LdN332 immer noch Zweifel an der Wärmepumpe?

Hallo zusammen.

Einerseits freute ich mich riesig, dass Ihr dieses Thema besprecht, allerdings war ich auch sogleich getriggert, weil wie so oft nur die halbe Wahrheit oder nur in eine Richtung berichtet wird. Als erstes, 30% für Heizung mag ja (evtl.) richtig sein, aber was ist mit Heißwasser? Im Haushalt werden rund 78% (es schwankt) der Energie für Heizung UND Heißwasser benötigt und das ist dann schon eine ganz andere Zahl. Wir sind seit Jahren mit den Regenrativen am Start. Biomasse, Solarthermie, PV! Wir bauen fast auschließlich diese Anlage, und ja, hin und wieder auch eine Wärmepumpe. Nur dieser Hype um die WP seit ein paar Monaten ist grausam, total irreführend und für die breite Masse gar nicht zu verstehen. Leider Gottes glaubt der Ottonormalbürger lieber das, was er irgendwo liest, als das, was er bei Experten aus der Branche hört. „Saubere“ WP ist bei uns in Deutschland aktuell kaum machbar. Man heizt mit Strom und der ist hier nun mal nicht so grün, wie wir es gern hätten. Dann ist die WP im Neubau ja eine tolle Sache, aber die breite Masse im Altbau, da ist sie viel zu oft nicht leistungsfähig oder der Kunde muss im sechsstelligen Bereich sein Haus dämmen, damit das funktioniert. Alles Erfahrungen aus dem Alltag. Die WP ist einfach nicht die Endlösung! Dann die Preise! Die WP ist erst seit ein paar Monaten so teuer! Da kommt dann der Kapitalismus ins Spiel, leider. Das Thema WP und dazu PV damit man seinen grünen Strom verheizen kann? Die Idee ist nicht verkehrt, aber wann braucht man denn die meiste Wärme? Wenn es dunkel und kalt ist. Auch dieses Thema ist nicht ganz so einfach. Ich will die WP nicht per se verteufeln, nur ist sie eben genau so wenig die Lösung für die Wende wie die Aussage JEDER kann ALLES mit dem Fahrrad machen. Ich kann es vielleicht, aber andere eben nicht! Ein Mix muss her, hier wie dort!

Mit Strom heizen? Jahrelang bauten wir Nachtspeicheröfen aus, weil mit Strom heizen uneffektiv und teuer, und nun soll es wieder sinnvoll sein? In Deutschland? Nicht bevor wir so viel grünen Strom haben!

Ok, soviel erst mal dazu. Ich würde mich über die eine oder andere Meinung freuen, und vielleicht kommt eine Diskussion zustande…

Liebe Grüße,
S.

2 „Gefällt mir“

Naja, das Argument für Heizen mit Strom, sei es nur direkt oder mit WP ist ja, dass wir damit in Zukunft sehr viel CO2-neutraler werden, als wir es mit Gas- oder Öl-Heizungen jemals geworden wären.

Außerdem macht uns das unabhängiger von ausländischen Lieferungen. Ich finde das daher schon eine sinnvolle Angelegenheit. Das dabei nicht alles reibungslos läuft und wir unseren CO2-Ausstoß auch nicht sofort auf Null kriegen, das haben Phillip und Ulf im Podcast mWn ja auch eingeräumt.

1 „Gefällt mir“

Verstehe ich dich @Stoepsl richtig, dass du Experte auf dem Gebiet bist und selbst solche Systeme einbaust und Kunden berätst? Tolle Quelle für Fragen.
Wenn ich Herrn Habeck richtig verstanden habe, sollten möglichst auch individuelle, für die jeweilige Situation passende Lösungen gesucht werden, und das auf sehr lange Sicht, denn es soll verhindert werden, dass noch Öl- und Gasheizungen trotz der zu erwartenden Entwicklung eingebaut werden und sich später als Fehlinvestition herausstellen. Das ist auch Verbraucherschutz. Das Problem ist ja die lange Lebenszeit von Heizungen.
Diese hat aber auch den Vorteil, dass es lange dauert, bis alle Heizungssysteme umgetauscht sind, was heißt, dass sich auch der Hochlauf der erneuerbaren Energien und der Ausbau von Fernwärmesystemen weiter entwickeln kann.
Worin siehst du denn die Alternative? Wir müssen uns doch möglichst schnell von den fossilen Systemen verabschieden.

Der Wärmepumpe ist es egal, ob sie Wasser für Heizung oder für Brauchwasser erwärmt. Funktioniert beides.

Habe folgendes heute schon in einem ähnlichen Thema geschrieben:
Wenn eine Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 3 arbeitet, dann braucht sie 1 Teil Strom für 3 Teile Wärme. D.h. dass zwei Teile der Wärme aus der Umgebungswärme kommen, also regenerativ sind. Damit sind bereits 65% der Wärmeenergie regenerativ, selbst wenn du explizit nur Braunkohlestrom nimmst.

