LdN357 Wärmeplanung - Wärmepumpen und Anschluss- und Benutzungszwang

Hi,

Ich beschäftige mich schon seit einer Weile beruflich (Forschung) mit dem Thema Wärmeplanung bzw wie man gute Eingangsdaten dafür bekommt. Entsprechend hat mich das Lage-Kapitel zum Gesetz sehr interessiert und ich finds klasse, dass dem so viel Zeit gewidmet wurde.

Mein Fazit ist ungefähr so wie das in der Lage (gemischt gute Gesetz, aber wenigstens geht’s los), nur ein paar Kommentare hätte ich zu dem Konfliktfeld Wärmepumpe, Kommune, Stadtwerke und Anschluss- und Benutzungszwang.

  1. Aber vorher noch was allgemeines zum Thema „50 % Wärme“, mit dem eingeleitet wurde, ich hatte das schon mal angemerkt: das ist zu einem sehr großen Teil keine Raum- und Warmwasserwärme, sondern Prozesswärme der Industrie. Und auch für die muss die Wärmeplanung eine Lösung vorsehen. Das geht in der öffentlichen Diskussion meistens unter, ist aber für den Klimaschutz unfassbar relevant. Ein Beispiel: In einer der vier Beispielgemeinden aus der Bottom-Up-Studie des Fraunhofer ISE (Burg in Sachsen-Anhalt) ist der Gasverbrauch der örtliche Fabrik um Größenordnungen höher als der der Privathaushalte.

  2. Anschluss- und Benutzungszwang: In der Lage hieß es, dass VKU und Co. sich diese Anschlusszwänge wünschen würden. Leider konnte ich die Quelle wegen Paywall nicht lesen. Mein Eindruck von privaten und öffentlichen Aussagen auf vielen Veranstaltungen ist aber, dass die meisten Stadtwerke dem eigentlich eher skeptisch gegenüberstehen, denn: Die Erzeugungskapazität ist in der Regel knapp und das Tempo, in dem die Fernwärme ausgebaut werden müsste, fast unrealistisch hoch. Man ist also eher froh um jedes Gebiet, das anderweitig erschlossen werden kann. Dazu kommt, dass aktuell auch die Nachfrage nach neuen Anschlüssen in bestehenden Netzgebieten oft nicht bedient werden kann, weil das Netz ausgelastet ist.

  3. Wärmepumpen: Ich weiß nicht, ob das so gewollt war, aber bei mir entstand beim Hören der Eindruck, alle Leute würden sich fröhlich weiter Gasheizungen einbauen, wenn sie in einem Wasserstoffnetzgebiet liegen. Das halte ich angesichts der Preisentwicklung von Erdgas und Wärmepumpen und dem technischen Fortschritt bei WPs für unrealistisch. Dort, wo genug Platz für Wärmepumpen ist, wird schon bald kaum jemand mehr eine neue Gasheizung einbauen.

  4. Alle Kommunalvertreter:innen, mit denen ich gesprochen habe - zumal die, die aktiv die Wärmepläne verantworten bzw., was der Regelfall ist, an Planungsbüros vergeben - sorgen sich zuvorderst um eine bezahlbare und klimafreundliche Versorgung. Die Einnahmen der Gasnetze sind natürlich ein Thema, aber: die werden ja eh wegbrechen, wo Wärmepumpen gehen, siehe 3.

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Das kann man nur hoffen. Aber ich befürchte dank der populistischen Debatte rund um das Heizungsgesetz glauben viele, dass Wasserstoff die Lösung sein wird. Oft hört man selbst noch im PKW-Bereich den Satz „Ich schaffe mir niemals ein E-Auto an, wenn überhaupt ein Wasserstoff Auto“, wobei das schon jetzt zum reinen BEV keine sinnvolle Alternative darstellt.
Wenn man dann noch an einen Heizungsbauer gerät, der gerne Thermen verbaut und nichts von einer Wärmepumpe hält, dreht der einem dann noch ganz schnell eine tolle H2-ready Gasheizung an.

Naja… das war die Debatte dieses Jahr. Das kann sich halt ganz schnell auch wieder drehen. Und die Preise für die Geräte machen nicht die Heizungsbauer, sondern die Hersteller, die massiv in WP-Herstellung investiert haben. Wenn dann noch die richtigen Schrauben beim Strompreis gedreht werden, der in Deutschland massiv zu hoch ist im verglichen zum Gaspreis…

Also den Preis, den der Kunde am Ende bezahlt, macht der Heizungsbauer.

Aber mal abwarten. Kann man nur hoffen das selbst der Klimawandelskeptiker auf die Zahlen guckt und zumindest über eine Wärmepumpe nachdenkt. Aber es kursieren so viele Mythen und Halbwahrheiten zu dem Thema, dass es noch einiges an Zeit braucht denke ich.
Erst recht alte Eigenheimbesitzer, die das Ende ihrer neuen Heizung nicht mehr erleben, und Vermieter bleiben wahrscheinlich beim bestehenden Heizungs-System, weil es einfach billiger und einfacher in der Anschaffung ist. Und „vielleicht gibt es hier ja bald ein Wasserstoffnetz, dann bin ich ja für die Zukunft gerüstet“ reicht dann auch, um alle möglichen Sorgen verschwinden zu lassen

Es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie sehr sich das Installateurshandwerk sträubt, wir hatten dieses Jahr 3 unterschiedliche Betriebe in unserer Mietwohnung und mindestens 2 äußerten sich sehr negativ gegenüber WP: zu teuer, lohnt sich nicht, erst muss gedämmt werden (der 3. Betrieb bietet WP immerhin auf seiner Webseite prominent an, den hatte ich allerdings nicht gefragt).
Einer meinte, vor allem die Nah-Stromnetze seien nicht ausgebaut dafür.

@LIM @mifr tja… Vielleicht bin ich einfach zu gutgläubig, als dass ich mir vorstellen kann, dass Unsinn sich langfristig als vorherrschende Meinung hält. :man_shrugging:

Viele Ärzte haben sich nicht regelmäßig die Hände gewaschen als schon klar war, dass dies Infektionen vermeidet Fortbildung im Beruf ist eben nicht überall gängig.

Siehe auch: