LdN326 Donum Vitae - Beratungsnachweis ✅

Liebe Leute,

Donum Vitae stellte und stellt nach wie vor Beratungsscheine aus. Ein Blick auf die Homepage bestätigt das: Schwangerschaftskonfliktberatung - ergebnisoffen und vertraulich bei donum vitae - donum vitae bzw. donum vitae - Wer wir sind und was wir tun - donum vitae :

„Auf Wunsch erhalten Sie den Beratungsnachweis, der die Voraussetzung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch bildet.“

Noch mal: Der private Verein wurde dediziert nach dem päpstlichen Verbot gegründet, um eine christlich verantwortete Beratung außerhalb der kirchlichen Strukturen zu ermöglichen. Inklusive rechtlich anerkanntem Beratungsnachweis.

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Und Donum Vitae versteht sich zwar als katholischer Verein, bietet aber ergebnisoffene Gespräche. Es wird also nicht versucht, die Schwangere zu überzeugen, das Kind auszutragen.

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Bei allem Verständnis für Kritik an der katholischen Kirche und ihren zugehörigen Institutionen, die ich ich selbst auch habe (ich bin weder Mitglied noch gläubig), hätte ich mir hier eine differenziertere Auseinandersetzung mit donum vitae gewünscht.

Der Verein hat sich gegen den Willen des Papstes und der deutschen Bischöfe gegründet und ist deswegen auch kein offizieller Teil der katholischen Kirche. Wie oben bereits erwähnt stellt dv durchaus einen Beratungsnachweis aus, der zum Schwangerschaftsabbruch berechtigt. Eine einfache Recherche auf Wikipedia hätte genügt, um das herauszufinden.

Meine Mutter hat lange Zeit in einer Schwangerschaftsberatungsstelle von donum viitae gearbeitet. Und von dem, was ich mitbekommen habe, sind zumindest in ihrer Beratungsstelle die Konfliktberatungen tatsächlich ergebnisoffen geführt worden. Da wurde also niemand überredet von einer Abtreibung abzusehen. Meinem Eindruck nach ist dv unter den katholischen Organisationen eher eine liberalere und keinesfalls ein Verein von radikalen Abtreibungsgegner*innen. Im Mittelpunkt steht viel mehr die Unterstützung von Frauen und Müttern. Ein Großteil der Beratungen die durchgeführt werden sind auch gar nicht Konfliktberatungen, sondern Sozialberatungen (Kindergeld, Wohngeld, Hartz IV, etc.). Es wird auch Sexualprävention in Schulen durchgeführt und dabei die Verwendung von Verhütungsmitteln propagiert - etwas, was Papst bzw. der katholischen Lehre abgelehnt wird.

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Das ist in der Tat absolut ärgerlich, dass hier nicht vernünftig recherchiert wurde - auch beim zweiten Anlauf nicht.

Der Verein wurde von Laien (also nicht Klerikern) gegründet, die mit der Entscheidung und der Bischöfe nicht einverstanden waren - und den Verein gründeten, um die Beratung auch mit Beratungsschein (!) weiterzuführen
Der Verein wird überwiegend ehrenamtlich geführt und aus Spenden finanziert. Die angestellten Berater:innen müssen selbstverständlich dieselbe Qualifikation aufweisen wie bei Pro Familia etc.

Wie schon geschrieben: Bei donum vitae sammeln sich gerade diejenigen Menschen in Deutschland, die vielen Positionen der Amtskirche zu den Themen Abtreibungen, Sexualmoral etc. kritisch gegenüber stehen.

Ein wenig mehr Differenzierung bei kirchlichen Themen, die nicht immer so schwarz und weiß sind, täte wirklich gut. (Vielleicht wären ja die Ergebnisse des synodalen Wegs ein guter Anlass, diese Themen mal etwas ausführlicher und ergebnisoffener aufzugreifen.)

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Dazu nur eine minimale Differenzierung: Auch die Mehrheit der damaligen (vermutlich auch der heutigen) Bischöfe war eher für einen Verbleib im staatlich anerkannten Beratungssystem, aber eben in die bekannten hierarchischen Strukturen eingebunden. Das Bistum Limburg hat sich damals noch eine Weile, aber letztlich erfolglos, gegen die päpstliche Weisung gestellt.