Wenn du jetzt die schon vorhandenen 50% erneuerbaren Strom einrechnest, liegt der fossile Anteil nur noch bei 1/6, also eine Reduktion um ca. 83%.
Also mir fällt keine Technik ein, die flächendeckend in den nächsten Jahren das Potential hat, eine solche Reduktion von fossiler Energie zu schaffen.

Und da du ja schon selber Wärmepumpen eingebaut hast, wirst du ja bestätigen, dass eine Jahresarbeitszahl von 3 nicht gut ist, aber auch im sehr mäßig gedämmten Gebäuden möglich ist.

10 „Gefällt mir“

Wer sagt denn, dass man weiter mit Gas und Öl heizen soll? Wir (mein Team und ich) seit Jahren schon nicht mehr, im Gegenteil. Wer das Wort Öl sagt, wird beraten, und wenn dann noch immer, freundlich verabschiedet.

1 „Gefällt mir“

…und ja. Eine WP ist eine gute Sache, wenn sie zum Gebäude passt!

S.

1 „Gefällt mir“

Hallo Margarete.

Experte ist ein großes Wort. Sagen wir so: „Wir beraten Kunden zu regenerativen Heizungen, arbeiten mit den führenden Herstellern von Solarthermie und Biomasse zusammen, sind offiziell Biomasseexperten :roll_eyes: und machen das konsequent srit Jahren.“

Es gibt nicht DIE Lösungen, es sind immer individuelle, an den Kunden angepasste Lösungen. Dazu ist allerdibgs intensive Beratung nötig. Diese Zeit und Kosten scheuen viele Firmen allerdings.

Und ja, da die Leute heute noch fossile Anlagen einbauen dürfen werden diese auch noch bis nach 2045 theoretisch laufen können. Es gibt aktuell einen Run auf neue Gas- und Ölheizungen. Die Kollegen die damit gerade fett Kohle mache haben den Knall nicht gehört oder sind einfach geldgeil und skrupellos. :unamused:

Alternativen? Neben der WP im Neubau, ökologisch sinnvolle Feenwärme so weit verfügbar empfehlen wir in erster Linie Solarthermie und dann je nach Möglichkeit Pellets, Schnitzel oder Scheitholz.

Und ja, wir sollten besser gestern als heute von den fossilen wegkommen! :face_with_head_bandage:

S.

1 „Gefällt mir“

Nun ja, man könnte behaupten es kommt drauf an, wen man in der Branche fragt. Was wissenschaftliche Quellen angeht ist die strombasierte Heizung klar zu bevorzugen. Kaum eine Studie kommt da ohne den massiven Einsatz von Wärmepumpen aus.

Aber auch in der Praxis gibt es genug Menschen, die sagen, dass Wärmepumpen im überwiegenden Teil der Gebäude genutzt werden können. Gerade erst bin ich auf ein Interview mit dem Vaillantchef gestoßen. Er sagt sogar, dass man in Europa 70% der Gebäude ohne große Sanierungen mit einer Wärmepumpe beheizen kann. Klar wollen die Wärmepumpen verkaufen aber sind bisher noch sehr stark von Gaskesseln abhängig (Vaillant-Chef Schiedeck - Interview: "Keiner muss eine Gasheizung ausbauen").

Dazu eben das Problem, dass

eben im Vergleich zu einer Wärmepumpe aufgrund des Holzbedarfs keine nachhaltige Lösung für die Masse darstellen. Diese Lösungen sollten wirklich nur dann eingesetzt werden, wenn andere Optionen wie Wärmepumpe, Solarthermie und co. vor allem technisch nicht umsetzbar sind (bzw. wirklich viel zu teuer) und sind damit auf Spezialfälle begrenzt.

Und noch ein Punkt den ich bezüglich der Machbarkeit von Wärmepumpen immer interessant finde. Wenn man z.B. nach Norwegen schaut, dann sieht man das es sehr gut auch bei wesentlich extremeren Bedingungen funktioniert (abgesehen davon, dass der Strommix grüner ist, aber dazu hat @MartinH hier schon den wichtigen Punkt angemerkt). Von daher die Frage: Wieso soll es hier technologisch nicht gehen, was woanders offensichtlich gut klappt?

Hier noch ein Artikel zu Norwegen: The Heat Pump Market, Research and Policy in Norway Es werden dabei einige Präsentationen auf einer Konferenz vorgestellt und auch einige Zahlen genannt.

3 „Gefällt mir“

Das liegt natürlich auch an Aussagen wie

Die die Leute dann einfach mal so übernehmen und dann lieber auf das Altbewährte greifen, bevor es zu spät ist. (ich weiß, dass du es so nicht gemeint hast, aber der Verbraucher ist in der Regel leider recht einfach gestrickt, ich verstehe auch nicht, dass heute noch Diesel als Neuwagen gekauft werden.)
Ich stimme zu, dass es einen Mix brauchen wird. Das lässt der Gesetzesentwurf ja auch zu, es geht darin nicht um Wärmepumpen explizit. Und ein Hauseigentümer sollte eine Investition in der Höhe auch entsprechend abwägen, sich informieren, beraten lassen, eventuell eine zweite Meinung einholen. Diese Vollkaskomentalität, die von vielen Bürgern an den Tag gelegt wird, ist schon erschreckend. Die Politik und die Medien, die meinen, alles vorkauen zu müssen, tragen aber natürlich auch ihren Teil bei (aber vielleicht müssen sie das auch, sonst übernimmt das vorkauen irgendein gesponserter Influenzer).

