LdN325 - Verbrenner-Aus

Hallo Nick, schön dass du hier mit offenen Karten spielst. Ich folge deinem Beispiel mal und sage, dass ich eher dem sog. Links-grünen Spektrum angehöre aber kein Mitglied einer Partei bin.

Das Problem an diesem Argument ist, dass „der Markt“ den meisten Umweltaspekten gegenüber blind ist. Umweltverschmutzung hat von sich aus keinen Preis und kommt daher in marktwirtschaftlichen Preisbildungsprozessen nicht vor.
Nur durch Ordnungspolitische Maßnahmen wie einem CO2-Preis oder steuerlichen Vergünstigungen können Umweltaspekte mit Einfließen.

Da würde ich widersprechen:

Tut mir leid, aber du versuchst hier eine ziemlich absurde Parallele zu konstruieren. Auf technischer Ebene war Solarenergie schon immer eine gute Idee. Es brauchte nur Anschub für die Industrie, damit der Stückpreis sinkt. Dieser Anschub war aber vor 12 Jahren bereits so groß, dass die CDU für ihre Kumpels aus der Energiewirtschaft bereits wieder aufs Gas trat.

Zugegeben, ein paar journalistische Bremser gab es auch damals, aber heute wissen wir ja, wie sehr die falsch lagen und können auch ahnen, in wessen Auftrag sie solche Artikel geschrieben haben (Artikel stammt auch von 2011):

E-Fuels für Verbrenner sind aber eine durchweg schlechte Idee und sollte maximal eine staatlich kontrollierte Übergangslösung für die Bestandsflotten von Feuerwehr Polizei u.Ä. sein.
Ein erster Schritt um das zu realisieren, wäre das Verbot von synthetischem Benzin sodass überhaupt nur synthetischer Diesel in Frage kommt. Dann hätte sich das Porsche-Investment auch direkt erledigt.

Es soll ja auch nur die Neuzulassung ab 2035 verboten werden.

Das Gegenteil ist der Fall. Verbote und Verknappung sind einer der größten Innovationstreiber. Gerade wir in Deutschland sollten bei solchen Innovationen vorangehen.

Stattdessen arbeitet die FDP offenbar aktiv daran, die Innovationsfähigkeit Deutschlands zu Gunsten kurzfristiger Gewinnmitnahmen zu torpedieren. Das ist kurzsichtig und gefährdet langfristig unseren Wohlstand und unsere Wirtschaft.

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Ich weiß nicht, wie schnell die ihre Produktion umstellen können. Mir fällt nur keine schnelle plausible Antwort auf diese Frage ein, ob ein Verbot dann überhaupt noch gebraucht würde…

Ob heute D hinterher hinkt ist irrelevant. Es war D, genauer gesagt das EEG, welches die PV aus der Nische in die industrielle Produktion gezogen hat. Dadurch sind die Preise gefallen, es wurde mehr produziert und industriell geforscht. Es war kein Verbot, was dies angestoßen hat, sondern eine Förderung, und diese war nicht exklusiv sondern technologiefrei.

Ich kann mit Batterien Energie vom Tag in die Nacht retten, man kann D auch mal 2 Tage aus LiFePO4 betreiben. Nur müssen wir die Energie für ~60-100 Tage speichern. Die Energiedichte von LiFePO4, der Energiebedarfs, … Dreisatz.

Wenn mich eine kWh PV 2-3ct/kWh kostet und Diesel 20-30ct/kWh muss die Wandlung nur einen Wirkungsgrad von 10% haben und es passt. Das Speichern einer kWh in LiFePO4 kostet im EFH ca. 25ct/kWh, große Speicher machen es so für 15-20ct/kWh.

Meine Befürchtung ist, die Erneuerbaren werden nicht ausgebaut, weil man die Energie nicht speichern kann.
Wasserstoff ist ein Grundlagenforschungsthema und industriell schlecht nutzbar weil flüchtig. EFuels sind nach der Debatte heute in der EU für die nächsten Jahrzehnte gestorben.

