LdN325 LehrerInnenmangel: Gründe

Erstmal Danke für eure immer interessanten Podcasts.
Das Thema Lehrermangel hat mich motiviert jetzt meinen ersten Kommentar zu schreiben.

  1. Grundsätzlich zeigt sich hier wieder mal ein erschreckende Unfähigkeit des Staates zu planen. Und wie von euch richtig angemerkt - kaum etwas läßt sich leichter planen als Schüler- und damit Lehrerzahlen (6 - 10 Jahre Vorlauf).
  2. Ein Grund warum das System so starr und unelastisch ist, ist auch der Beamtenstatus der Lehrer. in den meisten Ländern (z.B. Schweiz und Dänemark) sind Lehrer nicht verbeamtet. Das erleichtert den Ein- und Ausstieg in’s System. Das deutsche System macht den Ausstieg schwer. Ich habe mich damals gegen die Lehrer-Laufbahn entschieden weil ich nicht 30 Jahre im gleichen Job arbeiten wollte.
  3. Wie in anderen Kommentaren beschrieben entscheiden sich gerade dynamische, engagierte Menschen gegen den Lehrerberuf aufgrund der massiven Gängelung von oben und fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten. Auch in der Wissenschaft (Forschung) kenne ich mehrere Top-Leute die nach USA gegangen sind - nicht (nur) wegen des Geldes sondern wegen des Gestaltungsspielraumes. Dort muss man sich nicht jahrelang durch Antrags- und Genehmigungsverfahren quälen um Forschung gesponsert zu bekommen.
  4. die Wechselmöglichkeiten zwischen den Bundesländern waren bislang extrem schwierig, d.h. persönliche Lebensplanung mit einem Partner in der freien Wirtschaft schwierig
  5. Bezahlung halte ich für keinen Grund. Gerade verbeamtete Gymnasiallehrer A12 + A13 haben ein sehr gutes Netto-Einkommen durch die fehlenden Abgaben für Rente & Arbeitslosengeld. Was zu hinterfragen ist, warum ein Gymnasiallehrer deutlich mehr verdient als ein Grundschullehrer an einer Brennpunktschule. Letzterer hat wahrscheinlich ein deutlich anstrengenderen Job
  6. Geld fehlt definitv im Bildungssystem, aber unser Staat (ganz vornerweg die SPD) hat jahrzehntelang das Geld lieber für konsumptive Sozialleistungen (schlimmstes Beispiel: Kohlebergbau mit zig-milliarden subventioniert) ausgegeben anstatt in die Zukunft (Schulen, Unis, Infrastruktur) zu investieren.
    Die meisten asiatischen Staaten haben schon vor langen den Wert von Bildung erkannt und damit den wirtschaftlichen aufstieg ihrer Länder erreicht - leider oft auf Kosten der psychischen Gesundheit der Jugend - aber es gibt ja auch einen Mittelweg)

Wahrscheinlich hört Ihr es nicht gerne aber die Beispiele Schweiz und Dänemark zeigen, dass eine größere Freiheit der Bildung von staatlichen Strukturen definitiv helfen würde mehr gute dafür zu gewinnen. Wie so oft soll der Staat die Rahmenbedingungen setzen aber nicht Mikro-Management machen. Die Schweiz hat die halbe Staats-Quote wie Deutschland, keine verbamteten Lehrer und trotzdem ein deutlich besseres Schulsystem (ich komme aus Südwetsdeutschland und wer es sich leisten kann schickt seiner Kidner auf schweizer Schulen und Unis)

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Gute Beschreibung - meine volle Zustimmung

Ich möchte gerne noch einen Erfahrungsbericht von mir und befreundeten Referendaren beisteuern, weil ich nach dem Hören das Gefühl bekommen habe, dass es gut wäre, wenn noch ein (ehemaliger) Quereinsteiger das Bild ergänzt.

