LdN315 - ist der "Schwarze Peter" rassistisch?

Aber gerade hier wurden auch sinnvolle Debatten geführt.
Als Beispiel wurde immer der Unterschied zwischen „Blacklist“ und „Blackbox“ vorgehoben. „Blacklist“ war ein Negativbeispiel, weil hier die Farben Schwarz/Weiß gezielt wertend verwendet wird („Blacklist“ für alles böse, „Whitelist“ für alles gute), Blackbox hingegen war das unproblematische Positivbeispiel, weil hier die Farbe Schwarz nur für das Unbekannte verwendet wird (dh. Daten gehen in die Blackbox, irgend etwas passiert in der Blackbox mit den Daten, und ein Ergebnis - egal ob positiv oder negativ kommt heraus).

Dass die Kombination „Master/Slave“ in einer Welt, in der Sklaverei ein reales Problem war und ist, problematisch ist, um sie für etwas „Neutrales“ wie die hierarchische Struktur in der Datenverarbeitung zu nutzen, sollte eigentlich auch einleuchten. Die Frage ist hier doch wirklich: Warum will man daran festhalten? Nur, weil man es selbst so gelernt hat?!? Eine Umschreibung als „Primary-Secondary“, „Server-Client“ oder ähnliches ist genau so klar und eben nicht so anrüchig.

Es gibt einfach kein einleuchtendes Argument, bei der Kombination „Master/Slave“ zu bleiben, außer eben Konservativismus / die Ablehnung von Änderung selbst. Und das finde ich albern. Man muss Fehler der Vergangenheit nicht noch die nächsten 100 Jahre reproduzieren, nur weil man daran nichts ändern will…

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Ja eben weil es zum Buch gehört.

Warum muss man mittlerweile historische Werke ändern?

Ja es ist rassistisch aber zu der Zeit als die Bücher geschrieben wurden war das eben noch kein Problem.

Warum nicht in neue Ausgaben auf Seite eins eine Erklärung?

Es war doch schon fast eine Jagd nach alten Ausgaben die unbedingt vernichtet gehören wegen dem so bösen Wort.

Wie war das mit der Bücherverbrennung bei den Nazis?
Hier macht man fast dasselbe nur die öffentliche Verbrennung fehlt.

Damit hat man aber nicht wirklich was gegen Rassismus getan, man hat ihn nur besser versteckt.

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Ich unterstelle Dir nicht, dass Du das aussagst was ich verstehe, ich finde es hier sehr ungünstig formuliert. Ein Problem war es, insb. für die Betroffenen, schon. Aber es fehlte jegliches Problembewusstsein bei der Mehrheitsgesellschaft. Man kann das so lesen, als sei der Rassismus an sich kein Problem.

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Glaube ich gerne, aber das Problembewusstsein schafft man nicht durch Löschen.

Nicht allein durchs Löschen, stimmt. Aber das war ja nicht mein Thema.

Das von Dir genutzte Wort ist da ein ganz schlechtes Beispiel, denn

Anders als vielleicht beim Schwarzen Peter sehe ich daher hier nicht den Mehrwert einer kommentierten Neuauflage.

Pippi Langstrumpf ist ein Kinderbuch. Als solches erfüllt es einen grundlegend eigenen und anderen Zweck als eine Ausgabe, die historisch getreue Texte liefern muss. In Historisch-Kritischen Ausgaben der Werke Astrid Lingrens wird man das Wort natürlich nicht ändern, sondern allenfalls einen Kommentar einfügen. Wer das mit Bücherverbrennungen durch Nazis in Verbindung bringt hat, mit Verlaub, keine Ahnung wovon er redet.

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Das ist z. B. auch so ein Punkt, wo es die Kommunity aus meiner Sicht übertreibt. Es ist für mich nachvollziehbar, dass so ein rassistisches Wort nicht benutzt werden soll. Wenn jemand mit einer betroffenen Person spricht und das Wort mit einem N abkürzt, halte ich es auch für höflich und als Zeichen des Verständnisses. Soweit so gut. Inzwischen ist es aber soweit, dass es eingefordert wird nur noch N-Wort zu sagen oder schreiben.
Spontan fällt mir nur das amerikanische Wort F*ck ein, das ebenfalls oft nicht ausgesprochen wird. Ansonsten ist das eher unüblich. Das Ganze hat aus meiner Sicht zwei Folgen:

