LdN303 Durchwachsene Bilanz 9-Euro Ticket

Wenn mich ein 100 km Sonntagsausflug realistische 30 € Fahrtkosten kosten würde, dann überlege ich mir 2 mal, ob das wirklich sein muss, ob es nicht ein näheres Ziel gibt oder ob ich nicht besser einen Spaziergang mache.

Wenn mich die Fahrt scheinbar gar nichts mehr kostet, weil sie in meinem Montasticket inkludiert ist, dann fahre ich einfach los weil mir das Bewusstsein fehlt, welche Kosten die Fahrt in der Realität eigentlich verursacht.

Dann sind wir wieder in der Situation, wo jeder schimpft, dass Bahnen überfüllt sind und nicht oft genug fahren. Dann muss ausgebaut werden und höher frequentiert gefahren werden. Das sind große Mehrkosten.

Es geht ja um den Flatrate- Gedanke, der nicht okay ist. Wir bezahlen niemandem etwas, das er maßlos nutzen kann, als koste es nichts, obwohl es in Wahrheit viel kostet. Aber bei öPNV sei das egal?

Aber keine Sorge, ich habe vor Jahren gut investiert, fahre elektrisch und habe Photovoltaik. Im Sommer darf ich nur 70% einspeissen, die überschüssigen 30% schaffe ich nicht einmal zu verfahren.
Der Dieselbus, der nur alle 2 Stunden fast leer in meinem Dorf abfährt, verursacht mit Sicherheit mehr Verschmutzung. Und ihn öfter fahren zu lassen, um ihn attraktiver zu machen, macht die Umweltproblematik nicht unbedingt besser. (aber das ist ein anderes Thema).

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Auch der Faltrate-Gedanke wurde nun aus allen Perspektiven gut ausgeleuchtet. Und wie hier schon angemerkt wurde, wiederholen sich nun auch wieder Argumentationsmuster in diesem Thread (z.B. Stadt-Land). Hat jemand noch einen neuen/wichtigen/unverzichtbaren Gedanken einzubringen? Bis 20:00 heute ist dazu noch Gelegenheit, dann möchte ich den Thread schließen. Das Thema erfährt mit Sicherheit dann bald wieder eine Neuauflage.

Was mich aufregt: ich habe einen kleinen Bahnhof 500m von meinem Haus entfernt, muss vom Westmünsterland 50km Richtung Ostmünsterland pendeln. Es gibt aber nur Verbindungen Richtung Münster oder Ruhrgebiet, weil da aber auch die meisten Arbeitsplätze existieren.
Die Ost- Westverbindungen sollen bis 2035 ausgebaut werden. Dann bin ich fast in Rente. :smiley:
So fahre ich zwei Stunden am Tag Auto anstatt 4 Stunden mit dem ÖPNV.

Ja bitte!

Aber nicht wenn mehr als einer in einem Haushalt arbeitet und z.B. wie bei Lehrern (und dann noch aus Brennpunktschulen) Versetzungsanträge regelmäßig ignoriert werden.
Kann man sich ja ausmalen, wer bei der ungleichen Bezahlung zumeist zu Hause bleiben müsste, wenn das reglementiert werden würde.

Wir sollten beides haben dürfen, wenn ich für mehrere Tage nach Berlin oder München fahre, nehme ich auch kein Auto mit und fahre gerne mit den gut ausgebauten Öffis.
Bisher bin ich allerdings oft geflogen, weil es die Bahn nicht hinbekommt, günstiger zu sein als die Luftwaffe (-hansa). Klar kann (äh muss) man Fliegen teurer machen und zwar um ein Vielfaches, aber ich wette, am nächsten Tag erhöht die Bahn die Preise. Das müsste man denen mal austreiben.

Und in so einer Stadt wie Berlin möchte ich auch nicht leben müssen. Früher war Berlin arm und sexy, heute nur noch arm.

Vielleicht als persönlicher abschließender Gedanke:

Wir sollten uns vom Gedanken, alle nutzen ÖPNV, oder eAutos oder eBike als allgemeingültige Forderung verabschieden.

Jede Mobilitätsform hat in einem bestimmten Umfeld ihre Stärken aber auch Schwächen.

