LdN309 Gas-Hilfe: Gesetzentwurf regelt Dezember-Auszahlung

Einladung zur Kommentierung

Moinsen!
Ich höre immer nur Gas . . . was ist eigentlich mit den Haushalten,
die umweltfreundlich mit Strom mittels Wärmepumpe heizen und
Warmwasser erzeugen?
Nicht, dass ich das Geld bräuchte - aber im Sinne der sogenannten
„Gerechtigkeit“ würde mich die Einhaltung des Gleichbehandlungs-
grundsatzes schon interessieren.
Sonnige Grüße und ein schönes Wochenende!

PS: Habe mich heute erst angemeldet, falls es schon diskutiert oder
thematisiert wurde, bitte ich um Entschuldigung und Link auf die Diskussion.

2 „Gefällt mir“

Meines Wissens ist eine ähnliche Maßnahme auch für den Strompreis geplant. Bei Heizöl dagegen sehe ich keinen so dringenden handlungsbedarf, da der Preisanstieg dort nicht derart extram ist wie bei Erdgas und Strom.

1 „Gefällt mir“

Der Strom ist nur umweltfreundlich, wenn er mit Erneuerbaren erzeugt wurde. Strom wurde außerdem schon vor Gas angedacht. Gas ist nun mal am heftigsten und Existenz bedrohendsten. Heizöl sehe ich auch als ok an.

Ganz genau, aber auch Holzpellets und Heizöl kosten das zwei- bis dreifache seit Ausbruch des Krieges. Diese offensichtliche Gerechtigkeitslücke ist noch nirgends groß thematisiert worden. Mich würde es wundern wenn nicht irgendwer gegen die „Gashilfe“ (bzw. ja auch Fernwärme) klagen würde.

Ich finde, Philip und Ulf haben den Vorschlag der Gas-Kommission in Folge 308 deutlich besser erklärt als es dieser Gesetzesentwurf schafft, der in der aktuellen Folge 309 erläutert wird. Deine Selbstkritik, @vieuxrenard, ist aus meiner Sicht unangebracht.

Tatsächlich ist dies eines der Gründe, warum ich so gerne die Lage höre: Hier werden mir interessante Themen im Detail erklärt, ohne dass ich dafür Gesetzestexte oder Fachliteratur parsen muss.

Mein Apell: geht auch weiterhin auf die Details ein. Wer nur einfache Botschaften will, kann ja immer noch BILD-Zeitung lesen… :wink:

2 „Gefällt mir“

Der Gaspreis liegt nun 10% unter den Preisen von November 2021.

2021 ließ Gazprom als Eigentümer kritischer Infrastruktur in Deutschland (Verkauf genehmigt von Politik und Wirtschaft) die Speicher leer laufen und setzte den Gasmarkt den kurzfristen Spekulationen beim Einkauf aus.

Jetzt sind die Speicher wieder voll und die „Notkäufe“ unnötig. Ich bin dafür die Gaspreisbremse jetzt schon abzusagen und dafür von den Versorgern die Vorstellung eines gestaffelten Einheitstarifs zu verlangen.

Hier muss man ganz vorsichtig sein, weil die Situation halt doch komplizierter ist.

Deutschland hat die letzten Monate quasi absolut jeden Preis gezahlt, um die Gasspeicher zu füllen - deshalb sind sie nun auch voll, was von anderen europäischen Ländern, die nicht so viel Geld für Gas ausgeben können, auch stark kritisiert wurde. Jetzt wird dieses zu Mondpreisen gekaufte Gas verbraucht und muss nun auch vom Verbraucher gezahlt werden.

Natürlich kann man nun sagen, Deutschland hätte nicht seine Speicher mit überteuertem Gas voll machen sollen - aber der Grund, warum der Gaspreis jetzt wieder so stark sinkt, ist halt gerade, weil die Speicher in Deutschland voll sind. Hätte man nicht die letzten Monate überteuertes Gas gekauft und hätte deshalb jetzt halbleere Speicher wäre der Gaspreis jetzt extrem hoch und man müsste jetzt in den sauren Apfel beißen. Ein weiterer Grund für den niedrigen Gaspreis ist zudem das ungewöhnlich warme Oktoberwetter, aber damit kann halt keine Regierung planen.

Aufgrund des warmen Oktobers erscheint die Vorsichtsmaßnahme der Regierung, Gas um jeden Preis zu kaufen, um die Speicher zu füllen, falsch. Aber wäre der Oktober ungewöhnlich kalt geworden und die Regierung hätte damals nicht die Speicher voll gemacht müsste jetzt die Industrie abgeschaltet werden und alle würden jammern, dass die Regierung falsch gehandelt hätte.