5 „Gefällt mir“

Da ist aber auch schon wieder ein Problem. Zur Pellettsproduktion wird kein Holz… es sind Holznebenprodukte!

Und technisch ist es ebenso umsetzbar wie eine WP, glaub mir. Da ist einfach viel zu viel Halbwissen im Umlauf…

Ein Beispiel bitte wo eine WP eingebaut werden kann und eine andere, ökologisch sinnvolle Alternative nicht?

S.

Nur wieviel „Nebenprodukt“ fällt denn ab?

Die eine Universallösung werden auch Pellets nicht sein, zumal ja da auch wieder CO2 anfällt, womit sich die Frage stellt ob der Wald aus dem die Pellets gewonnen werden den Kreislauf schließt oder ob wir doch am Ende mehr Wald abholen als nachwächst und somit kein Kreislauf da ist.

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es aber leider nicht ganz so toll aus. Gerade der verstärkte Ausbau und das Umschwenken auf Holz hat gravierende Konsequenzen. Sobald die Menge stiegt landen dann nicht mehr nur Abfälle in Pellets (https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/verheizte-waelder-das-grosse-geschaeft-mit-brennholz-und-pellets,TO06ALQ oder leider nur ein Ausschnitt der BBC aber der Eindruck sollte trotzdem da sein Drax: The Green Energy Scandal exposed - BBC News). Mir ist bewusst, dass es in Deutschland bei Pellets noch nicht so schlimm sein sollte, aber die Auswirkungen bei einem weiter wachsenden Markt sind international nicht zu übersehen.

Ich habe nie behauptet das andere Dinge technisch nicht gehen würden. Ich habe gesagt, dass sie z.B. bei Holzprodukten nur für spezielle Fälle genutzt werden sollen und eben keine Masseanwendung sein sollten. Meine Frage war, wieso Wärmepumpen in Deutschland keine breite Option sein sollen, wenn es andere Länder offensichtlich hinbekommen.

Und zum persönlichen Stil. Ich finde deine Unterstellung mit Halbwissen der Diskussion nicht wirklich zuträglich. Oder wie soll ich den Halbsatz bitte interpretieren?

4 „Gefällt mir“

Doch, die Wärmepumpe ist ein sehr großer Teil der Zukunft, und es ist einfach nicht wahr, dass Bestandsgebäude zwingend eine Dachdämmung, Wanddämmung, gute Fenster und eine Fußbodenheizung benötigen.

Ich kann nur dieses Video vom SWR empfehlen:

Dazu investieren weltweit alle Hersteller massiv in neue Fertigungskapazitäten. Ja, aktuell gibt es lange Lieferzeiten, aber bereits in zwei, drei Jahren werden die Kapazitäten da sein, und mit den höheren Stückzahlen und dem Wettbewerb werden voraussichtlich auch die Preise fallen.

Das größte Problem werden die fehlenden Installateure und unser Stromnetz sein, aber nicht die Frage ob das Haus WP Ready ist und WP erhältlich sind.

5 „Gefällt mir“

Ist Biomasse nicht vorwiegend aus Gülle? Wenn du da den ökologischen Fußabdruck von Tierhaltung mit einrechnest, dann ist dran nichts nachhaltig. Und übrigens ist Holz auch fossil. Ich denke, Stromheizung ist die Zukunft. Ich habe in einem unsanierten Uraltbau eine Infrarotheizung (ja, alle schlagen die Hände über den Kopf zusammen). Bin aber echt zufrieden und noch mehr, wenn ich jetzt bald mein Balkonkraftwerk bekomme. Und, demnächst wechsle ich zu einem reinen Ökostromanbieter - dann ist meine Infrarotheizung (übrigens, eine sehr angenehme Wärme) doch grün, denke ich. Oder?

Holznebenprodukte decken niemals den Bedarf ab.

Da scheinst du grad was zu verwechseln.

Holz könnte Fossil werden, nach Millionen Jahren, ohne Sauerstoff und viel Druck

1 „Gefällt mir“

Prima Sache, hilft aber halt wenig zum Heizen weil zu geringe Leistung und zur falschen Zeit.

2 „Gefällt mir“

Ja du bist vermutlich der Prototyp für Stöpsel. Dabei gibt es von der Uni Konstanz eine Studie, dass IR genau die Alternative für deinen Usecase ist. Leider ist zu befürchten, das viele „Experten“ stöhnen, da hast du recht. Besonders die, welche ihre Technik für die einzige richtige halten.

Quelle? Hast du vielleicht den Link zur Studie der Uni Konstanz @LeoWom ?