In diesem Podast wurde die Bedeutung des Wasserstoff als Energieträger der Zukunft angesprochen, die ja bei genauer Betrachtung der Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele als einzige Energie-Alternative zu Gas, Öl, Atomkraft für die Schwerindustrie, die chemische Industrie, den Gütertransport etc. in Frage kommt. Die Kapazitäten aus dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Inland reichen, wie hier geschildert, bei Weitem nicht aus.
Genau so klar ist, dass die Menschen nicht auf ihren Wohlstand in Form von Mobilität, warme Wohnungen, Urlaub usw. verzichten wollen. Vielleicht würden sie noch ein Tempolimit mit viel Diskussion und Murren akzeptieren. Alles andere würde dazu führen, dass Parteien gewählt werden, die keinen Wohlstandsverzicht fordern.
Es bleibt also nur, die Produktion von Wasserstoff und dessen Tranportmöglichkeiten schnell und massiv auszubauen. Erste Projekte dazu gibt es ja schon (z.B. https://hyphenafrica.com).
Daher kann ich nicht verstehen, dass die zuständigen Minister nicht schon lange intensiv mit afrikanischen Staaten verhandeln, die Finanzierungsmöglichkeiten anschieben (Subventionen, Kapitalgesellschaften, private Beteiligungen, Solidaritätszuschlag und weitere Ideen), Gaskraftwerke umzurüsten und das Leitungsnetz ausbauen. Die Sonne liefert genug nachhaltige Energie, den Hunger danach ausreichend zu befriedigen.
Soweit ich weiß ist eine Mehrheit für ein Tempolimit.
Und bei der Verzichtsbereitschaft bin ich mir auch nicht sicher. Gegenthese: Die meisten wollen verzichten, nur nicht als einzige und dann letztendlich die gekniffenen sein.
Das passiert doch. Es gibt eine nationale Wasserstoffstrategie, verlinkt habe ich hier das Update von Juli 2023, in dem auf all diese Punkte eingegangen wird.
Eine erste Partnerschaft gibt es mit Australien, mit afrikanischen Staaten gibt es scheinbar sechs Pilotprojekte in irgendeiner Form (scheint erstmal Potenzialanalyse zu umfassen) und auch mit den USA und Neuseeland wird geredet.
Ich glaube du unterschätzt, wie aufwändig das ist und mit welchen Fortschritten man rechnen kann, insbesondere wenn Finanzminister Lindner eigentlich keinerlei Geld für sowas ausgeben möchte. Man kriegt in der Regel raus was man reinsteckt und was reingesteckt wird, dass entscheiden Lindner und Scholz. Ich bin mir sicher, dass Habeck sehr gerne erste echte Anlagen und Verladeterminals in Tunis, Casablanca und Dakar finanzieren würde.
Es gibt seit Jahren sehr stabile Mehrheiten in der deutschen Bevölkerung für ein Tempolimit. Die Widerständler sitzen nicht im Volk, sondern im der Vorstandsetage von VW und BMW.
Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher. Autos sind technisch einfacher zu bauen, wenn man den statistischen Außreiser „Deutsche Autobahn“ bei der technischen Planung des Fahrzeugs nicht mehr berücksichtigen müsste. Ein Auto, das keine 200 km/h erreichen muss, ist deutlich günstiger zu bauen.
Das mag sein, aber die deutschen Prämiummarken haben ein Differenzierungsproblem. Warum zahlt man 80.000 Euro und mehr für einen BMW, Audi, Porsche, etc.? Klar, die Ausstattung und die Marke, aber in Deutschland eben auch die Motorisierung. Natürlich würde BMW wegen einem Tempolimit nicht pleite gehen, aber es wäre ein Verkaufsargument weniger. Porsche betrifft das vielleicht noch extremer und die haben ja scheinbar eine Direktleitung in die Zentrale der FDP. Ein Porsche hat vor allem zwei Verkaufsargumente: schnell und auf jeden Fall so teuer, dass alle anderen wissen, dass ich viel Geld ausgegeben habe. Mit Tempolimit bin ich aber auf einmal nur noch genauso schnell wie ein Fiat 500.
Ja, die Anfänge wurden noch während der Vorgängerregierung unter Altmeier initiiert. Und davor gab es auch schon ein Projekt Desertec, dass leider gescheitert ist.
