Moin,
TLDR: Ausbildung bedeutet nicht immer Studium und Azubis könnten ebenfalls Unterstützung gebrauchen.
Einige Unterschiede:
- Gehaltsaufbesserung durch Nebenjob in der Ausbildung fast unmöglich
- Studentenwohnheime, Leichtere WG-Suche
- Wenig Freizeit/ Urlaub
- Semesterticket (Öpnv)
Das ist mein erster Post in diesem Forum also seht mir eventuelle Fehler bitte nach.
Hintergrund:
Ich möchte nicht gegen Studenten wettern und bin mir der prekären Situation vieler Studenten bewusst. Sondern ich möchte mit einem Blick auf weitere Ausbildungswege ergänzen. Die folgenden Ausführungen sind kein objektiver Vergleich von Ausbildung und Studium, sondern ein einseitiges Aufzeigen von Nachteilen einer Ausbildung.
Ich habe (Coronabedingt) mein Bachelor-Studium abgebrochen und habe vor einem knappen Jahr eine Ausbildung begonnen. Seit dem fallen mir immer mehr Bereiche auf, in denen Azubis mehr Förderung bräuchten. Probleme treten vor allem auf, wenn man nicht (mehr) bei seinen Eltern leben kann oder möchte.
Wohnungsmarkt:
Ein Klassenkamerad von mir muss/möchte ausziehen, da ihn die familiäre Situation psychisch sehr belastet.
Das finden einer Wohnung/WG ist jedoch sehr schwierig bis fast unmöglich: - Studentenwohnheime nehmen keine Azubis auf
- Am WG-Markt hat er als Nicht-Student und Introvertierter IT-Nerd ohne WG-Erfahrung ebenfalls kaum Chancen.
- Eine eigene Wohnung ist nicht finanzierbar. (siehe unten)
Nebenjobs und Gehaltsaufbesserung:
Egal wie der Finanzierungsanteil zwischen ellterlicher Finanzierung und Bafög aufgeteilt ist, sind Nebenjobs eine wichtige Einnahmequelle für Studenten, um das Einkommen aufzubessern und um vor allem Probleme beim Bezug von Bafög oder bei der elterlichen Unterstützung zumindest zeitweise auszugleichen.
Diese Möglichkeit haben Azubis nicht! Denn ein Nebenjob muss vom Ausbildungsbetrieb genehmigt werden und ist zusätzlich zu einer 40-Stunden-Woche sowieso utopisch.
Das bedeutet, dass viele Azubis mit dem Azubi-Mindestlohn von knapp 600 € Brutto auskommen müssen.
Freizeit/ Urlaub:
Das war für mich die größte Umstellung. Plötzlich hatte ich nur noch 25 Tage Urlaub im Jahr und konnte mir nur in den Schulferien mehr als 3 Tage Urlaub am Stück nehmen. Denn meine Berufsschule ist 2 mal pro Woche und eine Freistellung für Urlaub ist praktisch unmöglich. Das ist ein wirkilch krasser Unterschied zu den vielen Monaten Semesterferien im Studium.
Semesterticket:
Bis ich ein WG-Zimmer in der Nähe meiner Ausbildungsstelle gefunden hatte, musste ich 3 Monate pendeln.
In den ersten 2 Monaten galt mein Semesterticket (200 €) noch.
Im 3. Monat hat mich die Monatskarte 150 € gekostet. Mehr als das 4-Fache.
Ähnliches gilt für viele weitere Ermäßigungen, die nur mit einem Studentenausweis erhältlich sind.