Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, warum es unmöglich sein sollte, ein sozial gerechtes, elternunabhängiges BAföG einzuführen, lasse mich da aber sehr gerne eines besseren belehren.
Ich selber bin eigentlich stark für ein elternunabhängiges Bafög:
Ich studiere seit vielen Jahren und habe das Problem, dass ich kein Bafög bekomme, weil meine Eltern gerade an der kritischen Grenze ihr Einkommen haben, mir aber essentiell weniger geben, als dies eigentlich nach den offiziellen Tabellen vorgesehen würde. Daher habe ich jeden Monat zu wenig Geld. Ich habe lange Zeit nebenher gearbeitet um dies auszugleichen, was meine Studienzeit erheblich verlängert hat und mir sehr viel Stress und Sorgen gebracht hat, da dies zu meinem bereits schwierigen Studium noch dazu gekommen ist. Weil das nicht dauerhaft klappt und nicht reicht, bin ich mittlerweile auch verschuldet.
Ich kenne auch viele, denen es genauso oder ähnlich geht, die kein sonderlich gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben oder es andere Gründe gibt, weshalb einen diese nicht so unterstützen, wie sie eigentlich sollten. Aber wie man vielleicht verstehen kann, ist es eine sehr schwierige Situation, innerhalb der Familie so etwas einzuklagen. Meine Eltern zu verklagen, weil sie mich nicht ausreichend unterstützen würde mir einfach sehr viele Probleme, Stress und Sorgen bringen. Wenn das Geld also nicht direkt an mich, sondern über den Umweg des Staates ginge, fände ich das fantastisch.
Ich weiß, dass dies nicht auf die Mehrheit der Studierenden zutrifft, aber es sind doch dennoch einige.
Warum wäre es denn nicht möglich, die soziale Ungerechtheit durch eine entsprechende Vermögenssteuer + Einkommenssteuer auszugleichen? Ich weiß, das hat seine eigene Probleme, allein eine Einführung einer Vermögenssteuer, aber sollte man es deshalb verwerfen?
Ich finde es traurig, das meine Bildung vom Wohlwollen meiner Eltern (aber natürlich auch des Staates) so stark abhängt.
Des Weiteren, wäre nicht ein Vermögen- + Einkommenssteuerfinanziertes Bafög im Sinne des Staates? Dieser will doch eigentlich Anreize dafür schaffen, gut gebildete BürgerInnen zu haben und auch, Kinder zu bekommen (mit Kindergeld etc.)
Meiner eigenen Meinung nach sollten natürlich auch bei der Bildung Eltern (besonders wohlhabende) für ihre Kinder sorgen, aber wäre es nicht auch ähnlich wie Kindergeld (das nebenbei nur bis 25J gezahlt wird, wo viele, inkl. mir noch studieren) ein Anreiz, wenn einem als Eltern aus dem Bereich der Bildung des Kindes weniger Kosten auf einen zukämen?
Das man mich nicht falsch versteht, ich möchte auf jeden Fall ein sozial gerechtes Bafög-System, aber die in der Lage erwähnte Umverteilung von Unten nach Oben durch elternunabhängiges Bafög ließe sich mMn entsprechend durch Steuern kontern, was zudem diverse andere Vorteile hätte. Also eigentlich noch ein Grund mehr, politisch dafür zu kämpfen, oder nicht?
(Zur Notlösung des oben geschilderten Problems wäre es ja ggf. auch ein Ansatz, dass der Staat einem die Bildung finanziert und über das Gehalt der Eltern direkt wieder holt? Oder wäre da zu kompliziert dafür, dass es vermutlich nicht so viele wie mich gibt?)