Hallo zusammen,
ein spannendes Thema, lange unterbelichtet, dafür ein Dank an das Lage der Nation-Team!
Ich bin Geschäftsführer des Verbands der kommunalen IT-Dienstleister VITAKO, in dem sich 54 kommunale Unternehmen zusammengeschlossen haben, um Software zu betreiben, entwickeln und zu integrieren und die Verwaltungsdigitalisierung voranzutreiben. Alle VITAKO-Mitlgieder sind zu 100% in öffentlicher Hand, haben also keine Privatanteile, arbeiten eigenwirtschaftlich und stehen mit privaten IT-Dienstleistern im Wettbewerb.
Zwei Punkte möchte ich herausgreifen:
Zum einen wurde gesagt, als ob keine Erkenntnisse über die Wirkung der Verwaltungsdigitalisierung vorliegen. Das hat sich seit kurzem geändert, denn das Institut der Wirtschaft, genauer seine Consulting-Tochter IWC, wurde von VITAKO beauftragt, die wirtschaftlichen Effekte der heutigen Verwaltungsdigitalisierung zu messen. Die Ergebnisse (hier) sind erstaunlich, denn schon jetzt trugen die Vitako-Mitglieder 2021 ca. 4 Mrd. zur Wertschöpfung bei, sparten BürgerInnen, Unternehmen und Verwaltung rund 5,1 Mrd. € ein und sichern ca. 50.000 Arbeitsplätze. Das sind ausschließlich die Effekte der sogenannten Binnendigitalisierung, denn die Effekte, die die direkte Interaktion von Antragstellern mit den Fachverfahren ergeben sollen, sind hier noch gar nicht wirksam.
Zum zweiten konnte man bisher bei der ersten Folge den Eindruck gewinnen, dass die Kommunen vollkommen alleingelassen sind, wenn es um IT geht. Das ist nicht ganz richtig, denn in den vergangenen Jahren haben rund 70% der Kommunen entschieden, ihre Verwaltungs-IT durch einen kommunalen IT-Dienstleister betreiben zu lassen. Daher ist keine Bürgermeisterin oder Amtsleiter gezwungen, sich komplexen Vergabeverfahren zu stellen und dann auf Softwareproduzenten zu treffen, die keine Schnittstellen bereitstellen wollen, um verschiedene Fachverfahren zu verknüpfen. Ein kommunaler IT-Dienstleister kann hier effektiv Ausschreibungsverfahren für seine Eigentümer und Kunden durchführen und die Bedingungen so formulieren, das dieser Fall ausgeschlossen ist.
In Deutschland ist es so, dass die 11.000 Kommunen sich selber organisieren dürfen - das schließt das Recht ein, die IT selber zu betreiben. Immer mehr Kommunen gehen aber dazu über, als Eigentümer und Kunde eines kommunalen IT-Dienstleisters diese Aufgabe an Spezialisten, die ihnen gehören und die sie demokratisch steuern können, auszulagern. Zuletzt wurde in Brandenburg die DiKOM als Zweckverband gegründet, damit eben nicht jedes Amt, jede Bürgermeisterin die inzwischen hochkomplexe Verwaltungs-IT selber organisieren muss. Auch leisten die Vitako-Mitglieder einen Beitrag zu mehr Standardisierung in den Fachverfahren, allerdings haben die Kommunen hier immer das letzte Wort - was die Vielfalt der öffentlichen IT zum Teil erklärt.
Abschließende Bemerkung: diese Form des Zusammenschlusses wird auch genutzt, um weitere Vorteile für die Kommunen zu realisieren. So haben sich 3/4 aller Vitako-Mitglieder zur Einkaufsgenossenschaft ProVitako zusammengeschlossen und schreiben europaweit Hard- und Software-Verträge aus. So sichert ProVitako als öffentliche Vergabestelle auch in schwierigen Zeiten - Stichwort Chipmangel - die Versorgung der öffentlichen Verwaltung und der Schulen mit IT zu wirtschaftlich vorteilhaften Bedingungen.
Ich bin gespannt auf die kommenden Folge und hoffe, ein wenig zur sachlichen Diskussion beigetragen zu haben. Näheres zu VITAKO und den Mitgliedern hier.