LdN362 - Interview Lisa Paus

Ich höre mir alle eure Interviews an und bin oft enttäuscht, dass ich ihr euch nach max. einer (oft zaghaften) Nachfrage mit der Antwort zufriedengebt.
Bei Lisa Paus ist das anders, hier fragt ihr teilweise 3–4-mal recht scharf nach.

Daher meine Frage an die LdN: Woran liegt es? Weil sie von den Grünen ist? Weil sie noch nicht so politisches Schwergewicht ist? Weil ihr glaub, dass sie euch doch noch eine andere Antwort gibt?
Oder kommt nur mir das so vor?

Ich finde es grundsätzlich wichtig und gut nachzufragen, gerade bei Politikerinnen, aber dann behaltet bitte diese Schärfe auch beim nächsten Gespräch mit FDP-lern, CDU-lern und SPD-lern bei

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Ich kann mich auch an andere Interviews erinnern, in denen scharf nachgefragt wurde.
Ich denke, das hängt auch immer vom Gesprächspartner ab. Wenn man merkt, dass da nichts kommen wird, ist es ja mehr oder weniger Zeitverschwendung. Bei Frau Paus hat man gemerkt, dass sie am Dialog interessiert war.
Ich fand sie unglaublich stark und faktenbasiert.
Bei den Pressekonferenzen macht sie einen ganz anderen Eindruck, unsicher und fahrig. Für mich hat sie in dem Interview gewonnen.

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Der Dialog mit Lindner, Habeck etc kam mir auch intensiv vor inkl. Rückfragen. Ich glaub es auch, dass es einerseits am Interviewpartner liegt aber auch an dem Setting: ist die Verbindung stabil, hat man genug Zeit etc.

Edit: Außerdem ist es inhaltlich geboten bei dem Thema kritisch nachzuhaken. So gut wie ihr Ziel sein mag, so fragwürdig ist aus meiner Sicht ob es gut funktionieren wird. Und das wird auch durch den ordentlichen Diskurs und den Dialog im Podcast unterstützt.

Sorry, aber gerade das Interview mit Lindner war so „handzahm“ und die Themen so essentiell. Da hätte es wirklich sehr vieler konsequenter Nachfragen bedurft. Hingegen das damalige Interview mit Svenja Schulze war so scharf, fast schon peinlich.
Ja man merkt, mit wem die Interviews geführt werden.

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Lieber Philipp, lieber Ulf,

selbstverständlich seid ihr frei in der Gestaltung eurer Folgen und größtenteils halte ich die Fragestellungen auch für ausgewogen und umfassend.

Weshalb in einer Folge mit Frau Paus, in welcher das Thema Gleichstellung thematisiert wird, völlig auf die Diskussion des heiß diskutierten Themas Elterngeld (und Einkommensgrenze) verzichtet wird, ist für mich nicht nachvollziehbar …

Bei dem Thema Grundsicherung wird ausgesagt, dass die Lebenshaltungskosten eine entscheidende Rolle spielen und diese berücksichtigt werden müssen - beim Elterngeld ist dies nicht der Fall. Gleichstellung ist ein primäres Ziel - mit der Anpassung des Elterngeldes erreicht man jedoch genau das Gegenteil. Ganz unabhängig davon, dass das Elterngeld seit mehr als 15 Jahren nicht angepasst wurde und somit inflationsbereinigt extrem an Wert verloren hat.

Der demografische Wandel ist omnipräsent, ihr sprecht mit der Familienministerin und dann werden a) solche Entscheidungen getroffen und b) es wird in der Lage nicht einmal diskutiert?

Beste Grüße und schöne Weihnachten.

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Die Nachfragen waren völlig richtig, im Gegenteil. Mich hat das Interview fassungslos hinterlassen, und hat mir die Augen geöffnet: Letztlich verkörpert grüne Politik die Idee, dass der Staat alles bis ins kleinste Detail regeln muss. Natürlich alles zu einem guten (und eigentlich richtigen Zweck). Nur funktioniert dies nicht. Weder im Sozialbereich noch bzgl Bekämpfung des Klimawandels.
Es wurde viel zu wenig nachgefragt. Es fing an mit der Behauptung, dass 5,7 Mio Kinder in D zusätzliche finanzielle Förderung benötigen würden. Es gibt 13,9 Kinder in D. Also 40% der Kinder sind in irgendeiner Form benachteiligt und ihnen steht mehr Geld zu? Das ist doch völlig absurd.