In grösseren Städten und nahen Umland, mit U-Bahn oder S-Bahn und eng getakteten Buslinien, kann man die Atttraktivität mit einer Art 9 Euro Nahverkehrsticket (einfach!) erhöhen. Im Gegenzug ggf Autos langsam aus den Stadtzentren verdrängen, mit Park & Ride, hohen Parkgebühren etc.

Ausserhalb der Speckgürtel e-Mobilität erhöhen durch Ladeinfrastruktur und bezahlbare Autos und Bikes. Ergänzt durch gut getaktete Nahverkehrszüge.

Auf dem platten Land und in der deutschen Wildnis eine Mischung aus e-Mobilität und sparsamen Verbrennern, und zumindest grundlegendem Nahverkehr- ÖPNV. Ideen wie Carsharing, Fahrgemeinschaften (soweit unter Corona möglich), Park & Ride an Bahnhöfen, etc, dort auf die Bedürfnisse eingehen.

Beispiel: ich habe mal bei mir in der Nachbarstadt gearbeitet, 5 km mit Fahrrad, sehr gut zu fahren. Die Gehälter auf dem „Land“ sind aber mau, ich hatte netto nur noch die Hälfte von meinem vorigen Gehalt, hätte so meine Miete dauerhaft nicht zahlen können. Nun pendel ich mit Auto 45 km, verdiene mehr als das doppelte, wohne immer noch angenehm ländlich, was ich nicht missen möchte. Mit dem Auto 45 min, mit ÖPNV ca 2,5 h, ab 18 uhr mit 5 km Fussmarsch bergauf.
Wenn es hier morgens von 5-8 einen Stündlichen Pendelbus zum Bahnhof gäbe, der 15 km entfernt ist, sowie abends von 16-19 Uhr, wäre ich schon zufrieden, da fahre ich auch im zug 1,5h ohne murren.
Sind oft nur kleine Schritte.

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Auja bitte Einzelfalldiskussionen …

Es geht doch darum, dass man im Regelfall eine Arbeit in der Nähe sucht und wenn es die nicht gibt, umzieht irgendwohin wo es Arbeit gibt.

Kann natürlich auch sein, dass man niemals umziehen darf und deswegen gezwungen wird jeden Tag 10 Stunden zu pendeln…

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Naja, die Brücke hast eigentlich Du gebaut… :wink:
Einen Zwang hast Du aber natürlich nicht formuliert - offensichtlich wurde es aber als gewisse Provokation verstanden.

Insb. die Pendlerpauschale wird als große Subvention ja oft ins Feld geführt, allerdings glaube ich den wenigsten ist klar, wie gering diese Subvention im Vergleich zu den Ausgaben ist.
Ich etwa pendelte in Zeiten ohne Homeoffice ca. 30 km pro Wegstrecke zur Arbeit, also 60 km am Tag.
250 Arbeitstage * 0,3 € * 30 km sind 2.250 €. Dieser Betrag wird aber nicht ausgezahlt, sondern mindert „nur“ das zu versteuernde Einkommen. Da ich eigentlich keine anderen Werbungskosten habe und die Pendlerpauschale auch nicht auf den Werbungskostenpauschbetrag oben drauf kommt, sondern um diesen quasi vermindert wird, bleiben real noch 1.250 € davon übrig. Das was man am Ende dann tatsächlich „zurück bekommt“, sind 1.250 € * Grenzsteuersatz. Je mehr man verdient, desto mehr bekommt man wieder. Für ein zu versteuerndes Einkommen von z.B. 55.000 € sind das etwa 30%, also 400 €. Das ist natürlich Geld, aber im Verhältnis zu den Kosten der dafür gefahrenen 15.000 km natürlich keine mega Subvention (2,66 Cent pro km bei Kosten von real wahrscheinlich 30-50 Cent). Je nach Fahrstrecke und Einkommen kommt natürlich immer etwas anderes raus, aber ich wollte mal verdeutlichen, was es mit der Pendlerpauschale tatsächlich auf sich hat.

