Erstmal Danke für eure immer interessanten Podcasts.
Das Thema Lehrermangel hat mich motiviert jetzt meinen ersten Kommentar zu schreiben.
- Grundsätzlich zeigt sich hier wieder mal ein erschreckende Unfähigkeit des Staates zu planen. Und wie von euch richtig angemerkt - kaum etwas läßt sich leichter planen als Schüler- und damit Lehrerzahlen (6 - 10 Jahre Vorlauf).
- Ein Grund warum das System so starr und unelastisch ist, ist auch der Beamtenstatus der Lehrer. in den meisten Ländern (z.B. Schweiz und Dänemark) sind Lehrer nicht verbeamtet. Das erleichtert den Ein- und Ausstieg in’s System. Das deutsche System macht den Ausstieg schwer. Ich habe mich damals gegen die Lehrer-Laufbahn entschieden weil ich nicht 30 Jahre im gleichen Job arbeiten wollte.
- Wie in anderen Kommentaren beschrieben entscheiden sich gerade dynamische, engagierte Menschen gegen den Lehrerberuf aufgrund der massiven Gängelung von oben und fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten. Auch in der Wissenschaft (Forschung) kenne ich mehrere Top-Leute die nach USA gegangen sind - nicht (nur) wegen des Geldes sondern wegen des Gestaltungsspielraumes. Dort muss man sich nicht jahrelang durch Antrags- und Genehmigungsverfahren quälen um Forschung gesponsert zu bekommen.
- die Wechselmöglichkeiten zwischen den Bundesländern waren bislang extrem schwierig, d.h. persönliche Lebensplanung mit einem Partner in der freien Wirtschaft schwierig
- Bezahlung halte ich für keinen Grund. Gerade verbeamtete Gymnasiallehrer A12 + A13 haben ein sehr gutes Netto-Einkommen durch die fehlenden Abgaben für Rente & Arbeitslosengeld. Was zu hinterfragen ist, warum ein Gymnasiallehrer deutlich mehr verdient als ein Grundschullehrer an einer Brennpunktschule. Letzterer hat wahrscheinlich ein deutlich anstrengenderen Job
- Geld fehlt definitv im Bildungssystem, aber unser Staat (ganz vornerweg die SPD) hat jahrzehntelang das Geld lieber für konsumptive Sozialleistungen (schlimmstes Beispiel: Kohlebergbau mit zig-milliarden subventioniert) ausgegeben anstatt in die Zukunft (Schulen, Unis, Infrastruktur) zu investieren.
Die meisten asiatischen Staaten haben schon vor langen den Wert von Bildung erkannt und damit den wirtschaftlichen aufstieg ihrer Länder erreicht - leider oft auf Kosten der psychischen Gesundheit der Jugend - aber es gibt ja auch einen Mittelweg)
Wahrscheinlich hört Ihr es nicht gerne aber die Beispiele Schweiz und Dänemark zeigen, dass eine größere Freiheit der Bildung von staatlichen Strukturen definitiv helfen würde mehr gute dafür zu gewinnen. Wie so oft soll der Staat die Rahmenbedingungen setzen aber nicht Mikro-Management machen. Die Schweiz hat die halbe Staats-Quote wie Deutschland, keine verbamteten Lehrer und trotzdem ein deutlich besseres Schulsystem (ich komme aus Südwetsdeutschland und wer es sich leisten kann schickt seiner Kidner auf schweizer Schulen und Unis)