Ich habe im Jahr 2022 den Quereinstieg im Lehramt an einem Gymnasium in Sachsen-Anhalt mitgemacht und Biologie unterrichtet. Sachsen-Anhalt stellt einen auf ein Jahr befristet ein, gibt einen 4-wöchigen Crashkurs am Anfang plus eine Woche Hospitation und erwartet dann über das Jahr hinweg weitere 100h Fortbildungen. So weit, so gut. Das Handwerk lernen sollen QuereinsteigerInnen dann, indem sie eine/n MentorIn an die Seite bekommen und über gegenseitige Hospitation und Feedback das Handwerk lernen. Da stoßen wir schon auf das erste Problem: Alle LehrerInnen haben durch erhöhten Verwaltungsaufwand sowieso schon 50-60 Stundenwochen. Es gibt zwar 1 Abmilderungsstunde pro Fach und Quereinsteiger, aber natürlich nimmt die Betreuung wesentlich mehr als eine Unterrichtsstunde (inkl. Vor und Nachbereitung) in Anspruch. Mentoren können ihre Schützlinge also gar nicht ausreichend betreuen, weil sie keine Zeit dafür haben.
Nächstes Problem, ich wurde komplett ohne Vorerfahrung in eine neue Stelle hineingeworfen, 25 Stunden die Woche ohne Begleitung, ohne eine andere Hilfestellung als idealistische Handlungsempfehlungen aus dem Crashkurs, die größtenteils im Schulalltag nicht umsetzbar sind. Nach 2 Monaten hatte meine Mentorin mal Zeit, mir zuzuschauen und hat direkt das nächste Problem aufgezeigt, das ich zum Thema Referendare nochmal aufgreifen werde: LehrerInnen sind größtenteils nicht in der Lage, Feedback zu geben. Der erste Satz enthielt das Wort „Katastrophe“ und die Drohung, dass das so nichts würde mit der Entfristung. Ich will mich nicht rechtfertigen, meine Stunde war genau das, eine Katastrophe. Aber erstens ist auch wenig anderes zu erwarten ohne Anleitung und zweitens ist es erwiesenermaßen nicht förderlich, motivierte Leute zur Sau zu machen.

Auch wenn ich die Arbeit nicht gut gemacht habe, habe ich doch versucht, sie gut zu machen und habe sehr viel Zeit in die Unterrichtsvorbereitung gesteckt. So viel, dass ich bereits nach 3 Monaten von morgens bis Abends arbeiten ohne Freizeit gemerkt habe, dass ich kürzer treten muss, weil ich mir sonst eine Depression zulege. Ich habe dann notgedrungen weniger Zeit in den Unterricht gesteckt, um gesund zu bleiben. Es ist wirklich extrem viel Arbeit und extrem viel Stress, und ich betone nochmal: Man wird allein gelassen.
Ich mach jetzt mal fast Forward zum Ende meiner Lehrerzeit. Ich habe natürlich Erfahrungen gesammelt, mitbekommen, was geht und was nicht geht, aber ich hab immernoch hin und wieder schlechte Stunden gehalten. Die Arbeitslast und vor allem der mentale Stress waren aber gleichbleibend hoch.
Ich habe über das Jahr hinweg insgesamt 5 Hospitationen bekommen. Meine Bewährungsproben habe ich nicht geschafft, weil meine Schulleitung viel mehr erwartet hat, als ich leisten konnte.
Jeden Tag, den ich raus bin, freue ich mich darüber. Meine Erfahrung war, dass man als Quereinsteiger verheizt wird, weil das Land für volles Geld volle Arbeit erwartet und so tut, als wäre das zeitlich zu schaffen. Zum Glück war ich kein Klassenlehrer, denn die haben gerade zu Jahresanfang, Halbjahr und Jahresbeginn unglaublich viel Mehrarbeit, ohne auch nur im geringsten dafür entschädigt zu werden.
Es gibt viele motivierte Quereinsteiger, daran mangelt es nicht. Aber der Umgang mit ihnen ist katastrophal und es ist kein Wunder, dass viele auch wieder gehen. Ich kann nicht den Job eines Lehrers/einer Lehrerin machen, die wie gesagt schon überarbeitet sind, und gleichzeitig noch lernen, wie man überhaupt Lehrkraft wird.

Noch schnell zum Thema Referendare, das hab ich hauptsächlich von Freunden mitbekommen: Referendare und Referendarinnen sind komplett überlastet, werden von ihren MentorInnen und von den Bewertungsgremien in der Regel ausschließlich runtergeputzt, ohne, dass positive Dinge in den Hospitationsstunden angesprochen werden, und es herrscht an Schulen eine Hackordnung, in der es als ReferendarIn gilt, Füße zu küssen, um nicht schlecht bewertet zu werden. Das Bewertungssystem ist extrem subjektiv, da es immer nur um die persönliche Einschätzung der Prüfenden geht. Das ist ein großer abschreckender Faktor. Der Praxisschock des Referendariats besteht also eigentlich darin, dass es eine Feuertaufe ist, ob man dem immensen Druck und Stress, den der Lehrberuf mit sich bringt, gewachsen ist. Wenn man den Beruf an sich ertragbar machen würde, gäbe es auch weniger Studienabbrecher.