Ich unterstütze eigentlich grüne Ideen, aber die Mittel und Wege, die diese Partei zu deren Umsetzung vorschlägt, sind die falschen. Und die Interviewer schlagen dann noch allen Ernstes vor, dass es neben der Entwicklung von Gesetzen noch Kommunikationsstrategien geben muss, mit anderen Worten, Agitation-und-Propaganda-Abteilungen.

[…]

Ein paternalistischer Staat wird in D die Dinge nicht richten. Schlimm nur, dass viele Leute den Ausweg in einer rechten Diktatur sehen.

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Meistens finde ich die Beschwerden über die Interviews in der Lage übertrieben.
Ulf und Philip fragen schon viel hartnäckiger und vor allem sinnvoller nach als die meisten anderen Journalisten.
Viele haken gar nicht nach.
Und Markus Lanz hakt auch nur nach, wenn es ihm gerade passt.
Ulf und Philip haben das bei Frau Paus wirklich vorbildlich gemacht. Am Ende gibt es immer etwas, was zu kurz kommt. Aber ich fand das Interview sehr gut.

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Rückfragen: Wie kann man ohne die von Dir offenbar grundsätzlich angelehnte staatliche Regulierung folgende Probleme lösen:

  • Kinderarmut
  • Klimawandel.

Nur für den Fall, dass Du jetzt auf „die richtigen Rahmenbedingungen, mit denen die Gesellschaft und Wirtschaft dann von ganz allein diese Probleme lösen“: Echt jetzt? Die Politik hatte die Chance, das seit Jahrzehnten zu machen. Und ist krachend gescheitert. In beiden Fällen hat man keine Zeit mehr, dass „der Markt“, gebändigt und gelenkt durch richtige Anreiz-Bedingungen, das Problem löst. Im Fall von Klima haben wir die Zeit nicht, im Fall der Kinderarmut bin ich nicht länger bereit, darauf zu warten, bis sich wieder und wieder und wieder bestätigt: Die Marktwirtschaft kann alles mögliche lösen, aber ungerechte Einkommens- und Vermögensverteilung ganz sicher nicht (allein).

Und woran machst Du fest, dass die vorgenommene Regulierung

  • Kinderarmut: Gezielte Sozialleistungen für Kinder, proaktiv im Staat gewährt
  • Klimawandel: Förderung erneuerbarer Energien, CO2-Preis (mit Klimadividende und -Zoll), Eindämmung der Verbrennung fossiler Energien, v.a. bei Energie, Wirtschaft und Gebäude, über Anreize und Gebote, …
    nicht funktioniert? Ja, es könnte besser funktionieren. In dem man beherzter, statt zaghaft (weil schlechter Kompromiss) regulieren würde.
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Warum halten Sie das für absurd? Dann sollten Sie diese Absurditätsannahme auch belegen können.

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Darum ging es doch gerade nicht. Es wurden im Interview verschiedene Beispiele genannt, was die Ampel bereits auf den Weg gebracht und gut gemacht hat. Jedoch ist der Diskurs – von rechter, von extremer, von demokratieverdrossener, von populistischer Seite – so verzerrt, dass die positiven Aspekte aus dem Blick geraten. Die Gefahr dabei ist nicht per se, dass die Ampel schlecht dastehen würde; denn natürlich ist es auch bei einmal erreichten Erfolgen sinnvoll, nicht bei ihnen zu verharren, sondern Schwachstellen und weiteren Handlungsbedarf auszuloten. Die Gefahr, die wir zunehmend auch realisiert sehen, ist vielmehr, dass eine in vielen Punkten gut handlungsfähige Koalition als unfähig wahrgenommen wird, was ihnen die Möglichkeit nimmt, berechtigtes Vertrauen der Wählerinnen und Wähler zu wecken und trotz ihrer Erfolge populistischen und destruktiv arbeitenden Parteien und Kräften in die Hände zu spielen. Oder verkürzt gesagt: Ein stilles und effektives Vor-sich-hin-arbeiten droht in der derzeitigen politischen Landschaft vom rechten Rand ausgeschlachtet zu werden.