Was mich wundert, dass das alles so lange dauert (siehe Stromtrassen). Wenn der Klimawandel wirklich das drängenste Problem unserer Zeit ist (und da sind sich die meisten einig) sollten alle Kräfte gebündelt werden, um die nachhaltigen Ressourcen in Form von Sonnenenergie, die zur Genüge da sind, zu nutzen. Es wäre zu schaffen.
Die Geschwindigkeit alleine ist kein Argument. Wenn ein Auto ohne fossile Rohstoffe (z.B. mit Wasserstoff, elektrisch oder eFuel) 200 km/h und dabei sicher fährt, ist das kein Problem. Und sollen doch die, die das nötig haben, einen Porsche fahren. Wenn die deutsche Wirtschaft dann noch davon profitiert - umso besser.
Wenn diese Fokussierung auf Geschwindigkeit als Verkaufselement dazu führt, dass die Autokonzerne über Lobbying notwendige Klimaschutzmaßnahmen verhindern, dann ist das sehr wohl ein Problem – und für die deutsche Wirtschaft ein Minusgeschäft, weil die Behebung von Klimaschäden teurer ist als die rechtzeitige Reduzierung von Emissionen. Einen Vorteil hat das Ganze nur für die Shareholder und Manager der Konzerne und die kleine Minderheit an Menschen, die rasen auf der Autobahn geil findet.
Desertec ist offiziell noch aktiv: https://desertec.org Wasserstoff war da glaube ich bei der Konzeption nie ein Thema, sondern der direkte Transfer des Stroms nach Europa.
Absolut. Wenn nicht einzelne Akteure diesen Prozess aus individueller Gewinnabsicht, politischer Ideologie oder strukturellem Dagegensein behindern würden.
Weil es staatlich subventioniert wird! Es gibt nur wenige Privatpersonen, die sich das Auto einfach so kaufen.
Es läuft doch in Marokko. Mit für den heimischen Markt und nicht für uns.
Warme Wohnungen und Wasserstoff zu verbinden ist nicht besonders sinnvoll. Wir brauchen alternative Energieträger für viele Anwendungen, aber diese gehört nicht dazu.
Das stimmt, mir ging es um den Gesamtenergiebedarf und um die Einstellung der meisten Menschen, die nicht bereit sind, etwas von ihrem Wohlstand aufzugeben. Ideal ist da die Kombination Photovoltaik mit Wärmepumpe. Es gibt aber auch schon z.B. mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellensysteme, mit denen man Wohnungen heizen kann.
Ja, aber deutlich weniger. Der Marktanteil der BMW Group liegt in Deutschland bei 8+ Prozent, in Europa insgesamt zuletzt nur bei 5,7%. Schaut man sich die internationalen Märkte an, dann ist die Nachfrage nach Autos mit hoher Spitzengeschwindigkeit in den meisten deutlich niedriger als in Deutschland.
Du hast natürlich recht, dass das nur ein Verkaufsargument unter vielen ist. Aber ich würde einiges darauf verwetten, dass die deutschen Autokonzerne das fehlen eines Tempolimits als Standortvorteil betrachten, weil sie das mit ihrer sehr leistungsfähigen (aber aufwändigen und teuren) Motortechnologie gut bedienen können.
Man verkauft kein Auto, sondern ein Lebensgefühl. Und Amerikaner, die einen BMW kaufen, kaufen den, weil er aus dem Land der German Autobahn kommt.
Weil es staatlich subventioniert wird!
Nö, der deutsche Markt ist heutzutage nicht mehr der entscheidende für unsere Autobauer. Darum sind sie auch gegen Strafzölle für China.
Ein Porsche hat vor allem zwei Verkaufsargumente: schnell und auf jeden Fall so teuer, dass alle anderen wissen, dass ich viel Geld ausgegeben habe. Mit Tempolimit bin ich aber auf einmal nur noch genauso schnell wie ein Fiat 500.
Also, ein Porsche ist hoffentlich besser verarbeitet und insgesamt luxuriöser. Eine Rolex für 20.000€ misst die Zeit auch nicht genauer als eine Casio für 20€. Auch das Datum wird nicht genauer angezeigt.
Der Marktanteil der BMW Group liegt in Deutschland bei 8+ Prozent, in Europa insgesamt zuletzt nur bei 5,7%. Schaut man sich die internationalen Märkte an, dann ist die Nachfrage nach Autos mit hoher Spitzengeschwindigkeit in den meisten deutlich niedriger als in Deutschland.