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Ich stimme dir vollkommen zu. Aber A13 für Sek. I Lehrkräfte muss zwangsläufig auch bedeuten, dass diese in die 2. Beamtenlaufbahn kommen, wie die Studienräte! Das ist immer noch ein finanzieller und karrierebedingter Unterschied!
Mit A13 ist bei Sek. I Lehrkräften, die genauso einen Bachelor, Master und ein abgeschlossenes Referendariat wie die Sek. II Lehrkräfte haben! Diesen Unterschied darf es auch nicht mehr geben!

Ja, so in etwa habe ich das auch erlebt. Ich habe das Referendariat damals mit Schweiß und Tränen zu Ende gemacht und danach nie wieder als Lehrerin gearbeitet. Letzten Endes war es purer Trotz, dass ich das durchgezogen habe. Ich wollte sagen können, ich habe es geschafft und habe ein Jobangebot abgelehnt. Aber diese Zeit gehört zu den schlimmsten meines Lebens.

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Was mir in der Diskussion auffällt:
Viele der genannten Probleme hier sind systemische Probleme, für die es teilweise auch einfache und gute Lösungen gibt, die hier in Fülle genannt werden (zB Einstellen von Hilfskräften fürs Beaufsichtigen). Gleichzeitig bauen sich sehr viele Lehrkräfte den Druck auf, diese systemische Probleme selbst zu lösen bzw. zu kompensieren - das kann natürlich aber auf Dauer nicht gut gehen und ich würde sogar soweit gehen, dass es der Lösung des Problems im Weg steht. Solange das System noch ausreichend funktioniert, wird sich daran nichts ändern. Träge Systeme ändern sich nunmal sehr langsam oder wenn es wirklichen Druck gibt - siehe z.B. bei Corona oder der Ausstieg aus russischen Gas. Das ist das gleiche Phänomen, das man auch im Gesundheitswesen und der Pflege sieht; die MA arbeiten Überstunden und kompensieren den Mangel, brennen aus und erhalten dabei ein niedriges Gehalt und das alles um die Konsequenzen für die Patienten zu vermeiden - verhindern aber damit auch einen grundsätzlichen Wandel. Die Erwartung ist, dass das Problem ja gesehen werden muss und man das jetzt noch irgendwie durchdrückt bis die Lösung kommt - auf der Entscheiderseite sieht man jedoch, dass es ja schon noch irgendwie geht und das es dann ja nicht so schlimm sein kann.

Zusätzlich haben viele Lehrkräfte eine riesige, intrinsische Motivation (zum Glück!) und setzen ihre eigenen Ansprüche deutlich höher als es der Arbeitgeber vorgibt oder es auch sein muss - @ffiene schreibt zum Beispiel, dass nachmittags oder abends eingereichte Ergebnisse nachgesehen werden müssen - warum eigentlich? Kann das nicht auch am nächsten Tag gemacht werden? Ich sehe das schon etwas problematisch und denke, es ist wichtig, dass Lehrerkräfte hier selbst Grenzen setzen. Das machen normale Arbeitnehmer ja schließlich auch. Wichtig ist dabei natürlich die Grenze zu ziehen zwischen Aufgaben, deren Nicht-erfüllung wirklich starke Auswirkungen haben und welche zwar schlecht aber trotzdem akzeptabel sind.

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Ich denke, was hier gewollt ist, ist was man im IT Projektmanagement „Agiles Arbeiten“ nennt. Man arbeitet möglichst kundennahe, macht ein minimal-viable Product und gibt es dem Kunden. Anhand dessen Umgang damit entwickelt man weiter, holt sich kontinuierlich Feedback ab und vermeidet damit, am Bedarf vorbeizuentwickeln.Das steht im Gegensatz dazu: „wir diskutieren was wir möchten, bauen es und im letzten Schritt geben wir es dem Anwender“ - das entspricht ziemlich stark dem eines klassischen Studiums. Das Agile System würde hier in die Richtung eines dualen Studiums gehen - vielleicht könnte man aber ja auch den Lehrberuf in einen Ausbildungsberuf umwandeln?