Hr. Altmeier und Kollegen haben nicht die Energiewende aufgehalten, sondern D in die Abhängigkeit von fossilen Energien. Die Fossilen spenden mehr und zahlen besser in den Aufsichtsräten.

Das hört sich natürlich zunächst alles sinnvoll und nachvollziehbar an, ich fürchte aber, es ist unterkomplex. Was meine ich damit?

Unsere Aufgabe ist es aktuell, die Emissionen im Verkehr so schnell wie möglich auf 0 zu bringen. Dafür können wir verschiedene Strategien verfolgen, insbesondere das Verbot von Verbrennern und alternativ das Setzen auf einen adäquaten und absehbar steigenden CO2-Preis.

Die erste Strategie kann bei beherzter Umsetzung (und ausreichend erneuerbaren Energien) bis 2030 dafür sorgen, dass wir ausreichend Ladekapazitäten haben und die Attraktivität von eAutos so erhöhen, dass hier investiert wird und dadurch und durch den höheren Absatz die bekannten Skalen- und Lerneffekte sowie das System optimierenden Schritt-Innovationen auftreten.
Die Durchsetzung wäre planbar und würde sich relativ schnell vollziehen, da in das System der Treibstoffversorgung einfach nicht mehr investiert würde.

Die andere Strategie führt hingegen zu einem langsameren Ausbau der Infrastruktur und einer langsameren Marktdurchsetzung von eAutos und wahrscheinlich damit auch zu höheren Emissionen.
Jetzt kann man sich zwei Szenarien vorstellen:

  1. In dem einen Szenario entwickeln sich eFuels so, dass sie
  • trotz des notwendigen Transports zur Tankstelle nicht mehr um Größenordnungen ineffizienter sind als Batterien und
  • die Kapazitäten für ihre Herstellung so explodieren, dass wir davon genügend herstellen können, um nicht nur Schiffe und Flugzeuge (und ggf. LKW) zu versorgen, sondern auch PKW.
    (Dieses Szenario wird natürlich auch dadurch befördert, dass man weniger in Elektromobilität investiert hat.)
  1. Szenario: das oben beschriebene Wunder tritt nicht ein. Dafür haben wir aber Zeit verloren und die Emissionen nicht schnell und effizient reduziert und außerdem zwei Infrastrukturen parallel betrieben, was zu erheblichen Mehrkosten führen dürfte.

Ich bin kein Techniker, mir scheint aber die Wahrscheinlichkeit des Szenarios 1 (eFuel-Innovation) eher gering, zumindest jedoch kleiner als 50%.

Aber selbst, wenn beide Szenarien gleich wahrscheinlich wären, hat die Strategie des Verbrennerverbots die höhere Erfolgswahrscheinlichkeit (sie führt recht sicher zum Ziel) die Strategie der Technologieoffenheit jedoch das höhere Risiko: ein sehr plausibles Szenario führt zu zeitlichen Verzögerungen und erhöhten Kosten, die die Zielerreichung massiv gefährden.

Selbst in dem positiven Szenario (dessen Wahrscheinlichkeit auch fragwürdig ist) ist zudem nicht gesagt, dass die Innovation rechtzeitig käme, um die bis dahin entstandenen zusätzlichen Emissionen wieder wettzumachen.

In der Summe ist die Strategie der Technologieoffenheit m.E. zu wenig erfolgversprechend und zu riskant und wir sollten beherzt die Elektromobilität vorantreiben.

Edit: Nummerierung

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Um dann den Schaden den Grünen die Schuhe zu schieben, die ja angeblich die Vernichtung Deutschlands als Industrienation zum Ziel haben …

Okay, nicht nur die FDP, aber je weiter man nach rechts geht auf der politischen Skala umso öfter und ausgefeilter wird das Narrativ.

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Imho ist das zu kompliziert gedacht. Die FDP sieht einfach, dass (ganz platt) die Position „Nein zum Verbrennungsmotor“ schon besetzt ist. Zusätzliche Stimmen kann sie also nur von den Leuten holen, die für den Verbrenner sind (aber aus anderen Gründen nicht AfD wählen wollen).