Ich glaube du siehst hier einen Zusammenhang, wo keiner ist. Deutsche Autos werden vorrangig aufgrund der höheren Qualität gekauft, das gilt für BMW, Audi, Mercedes, wie auch für Porsche. Dass diese hochwertigen Fahrzeuge dann auch noch schnell fahren können, ist glaube ich eher Beiwerk zum ohnehin höheren Preis. Die Frage ist ja auch eher, was du als schnell bezeichnest. Beinahe jedes neue Auto kann 180 km/h fahren (mal abseits von den ganz kleinen Modellen), aber das wird ja vermutlich nicht der Punkt sein, den du hier machen willst.
Ich vermute hinter den genannten Zahlen eher den Standortvorteil der Hersteller hierzulande. Das lässt sich auch innerhalb von Deutschland beobachten. In München gibt’s mehr BMWs, in Wolfsburg mehr VWs. Also gibts in Deutschland mehr deutsche Autos als wo anders auf der Welt.
Ein Porsche hat vor allem zwei Verkaufsargumente: schnell und auf jeden Fall so teuer, dass alle anderen wissen, dass ich viel Geld ausgegeben habe. Mit Tempolimit bin ich aber auf einmal nur noch genauso schnell wie ein Fiat 500.
Als jemand der einigermaßen Dicht an der Porsche Community dran ist kann ich dir sagen, dass sich die wenigsten einen Porsche kaufen, weil er schnell ist. Die Hauptpunkte sind Exklusivität und Qualität. Die Leute an die du hier denkst fahren eher BMW M, Audi RS oder Mercedes AMG. Porsche ist da dann viel exklusiver, eigene Golfturniere (bei denen die Besitzer dann als Spieler eingeladen sind), Fahrevents auf abgesperrten Geländen, usw.
Zumal die Entwicklung zur E-Mobility ja auch zeigt, dass andere Hersteller Performance jetzt auch können, zum Bruchteil des Preises. Es geht also nur noch um das Quäntchen mehr Qualität. Gleiche Leistung bekommst du für 1/2 bis 1/3 des Preises auch wo anders.
Jede Automarke schöpft etwas mehr Nachfrage im Heimatmarkt ab, Motorleistung ist nur einer von vielen Faktoren beim Luxusautokauf.
Der Absatz deutscher Autos im Ausland würde sonst absolut keinen Sinn machen (daher die mitgeschickte Tempolimit-Karte).
Mein Punkt war lediglich: dieses widersinnige, nach oben offene, erlaubte Rasen gibt es hier nur noch, weil ein kleine, aber gut organisierte Lobbygruppe mit viel Geld und gutem Draht zu Teilen der konservativen, liberal-libertären und rechten Politik es immer wieder schafft, gegen Mehrheitsmeinung ein Tempolimit zu verhindern.
Könnte man nicht mehr 260+ km/h in Deutschland rasen, dann wäre es noch absurder, solche Autos zu bauen. Und das wollen die deutschen Autobauer nicht - und die Egoisten und die „ich-lasse-mir-gar-nichts-verbieten Typen“ singen deren Lied gerne mit.
(Lasst uns diesen thread nicht zu sehr hijacken, hier um etwas anderes.)
Wenn man aber mal die reale Situation auf den Autobahnen ansieht, stellt man fest, dass das freie Rasen nur noch selten möglich ist. Enweder die Autobahn ist zu voll, es ist eine Baustelle nach der anderen oder es gibt schon ein lokales Tempolimit. Man müsste sich schon den Autobahnabschnitt und die Zeit gezielt aussuchen, um z.B. seinen Porsche mal richtig ausfahren zu können. Deswegen gehen einige Schweizer gerne in Würzburg einkaufen. Für den größten Teil der Strecken in Deutschland sind die meisten Autos völlig übermotorisiert.
Wenn klimaschonend Tempo 100 gesetzt wäre, sogar sehr. Bei der Geschwindigkeit könnten vermutlich oft auch Spuren zurückgebaut werden, weil der Durchsatz dank geringerer Fahrzeugabstände bei niedrigen Geschwindigkeiten viel höher ist. Staus würden auch vermieden. Wie schon in einem anderen Thread dargelegt lege ich regelmäßig eine 68km Strecke (40km) Autobahn, 27km Landstraße mit 6 Ortsdurchfahrten zurück und brauche mit Tempo 100 auf der Autobahn bzw. 80 auf der Landstraße, wo möglich, statt 58 Minuten laut Navi ca. 65 Minuten. Diesen Zeitverlust finde in Anbetracht des wesentlich entspannteren Vorankommens für akzeptabel.