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Als Ergänzung (hoffentlich nicht ganz Off Topic): Einen guten Überblick über die Bildungsmisere bildet m. E. das ausführliche Interview von Thilo Jung mit dem Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani: Bildungsforscher & Soziologe Aladin El-Mafaalani (Teil 1) - Jung & Naiv: Folge 535 - YouTube

Vielen Dank für die Rückmeldung. Das ist eine interessante Perspektive, die ich gern einmal mitnehme. Eine Umstellung zur Berufsausbildung sehe ich aus mehreren Gründen doch eher kritisch: Nolle (2016) beschriebt sehr schön die sich ständig ändernden Herausforderungen, die aus meiner Sicht permanent wissenschaftliche reflektiert werden sollten.

Nolle, T. (2016). Eignungsvoraussetzungen für einen sich ständig verändernden Beruf. In A. Boeger (Hrsg.), Eignung für den Lehrerberuf: Auswahl und Förderung (S. 13–30). Springer VS.

Hallo,
ich arbeite an einer Grundschule in Berlin. Im Podcast wurde thematisiert, dass Schulen mehr unterschiedliche Professionen benötigen würden, um Lehrerinnen zu entlasten und der „Vorschlag“ war auch Erzieherinnen und Sozialpädagogenpädagoginnen einzusetzen. Berlin hat bereits viele gebundene und offene Ganztagsschulen - in der Schule in der ich tätig bin, arbeiten 34 Lehrkräfte, 23 Erzieherinnen, 6 Integrationserzieherinnen und zwei Schulsozialarbeiterinnen. Ich teile selbstverständlich die Forderungen nach kleineren Klassen - und dass in sozialen Berufen das Gehalt nicht angemessen ist, steht außer Frage. Für mein Empfinden bekommen aber genau die anderen Professionen nicht ausreichend Gehör und daher möchte ich etwas zu diesem Thema beitragen.
Der Berliner Senat hat vor längerer Zeit entschieden, dass es rentabler ist, Erzieherinnen (+IE+SSA) auszulagern und in die Hand von sog. freien Trägern zu geben. Was für mich als Erzieherin (in einem sehr großen freien Träger, der wenigstens annähernd nach TV-L zahlt) bedeutet, dass trotz Schulrahmenvereinbarung und Kooperationsverträgen die Schule uns als Dienstleister und nicht als pädagogisches Personal ansieht. Von wöchentlich 4 vorgesehenen Unterrichtsbegleitungen in der Schulanfangsphase (Klasse 1 und 2), leisten wir Erzieherinnen in diesen Klassen 10.(Nein, da ist kein Zahlendreher drin!) In den höheren Jahrgängen sind es weniger Stunden, jedoch sind da eigentlich gar keine vorgesehen, daher auch im Stellenpool nicht berücksichtigt. Obwohl klar festgelegt ist, dass Lehrerinnen Lehrerinnen vertreten und Erzieherinnen Erzieherinnen, kommen wir im Team auf gut 10-15 Lehrerinnenstunden in der Woche, die wir natürlich nicht vertreten, sondern „begleiten“ - in den schwierigen Monaten auch oft um einiges mehr. Da auch im gebundenen Ganztag die Lehrkräfte meistens spätestens gegen 13:30 Uhr ihrer Unterrichtspflicht nachgekommen sind, ist es nicht selten der Fall, dass 2 PädagoginnenPädagogen bis 16:00 Uhr für 3 Klassen verantwortlich sind. In der eFöB (ergänzende Förderung und Betreuung) bieten wir soziales Lernen, unterrichtsergänzende Angebote, Hausaufgabenzeit und Arbeitsgemeinschaften an. Auch der Fachkräftemangel bei Erzieherinnen und allem anderen pädagogischen Personal ist enorm groß. Und nicht zu vergessen, wir arbeiten für ungefähr die Hälfte eines Lehrer*innengehalts.
Hiermit möchte ich nur verdeutlichen, dass das System Schule, wie wir es jetzt haben, nicht nur am Lehrkräftemangel krankt!