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Danke für euer Feedback!

Das war mein Fehler, ich habe die Mail von Prof. Woopen falsch verstanden. Wir gehen darauf nochmals ein.

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Ich möchte noch ergänzen, dass ich Aussagen wie „Wenn du einfach nur Beratung machst, ohne einen Schein zu verteilen, dann kann ich das auch machen.“ oder „Wenn man bei DV war, dann war das vielleicht nett und vielleicht war der Kaffee lecker, aber jedenfalls ist man mit seinem Schwangerschaftskonflikt keinen Millimeter weiter.“ auch dann vollkommen daneben fände, wenn DV keine Beratungsnachweise ausstellen würde.

Das ist (offenbar uninformiert) herablassend gegenüber allen, die sich dort ehrenamtlich einsetzen und gegenüber allen Schwangeren, die sich dort beraten lassen. Natürlich kann auch eine Beratung, an deren Ende kein Nachweis ausgestellt wird, Schwangeren helfen. Für mich das Schwächste, das ich in eineinhalb Jahren wöchentlichem Lage-Hören gehört habe und das erste Mal, dass ich mich richtig über euch geärgert habe.

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Nur, dass sich abortwillige Personen normalerweise nicht „beraten lassen“, sondern zu dieser Beratung gezwungen werden.

Man sollte der Selbstdarstellung von Donum Vitae möglicherweise auch nicht allzu voreilig auf den Leim gehen. Eine Recherche von Edition F/Buzzfeed News aus 2019 legt zumindest nahe, dass dort sehr wohl eheblicher Druck auf Personen ausgeübt wird, die eine Abtreibung vornehmen lassen möchten. Dort heißt es zum Beispiel:

Als Helen S. erfährt, dass sie schwanger ist, muss sie vor Schreck weinen. Auf keinen Fall möchte die junge Frau ein Kind. Sie hat Angst vor den Schmerzen eines Abbruchs, aber ihre Entscheidung steht fest. Wochen später ist sie noch immer erschrocken und wütend. Nicht wegen des Abbruchs selbst, sondern wegen des Beratungsgespräches.

Helen S. war für das verpflichtende Gespräch bei der christlichen Organisation Donum Vitae. Die Organisation habe sie nicht ergebnisoffen beraten, sagt Helen S. im Gespräch mit BuzzFeed News. Im Gegenteil: Sie bezeichnet das gesamte Prozedere als „das Schlimmste am gesamten Schwangerschaftsabbruch. Viel schlimmer als die Schmerzen.“

Beraterinnen der staatlich beauftragten Organisation Donum Vitae versuchen offenbar, Frauen zu überreden, ihr Kind zu behalten. Das berichten neben Helen S. noch eine weitere Betroffene sowie zwei Ärztinnen in Gesprächen mit BuzzFeed News.

Darunter ist auch die bekannte Ärztin Kristina Hänel. Sie sagt BuzzFeed News, dass sie regelmäßig Frauen bei sich habe, die sich von der Beratung des Vereins gedemütigt fühlten. „Ich habe in letzter Zeit das Gefühl entwickelt, dass wir die Lebensschützer schon im Beratungssystem haben.“

Man könnte sich auch mal Fragen, was „Ergebnisoffenheit“ eigentlich bedeuten soll. Wenn jemand schon mit einem „Beratungsgespräch“ gegängelt wird, dann sollte m.E. zumindest sichergestellt sein, dass die Gespräche nicht „ergebnisoffen“ sind, sondern möglichst bei der Durchführung des gewünschten Ergebnisses unterstützen.