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Ich glaube, da kommen wir nicht zusammen. Ihre Meinung, dass die Regierung (die ich gewählt habe) still und effektiv vor sich hin arbeitet, kann ich überhaupt nicht teilen. Dass eine Opposition Regierungsarbeit kritisiert, ist völlig richtig (- solange sie auf dem Boden des Grundgesetzes agiert, versteht sich).

Aus meiner Sicht ist es so, dass der Sozialstaat Leuten helfen soll, die auf Grund von Beeinträchtigungen, Schicksalsschlägen, Krankheiten etc nicht zurechtkommen. Das sollten im statistischen Sinn immer Ränder von Verteilungen sein. Also 5 oder 10%. Ansonsten ist erst einmal jeder für sich selbst verantwortlich. Dieses Prinzip der Eigenverantwortung macht eine Gesellschaft stark und kreativ, mit Herausforderungen umzugehen. Die Alimentierung jeder Kleinigkeit, Subventionierung etc lähmt dagegen Gesellschaften. Vor diesem Hintergrund halte ich einen Anteil von 40% von Hilfsbedürftigen für absurd.

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Als Ziel mag das plausibel klingen, aber wenn die Situation anders ist, ist sie anders.
Die Gesellschaft und Politik muss erstmal dafür sorgen, dass die Prozentzahl von chancenlosen oder armen Menschen nicht zu groß wird. Das ist nicht von allen so.

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Zuerst einmal meine ganz klare Zustimmung bedürftige Kinder stärker finanziell zu unterstützen. Wenn ich aber höre welches Bürokratiemonster da wieder geschaffen wird, stäuben sich mir die Nackenhaare.
Ich habe in der Corona Kriese schon genau das gleiche gedacht: Wir habe eine Behörde, die ALLES weiß, unsere Familienstand, wieviele Kinder, welches Einkommen wir haben, ob wir angestellt, oder selbständig sind, wo wir wie wohnen, ob wir unsere Eltern plfegen, oder ein Haus auf Mallorca haben. Das Finanzamt.
Da steht am Ende was unten rauskommt. Eigentlich ganz einfach, wenn das dann zu wenig ist, wird geholfen. Jeder hat eine Steuernummer und ein Referenzkonto dazu. Digital einfach die Parameter dazu zu schaffen…

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Hatte ich bis zu diesem Interview auch gedacht. Ich finde, Frau Paus hat sehr gut begründet, warum der Aufbau des Familienservice durchaus sehr sinnvoll ist. Hast Du das Interview überhaupt gehört?

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Ich fand Frau Paus erfreulich deutlich in vielen Aussagen. Auch da wo es noch Baustellen gibt. Als Politikerin und Mitglied einer Partei erwähnt sie natürlich auch, was auch ihrer Sicht schon alles geleistet wurde. Das wäre ja auch die von Ulf und Phillip gewünschte Kommunikation.
Dazu ein Punkt, der mir aufgefallen ist.
Frau Paus erwähnt, das sie das PR Budget für das ihr Ministerium von rund 70.000€ auf 500.000 € erhöhen wollte, da aber auf massive Widerstände gestoßen ist.
Erlebe grade selbst, welchen Stellenwert Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation hat. Erstelle grad ein PR Konzept für unser Unternehmen. Hab meinem Chef zwei Optionen präsentiert: Version 1 stellt dar, was man für eine zeitgemäße und effektive PR für unsere Einrichtung aktiv tun muss, und das man da 1,5 Stellen für benötigt. Version 2 war, die vorhandenen Kapazitäten von inoffiziell 0,5 Stellen zugrunde zu legen und dann zu planen, was damit qualitativ sinnvoll möglich ist.
Ihr könnt raten, für welche Version in wirtschaftlich engen Zeiten mein Chef sich entschieden hat.
Wenn in der Politik ähnlich entschieden wird, hab ich eine Ahnung, wo die Ursachen mangelnder Kommunikation in der Regierungsarbeit liegen.
Die Frage ist auch, ob soviel Kommunikation oder Information mit dem Wahlvolk überhaupt gewünscht ist.

