LdN360: wieder PISA-Schock - Ländervergleich sinnvoll

Geschadet hat das Vorlesen jedenfalls nicht. Es ist ausschließlich eine Win-Win-Situation. Beim Lesenlernen kann man dann auch abwechselnd lesen. Wortschatz klären. Über Themen und Situationen sprechen. Perspektiven wechseln lernen, Empathie, Fantasie.

Schreiben nach Gehör ist nach meiner Einschätzung tatsächlich nicht klug. Ich arbeite mit Lauten, Silben und Rechtschreibstrategien.

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Der Gedanke dahinter ist, dass durch das Vorlesen die Neugierde für Bücher geweckt wird und die Kinder dann hoffentlich Freude daran finden, selbst zu lesen. Durch das selbst Lesen wird dann auch Rechtschreibung und Grammatik trainiert. Die Papa-Zeit war aber mit Sicherheit auch sehr wertvoll. Es ist sicher ein guter Start ins schulische Leben wenn man weiß, dass die Eltern (oder der Papa) immer da ist, wenn man jemand zum Reden braucht.

Naja, heute lesen sie leider nur noch das absolut Notwendigste für die Schule. So richtig begeistern konnte ich sie als Vorleser wohl nicht. :sweat_smile: Aber vielleicht erinnern sie sich später einmal daran, wenn sie selbst Kinder haben.

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Sehr interessant finde ich die Rückschritte in Finnland. Die hatten das DDR System vor Jahrzehnten wohl übernommen, das vor allem darin gut war, dass die vielen Fächer sehr gut aufeinander abgestimmt waren (Mathematikinhalte waren z.B. mit den Themen in Chemie und Physik abgestimmt und im Ganzen Land passten die Materialien genau dazu). Zudem hat man das vor dem Ausrollen gründlich getestet. Ähnlich war das wohl auch in Finnland. Man hat vor vielen Jahren aber vieles stark verändert, wohl u.a. auch die Vorgaben sehr liberalisiert, so dass am Ende nichts mehr richtig zusammenpasst und zugleich auch die zentrale Steuerung zurück gefahren. Dazu viele Tablets.

Bin in Hamburg Lehrer und hier klagen alle über die immer engere Steuerung und Freiheitsverlust an den Schulen durch Schulsenator und Schulbehörde - und hier sind die Rückfälle längst nicht so massiv, wie an anderen Orten.
Liegt m.E. aber an vielen Faktoren (massiver Schulneubau, verbindliche Voruntersuchung, Kostenlose Kita für 5 Stunden, starke Sozialstaffelung der Schulausstattung, viele Sozialarbeiter,…)

Ein zentrales Problem, das m.E. viel zu wenig im Blick ist: Die überbordende Sogkraft digitaler Medien, die elementare Fähigkeiten ungenutzt und drastisch verkümmern lassen.
Sofortvorschläge (familiär erfolgreich weitgehend durchgehalten):
Bildschirmverbot unter 3 Jahre.
Anwachsend dann max. 45min Bildschirmzeit zur Unterhaltung pro Tag in der Woche bis Klasse 6; Keine internetfähigen Smartphones vor Klasse 8; keine Playstations unter 14 Jahren. … unsere Kinder wären deutlich konzentrierter und körperlich fitter.

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Zum Glück können derartige Vorschriften nur die einzelnen Eltern treffen - und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich halte sie - vor meiner eigenen Biografie - für völlig falsch und möglicherweise gar kontraproduktiv. Zugegeben, ich finde es schade, dass es nicht mehr so ist wie in meiner Kindheit: Wenn wir in den späten 80ern und frühen 90ern neue Computerspiele spielen wollten, mussten wir erst Mal die Technik erlernen (das gute autoexec.bat-und-config.sys-puzzeln der DOS-Zeit). Auch am Computer zu basteln wurde quasi zur Voraussetzung, um „Gamer“ zu werden. Das hatte einfach zur Folge, dass die Kinder, die sich mit Computern beschäftigt haben, selbst wenn sie nur zocken wollten, trotzdem ein gewisses Maß an technischem Verständnis erworben haben, was für viele der Einstieg in die Informatik war.

Das Problem ist hier tatsächlich, dass die Dinge „zu einfach“ geworden sind, man heute als Kind nichts mehr können muss, um sich digital auszutoben. Dadurch wird es umso wichtiger, die richtigen Inhalte zu konsumieren, damit zumindest über die Inhalte noch eine positive Prägung möglich ist.