  1. Leute, die in diesem Thema nicht drin stecken, verwenden das N-Wort ohne rassistische Gedanken und werden gleich als Rassisten eingestuft. Ja, das hat ein bisschen eine Berechtigung, weil für betroffene tut das Wort trotz der Unkenntnis weh. Aber die Reaktion ist trotzdem oft übertrieben, statt einer Beschimpfung als Rassist wäre eine Aufklärung sinnvoll. Ich habe z. B. das N-Wort ziemlich lange Zeit nicht bzw. falsch verstanden (hat nicht gestört, da ich das Wort nicht benutzt habe).
  2. Durch die Konvention das Wort nicht auszuschreiben, wird das Wort aufgeladen. So ähnlich wie der Bösewicht Voldemordt in Harry Potter, dessen Name auch nicht gesagt werden darf. Und das Ding ist ein Schimpfwort. Das wird - abgesehen von sachlichen Diskussionen darüber - genau dann verwendet, wenn jemand beleidigt werden soll. So ein Wort aufzuladen und eine besondere Schwere zu geben, die über das anderer Schimpfwörter hinausgeht, verstärkt Rassismus vermutlich noch. Das Wort auszuschreiben ist bereits ein Affront, da ist die gezielte Benennung eine Person damit umso schlimmer.

Von daher habe ich Zweifel daran, dass dieser Erfolg, dass das N-Wort nur noch abgekürzt gebraucht wird, viel gegen Rassismus gebracht hat. Es hat zur Sichtbarkeit beigetragen, aber wesentlich besser geht es den Menschen dadurch eher nicht.

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Völlig verfehlter und unangemessener Vergleich.Der Beitrag bleibt hier stehen, weil sich bereits mehrere UserInnen kritisch dazu geäußert haben.

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„Der kongolesische Journalist und Dolmetscher Kaisa Ilunga verlangte als Mitglied des Integrationsrats der Stadt Bonn, die Bücher mit den alten Fassungen aus öffentlichen Bibliotheken auszusortieren. Ihm kam es nicht allein auf die Verwendung von Wörtern mit rassistischem Hintergrund an. „Es geht um eine ganze Hierarchiebotschaft“, sagte er.“

Und im übrigen gehen aussortierte Bücher von Bibliotheken in die normale Müllverbrennung.

PS:
„Pippis Vater als weißer Südseekönig ließ die schwarzen Insulaner für sich arbeiten und begründete so den Reichtum, von dem auch seine Tochter im weit entfernten Schweden prima leben konnte. Liegt hier nicht ein verklärendes Kolonialklischee vor?“

Aus dem Link diekolumnisten

Und damit einhergehend die Frage ob Kolonialismus ohne Rassismus eigentlich möglich ist?

Falls nicht, herzlichen Glückwunsch, dann wurde zwar das N-Wort gelöscht, das Rassismusproblem bleibt aber bestehen.

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Naja, damit ist das Thema dann ja für dich erledigt.

Glückwunsch zu Herleitung der „RechtsaußenKeule“

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Es ist ja ein bisschen erwartbar, dass eine solche Diskussion irgendwann in die Richtung geht, wie und wann und warum man das N-Wort doch noch irgendwie ausgeschrieben oder ausgesprochen benutzen sollte. Und genauso erwartbar, dass manche offensichtlich nicht anders können, als es dann doch zu benutzen, um die eigene Unangepasstheit und Furchtlosigkeit zur Schau zu stellen.

Es ist immer erleichternd, wenn es einen klugen Text von Stefan Niggemeier zu einem Thema gibt, und derselbe hat dieses Phänomen der Persistenz des N-Wort-Sagen-Wollens mal unter dem Titel „Die unheimliche Anziehungskraft des N-Wortes“ bei Übermedien verhandelt. Vielleicht ist es nicht der erste und nicht der wichtigste Text, den man zu der Debatte lesen sollte, aber ich finde eine Perspektivenverschiebung darin eigentlich sehr gelungen: Warum nur gibt es dieses irritierende Verlangen, dieses aus so vielen guten und mittlerweile wohlbekannten Gründen geächtete Wort unbedingt benutzen zu wollen? Warum will man unbedingt ein Wort benutzen, das von Rassisten benutzt wird, nur um dann hinterher umständlich zu erklären, dass man selbst keiner ist? Es hat exakt null negative Auswirkungen, wenn man auf die Bezeichnung verzichtet, aber die vorgeschobenen Gründe, warum man es - und sei es nur situativ - doch nicht tun sollte, gehen in die Tausende.