3 „Gefällt mir“

Ergänzend zu den Anmerkungen von @Daniel_K :

Der Gaspreis an der Börse liegt 10% unter November 2021. Die Preise für Neuverträge sind dagegen nach wie vor doppelt so teuer (ca. 11 Cent/kWh im November 2021, aktuell ca. 21 Cent/kWh, siehe Zeit Energiemonitor).

Wie von @Daniel_K ausgeführt, liegt das natürlich zum Einen daran, dass Versorger jetzt ihr teuer eingekauftes Gas verkaufen müssen. Zum Anderen muss ein Versorger aber auch einplanen, dass er bei Vertragsabschluss für die nächsten 12 Monate an den Preis gebunden ist.
Sofern das Gas für den Endkunden also noch nicht beschafft ist (s.o.), muss der Börsenpreis mit einem Risikoaufschlag bewertet werden. Dieser Aufschlag ist in der aktuellen Lage sicherlich happig.

Dieser Einheitstarif dürfte deutlich höher liegen, als du es dir gerade ausmalst.

2 „Gefällt mir“

Für Öl liegt der Preis für Verbraucher sogar dreimal über dem Preis vom Vorjahr. Ich glaube einfach nicht, dass die Gaspreisbremse das richtige Instrument in der aktuellen Situation ist.

In meinen Augen war es ein Fehler so viel kritische Infrastruktur an russische Staatsunternehmen zu verkaufen. Das hat die Börsenpreise dieses Jahr verzerrt, aber in den kommenden 12 Monate sollte es keine vergleichbaren Effekte geben.

Erstmal ein großes Lob an eure Darstellung im Podcast, die den Kern gut erklärt.

Die Diskussion mit dem Gaspreis an der Börse ist verkürzt, denn es gibt nicht den Gaspreis. Oftmals wird in den Nachrichten der Intraday-Handel am Spotmarkt für spontane Lieferungen jetzt herangezogen, der ist aber eben nicht relevant für Stadtwerke und andere Gaslieferanten, die ihre Kunden im Dezember oder Januar beliefern müssen. Dafür gibt es die Terminkontrakte.

Für Lieferung im November sind aktuell 109€/MWh fällig, in den kommenden Monaten schwankt der Preis zwischen 140-150€/MWh. Eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorkriegsniveau, wo der Großhandelspreis relativ stabil bei 20€/MWh lag.

Zusammen mit Netzentgelten, Steuern und Gewinn der Versorger ergibt sich dann 21ct/kWh als Endkundenpreis. Einen geringeren Preis geben die Großmarktpreise nicht her.

Das ist natürlich durchaus ein Argument. Ich habe nur kein Vertrauen in die Marktteilnehmer mehr:

  1. Wieviel von diesem teueren „Krisen-Gas“ jeder von uns erhält, dass weiß keiner, Geschäftsgeheimnis!

  2. Ob uns das günstigere Gas, das jetzt wieder am Markt verfügbar ist, auch zum günstigen Preis „durch gereicht“ wird, oder auch zu den Mondpreisen der letzten Wochen berechnet wird, weiß niemand. Vermutung im Kapitalismus: Mondpreise!

  3. Noch immer immer argumentieren die Strom- und Gasanbieter mit Risiken am Markt und erhöhen die Verbraucherpreise? Was passiert wenn ein milder Winter kommt? Die Risikoabsicherung fließt als Reingewinn zu den Investoren, Eigentümern etc.

  4. Was passiert, wenn die Strom- und Gasversorger nicht genug Risiko einplanen? Der Staat muss sie retten.

Energieversorgung ist Daseinsvorsorge und gehört in Staatshand. Und angesichts der heutigen Gewinnmitnahmen von Konzernen und 200 Mrd. € Staatshilfen noch sagt, das wäre zu teuer, der hat den Wumms nicht gehört! :wink:

Kapitalistisches Wirtschaften ist einfach nicht Krisenfest!

2 „Gefällt mir“

Ich bin gespannt ob und wie diese Auszahlung bei Flüssiggas-Kunden funktionieren soll.

Meine Eltern haben eine Gasheizung mit Tank. Am „Land“ (= überall ohne Versorgung durch ein Gasnetz) ist es üblich entweder, je nach Alter des Gebäudes eine Ölheizung (ältere) bzw. eine Gasheizung für die Wärmeerzeugung einzusetzen.

Jetzt haben meine Eltern Anfang 2022 noch nachgetankt, wie lange der Tank hält ist natürlich von Wetter abhängig, Warmwasser ist übers Jahr gesehen ein Minimalfaktor (~15% vom gesamten Heizbedarf). Das Haus auskühlen lassen möchte man auch nicht.

Wie nun diese Abschlagszahlung funktionieren soll weiß ich nicht. Ich werde meinen Eltern empfehlen, die Rechnung der Gaslieferung einzureichen und dann fürs beste hoffen. Der Preis 2022 war im Vergleich zu 2021 schon um etwa 30% teurer, also noch im „Rahmen“. Zu 2020 etwa eine Verdoppelung.