Ein allgemeines Verbot und strikte Beschränkungen halte ich hingegen für realitätsfern. 45 Minuten pro Woche(!) bis zur sechsten Klasse ist einfach absurd wenig. Hier sollte man an Kinder keine höheren Standards anlegen als an sich selbst: Wer sich selbst 10+ Stunden Unterhaltungselektronik in der Woche gönnt (und das dürfte ziemlich normal sein!), aber seinen Kindern nur 45 Minuten zugesteht, vermittelt mMn ganz problematisches Hierarchiedenken statt eine sinnvolle Pädagogik. Auch keine Playstation (und dann wohl auch kein Gaming-PC) bis 14 halte ich einfach für extrem problematisch.

Ja, Kinder sollen auch körperlich fit sein und sich konzentrieren können. Dafür sollte man sie motivieren und dabei unterstützen, sich einen beliebigen Sportverein auszusuchen und als Role Model am besten schon im jungen Alter Sport mit den Kindern machen (z.B. etwas joggen gehen). Diese Pädagogik nach dem Motto „Wir verbieten/beschränken alles elektronische, dann wird das Kind aus Alternativlosigkeit schon Sport machen“ ist mMn Gift für die langfristige Entwicklung. Im schlimmsten Fall suchen die Kids sich dann Freunde, wo sie unbegrenzt zocken können (versuch das als Elternteil mal zu unterbinden!) oder noch schlimmer: Sie holen, sobald sie 14, 16 oder 18 sind, all das nach, was ihnen in der Kindheit vorenthalten wurde. Das ist einfach meine ganz klare, auch fachliche, Überzeugung als Diplom-Sozialpädagoge.

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Ich habe mal gelesen einer der größten Stärken von Finnland ist der soziale Status der Mehrheit der Schüler und der Faktor, dass quasi keine Schüler die nicht mindestens eine Landessprache als Muttersprache sprechen vorhanden sind. Durch diese sehr homogenen Klassen ist der Unterricht deutlich einfacher.

Ich selbst war im Rahmen eines Sportaustauschs zwei Tage in einer finnischen Schule und war damals schockiert wie niedrig das Niveau des Stoffs war, vor allem in Mathe im Vergleich zum Gymnasium in Deutschland. Am Ende ist aber für die Pisastudie besser, wenn das Niveau im Unterricht zwar niedriger ist, das was Stoff ist aber dafür nachhaltig bei den Schülern hängenbleibt.

Das geht doch an jeglicher Realität vorbei. Ein Bildschirmverbot für U3 ist schon dann utopisch wenn es größere Geschwister gibt. 45 Min pro Woche in Klasse 6 hieße, dass nie auch nur ein Film möglich wäre. Die Sonntägliche Sendung mit der Maus würde schon 30 der 45 Minuten auffressen. Mit Anwachsend bis Klasse 6 von 0 Minuten U3 wären wir bei Schuleintritt ja bei 15 Minuten pro Woche. Da wäre nichtmal ein tägliches Sandmännchen drin. Einmalig Sendung mit der Maus auch nicht.

K1 bei mir ist gut 5 und schaut seit ca. 2 Jahren die Sendung mit der Maus (seit sie das einmal bei Verwandschaft mit größeren Kindern gesehen hat). Dazu kommt ab und an mal eine Folge Jonalu wenn sie krank ist oder mal eine Folge Petterson und Findus oder ein Shaun das Schaf. Dazu 0-2 mal pro Woche 10-15 Minuten Anton App.

Insgesamt kommen wir vielleicht auf im Schnitt 45 Minuten Fernsehen pro Woche und 15 Minuten Tablet.
Und Bücher, Fahrrad, Schlittschuhfahren, Spielplatz, Malen, Duplo etc. kommen trotzdem nicht zu kurz.

Inwiefern soll das elementare Fähigkeiten verkümmern lassen? Gibt es da seriöse Quellen dazu oder ist das ein Bauchgefühl?

Ich denke es wäre ein Fehler das eine Extrem (Kinder werden vor Bildschirmen geparkt und verbringen schon im Kindergartenalter täglich mehr als eine Stunde davor) durch ein anderes Extrem zu ersetzen.
Wichtiger als die Zeit auf ein absolutes Minimum zu reduzieren ist in meinen Augen, dass auch alles andere genügend Raum bekommt und ausreichend gefördert wird.

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Doch. Erläuterung: Mit Woche meinte ich Mo. bis Freitag.
Filme: selbstverständlich. Wochenende ist bei uns meist mind. 1x Beamer an und Film ab. (haben dafür keinen Fernseher). Ich konnte die Eiskönigin fast auswendig ;).

Fordern die Kinderärzte. M.E. alternativlos und da müssen die älteren Kids das halt lernen. China hat wohl massive Probleme mit Kurzsichtigkeit bei Kindern wegen der starker frühen Bildschirmnutzung.