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Anderes Beispiel: ich lese gerade „Burmese Days“ von George Orwell. Alle weißen Charaktere dort sind mehr oder weniger rassistisch oder profitieren zumindest vom rassistischen Kolonialsystem. Ein besonderes unangenehmer Typ benutzt dauernd das n-Wort, das in der relativ aktuellen englischen Ausgabe auch unkommentiert ausgeschrieben wird. M.E. ist das auch richtig so, da es sich um den Originaltext handelt und dieser wirklich keiner weiteren Kommentierung bedarf, um klarzustellen, wie abartig die Haltung ist, die das Wort zum Ausdruck bringt. Im Prinzip handelt das ganze Buch davon.

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Ich reiche mal den Link zu Übermedien nach. Sehr interessante Abhandlung.

Die aktuelle Debatte und das Feedback zu diesem Thema an die Lage liefert derzeit keine neuen Aspekte mehr. Es wird aber mit Sicherheit künftig wieder Anlässe geben, die Diskussion weiterzuführen. Wir schließen den Thread am Weihnachtstag.

Ich bin nicht sicher, ob hier ein Missverständnis vorliegt. Mir ging es darum, dass es für die Geschichte von Pippi Langstrumpf keinen Unterschied macht, ob da Südseekönig steht oder der ursprüngliche Ausdruck. Das passiert ja auch oft bei Neuübersetzungen, dass andere Ausdrücke benutzt werden. Deswegen sehe ich keinen Mehrwert darin, einem Kinderbuch einen Kommentar voranzustellen, der das Wort kritisiert, es dann aber im Ganzen Buch zu benutzen.

Das Buch von Orwell habe ich nicht gelesen, hier kann sich die Situation anders darstellen, da es kein Kinderbuch ist. Andererseits kann man die Frage stellen, ob es dann auf dieses Wort ankommt. So wie Du es schilderst ist der Kontext so stark, dass die Ablehnung der Haltung der Protagonisten durch den Autor vielleicht auch ohne Nennung des Wortes auskäme.

So habe ich es verstanden.

Es macht insofern einen Unterschied, dass sich andere Romanfiguren daran stoßen, dass er das Wort auch für Inder und Burmesen verwendet. Sie bevorzugen ein anderes Wort, das allerdings auch mit „n“ beginnt (was Abkürzungen erschwerend würde), nämlich „natives“.

Interessant ist auch, welche Wörter Orwell im Gegensatz zum n-Wort nicht ausgeschrieben hat. Spontan meine ich, mich an „bastards“ zu erinnern.

Was ich damit sagen will ist, dass diese Art zu sprechen und zu denken (für uns) im höchsten Maße verabscheuungswürdig ist. Aus der Verwendung der Wörter lernt man aber etwas über die dargestellte Lebenswirklichkeit. Das wäre nicht unbedingt etwas für Kinderbücher, aber Erwachsenen sollte man das aber zumuten. Die Wörter zu entfernen, schafft ja nicht Rassismus ab, schadet aber der Differenziertheit des Werkes (wenn es differenziert ist und eine entsprechende Qualität hat).

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Dieses Thema wurde nach 16 Stunden automatisch geschlossen. Es sind keine neuen Antworten mehr erlaubt.

So leistet man dem Kampf gegen Rassismus einen Bärendienst - indem man sich immer und überall empört, sich als Sprachpolizei geriert, Probleme ohne Not aufbauscht.

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Sorry, aber Du hast meinen letzten Post anscheinend in keinster Weise auch nur annähernd richtig verstanden. Der Verwendungszweck des Wortes über das wir diskutieren dient einzig und alleine dem Zwecke jemanden rassistisch zu beleidigen. Eine Abkürzung ändert an diesem grundsätzlichen Verwendungszweck aus meiner Sicht nichts. Das Ding sollte unter keinen Umständen verwendet werden (in den Diskussionen über das Wort geht das leider nicht anders).
Der implizite Vorwurf Deines Post, dass ich nicht anders könnte, als es zu benutzen macht mich ziemlich sprachlos. Gut, dass das Thema geschlossen wird.

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Fortsetzung der Diskussion von LdN315 - ist der "Schwarze Peter" rassistisch?:

Bitte genau lesen. Damit, dass „manche“ offensichtlich nicht anders können meinte ich denjenigen im Thread, der tatsächlich nicht anders konnte. Das warst nicht du. Der erste Teil meiner Aussage bezog sich auf diesen Beitrag von dir:

Wie man das Wort neutral oder positiv belegen sollte ohne es zu benutzen erschließt sich mir nicht.

Denke man erweist dem „Kampf gegen Rassismus“ eher einen „Bärendienst“, wenn man „ohne Not“ mit AfD-Rhetorik um sich wirft. Dieser Thread ist wirklich ein bemerkenswerter Honeypot.

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