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Ja, es wäre sinnvoll, wenn „der Staat“ klare Zielvorgaben ausgibt, die konkrete Umsetzung aber den Schulen überlässt. Getragen müsste solch ein System von einer ausreichenden Finanzierung der Schulen. Von solch einem Modell sind wir aber meilenweit entfernt. Zur Zeit gibt es eine Überregulierung und kaum Geldmittel, welche die Schulen flexibel nach Ihren Bedürfnissen einsetzen dürfen.

Ich finde deinen Beitrag sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich selbst beende gerade mein Lehramtsstudium und habe nebenher 4 Jahre an Schulen unterrichtet. Nachdem ich die systemischen Probleme in verschiedenen Schulformen gesehen habe, ist mir klar, dass ich kein Ref machen werde.
Aus meiner Sicht ist ein großes Problem die fehlende Anerkennung von Lehrkräften. Ich denke sie ist auch der Hauptgrund, warum die Minister so mit Lehrkräften umspringen können. Die Gesellschaft scheint zu großen Teilen zu denken, Lehrkräfte hätten pro Tag nur 5 Stunden zu arbeiten und ansonsten immer Ferien. Das eine gute Lehrkraft, die Unterrichtsinhalte immer wieder anpasst und auf einem aktuellen Stand hält mit Schul- und Fachkonferenzen, Elternabenden, Klassenleitertätigkeiten, Erstellen von Digitalkonzepten usw. auf eine 50-60 Stundenwoche kommt, versteht niemand. Selbst Freunde denen ich den Workload einer Vollzeit Lehrkraft erklärt habe, wissen eine Woche später wieder nichts mehr davon und erzählen mir wie entspannt doch der Lehrberuf ist.
Ich habe mich entschieden in die Wirtschaft zu gehen. Dort wird deutlich besser gezahlt, ich muss weniger arbeiten und habe unterm Strich auch weniger Stress.

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Kann ich nur bestätigen, habe einige Lehrerys im Freundeskreis und auch mit welchen in WGs zusammengewohnt. Um einen Klassensatz Deutscharbeiten zu korrigieren, kann mensch da locker 15 Zeitstunden einrechnen (jede Arbeit mit 2-6 Seiten, pro Arbeit erfordert das ca. 30 Minuten, bei 26 Schülern also 13 Stunden netto, dann im Nachgang nochmal alle grob durchgehen, um die Arbeiten gegeneinander abzugleichen von der Note). Dann eben mal die Hohlstunde mit einer Schüler:n verbringen, was gerade Probleme mit den Eltern hat. Sowas sind keine Einzelfälle sondern tritt praktisch jede Woche auf und belastet natürlich auch mental. Lehrer machen neben dem eigentlichen Unterricht wirklich noch viel mehr.

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Das große Problem des ÖD ist, dass sich Fleiß und Engagement in keinster Weise auszahlen, sobald man einmal im System ist. Die Person, die sich kümmert und bemüht hat gegenüber der, die seit Jahren Schema F macht keinerlei Vorteile, sondern in der Regel eher Nachteile, weil zusätzliche Aufgaben oder Verantwortlichkeiten übertragen werden.

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Gerne möchte ich mal Punkte in die Diskussion werfen, den ich bislang nicht gelesen habe. Oder vielleicht überlesen habe.

Ich selbst bin Lehrer, war an unterschiedlichen Schulformen in NRW. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich überwiegend sehr motivierte KollegInnen hatte und habe, die gerne unterrichten und denen die SchülerInnen wichtig sind.

Guten Unterricht vorzubereiten, der möglichst viele Kinder mitnimmt, ist zeitaufwändig. Ich selbst erlebe es und bekomme von KollegInnen mit, dass es frustriert, nicht so differenziert und schplerorientiert zu unterrichten wie es möglich wäre.

Denn an sich sind auch die Lehrpläne nicht so streng wie angenommen und es ist auch, zumindest in NRW möglich, auf verschiedene Weisen zu prüfen als mit Klassenarbeiten. Dies ist nur nicht überall bekannt.

Auch könnte man versuchen die Strukturenan Schulen zu verändern. So könnte z.B. ein 65-Minuten-Modell statt 45 Minuten zu Entlastungen führen, weil weniger Stunden erteilt werden müssten und damit weniger Lehrer nötig wären.

