Selbstverständlich steht es Dir frei meine Argumentation komplett zu ignorieren. Ich bezweifle nur, dass jeder Mensch, der bei seiner Kritik rechter Strukturen und rassistischer Denkweisen nicht sofort Analogien zur NS-Zeit herstellt, deswegen automatisch „Teil des Problems“ wird und auf der „anderen Seite einer Barrikade“ steht.
Perspektivisch wird das inflationäre Ziehen dieser „moralischen Trumpfkarte“ nicht viel mehr als ein müdes Lächeln oder Kopfschütteln bewirken. Ich kann mich noch gut an ein Interview des ZDF mit Bernd Höcke erinnern, eines dieser tragischen Beispiele, bei denen ein Journalist meint, einen Rechtsextremen vorführen zu können und grandios scheitert. Seine gesamte Argumentation lief darauf hinaus, Höckes Rhetorik eine Nähe zum NS nachzuweisen, was dieser mit ekliger Nonchalance abbügeln konnte. Zu einer fundierten Kritik, warum Höckes Rhetorik und Politik an sich menschenverachtend, indiskutabel etc. ist, war er leider nicht in der Lage.
Das habe ich auch nicht behaupt sondern dass diese zum selbstzweck werden. Du spricht ja gerade den instrumentellen charakter der Diskursführung an. Wieso diesen mit deinen inhärenten Limitationen nicht akzeptieren und von da aus weiter gehen in dem man die inhaltliche ebene miteinbezieht ? Die alternative führt nur zum Diskursauschluss durch deligitimation.
Dein positiver Bezug auf die Mitte resultiert aus deren Gleichsetzung mit Ideologiefreiheit ? Mit welchem Ideologiebegriff geht das denn konform ?
Zu mal es eh interessant ist, die Mitte ist irgendwie ideologiefrei aber trotzdem mit deinem Verweis auf Ängste neutral irrational.
Auch als Patient hast Du Nachteile von den Überkapazitäten: unnötige Eingriffe, weil Eingriffe aus ökonomischem Druck gemacht werden, schlechtere Qualität, weil sie nicht dort gemacht werden, wo mit höheren Fallzahlen auch die nötige Erfahrung da ist, zu wenig Personal, weil es sich auf zu viele Häuser verteilt.
Klar, dass das Krankenhaus direkt um die Ecke ist, scheint erstmal wichtig, ist aber eben nicht DER ausschlaggebende Faktor für gute Versorgung.
Wo setze ich die Mitte mit Ideologiefreiheit gleich? Und was heißt „neutral irrational“?
Ich zitiere …
Korrekt! Ich muss sagen, dass ich mich in der Diskussion mit Dir die Tage ähnlich gefühlt habe, wie in der müßigen Diskussionen mit manchen Rechten und AfD-Anhängern: Es ist wie das Reden gegen eine Wand, die ihre Position längst so überhöht hat, dass sie eigentlich nur noch missionieren will. Man nimmt wenig mit, weil man derart kognitiv darauf bedacht ist, die heftig eintreffende Moralkeulen und Maximalvergleiche abzuwehren.
In beiden Konstellationen ziehe ich mich in etwas zurück, was nicht Ideologiefreiheit ist, aber wo der erhobenen Zeigefinger weniger droht.
Ich persönlich glaube, dass man mit einer solchen Rhetorik aus o.g. Gründen niemanden wirklich überzeugen kann, aber vielleicht bin ich da als Psychiater auch einfach zu weichgespült.
Ich klink‘ mich aus dem Thread jetzt mal ganz aus, das driftet mir zu sehr ab. Ich möchte noch anfügen: Vermutlich teilen wir uns einen Großteil der Ziele, nur die Ansicht des richtigen Weges und der richtigen Instrumente unterscheidet sich deutlich. Wir schreiben uns an anderer Stelle im Forum, Grüße.