Was mir aber bei dieser Diskussion hier viel zu kurz kommt (andererseits aber bei den meisten Diskussionen hier im Forum im Vordergrund steht) ist folgende Frage:

Warum soll jeder den ÖPNV subventioniert bekommen, auch die „die es sich leisten können“. Es gibt in meiner Region sehr viele Pendler (z.B. zwischen Wiesbaden und Frankfurt), die eher im oberen mittleren Einkommensbereich liegen und trotzdem die Bahn nehmen. Warum soll man deren Ticketpreis von 200 € pro Monat auf 9€ senken?
Wenn ich sehe, wie teilweise über die „Entlastungen“ rund um die kalte Progression diskutiert wird, wundert es mich doch sehr, warum man, bezogen auf z. B. den Pendler von WI nach FRA kein Problem sieht, dass jemand mit gutem Einkommen um knapp 2.300 € pro Jahr entlastet würde.

moderat

1 h

Auch der Flatrate-Gedanke wurde nun aus allen Perspektiven gut ausgeleuchtet. Und wie hier schon angemerkt wurde, wiederholen sich nun auch wieder Argumentationsmuster in diesem Thread (z.B. Stadt-Land). Hat jemand noch einen neuen/wichtigen/unverzichtbaren Gedanken einzubringen? Bis 20:00 heute ist dazu noch Gelegenheit, dann möchte ich den Thread schließen. Das Thema erfährt mit Sicherheit dann bald wieder eine Neuauflage.

Na ja ursprünglich ging es Mal um das 9 Euro Ticket😀

Um nochmals auf Schorschies Eingangsstatement zurückzukommen:

Hier gehe ich mit, ein einheitliches Nahverkehrsticket wäre eine deutliche Verbesserung zur jetzigen Situation. Über die Kosten und die Finanzierung kann man ja streiten aber das Tarifchaos ein Ende nimmt, ich denke daran sollte jedem gelegen sein.

Dass „können“ und „wollen“ in deutschen Diskussionen schnell als Zwang misgedeutet werden, ist ja bekannt. Ändert natürlich nichts an der Unsinnigkeit der Unterstellung.

Mir ging es aber eigentlich nur um eine Kritik an dem Ausgangsargument, dass mit dem precious Steuergeld von Autobesitzer:innen kein günstiger Nahverkehr finanziert werden soll, weil nicht in jedem Hinterland-Kaff ein Bahnhof steht. So what, who cares?

Das sehe ich auch so. Gerne würde ich 100 Euro Steuer dafür bezahlen, auch wenn ich den ÖPNV nicht brauche weil ich mit dem Rad fahre. Ich könnte aber wenn ich wollte. Dafür und für Pendler macht ein günstiger oder kostenloser ÖPNV Sinn, aus meiner Sicht. Für Urlaubsreisen ist es fehlgesteuert. Das hat die Probleme mit Überfüllung verursacht und hat für mich die Qualität von „kostenloses Eis für alle“.

Das würde ich auch unterschreiben. Es mag Härtefälle geben, aber im Grundsatz halte ich es für richtig.

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Mein Punkt war, der Energieverbrauch den deine extra 100 km benötigen, ist deutlich niedriger als du ihn darstellst. Laut @Schorschie’s Rechnungen wären das ca 0,11 kWh für deine 100 km. Zur Einordnung:

  • Bei 42 cent pro kWh entspricht das 4,6 cent an Stromkosten
  • Oder 0,11 kWh entspechen 675 m mit einem Tesla Model 3.
    Also wenn diese Flatrate nur ein paar Leute vom Auto zum Zug bringt ist man schon wieder im positiven bereich.

Kleine Anekdote dazu: Ich hatte mich neulich mit einem Studenten unterhalten, der aktuell aufgrund des Studententickets kein Auto besitzt und der gesagt hat, wenn er durch ist mit seinem Studium wird er sich ein Auto holen, weil er die Preise viel zu teuer findet, dafür dass die Bahn so häufig zu spät kommt. Wären die Preise günstiger wäre es anders, meinte er. Und es gibt halt in Städten auch noch sehr viele Menschen, die kein Auto bräuchten, aber trotzdem eins haben. Und vielleicht bekommt man gerade Studenten durch ein günstiges Flatrate Ticket dazu sich nach dem Studium kein Auto zu holen, sondern im ÖPNV System zu bleiben.

