LdN294 Pflegestreik NRW aktuell

Seit ca 2 Wochen gibt es Pflegestreik in NRWs Unikliniken. Ziel ist die Einführung eines Entlastungstarifes, um die Situation der Pflegenden zu verbessern und langfristig dem Pflegemangel und der schlechter werdenden Patientenversorgung entgegenzuwirken. Die schlechten Bedingungen, die während der Corona-Krise noch medial Aufmerksamkeit erweckten, haben jetzt kaum eine Schlagzeile erwirkt. Es ist nur fair den Streikenden jetzt Gehör zu geben und für deren Probleme zu sensibilisieren.

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Danke, das fände ich auch ein sehr relevantes Thema

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Hallo Dantemann,
danke für deinen Beitrag! Ich kann dir nur zustimmen, das Thema wird viel zu wenig beleuchtet, dabei ist es so essentiell. Die Personalmangelsituation und DIE Pflegefrage wird gerade an allen Unikliniken in NRW verhandelt und bestreikt. Dabei muss klar werden, dass der augehandelte TVE (Tarifvertrag Entlastung) einen Vorbildcharakter für ganz Deutschland hätte, schließlich ist NRW das bevölkerungsreichste Bundesland. Im TVE geht es u.a. um minimale Personalschlüssel in der Pflege und anderen Berufsgruppen in den Krankenhäusern; müssten Menschen in Unterbesetzung arbeiten, würden sie dafür „Punkte“ bekommen und nach einer bestimmten Punktzahl bekämen sie einen freien Dienst. Der TVE und die Forderungen sind noch weitreichender, aber sie würden fundamental die Arbeitsbedingungen verbessern und dazu führen, dass wieder mehr Personen ihren ehemals erlernten Beruf ausführen.
Ich studiere in Münster Medizin und solidarisiere mich mit meinen Komiliton:innen mit den Streikenden. Gerade jetzt, an Tag 23 des Streiks ist es extrem wichtig, dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt wird! Wir könnten auch zu Personen aus der Streikbewegung vermitteln für O-Töne o.ä.
Viele Grüße,
Paul

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Als angehende Ärztin liegen die Forderungen der Streikenden auch in meinem vollsten Interesse, denn Krankenhaus ist Teamarbeit und gute Versorgung kranker Menschen braucht gesunde Menschen, die sie versorgen.
Trotz des vorausgegangenen 100 Tage Ultimatums, sowie des laufenden unbefristeten Streiks (heute: Tag 21) an sechs Unikliniken im bevölkerungsreichsten Bundesland, ist die bundesweite Berichterstattung bisher nur sehr vereinzelt vorhanden gewesen.
Auch wenn scheinbare Einigkeit über die Probleme und Personalengpässe in der Gesundheitsversorgung herrscht, ist die mediale Aufmerksamkeit für diesen Arbeitskampf bisher zu gering. Über einen stärkeren öffentlichen Diskurs könnte der Druck auf die Verantwortlichen steigen und jene Missstände angegangen werden, die auf alle Menschen, die sich in Deutschland gesundheitlich versorgen lassen wollen, negative Auswirkungen haben.

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Hier noch der entsprechende Link für die Einstiegsrecherche :wink: https://notruf-entlastungnrw.de/

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Danke für den Beitrag! Ich verstehe auch nicht, wieso bis jetzt fast gar keine Berichterstattung in den öffentlich rechtlichen Sendern zu finden ist. Stattdessen werden Beschäftigte mit schlecht recherchierte Kommentaren wie „Verdi lässt Menschen leiden, die auf ihre OP oder in überfüllten Notaufnahmen warten müssen“ (Rheinische Morgenpost) konfrontiert. Gerade jetzt ist es wichtig, den Streikenden möglichst viel Unterstützung und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wenn überhaupt riskieren meiner Meinung nach Arbeitgeberinnen, die zu wenig Personal einstellen, um eine adäquate Versorgung der Patientinnen zu gewährleisten, das Patient*innenwohl.

