LdN325 Abtreibungskommission berufen / Neuregelung Abtreibung

Warum genau kann ich dir leider nicht beantworten - allerdings ein paar qualifizierte Mutmaßungen anstellen.
1.) Um bereits im Studium ein Bewusstsein dafür zu wecken und vor allem „Interesse“ zu erzeugen - das geht immer gut über praktische Kurse, Theorie lernt man im Studium mehr als genug
2.) Um zu schulen, dass die Methode an sich nicht extrem kompliziert ist. Das kann Hürden abbauen, was beispielsweise die eigene Facharztwahl betrifft
3.) Um die Methodenkenntnis in Umgebungen, die vielleicht kirchlich geprägt sind (vgl. Bericht von @Oneiroid weiter oben) zu schärfen… Wer nämlich einmal erkannt hat, dass die operative Therapie einer sogenannten „missed abortion“ ziemlich genau der eines Schwangerschaftsabbruches entspricht, der kann das Wissen natürlich anwenden, sobald man sich nicht mehr in einem konfesionell gebundenem Umfeld befindet.

1 „Gefällt mir“

Ich bin Ärztin und ich denke, dass der Effekt dann eher darin besteht, dass weniger Ärztinnen dann GynäkologInnen werden

Ich finde auch, dass das Thema Aufklärung und Verhütung bei dieser Debatte zu kurz kommt. Ja klar kann man auch trotz Pille, Spirale oder Kondom schwanger werden. Aber dieser Teil der Schwangerschaften ist sehr gering. Man muss nicht Enthaltsamkeit leben um nicht schwanger zu werden. Verantwortungsvoller Umgang mit Sex sollte gelebt werden. Wenn eine Straftat vorliegt ist es natürlich nochmal eine ganz andere Sache.

Hallo,

ich möchte diesen Kommentar von pagurus noch einmal hervor heben, denn die Richtigstellung in LdN326 war eine Wiederholung des Fehlers. Auch andere haben in der letzten Woche auf den Fehler hingewiesen.

Richtig ist, dass Donum Vitae Schwangerschaftskonfliktberatung betreibt und den Beratungsschein ausstellt (Schwangerschaftskonfliktberatung - ergebnisoffen und vertraulich bei donum vitae - donum vitae)

Ich finde es schade und bin auch betroffen, denn die offensichtlich eingenommene Position führt noch nicht einmal dazu, dass eine (vermeintliche) Gegenposition so genau geprüft wird, dass man sie zumindest richtig wiedergeben kann.

Offenbar passt es zu gut ins Bild: katholisch = reaktionär, von denen kann ja nicht (gutes) kommen.
Mein persönlicher LdN-Tiefpunkt.

Die rethorische Verbindung ist aber ein Problem. Das Recht auf eine Abtreibung hat mit dem Sexualverhalten nichts zu tun. Natürlich kann man durch bessere Aufklärung Schwangerschaften und damit Abtreibungen verhindern, aber die Argumentation geht halt nur in eine Richtung. Selbst bei keiner einzigen ungewollten Schwangerschaft weil es nur noch verantwortungsvollen™ Geschlechtsverkehr gäbe, wäre die Frage der Abtreibung immer noch die selbe.

An sexueller Aufklärung bzw. Verhütung hängt wesentlich mehr und hier gibt es auch wesentlich mehr Problematiken. Zugang (Sterilisation ist für Frauen bis 30 praktisch nicht verfügbar, verstehe nicht warum man hier nicht die Ärtze einfach zwingt), Kosten (außer der Pille wird nichts übernommen), Consent, Geschlechtskrankheiten, Impfung etc.

Verantwortungsvoll ist ein sehr aufgeladenes Wort für zwei Diskurse, die so hart umkämpft sind.

1 „Gefällt mir“

Wäre es möglich, dass ihr das Wort „Schwangerschaftsabbruch“ verwendet?
Schon vor Jahren gab es Sendungen, in welchen es um den Paragraphen 218 ging; schon damals wurdet ihr darauf hingewiesen, dass es einen großen Unterschied macht, welche Begriffe gebraucht werden, zum Beispiel damit Frauen, die erstmal im Internet recherchieren, auf halbwegs neutral informative Seiten gelangen. Auch geht es darum, dass bestimmte Begriffe anders konnotiert sind als andere. Das hattet ihr dann eine Folge später kritisch reflektiert. Bitte wendet das gelernte auch an!

1 „Gefällt mir“

Ich möchte Arame oben zustimmen. Die allermeisten späten Abtreibungen geschehen in medizinischen Notlagen, in denen das Leben der schwangeren Person* in Gefahr ist und der Schwangerschaftsabbruch eine lebensrettende medizinische Behandlung darstellt. In solchen Fällen wäre ein Abbruch natürlich heute schon nicht strafbar. (Mich hat an den sonst sehr guten bisherigen Lage-Beiträgen zum Thema Abtreibung immer schon gestört, dass dieses Scheinproblem so ein großes Thema ist.)
Wichtig wäre bei einem neuen Gesetz, gerade wenn Ärztinnen diejenigen sein sollen, die im Zweifel strafrechtlich belangt werden, dass Ärztinnen weiterhin ausreichenden Ermessensspielraum haben. In den USA scheint es in Staaten mit strengem Abtreibungsrecht immer wieder Fälle zu geben, wo schwangere Personen sterben, weil eine Ärztin lieber noch abgewartet hat, bis ersie sicher war, notfalls vor Gericht beweisen zu können, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gab, das Leben der schwangeren Person zu retten, als den Schwangerschaftsabbruch. (Und auch in den Fällen, wo zwar niemand stirbt weil Ärztinnen Angst hatten nicht helfen zu dürfen, aber doch Familien, die die Tragödie erleben, eine gewollte Schwangerschaft abbrechen zu müssen, noch zusätzlich durch rechtliche Verfahren belastet werden.) Und wie gesagt, es gibt nicht wirklich gute Gründe, eine solche Regelung überhaupt zu brauchen. Ich bin für das kanadische Modell.

Und ganz grundsätzlich: Es gibt einen Unterschied zwischen Dingen, die gut und in Ordnung sind, und Dingen, die legal sein müssen. Man kann es verwerflich finden, Schwangerschaften abzubrechen - allgemein oder nur in Fällen, wo das erst spät in der Schwangerschaft passiert - aber ich glaube, es ist mehr oder weniger Konsens, dass es Fälle gibt, in denen die Alternative schlimmer ist. Und die einzige Person, die entscheiden kann, welche Fälle das sind, ist nun mal jeweils die schwangere Person. Deshalb denke ich, dass Abtreibungen grundsätzlich erlaubt sein sollten, auch in den Fällen, in denen ich sie für falsch halte. (Ich halte es auch für moralisch falsch, sich der Organspende zu verweigern, weil Spenderorgane nun mal Leben retten. Ich denke trotzdem, dass es falsch wäre, Menschen gesetzlich zur Organspende zu zwingen.)

  • ich sag jetzt bewusst nicht „Frau“ oder „Mutter“. Ich bin zum Beispiel auch keine Frau, kann potentiell aber schwanger werden.
2 „Gefällt mir“