Und wenn du ein Problem mit einer Flatrate Mentalität bei öffentlicher Infrastruktur hast, die zu hohem Energieverbrauch führt, würde ich vielleicht erst mal mit der kostenlosen Flatrate für Autobahnen anfangen.

Ich versteh auch nicht ganz, warum man sich bei den Kosten für den ÖPNV unbedingt gegeneinander ausspielen muss statt sich zusammenzutun. Wenn die ÖPNV Infrastruktur auf dem Land ausgebaut wird, würde ich das auch befürworten, auch wenn ich davon nicht direkt profitiere. Außerdem gerade auf dem Land kann man teilweise richtig von günstigen Tickets profitieren, wenn ansonsten 2 Einzeltickets in die nächste Stadt und zurück 12€ kosten. Und vielleicht ziehst du ja doch nochmal in die Stadt und profitierst davon, oder evtl profitieren deine Kinder davon.

Das brauchst du gar nicht so übertreiben, das ist sicher kein Einzelfall, wenn man je mehr man in die eine Richtung eines Arbeitsplatzes zieht, sich die Entfernung für den anderen Partner um genau diese Strecke verlängert.

Doch im Verhältnis zur Gesamtheit der arbeitenden Bevölkerung bleiben es Einzelfälle. Gerade auch wenn man als Betroffener keine Möglichkeit sieht daran etwas zu ändern.

Das weitaus verbreitetere Ende dieser Geschichten ist die, dass einer von beiden die Anstellung wechselt.

Und ja jetzt wirst du gleich wieder damit kommen, dass du jetzt genau das Problem hast, dass ihr in Anstellungen arbeitet wo es nur eine Handvoll Plätze gibt …

Bleibt dann aber trotzdem Einzelschicksal und die notwendigen Veränderungen sind zu tiefgreifend als dass man auf diese Rücksicht nehmen könnte.

Meine Empfehlung: einer von beiden sucht sich ein neues Betätigungsfeld und das Bald, denn entweder werden die Kosten das Paar auffressen oder die Beziehung wird daran zerbrechen.

Ist aber nichts worauf die Politik oder die Gesellschaft Rücksicht nehmen kann oder sollte.
(Und während der Übernahme Ostdeutschlands auch nicht gemacht hat)

Damit hätte sich auch die Frage nach dem 9 euro Ticket erledigt.
Wer keinen Anschluss hat oder es sich nicht leisten kann, fährt halt nicht ÖPNV. Punkt.
Da kann die Gesellschaft keine Rücksicht nehmen.
Klingt aber wieder sehr totalitär…der Einzelne zählt nicht…nur das kolkektiv…

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Auch der Flatrate-Gedanke wurde nun aus allen Perspektiven gut ausgeleuchtet. Und wie hier schon angemerkt wurde, wiederholen sich nun auch wieder Argumentationsmuster in diesem Thread (z.B. Stadt-Land). Hat jemand noch einen neuen/wichtigen/unverzichtbaren Gedanken einzubringen? Bis 20:00 heute ist dazu noch Gelegenheit, dann möchte ich den Thread schließen. Das Thema erfährt mit Sicherheit dann bald wieder eine Neuauflage.

Genau wegen solcher Aussagen haben sich die Amerikaner den Trump eingetreten.
Das wird hier genauso passieren.

Nein, das ist Blödsinn.

Die Diskussion um das 9€ Ticket, hat doch nichts mit der Einzelfalldiskussion zu tun.

Oder willst du wirklich, dass die Gesellschaft Rücksicht auf die wenigen nehmen muss, deren Arbeitsstätten 100km auseinanderliegen und die deshalb in der Mitte wohnen?

Solche Sonderfälle haben doch in der Diskussion um die Verkehrswende nichts zu suchen.

Dabei geht es nicht darum totalitär zu klingen, sondern es geht um die Gewichtung bei der Suche nach Lösungen die möglichst viele erreichen.

Also doch ÖPNV bitte nur dann diskutieren, wenn es auch wirklich darum geht jedem die Haltestelle vor die Tür zu stellen und eine Direktverbindung zum gewünschten Zielpunkt anzubieten.

Also wirklich…

Und auch das hat niemand geschrieben und ist wieder völlig übertrieben.