Was Du von Euren Kids schreibst erscheint mir das Maß zu sein, das ich auch als passend sehe. Sind da auf einer Ebene. Finde das bei Euch Eher noch arg knapp. Meine Erfahrung: Gerade wenn die Zeit knapper wird, wird die Nutzung von Bildschirmen ja dann viel intensiver verarbeitet. Unsere Tochter hat sich aus der täglichen Logozeit fast immer alles gemerkt (das war bei uns dann noch on top zur Unterhaltungszeit auf dem Tablet. Nachrichten sind Bildung ;).

M.E. ist genau das Letzte, was Du schreibst ,auch das Problem: Ob die Bildschirme und die Nutzung an sich oder Computerspiele schädlich sind, das ist wohl bis heute umstritten und die Studienlage unklar. Aber: Diese Dinge fressen irre viel Zeit, verhindern damit andere wichtige Erfahrungen und erschweren oft die Motivation, andere mühsamere Dinge auch anzugehen…
Konnte ich als Lehrer mehrfach sehen. Wenn die Kinder ein Smartphone bekamen wurden sie dicker. Mittlerweile kommen fast alle in Klasse 5 mit einem Gerät. Wahnsinn. Die Sportlehrer beklagten schon vor Corona einen Leistungsabfall, der dramatisch ist. Die Kids gehen kaum mehr raus zum spielen. Wozu auch. Ein Desaster.

Heikle Sache. Teilweise sehe ich da auch so. M.E. braucht es beides. Anregung, glaubwürdiges Vorbild aber auch (manchmal erzwungene) Langeweile, gerade da ist oft eine entscheidende Quelle für Kreativität und die Entdeckung von neuen Dingen.
Ich habe noch die Berichte unserer Tochter im Ohr, die erst in Kl. 8 ein Smartphone bekam und sich in früheren Schuljahren darüber beklagte, dass die Freundinnen, wenn Sie ein Smartphone bekommen hatten, nicht mehr so viel mit ihr spielten oder redeten.

Tatsächlich. Vielen Schülern muss ich in Klasse 9 noch den Unterschied zwischen einem Browser, Suchmaschine und einer Internetseite erklären. Man muss da nichts mehr können, um unterhalten zu werden.

Aber wann wieviel ok ist, hängt doch maßgeblich auch vom Alltag in der Familie ab. Bei uns gibt es unter der Woche Lücken in denen man gut auch mal eine Folge irgendwas im TV ansehen könnte, während ein Film am Wochenende immer in Konkurrenz zu größeren Aktivitäten stünde.

Ich bin z.B. der Ansicht, dass K1 bei mir auch mehr Bildschirm haben könnte, wenn sie aber fragt ob sie was im Fernseher ansehen darf und ich ihr dann sage, dass sie ja noch ein Bild für die Oma malen wollte, ein Brettspiel spielen, etc. und dann mit mir Kochen (sie hilft da gerne auch beim Schneiden mit), dann entscheidet sie sich fast immer für die anderen Aktivitäten.

Ich selbst bin als Kind mit Mittendrin, Löwenzahn, Sendung mit der Maus, aber auch mit Dingen die meine Eltern geschaut haben (Knoff Hoff Show, ZDF Expedition bzw. Terra X etc.) aufgewachsen. War sicherlich nicht wenig Bildschirmzeit, aber dennoch habe ich genug Zeit gefunden für Lesen, Spielen mit Freunden (da war fast gar kein Bildschirm dabei, höchstens bei Schlechtwetter wenn die Partie Risiko vorbei war und sich noch ein Brettspiel nicht mehr lohnte, drei Sportarten im Verein, etc. Nur ein Instrument habe ich nie gelernt.

Ich glaube ich weiß auf welche Situationen du hinaus willst, die kenne ich auch. Eltern wollen ihre Ruhe und da macht man der 3-Jährigen halt das Tablet an oder setzt die 4- und 6- Jährigen vor den Fernseher und macht einen Film an. Und das nicht nur mal ausnahmsweise. Ich war auch überrascht als K1 von einem Nachmittag bei Kindergartenfreunden heimkam und berichtete, dass sie dort einen Film geguckt hätten.

Ich denke aber, dass die, die sich Gedanken über Reglementierung von Bildschirmzeit machen eher die sind, die es auch schaffen genug Zeiten für andere Aktivitäten zu schaffen und an den anderen geht das Thema ohnehin weitestgehend vorbei. Und dafür braucht es eher Lösungen.

Kein Smartphone wäre zwar wünschenswert, aber das funktioniert nicht als einzelne Eltern, da man die Kinder sonst aus der Kommunikation mit gleichaltrigen ausschließen würde. Die Zeiten wo man einfach auf den Bollzplatz ist und da alle anderen getroffen hat sind leider vorbei.