Der Kauf teurer Luxusmobile bedeutet vor allen Dingen den Erwerb eines Statussymbols. Ein Freund von mir fährt seit vielen Jahren Porsche. Für ihn zb ist dieses Auto ein Nachweis für seine erfolgreiche Arbeit und ein Statussymbol. Er wohnt mitten im Ruhrgebiet und hat dort herzlich selten Gelegenheit, sein Auto auszufahren.
So ist es auch oft im Ausland, wo es meist ein Tempolimit gibt. Luxuskarossen sind die Zeichen für Erfolg. Man schaue mal nach Monaco. Da cruisen Massen von superteuren Autos durch die Gegend. Und die stehen meist nur im Stau. All diese Menschen interessiert es eher wenig, womit ihr Auto angetrieben wird.
Was es sicherlich gibt ist die Tatsache, dass die PS-Leistung beim Kauf eine Rolle spielt. Und damit verdienen die Autohersteller viel Geld. Denn die Leistungssteigerung wird meist recht kostengünstig erreicht. Und dafür bezahlen Kunden gerne mehr. Vor ca 1 Woche gab es dazu einen Spiegelartikel. Leider fällt er unter die Bezahlschranke, so dass eine Verlinkung nicht sinnvoll ist.
Aber mal zum Thema Wasserstoff. Ich glaube, der Wasserstoff wird sehr überschätzt. Wenn wir schauen, wieviel Energie man in der Zukunft zusätzlich zum jetzigen Verbrauch schon verplant hat mit Strom, dann fragt man sich, wie diese Massen hergestellt werden sollen. Wasserstoff benötigt zur Herstellung sehr viel Energie und macht nur Sinn, wenn es sich um sog. grüne Energie handelt.
Wir wollen also neben dem normal verbrauchten Strom ( Stand heute ) zusätzlich riesige Flotten von E-Autos versorgen, wir wollen Wärmepuppen im Masseneinsatz sehen, die ebenfalls Strom brauchen, und wir wollen grünen Industriestrom haben, damit Deutschland weiter ein produzierendes Land bleibt. Soviel Sonnenenergie und Windstrom können wir garnicht erzeugen, dass da noch massenhaft Wasserstoff produziert wird.
Jetzt könnte man sagen, man produziert diesen Wasserstoff in Gegenden, in denen die Sonne länger scheint und wo dauerhaft mehr Wind ist. Es gibt ja viele ungenutzte Flächen weltweit, wo so etwas theoretisch gehen würde. Dann haben wir aber das Transportproblem. Um weiter grün zu bleiben, müsste also auch der Transport mit grüner Energie erfolgen. Pipelines wären auch eine Möglichkeit. Das würde allerdings erhebliche Anfangsinvestitionen erfordern und ob der Bau von Pipelines über große Strecken so umweltgerecht wäre, wage ich mal zu bezweifeln.
Von daher wird Wasserstoff eher ein Randprodukt für bestimmte Anwendungen bleiben. Das mag für gewisse Industrien evtl funktionieren. Für den Privatanwender mit der berühmten Gasheizung, die man dann laut FDP auf Wasserstoff umstellen kann, wird das kaum bezahlbar sein. Hier ein Link zum Frauenhofer Institut mit einer Studie über Wasserstoff für Gebäudewärme: Wasserstoff: Fokus Gebäudewärme
Bei all den Fragen zur Energiegewinnung frage ich mich immer wieder, wo eigentlich die Biogasanlagen bleiben. Diese können dezentral betrieben werden und damit immer genau dort, wo sie sinnvoll sind. Und es ist nicht so, dass man dafür immer noch viele Rohstoffe anbauen muss ( wie die Grünen so gerne behaupten ). Von Bioabfällen über Stroh bis hin zur Gülle sind die Rohstoffe vielfältig. Und sie können aus lokalem Abfall gewonnen werden. Es gab gerade erst eine sehr interessante Dokumentation aus der Reihe Planet E im ZDF. Hier ein Link zur Mediathek: Energiesicherheit mit Biogas? - ZDFmediathek
Ich fürchte, der politische Blick auf die Energiegewinnung der Zukunft ist viel zu einseitig und dogmatisch. Zwar wird es mit dem Ausbau erneuerbarer Energien langsam besser. Aber viele Probleme sind nach wie vor nicht gelöst. Für E-Autos gibt es nach wie vor kaum eine vernünftige Infrastruktur. Die Stromnetze würden eine größeren Ansturm von privaten Ladestationen garnicht bewältigen können. Dazu fehlen uns zusätzlich auch noch die Stromautobahnen quer durch Deutschland.
