendwann auch drin.

Spricht etwas dagegen, die vorgeschlagenen Regeln zur Sprache für Zugewanderte und Ost und Westdeutsche, also für alle zu verwenden?

Laut statistischem Bundesamt ist die Eigentumsquote in manchen Ost-Bundesländern höher, als in vielen West-Bundesländern:
Eigentumsquote
Deshalb scheint mir Dein radikaler Vorschlag nicht der richtige zu sein zunmal in den WEst-Bundesländern auch die Mehrheit kein Wohneigentum beseitzt.
Die sich über Generationen häufig verstärkende Wirkung von großen Erbschaften ist aber durchaus ein Probelm für die Gesellschaft. Ich denke, wenn man die Umgehung der Erbschaftssteuer deutlich reduzieren könnte, wäre deutlich mehr Gerechtigkeit möglich und es würde dringend benötigtes Geld verfügbar. Dazu zähle ich z.B. die rechtzeitige Übertragung von Vermögen (auch mehrfach) auf die Erben, die nach 10 Jahren nicht mehr berücksichtigt werden. Vor allem aber auch bei Befreiungen für Betriebsvermögen müsste verstärkt eingegriffen werden, da hierüber die wirklich großen Erbschaften mit deutlich gemilderter Steuerlast erfolgen. Statt Betriebsvermögen auszunehmen könnte man bei Gefährdung von Arbeitsplätzen eine Stundung der Steuerzahlungen diskutieren.

Kann ich nicht erkennen. Wenn man die Stadtstaaten weglässt, ist die Eigentumsquote im Osten sichtbar niedriger als im Westen. Mit Ausnahme Hessens und NRWs kann man sagen: Eigentumsquoten über 45% ist Westdeutschland, 33-45% Ostdeutschland, und unter 33% sind Stadtstaaten. Deine „vielen West-Bundesländer“ sind also genau zwei. Und eigentlich nur eins, weil lediglich in Brandenburg die Eigentumsquote ein bisschen höher als in Hessen ist, und dabei dürfte der Speckgürtel um Berlin eine Rolle spielen, der über die Jahre viele Zuzüge aus dem Westen zu verzeichnen hatte.

Dass allerdings ausgerechnet Sachsen-Anhalt und Thüringen über dem Bundesdurchschnitt liegen, darf man auch erwähnen.

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Um ein halbes Prozent? Wenn 10 Länder über dem Durchschnitt liegen, und vor allem Berlin und Hamburg den Durchschnitt massiv nach unten ziehen? Die bei der Hälfte oder nur einem Drittel des Durchschnitts liegen?

Dass Stadtstaaten den Schnitt stark nach unten ziehen wage ich zu bezweifeln. Man teilt ja nicht durch Bundesländer sondern Haushalte.
Es wird hier ein Problem suggeriert, dass es so nicht gibt. Es erweckt den Eindruck, man hätte hier Leuten etwas weg genommen, das ist aber nicht der Fall. Sie hatten Pech in der Geburtslotterie und das ist alles.
Das Problem ist, dass Geld neues Geld anzieht. Da muss man ran. Ein Thema, das seltsamerweise im Kapitalismus gar nicht so gerne gesehen wird. Dabei steht die Konzentration des Geldes dem Kapitalismus sogar im Weg, denn es setzt sich nicht mehr der beste durch, sondern der mit den besten Startbedingungen.

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