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Total wichtiges Thema! Es freut mich, dass es hier von dir aufgebracht wird.
Ich bin ein wenig fassungslos, wie unbeachtet der historische (!) Pflegestreik in der breiten Medienwelt bisher ist. Wenn ich Menschen in meinem erweiterten Umfeld vom Pflegestreik berichte nicken sie interessiert und hören gerade das erste Mal davon.
„Mehr von uns ist besser für alle!“ wurde am Samstag auf einer Streik-Demo gerufen. Das trifft es auf den Kopf. Es geht hier um unser aller Gesundheitssystem, um die Zukunft unserer Krankenversorgung.
Wir können mehr als dankbar sein, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die unter den heutigen, unterbesetzten Bedingungen im Krankenhaus in der Pflege/Physiotherapie/im Service arbeiten. Diese Dankbarkeit müssen wir jetzt zum Ausdruck bringen, indem wir die Stimmen der Streikenden hören und tausendfach weitertragen. Und uns laut hinter sie stellen, medial und auf der Straße.

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Danke für eure Beiträge. Dem kann ich absolut zustimmen. Wir benötigen den öffentlichen Diskurs. Könnte ebenfalls bestimmt Personen aus der Streikbewegung zu O-Tönen gewinnen.

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Hier ist der Pressespiegel von der Bewegung: https://notruf-entlastungnrw.de/presse/

Studie, die darlegt, weshalb ein TVE dazu führen würde, dass wieder mehr Menschen (bis zu 300 000) in ihren ehemaligen (Pflege)-Beruf im Krankenhaus zurückkehren würden: Neue Studie: Mindestens 300.000 zusätzliche Pflegekräfte durch Wiedereinstieg in Beruf oder aufgestockte Arbeitszeit möglich - Hans-Böckler-Stiftung

Folgend sind ein paar Artikel zum Nachlesen

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Hey!
Ich bin Ärztin in der Uniklinik Aachen und ich würde mich auch über mehr mediale Aufmerksamkeit freuen!
Seit Wochen werden Operationen abgesagt, viele elektive Patienten ausbestellt und es wird kaum darüber berichtet.
Der Streik ist absolut gerechtfertigt, zur Umsetzung benötigen wir jedoch mehr Druck aus der Öffentlichkeit zur Beeinflussung der Verhandlungen.
Gerne könnte ich Kontakt zu Kollegen von der Pflege herstellen, die den Streik mitorganisieren und bei den Verhandlungen (soweit möglich) dabei oder zumindest aktuell informiert sind.
Ich würde mich sehr freuen, davon zu hören!
Vielen Dank!

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Also ich mit totalem Abstand denke mal die Lage sollte das Thema aufgrund ihrer Reichweite aufgreifen.
Nicht unbedingt weil es Kernthema der Lage an sich ist, aber ich denke durch ihre Reichweite könnte sie auf jeden Fall zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen

@vieuxrenard

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Hallo,
entschuldigt die vielleicht dummen Fragen die ich im Anschluss stelle, aber ich habe mir mal so ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht.

Wie kann man euch als normaler Bürger/ Patient am besten unterstützen? Wie sieht das eigentlich mit den Leiharbeitsfirmen bei euch aus? Ist es tatsächlich so, dass deren Mitarbeitern inzwischen bessere Arbeitsbedingungen als die Festangestellten haben?

Ist das eine Alternative für euch und könnte man so Druck auf die Arbeitgeber ausüben? Sind die Arbeitsbedingungen bei allen Trägern gleich?

Ansonsten wünsche ich euch „Viel Erfolg“ und den bestmöglichen Abschluss!!!

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Also unterstützen kann man aktuell am besten mit Aufmerksamkeit: erzählt es weiter, damit die Leute mehr mitbekommen und mehr öffentlicher Druck aufgebaut werden kann.