  1. Nicht jeder Lehrer ist Deutschlehrer, Mathe-Sport ist ja durchaus eine beliebte Kombi und da fallen die Korrekturzeiten deutlich anders aus.
  2. Ein volles Deputat umfasst 25 - 28 Schulstunden á 45 Minuten Lehrzeit. Üblicherweise sollte man die Lehrmaterialien in den Sommerferien auf Vordermann gebracht haben, so dass die Vor- und Nachbereitungszeiten entsprechend gering ausfallen.
  3. Das Jahr hat 63 Tage unterrichtsfreie Zeit, abzüglich Urlaub sind das entsprechend 33 Tage oder mehr 1,5 Monate für Unterrichtsvorbereitung und Korrekturen.
  4. Lehrer an weiterführenden Schulen (und nur da schreibt man solche aufwendigen Deutscharbeiten) steigen mit A13 ein, was hier in Bayern 4.774,01 Brutto ein, was einem Angestelltengehalt am freien Markt von 5200 € / Monat oder 62400 € entspricht. Unter Berücksichtigung des Barwertes der Pension gegenüber der Rente liegt man sogar eher bei 75 - 80k. Zuzüglich den Zuschlägen (z.b. für Kinder, Heirat), automatischer Gehaltsteigerung durch Alter, Unkündbarkeit und sonstigen Vergünstigungen (z.B. bessere Konditionen bei priv. Versicherungen und Krediten). Da kann man dann auch ein bisschen Leistung erwarten. Ein Einstiegsgehalt von 62,4 k (80k) - da muss man auch als Ingenieur oder IT-ler durchaus gut verhandeln.

Für die engagierten Lehrkräfte, die sich tatsächlich um äußerst aktuelle und digitale Unterrichte kümmern, kommen die 50 - 60 Stunden (bei arbeitsintensiver Fächerwahl) sicherlich hin - sind aber bei der Vergütung auch nicht völlig ungewöhnlich im Vergleich zur freien Wirtschaft.

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Diese 75 Werktage beziehen sich jedoch auf eine 6-Tage-Woche, in einer 5-Tage-Woche sind es 63 Tage unterrichtsfreie Zeit. Das ändert an deiner Argumentation nicht viel, aber die Zahlen sollten schon stimmen.

Danke für den Hinweis, hab es korrigiert.

(…) Deine Argumentation macht nachvollziehbar, warum Lehrkräfte die höchste Burnout Rate Deutschlands haben. (…) Du Ignorierst ganz einfach den tatsächlichen Workload einer Lehrkraft, in den zahlreichen Posts in diesem Thread nachzulesen, formulierst aber auf jeden Fall eine klare Meinung dazu, dass das ja alles ganz entspannt ist und man für das Geld ja auch etwas verlangen kann. Vielleicht machst du dir doch noch die Mühe und liest dir noch einmal die anderen Posts durch. Ansonsten empfehle ich dir, selbst Lehrkraft zu werden, wenn das doch so perfekte Bedingungen mit großartiger Bezahlung mit sich bringt. :wink:

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Tolles Argument. Genau das ist doch das Problem: 75% der Lehrer haben den Beruf nicht aus Interesse am Lehramt gewählt, sondern auf Grund

  • der Verbeamtung
  • dem Interesse am Fach
  • der hohen Freizeit

Dazu gibt es zahlreiche Studien, ich habe eine Studie sowie das Interview mit einer Pädagogikprofessorin bereits hier verlinkt: LdN325 LehrerInnenmangel: Gründe - #46 von Velligis

Und dies führt dann eben auch zu den hohen Burnoutzahlen: wenn man eben primär gar nicht die Lehrtätigkeit will, sondern Freizeit, Verbeamtung oder eben das Fachinteresse, dann ist der Schock mit der Realität eben extrem und schnell überlastend, was dann eben zu Burnout führt, auch wenn die Bezahlung fast beim doppelten Medianeinkommen liegt.

Ebenso gibt es diverse Studien, das fast 70% der Lehrer von der Persöhnlichkeitsstruktur für das Lehramt eher ungeeignet sind: https://www.researchgate.net/publication/247397129_Lehrerbelastung_und_Unterrichtsqualitat_aus_der_Perspektivevon_Lehrenden_und_Lernenden, was auch passend zur oben zitierten falschen Motivation passt. Auch das führt zu hohen Burnout-Quoten.

Dass die vom Staat geschaffenen Rahmenbedinungen zusätzlich stark verbesserungswürdig sind und zusätzlich dazu beitragen, ist natürlich unbestritten.

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