Dass Druck ausgeübt und eben nicht „ergebnisoffen“ beraten worden sein soll, ist natürlich auch in meinen Augen inakzeptabel und dass das gar nicht geht , sollte nicht zur Debatte stehen.
Woran ich mich aber in der Aussage „Wenn du einfach nur Beratung machst, ohne einen Schein zu verteilen, dann kann ich das auch machen“ genau wie mmmh auch störe, ist, dass die Arbeit, die ausgebildete und qualifizierte Beraterinnen und Berater machen, geringgeschätzt wird.
Natürlich sollte, wenn es sich um eine offizielle Schwangerschaftskonflitkberatung handelt, am Ende ein Schein ausgestellt werden. Aber daraus zu schließen, dass ansonsten einfach jeder und jede „Beratung“ anbieten kann, finde ich höchst problematisch und wird der langjährigen Ausbildung aus dem sozialpädagogischen, sozialarbeiterischen oder pschologischen Bereich, den viele Beraterinnen und Berater haben, einfach nicht gerecht.

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Naja, ich persönlich vermute mal, dass die Beratung dann eher nicht meinen Vorstellungen von einer solchen Beratung entspricht.

Ich persönlich würde meinen, dass die Beratung eigentlich zu einer Entscheidungshilfe führen sollte und im Gegensatz zu jetzt allen Schwangeren Personen angeboten werden sollte:

Zum einen in der Frage der Abtreibung aufklären, die unterschiedlichen Verfahren, samt Liste der Ärzte die den Eingriff machen und auch die Erklärung der Folgen für diese Entscheidung (hab mal irgendwo gelesen, dass ein Abbruch wohl psychische Folgen hat)
Zum anderen die Möglichkeiten nach dem Austragen des Kindes.
Und zum Dritten die bei der Familienbildung anfallenden Probleme und Hilfen des Staates beleuchten.

Damit kann die Schwangere Person wirklich eine fundierte Entscheidung treffen.

Also eigentlich mehr eine Art Ausbildungskurs als wirklich eine Beratung wo immer der Beratende auch in gewisser Form das Ziel vorgibt, manchmal deutlicher, manchmal subtiler.

In diesem Thread geht es speziell um Donum Vitae - nicht allgemein um Inhalte und Qualität von Beratung!

Dass die Darstellung von Donum Vitae schlicht falsch ist, wurde ja jetzt schon ausgiebig geklärt.
Als hauptamtliche Beraterin bei Donum Vitae möchte ich jetzt aber doch noch was dazu los werden, gerade auch in Bezug auf das zitierte Posting.

Der Inhalt eines Beratungsgesprächs ist gesetzlich geregelt. Wer in die Konfliktberatung, egal bei welchem Träger, einsteigt, muss dafür eine Zusatzqualifikation absolvieren und die Inhalte dessen sind für alle Träger die gleichen.
Die Qualität des Gesprächs hängt ganz sicher nicht vom Träger ab, sondern von der /dem einzelnen Berater:in und davon, ob es gelingt, mit der/den Ratsuchenden eine Beziehung aufzubauen.

Dass das Gespräch in einem Zwangskontext stattfindet, ist auch für uns ungünstig, und trotzdem versuchen auch wir Berater:innen, das Beste aus der Situation zu machen, was mal besser, mal schlechter gelingt.
Dass es vor allem Beratene sind, die sich öffentlich äußern, die überhaupt nichts positives an dem Gespräch sehen konnten (oder bei denen der/die Berater:in tatsächlich eine Richtung vorgab, was nicht passieren sollte), erscheint mir nur logisch. Das Thema Schwangerschaftsabbruch ist doch noch mit so vielen Tabus belegt, dass wohl kaum eine ungewollt schwangere Person hinterher öffentlich macht, ein gutes/hilfreiches Gespräch gehabt zu haben.

Ein ergebnisoffenes Gespräch respektiert die Entscheidung der ungewollt Schwangeren Person, gibt die nötigen Infos und bietet Zeit und Raum, Gedanken auszusprechen. Nicht selten kommen über die Schwangerschaft ganz andere Themen an die Oberfläche und oft geht es in den Konfliktberatungen um ganz andere Dinge. Und manchmal gibt es auch gar keinen Konflikt, sondern eine völlig klare Entscheidung. Dann werden eben nur die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt, es gibt den Schein und das Gespräch ist nach ein paar Minuten beendet.

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