Dann haben wir aber das Transportproblem.
Naja, die aktuell genutzten fossilen Brennstoffe, die ja durch Strom und Wasserstoff ersetzt werden sollen, kommen ja auch nicht neben der Tankstelle aus dem Erdboden. Die werden praktisch vollständig um den halben Erdball zu uns geschifft.
Um weiter grün zu bleiben, müsste also auch der Transport mit grüner Energie erfolgen.
Ja. Darum ist ja zum Beispiel die Debatte um Biofuels für PKWs bescheuert, weil diese Biofuels zu einem großen Teil für den internationalen Schiffsverkehr (unter anderem für Tankschiffe) gebraucht werden).
Das würde allerdings erhebliche Anfangsinvestitionen erfordern und ob der Bau von Pipelines über große Strecken so umweltgerecht wäre, wage ich mal zu bezweifeln.
Pipelines kommen ja heute schon zum Einsatz um Erdgas und Erdölprodukte nach Deutschland zu bringen, auch aus extrem weit entfernten Regionen (Russland). Klar muss man investieren, aber das die Energiewende Geld kosten wird, war allen Beteiligten immer klar. Darum braucht es ja die ganzen Investitionen, die die FDP so gerne unter dem Vorwand der „Technologieoffenheit“ aufhält. Gemessen an der transportierten Energie haben Pipelines übrigens eine exzellente Umweltbilanz, wenn man es mit dem Transport per Schiff vergleicht.
Von daher wird Wasserstoff eher ein Randprodukt für bestimmte Anwendungen bleiben.
Das widerspricht meiner Auffassung nach allen heute vorliegenden Erkenntnissen. Praktisch alle Staaten und auch unabhängige Experten sind sich glaube ich einig, das Wasserstoff ein ziemlich wichtiger Bestandteil der Energiewende ist.
Für den Privatanwender mit der berühmten Gasheizung, die man dann laut FDP auf Wasserstoff umstellen kann, wird das kaum bezahlbar sein.
Absolut richtig.
Bei all den Fragen zur Energiegewinnung frage ich mich immer wieder, wo eigentlich die Biogasanlagen bleiben.
Biogasanlagen brauchen Inputs. Organische Abfälle sind nur begrenzt zu haben, die reichen nicht mal für einen Bruchteil des theoretischen Bedarfs an Biogas (wenn man mit Biogas den aktuellen Erdgasverbrauch decken wollte). Natürlich kann man das z.B. mit Gülle usw. anreichern, aber da gibt es Nutzungskonflikte mit Dünger und eigentlich wollen wir ja weniger Massentierhaltung usw.
Theoretisch wäre glaube ich eine stärkere Nutzung von Hausabfällen möglich, allerdings kann man die auch einfach verbrennen und so direkt energetisch nutzen.
Die einzige Möglichkeit, in erheblich höheren Umfang Biogas zu produzieren als das aktuell der Fall ist, wäre in sehr großem Umfang z.B. Mais spezifisch für die Nutzung als Input anzubauen. Das Problem: intensiver Maisanbau emittiert selbst in großen Mengen CO2. Entsprechend ist die Klimabilanz von Mais-Biogas vielleicht ein wenig besser als Erdgas, aber es reicht nicht für die Klimaneutralität, die wir erreichen müssen.
Biogas ist entsprechend ein Teil der Gesamtlösung, aber kein extrem großer. Diese Studie geht von einer theoretisch möglichen Verdreifachung der Stromproduktion aus Biogas von 2018 bis 2030 aus: https://www.bdew.de/media/documents/Awh_20190426_Gas-kann-gruen-Potentiale-Biogas.pdf
Da im gleich Zeitraum die Stromproduktion insgesamt steigen dürfte, würde sich dadurch der Anteil von Biogas von damals gut 5% nur marginal steigern.
Ich fürchte, der politische Blick auf die Energiegewinnung der Zukunft ist viel zu einseitig und dogmatisch.
Vielleicht bei einigen bekannten Politikern, aber die einschlägigen Studien und Konzepte, die es teils seit 20 und mehr Jahren gibt, haben die für eine Klimaneutralität nötige Komplexität der Energiewende durchaus im Blick. Das wir überhaupt heute über Wasserstoff diskutieren ist ja auch dem insistieren vieler Experten zu verdanken, dass es neben der Frage der direkten Stromerzeugung auch eine eine Diskussion über Industriebedarfe usw. gegen muss.