Bezüglich der Leiharbeiterfirmen: Vorteile: höherer Stundenlohn, Dienstwagen, individueller Urlaub, weniger Wochenarbeitszeit, Nachteile: Privatwirtschaft, kein länger Schutz im Krankheitsfall

Ich bin Intensivpfleger an der Uniklinik Köln und fände es auch sehr gut, wenn dieses Thema in der Lage disskutiert wird. Zu brenzligen Coronazeiten wurde viel über die Pflege, die Situation auf Intensivstationen und in den Krankenhäusern allgemein berichtet. Das Thema nun in der Lage aufzugreifen wäre eine meiner Meinung nach eine gute Fortsetzung des ganzen.
Die mediale Darstellung hierzu ist meist sehr einseitig und auch die Stimmen innerhalb der Krankenhäuser sind sehr divers. Es wurde kürzlich bsp. in einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers die Perspektive eines Chefarztes der Uniklinik Köln aufgegriffen. In diesem wird unter anderem aus Sicht des Chefarztes die Perspektive und Situation der Pflegenden negativ dargestellt. Diese entspricht leider nicht der Realität. Da ein Chefarzt in der Allgemeinbevölkerung nunmal ein sehr hohes Ansehen genießt, wird dies große Auswirkungen auf die Meinung innerhalb der Bevölkerung haben. Besagter Chefarzt beschreibt hier wie viele Patienten bereits unter dem Streik gelitten haben. Hierzu muss man zunächst sagen, dass eine Notdienstvereinbarung mit den Verantwortlichen Klinikvertretern ausgehandelt wurde und im Rahmen dessen von allen Seiten darauf geachtet wird, dass kein Patient, der in den Unikliniken liegt zu schaden kommt und optimal versorgt wird. Natürlich werden im Zuge dessen geplante Operationen abgesagt und mache Stationen sind geschlossen. Ein Streik muss natürlich auch Spürbar sein. Im Bereich der Gesundheitsversorgung ist Streiken sowieso immer ein ethisch sehr kompliziertes Thema. Inzwischen ist es so, dass die Streikenden in der medialen Wahrnehmung immer als die „Sündenböcke“ dargestellt werden. Nicht dargestellt wird jedoch, wie viel besser es den Patienten bei einer angemessenen Personalbesetzung im Krankenhaus gehen würde. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Todesrate in Krankenhäusern durch mehr Personal signifikant sinken würde.
Außerdem ist es so, dass die Streikenden dem Arbeitgeberverband eine Frist von 100 Tagen gegeben wurde, um in Verhandlungen zu treten und somit den Streik zu verhindern. Auf diese Frist wurde in keiner Weise reagiert. Und selbst jetzt wo die Verhandlungen begonnen haben, finden diese sehr schleppend statt. Dies liegt jedoch nicht an den Streikenden, sondern an den Vertretern des Arbeitgeberverbandes. Die meisten sogenanten Verhandlungstage gestalteten sich darin, dass von den Vertretern des Arbeitgeberverbandes die Forderungen lediglich aufgenommen wurden, jedoch keine Stellung hierzu bezogen wurde. Es kam bisher also überhaupt nicht zu wirklich konkreten Verhandlungen. Alle Streikenden möchten möglichst schnell wieder alle Patienten im vollen Umfang versorgen. Das dies aktuell nicht passiert und weiter gestreikt wird ist ein „Hilferuf“. Pflege brennt immer weiter aus. Von den ausgebildeten Pflegekräften verlassen viele nach kurzer Zeit wieder den Beruf oder arbeiten in Teilzeit. Dies liegt an der massiven Arbeitsbelastung und der Unzufriedenheit darüber, in dem aktuellen System ihrer Arbeit und dem Anspruch daran nicht gerecht werden zu können. Und darunter leiden am Ende des Tages die Patienten.
Grade in Zeiten des demografischen Wandels und des hohen aktuellen und zukünftigen Bedarfes qualifizierten Pflegepersonals, sollte dieses Thema eine hohe Aufmerksamkeit genießen.
Gerne dürfen auch kritische Meinungen in der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Das ganze ist nunmal auch ein sehr komplexes Thema auf sehr vielen Ebenen. Wichtig ist nur, dass es zu einem öffentlichen Disskurs kommt und über alle Perspektiven gesprochen wird. Dies ist bisher leider überhaupt nicht der Fall.
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn das Thema in der Lage aufgegriffen wird. Nach aktuellem Stand wird der Streik noch bis mindestens zum 22. Juni weitergeführt. Dies ist von den Ergebnissen der Verhandlungen abhängig.
Falls ihr mögt, kann ich euch auch gerne einen qulifizierten Interviewpartner für die Aufarbeitung des Themas organisieren.