Man sollte vielleicht nicht zu schnell von „Die FDP sagt“ auf „Die FDP will“ schließen. Die FDP will ja nicht „Freiheit“ schlechthin, sondern maximalen Spielraum für die, deren Möglichkeiten de facto nur durch Gesetze eingeschränkt sind (und nicht z.B. durch Ressourcenmangel irgendeiner Art).

Die FDP will auch keine Ziele wie Klimaschutz „in Eigenverantwortung“ oder „durch den Markt“ erreichen, sondern sicherstellen, dass eine hinreichend begüterte Klientel sich überhaupt nicht daran beteiligen muss.

Die FDP ist auch nicht per se für „wenig staatliche Einmischung“. Banken z.B. sollen ihrerseits möglichst wenig reguliert werden, aber wenn es darum geht, Geld von säumigen Schuldnern einzutreiben, verlangen sie natürlich die sofortige Einmischung des Staates in deren Angelegenheiten.

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Halte ich auch für eine plausible These. Wobei sich die De-Mobilisierung der Grünen und das Ansprechen der Verbrenner-Freunde ja auch nicht gegenseitig ausschließen.

Zählt zu Demobilisierung eigentlich auch, dass besonders grüne Grünen-Wähler zu Kleinstparteien wie der Klima-Liste abwandern? Das ist evtl. realistischer, hat einen ähnlichen Effekt und nützt der FDP eigentlich fast gar nichts (was nicht bedeutet, dass sie es nicht trotzdem versucht mit solchen Aktionen wie dem Artenschutz für private Benzin- und Dieselfahrzeuge).

Hi Margarete, na klar, ich bin bei vielen Themen MEGA enttäuscht von der FDP. War auch von lange hin- und her-gerissen ob ich mich bei der FDP oder bei den Grünen betätigen will. Am Ende ist die FDP die Partei bei der ich mich am besten aufgehoben fühle, aber natürlich in keinster Weise zu 100%. Ich antworte dir mal auf deine nummerierten Punkte, aber ist wahrscheinlich schwierig eine so breite Diskussion in diesem Format zu führen. Aber vielleicht hilft es ja diese komischen FDPler etwas besser zu verstehen :slight_smile:

  1. Inhaltlich siehe meinen ersten Post. Prozessual absolut nervig und uncool was Wissing da macht, sehe ich auch so
  2. Tempolimit bin ich hin- und her-gerissen. Ich habe lange im Ausland gelebt, und die „Autobahn“ ist schon was legendäres und kulturell wichtiges an Deutschland. Plus ich kaufe den Sicherheitsaspekt nicht, Deutschland hat im Vergleich sichere Straßen (Press corner | European Commission). Die Klimawirkung sehe ich natürlich, und bin nach der Studie die kürzlich rauskam welche die Klimawirkung deutlich höher einschätzt als vorher wsl geneigt für sowas zu sein
  3. Das Thema kenne ich leider nicht
  4. Woher nimmst du die Vorhersage dass wir die Autobahnen nicht brauchen werden? Tendenziell wird individuelle Mobilität auf ganz lange Sicht mit autonomen E Autos billiger, nachhaltiger und attraktiver. Daher wird die Nachfrage danach eher steigen, ist doch besser jetzt schon in die Infrastruktur zu investieren
  5. Den Punkt sehe ich komplett anders. Bürokratieabbau ist doch kein zero-sum game. Wenn ich die Genehmigungsverfahren mehreren Bereichen beschleunige, dann gewinnen all diese Bereiche. Wenn du insgesamt weniger Umweltschutzgutachten machen musst, dann können die Gutachter die früher sich Autobahnprojekte angeschaut haben sich jetzt für die verbleibenden Gutachen bei zB Windrädern kümmern und damit beschleunigen
  6. Damit hat die FDP nun wirklich nix zu tun, das kommt aus den Untiefen der DB Bürokratie
  7. Total bei dir, eine der großen Schanden unserer Zeit
  8. Das Thema kenne ich leider nicht
  9. Voll bei dir, hier ist unsere Partei zu nah an bestehenden Wirtschaftsinteressen
  10. Neue AKWs will bei der FDP auch fast niemand bauen. Die bestehenden AKWs abzuschalten ist einfach unglaublich irrational, da bestehende (!) AKWs in Deutschland super sicher und CO2 arm sind
  11. & 13. Ob wir die gesamte Mobilität wirklich auf geteilte / öffentliche Mobilität umstellen können weiß ich wirklich nicht. Ich bin großer Fan davon die Autos dort wo sie große negative Externalitäten verursachen und leicht zu ersetzen sind (i.e. in Städten) maximal zu reduzieren, am liebsten über ein Congestion Pricing (siehe London, Singapur). Ob am Land geteilte Mobilität wie von dir beschrieben oder individuelle Mobilität die bessere Lösung ist, bin ich mir wirklich nicht sicher. Die mangelnde Dichte macht es dort einfach wahnsinnig schwierig, geteilte Mobilität wirtschaftlich zu ermöglichen
  12. Sehe ich komplett anders. Die FDP tritt für den Klimaschutz ein, aber eben nicht wie es Leuten, die eher links des Zentrums sind, gefällt. Wenn es nach vielen in der FDP ginge, würden wir das Thema komplett über ETS I & II (also Emissionshandel) lösen. Diese beiden Instrumente werden am Ende auch viel mehr zur Nachhaltigen Transformation beitragen als alle Verbote dieser Welt. Du sagst dass „der Markt nicht funktioniert hat“. Das stimmt nur insofern, dass die Politik dem Markt in den letzten Jahrzehnten keine Anreize gegeben hat zu funktionieren. Es sieht jetzt so aus, als ob die EU das endlich korrigiert hat. Ich würde liebend gerne diskutieren, ob der jetzige Reduktionspfad der Zertifikate schnell genug ist oder nicht, und wie man das eingenommene Geld zum sozialen Ausgleich nutzt. Das sind mMn die wirklich wichtigen Fragen

Danke dir für deine ausführlichen Fragen, find ich echt gut

Lg
Nick

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Vielen Dank für die Antworten. Ich versuche diese mal gedanklich zu verarbeiten…

Zu Nummer 8: Geplantes Werbeverbot für zu Süßes/Fettiges mit der Zielgruppe Kinder: Hier ein Link: https://www.welt.de/politik/deutschland/article244003051/Werbeverbot-fuer-Suessigkeiten-FDP-ruegt-Oezdemirs-Plan-als-weltfremd.html

Und zu Nummer 3: Die FDP hat zu einem Gutachten des eigenen Umweltbundesamtes ein Gegengutachten erstellen lassen, weil das UBA-Gutachten nicht ihren Wünschen entsprach. Das extrem kurze und schnell geschriebene Gegengutachten erstellten aber zwei Gutachter, die den menschengemachten Klimawandel anzweifeln.

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Für die von dir vorgetragene Zukunftsidee reichen doch die bisherigen Autobahnen, die erstmal in Ordnung gebracht werden müssten. Mehr zu bauen bleibt Wahnsinn. Allein schon wegen der Flächenversiegelung. Ich kann deine Meinung akzeptieren, aber meiner Meinung nach werden wir weniger Autos brauchen, nicht mehr. Es gibt schon 49 Millionen. Und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mehr Autobahnen, mehr Spuren zu mehr Verkehr führen.

Zu 10: AKWs: Ok, solange nicht neue Brennstäbe gekauft werden müssen und solange die Sicherheitsvorschriften beachtet werden.

Zu 12 Klimaschutz durch Wirtschaftsanreize: Wenn es funktioniert, bin ich einverstanden. Allein mir fehlt das Vertrauen. Hätte man diese Entscheidungen vor 30 Jahren getroffen, hätten die Anreize vielleicht Wirkung entfaltet. Aber jetzt ist es zu spät für „Versuche“. Wir haben einfach nicht mehr die Zeit zum Herumexperimentieren. Aus meiner Sicht finden große Unternehmen immer Schlupflöcher/bearbeiten die Politiker*innen.

