LdN325 Lehrerinnenmangel & Quereinstieg

  • Das Beispiel mit dem Musikclown suggeriert dass QE evtl. keine gute fachliche Eignung haben könnten. Meist ist das Gegenteil ist der Fall, denn oft sind haben QE ein dem Lehramt überlegenes wissenschaftliches Studium absolviert. So arbeiten an meiner Schule eine promovierte Physikerin, eine promovierte Literaturwissenschaftlerin etc. Doch bereits ein einfaches Master-Studium ist fachlich deutlich anspruchsvoller als ein Studium auf Lehramt – was sich im Lehralltag insbesondere in höheren Klassenstufen immer wieder als hilfreich erweist. Sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen (Allgemeinbildung, gesellschaftspolitische Fragen, Rechtschreibung etc.) der Lehrerschaft reichen aktuell v.a. für höhere Jahrgänge oft kaum aus.

  • Bei Abiturprüfungen können aufgrund fachlicher Lücken von Lehrern Präsentiertes manchmal selbst nicht einordnen konnten und benoten daher schlecht. Ich hielte daher es für einen großen Fehler, an der fachlichen Eignung von Lehrerinnen weiter zu sparen bzw. deren Ausbildung zu verkürzen. Dafür ist deren Verantwortung zu groß.

  • Allerdings sind die Ausbildungsumstände von QE oft unerträglich und benachteiligen sie gegenüber regulären Referendarinnen immens – und auch diese haben oft keine ausreichenden Ausbildungsumstände. QE haben von Beginn an eine Vollzeitstelle an einer Schule zu leisten, und zwar ohne jede Einarbeitung im eigenen Unterricht, vom ersten Tag an. Es werden 7 Abminderungsstunden gegeben für die Ausbildung. Reguläre Referendarinnen unterrichten lediglich einen Bruchteil in Eigenverantwortung (meist 4–6 statt 17 Stunden) und haben häufig eine Mentorin, was hilfreich sein kann.

  • Die Ausbildung selbst muss unbedingt verbessert und Möglichkeiten der Evaluation etabliert werden. Das ist für QE ein weiterer Nachteil, da sie vorher auf Referendariat und Schulbetrieb nicht vorbereitet wurden. Der Musikclown kann meines Erachtens als Ausnahme gelten und bildet sicherlich auch die Missachtung den musischen Fächern gegenüber ab.

  • Bei den Schilderungen zur Teilzeit fehlt ein klarer Hinweis darauf, dass die meisten Teilzeitkräfte durchaus 40, 50 oder mehr Stunden wöchentlich arbeiten, und sie oft lediglich in Teilzeit gegangen sind, um ihre Aufgaben überhaupt bewältigen zu können.

Unattraktiv wird der Beruf aber noch durch etliche andere Absonderlichkeiten:

  • Keine durchgesetzte Arbeitszeiterfassung (in sämtlichen anderen Berufen gesetzlicher Standard) und viel zu hohe Arbeitsstundenzahl, die auch durch »Ferien« nicht ausreichend kompensiert wird.

  • Es erscheint aberwitzig, dass sämtliche Aufsichten, ob von Pausen, Mensa oder vor den Schultoren von Lehrerinnen geleistet werden. Ebenso können IT-Aufgaben (schleichende Digitalisierung…) von L oft allenfalls mittelmäßig erledigt werden und sie bekommen dafür wöchentlich meist nur eine Abminderungsstunde (45 Min.).

  • Zu selten thematisiert: an Schulen müssen L sich in der Regel mit Getränken und Essen komplett selbst versorgen. Ein Leben, in dem vorwiegend Stullen und überhaupt sehr einseitig und allenfalls abends warm gegessen werden kann, ist dem menschlichen Organismus nicht zuträglich, sondern wirkt wie eine durchgehende Ausnahmesituation.

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