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Hallo Margarete, frohe Weihnachten. Wir haben da einen unterschiedlichen Blick auf die Gesellschaft. Wer ist arm? Ich habe Z B mit meiner 4-köpfigen Familie in einer 25qm Wohnung gelebt, ohne Bad. War halt 1983-1989 in der DDR. Wir hatten da eine glückliche Zeit. Unsere Urlaube waren dann viele Jahre so, dass wir mit 2 Iglu-Zelten von Ort zu Ort zu fuhren. Bücher wurden nicht gekauft, sondern in der Bibliothek ausgeliehen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen staatliche Leistungen zu empfangen.- Ein zweiter Punkt ist die Chancenlosigkeit. Von Leuten mit schweren Beeinträchtigungen, Krankheiten u ä abgesehen ist niemand chancenlos. Zunächst ist Jedem/r ein Gehirn zum Denken und Hände zum Arbeiten gegeben. Ich glaube nicht, dass im Sinne von Sozialleistungen dauerhaft gegebenes Geld hilft, zu lernen, Hirn und Hände einzusetzen, und dass man für sein Leben selbst verantwortlich ist. Dort, wo Eltern dies Kindern nicht vorleben, müssen dies Kindergärten und die Schule übernehmen. Dort muss das Geld hineingegeben werden. - Ein dritter Punkt ist die Behauptung, es würde nichts für die Armen und Chancenlosen getan. Meine Frau ist Sozialarbeiterin, und von ihr höre ich, wie sich multiprofessionelle Teams um Familien mit Problemen kümmern. Da sitzen 5, 6 Leute mit Hochschulausbildung zusammen und beraten, wie z B eine drogensüchtige Mutter befähigt werden kann, sich um ihr Kind zu kümmern. Ein Wahnsinnsaufwand. Es gibt dann Familienbegleitung usw usf. Auch hier gibt es Personalengpässe, viele der in diesem Bereich Tätigen sind am Rand des Burnouts, und Mittel sind limitiert - die Etats gehören aufgestockt. Da sehe ich die vielen Millionen weitaus sinnvoller angelegt als in den Aufbau einer neuen Behörde. - Schließlich meine ich, dass Bibliotheken und andere öffentliche Institutionen und Vereine ideale Orte sind, Kinder zu ermutigen und zu befähigen, die Welt zu erkunden, zu entdecken. Aus diesem Grund wurden Bibliotheken vor etwa 150 Jahren eingerichtet. Kleingärten und öffentliche Werkstätten sind ähnlicher Weise gedacht. Und schließlich Sport- u a Vereine. Das gibt es alles bereits. Man kann das Geld, was für bizarre neue Behörden und Bürgergeld für 40% aller Kinder gedacht ist, direkt in diese Einrichtungen geben. Natürlich werden davon auch Kinder und Leute profitieren, die keine Unterstützung bräuchten. Sei‘s drum.

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Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: TikTok - boykottieren oder bespielen?

Ich fand die Nachfragen auch angebracht. Zumal sich viele von uns ja die gleichen Fragen stellen wir diese aber nicht an Frau Aus richten können.

500 Mio für eine vielleicht Verbesserung finde ich auch extrem derbe. Das Geld sollte man eins zu eins den Kommunen geben damit diese dann mehr Mittel für Personal in Schulen und Kita haben…

Das würde direkt beim Problem angreifen und nicht erstmal eine Struktur aufbauen die bei der nächsten Wahl ggf. wieder eingestampft wird nur um einen „Fußabdruck“ zu hinterlassen.

Mir hat die Interviewführung und die Nachfragen auch gefallen. Eine Sache, die mich doch gestört hat: in der Einleitung zur bei der Gender-Pay-Gap-Diskussion wurde der unbereinigte Wert (18-25 %) als bereinigt suggeriert.

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