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Ich möchte auch dringend darum bitten, dass dieses Thema in der Lage erörtert wird.
Ich bin Anästhesist und Intensivmediziner an einer NRW Uniklinik und was da passiert, ist kaum in Worte zu fassen.
Vorneweg: ich unterstütze den Streik voll und ganz und kann die Beweggründe vollends nachvollziehen.
Die Leidtragenden sind aber die Patienten und dies scheint den Vertretern der Arbeitgeber und des Landes NRW völlig egal zu sein. Es wird Monate dauern, die aufgestauten Termine und OPs abzuarbeiten.

Und das ganze Thema ist medial völlig unterrepräsentiert. Wenn ich nicht selber an einer Uniklinik arbeiten würde und sehr genau in den Lokalnachrichten zuhören würde - ich hätte bis heute nichts von diesem jetzt schon 6-wöchigen Streik gehört.
@vieuxrenard @philipbanse

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24 Tage später ist die mediale Aufmerksamkeit immer noch sehr gering. Gerade finden in NRW zudem Koalitionsverhandlungen statt, was das Thema nur noch relevanter macht.
Also liebe Lage: Bitte thematisiert den STreik!!

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Pflegestreik NRW Das ist sowas von relevant!!! Bitte aufgreifen… Wir hören nur Milliarden für Waffen Tankrabatt und Sylt mit 9 Euros in den Medien. Aber dieses Thema wird einfach totgeschwiegen. Die Krankenhäuser sind nicht überlastet??? Großes Gelächter. Ich bin verantwortlich für eine Intensivstation in einem kommunalen KKH, wir müssen jeden Tag würfeln welche Patienten aufgenommen werden können, weil wir seid langer Zeit mindestens 25% unserer Betten wegen Personalmangel sperren müssen. Klaus Kogelmann Klinikum Emden, Schließungen verifizierbar im divi Register, oder im öffentlichen Bereich der ivena Daten. Könnt gerne meinen Namen nennen

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Schön dass LdN dieses Thema jetzt aufgegriffen hat. Gerne in den kommenden Ausgaben wieder, zumindest mit einem kurzen Update/Reminder. :slight_smile:

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Liebe Lage, sehr schön, dass und wie ihr die Pflege thematisiert.
Ich hab 1983 mein Krankenpflege-Examen abgeschlossen und hatte mich in der Ausbildung überzeugt, nach dem Examen nicht so arbeiten zu können, wie ich’s mir vorgestellt, wie ich’s gelernt hatte und wie ich’s als Schüler noch tun konnte, weil ich Narrenfreiheit hatte und mir nahm.
Ich hab dann Psychologie studiert und über 30 Jahre mit Jugendlichen, 25 Jahre davon mit chronisch körperlich kranken jungen Menschen auf dem Weg ins Berufsleben, gearbeitet. In diesem Beruf konnte ich mich so auf Menschen einlassen, wie ich es in der Gesundheitspflege nie hätte tun können.
Ein wichtiges Argument, mich von der Pflege zu verabschieden war, als examinierter Pfleger nicht genügend Zeit zu haben mich um die Menschen kümmern zu können, nur um „die Leber, den Motorradunfall, …“ und andere (körperlichen) Funktionen, nicht um die Menschen und die Familien, in welche die Erkrankungen eingebettet und die für Heilung essenziell sind.
Herzliche Grüße, Wolfgang

ich höre das von der ältesten Tochter, und seit 3/4 Jahr frisch geprüfte Radiologie Assistentin auch. Personalknappheit, viele Schwangere die nicht arbeiten dürfen, es gibt ganz viele Faktoren.

Am Geld alleine scheint es aber nach ihre Auskunft nicht zu liegen!