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Meine Güte, Lindner ist wirklich nichts zu peinlich:

https://twitter.com/nurderk/status/1632780321786560521

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Man könnte aber so tun, als wäre man FDP-Mitglied oder -Wähler, muss man halt ein so schreiben. Um ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, könnte man sich ja sagen, dass man tatsächlich die FDP wählen würde, falls die sich entsprechend wandeln würde …

Weil es einfach notwendig ist, falls die Klimaforscher recht haben. 70% der gefahrenen Auto-km sind unnötig, also verzichtbar. Autonome E-Autos bzw. Kleinbusse dürften die gefahrenen km pro Fahrzeug nochmal deutlich vermindern. LKW-frachten sollen wieder mehr auf die Schiene, für diese Einsparung an Schäden an Natur und Strassen würde es sich doch lohnen, auf die „Lieferung am nächsten Tag“ und überhaupt auf die Lieferung von Dingen mit einer sehr kurzen Gebrauchsdauer zu verzichten und damit das eigene Geld zu schonen. Das spricht doch alles für drastisch weniger Verkehr.

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Dann konstruieren doch bitte mal einen Mechanismus mit dem man innerhalb weniger Jahre:
Asbest oder FCKW aus dem Markt hätte verdrängen können.

Und noch viel wichtiger:

Gestalte den Emissionshandel so, dass er auch den Personenkreis mit 5k€ netto / mtl. trifft ohne die alleinerziehende Elter samt Kind verhungern zu lassen.

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Ich fand den gut, nicht er oder die Hersteller sollen entscheiden ob neue Verbrenner sondern die Kunden …

Die gutbetuchten entscheiden sich derweil für TESLA und die weniger gut betuchten liebäugeln mit den chinesischen BEV…

Lieber Herr Lindner & die FDP: könnte es sein, dass Kunden & Hersteller bzw. der Markt schon entschieden hat und euch die Entscheidung wegen Interessen einzelner nur nicht gefällt?

Mein Reflex war es auch, dir nun irgendwelche Fragen rüber zu werfen, die du dann beantworten könntest. Aber bringt ja irgendwie auch nix. Ich finde es super von dir, da auch klare Kante zu zeigen und auch, dass du gewisse Fragen und Aufzählungen aus deiner Sicht beantwortet hast. Klasse

Viel besser finde ich, und das finde ich nun in dieser ganzen Debatte „Klima, Verbrenner, unzählige anderen Themen“ wirklich grandios, dass ein Dialog trotz anderer Meinung stand jetzt immer noch möglich ist. Hier gab es ja nun auch schon unzählige Threads wo der Ton dermaßen rauh war, dass es eigentlich nur ein "Wie haue ich dem anderen das Argument besser um die Ohren"war.

Ich würde da bei den Besprechungen in Meseberg echt gern wissen, ob es dort ebenso zugeht oder da überhaupt noch konstruktiv was bei rumkommt. Bin mir echt nicht sicher. Scholz tänzelt mal wieder rum und duckt sich aus jeder Entscheidung weg.

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Da würde ich mich anschliessen und versuchen das noch mit Theorien aus der politikwissenschaftlichen Parteienforschung zu unterlegen:

Reaktion etablierter Parteien auf Nischenparteien mit neuen Themen:
Man könnte die Grünen als „neu-aufgekommene“ Nischenpartei, welche das Thema Umwelt und Klimaschutz besetzt sehen. Die Grünen sind natürlich heute keine neu-aufgekommene Nischenpartei mehr, aber da sie als erste das Thema Klima wirklich besetzt und eine Position dazu bezogen haben und die anderen „etablierten“ Parteien teilweise noch um eine eindeutige Positionierung zu dem Thema kämpfen, denke ich der Analyserahmen ist anwendbar.
Spieltheoretisch sind auf das Aufkommen einer neuen Nischenpartei, welche ein spezifisches Thema besetzt zunächst einmal 2 Reaktionen der etablierten Parteien möglich:
A) Thema ignorieren
Das suggeriert der Bevölkerung, dass das Thema nicht wichtig genug ist, um sich darum zu kümmern und bei der Wahlentscheidung keine Rolle spielen sollte. Ist beim Thema Klimaschutz kaum möglich, da sich der größte Teil der deutschen Bevölkerung der Wichtigkeit bewusst ist.
B) Eine eigene Position zum Thema entwickeln
Es bleibt also nur eine eigene Position zu dem Thema zu entwickeln. Hierbei gibt es jetzt wieder mehrere Möglichkeiten. So könnte die FDP („etablierte“ Partei) die Position der Grünen („Nischenpartei“) übernehmen und damit dem Wähler signalisieren, dass er die Grünen gar nicht braucht, da die Position ja auch bereits von einer „etablierten“ Partei vertreten wird. Da die Grünen aber die issue ownership am Klimaschutz haben und dementsprechend am Kompetentesten zu diesem Thema von den Wählern wahrgenommen werden, werden diejenigen denen das Thema wichtig ist bei gleicher Positionieren eher die Grünen, als die FDP wählen.
Dementsprechend benötigt die FDP eine Position zum Thema, welche sich jedoch von der Position der Grünen unterscheidet. Da wie im Artikel oben erwähnt ein scheinbar bedeutendes Wählerpotential tendenziell kritisch gegenüber dem Verbrenneraus ist, besteht in dieser Position eine große Chance eine eigene Klimapolitische Position zu etablieren.
Hierbei geht es nicht darum, ob diese Position Sinn ergibt. Es handelt sich um reine Wahlkampfstrategie.
PS: Ich finde die Parallelen zu einem Strukturelement von Natascha Strobl´s „radikalisiertem Konservatismus“ interessant. Ein Merkmal von diesem ist nämlich, dass Die Partei sich im dauerhaften Wahlkampfmodus befindet. Normalerweise sollte es so sein/ist es so, dass Koalitionspartner in ihrer gemeinsamen Regierungszeit eher konstruktiv miteinander umgehen (siehe bspw. die positive gemeinsame Aufbruchsstimmung direkt nach Beginn der Koalition, wo alle 3 Parteien ganz begeistert voneinander und der gemeinsamen Koalition waren). Jetzt scheint v.a. die FDP im dauerhaften Wahlkampfmodus zu sein, was sich natürlich negativ auf die Regierungsarbeit auswirkt.

PPS: Zusammenfassung des oben beschriebenen in einer kurzen These → die FDP befindet sich nicht im „Regierungsmodus“, in dem es darum geht konstruktive Lösungen für Probleme zu entwickeln, sondern im „Wahlkampfmodus“, in dem es darum geht ein möglichst großes Wählerpotential zu mobilisieren (egal ob konstruktiv oder mit Scheinlösungen, welche keinen Sinn ergeben). Handlungen/Aussagen leiten sich aus der Wahlkampfstrategie ab.

Reaktion etablierter auf Nischenparteien:
Meguid, Bonnie M., Competition between unequals: The role of mainstream party strategie in niche party success, in: American Political Science Review 99 (2005), S. 347-359

Issue Ownership:
B.Budge und Farlie 1983

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Glaubst du wirklich, dass das beim Thema Klimaschutz ein Argument sein kann?

D’accord. Aber ist euch noch etwas aufgefallen an Lindners Argumentation?

Er sagt nämlich ob E-Fuels eine Rolle spielen werden, das entscheiden Kunden und Hersteller.

Also in meinem Verständnis der reinen Marktwirtschaft würde das nur der Kunde entscheiden, indem er selbst entscheidet, welche Autos er kauft.

Welche Entscheidungsmacht der Hersteller meint Lindner also hier wohl?

Entscheiden sich die Hersteller einfach nur, wie in den letzten Jahren, viel zu wenig E-Autos anzubieten um weiter ihre Verbrenner zu verkaufen? Das können sie in einer echten Konkurrenzsituation nämlich nicht tun, da ihre Mitbewerber ihnen sonst die Kunden abjagen.

Oder meint Lindner hier fröhlich und ungeniert den aktuellen wie kommenden Lobbyismus?

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