Auch G20 wurde zwar erwähnt, aber aus meiner Sicht eher unvollständig dargestellt. Scholz hätte die Gewaltbereitschaft der Gipfelgegner unterschätzt, die Polizei wäre dann „überfordert“ gewesen und hätte dann zum Teil zu unzulässiger Gewaltanwendung gegriffen, was von Scholz aber immer noch geleugnet wird. Abgesehen vom letzten Teil bildet das die Realität leider nur unzureichend ab.
Tatsächlich war es so, dass Scholz und sein Innensenator Andy Grote – bekannt aus Film und Fernsehen durch das „Pimmelgate“ – von vornherein jemanden zum Gesamteinsatzleiter bestimmt haben, der seinerzeit unter dem rechtspopulistischen Innensenator Schill auf der Karriereleiter nach oben geklettert war und den Ruf hat, bei linken Demonstrationen gezielt Eskalation zu betreiben. Dies wurde auch mehrmals vom Verwaltungsgericht im Nachhinein bescheinigt. „Bekannt“ wurde er u.a. durch einen Vorfall, als er nach der Beendigung einer NPD-Kundgebung deren Lautsprecherwagen unter starkem Polizeieinsatz mitten durch die noch laufende antifaschistische Gegenkundgebung leiten ließ, was dann völlig unerwartet nicht ganz friedlich geendet ist.
Die Wahl dieser Gesamteinsatzleitung war umso verwunderlicher, weil der Herr Dudde zu dem Zeitpunkt „Leiter der Polizeikommissariate und der Verkehrsdirektion“ war, wo sich jetzt eigentlich kein besonderer Grund aufdrängt, warum ausgerechnet dort die Zuständigkeit für G20 liegen sollte.
Die besondere „Strategie“ dieses Einsatzleiters, der seine gesamte Karriere hindurch jegliche Entwicklung polizeilicher Deeskalationskonzepte seit mindestens Beginn der 90er Jahre konsequent ignoriert hat, bestand dann auch offensichtlich darin, möglichst vor Gipfelbeginn die ganze Sache maximal zu eskalieren und soviele Demonstranten zu verprügeln, dass diese dann während des eigentlichen Gipfels keine Lust mehr haben irgendwelche nervigen Aktionen zu starten. Dieser geniale Plan ging aber irgendwie nicht auf, sondern die für alle offensichtlich im Vorfeld geplante Gewaltorgie bei der Zerschlagung der „Welcome2Hell“-Demo hat die Leute scheinbar nur wütender gemacht, und das Resultat waren dann die allseits bekannten Bilder der folgenden 1½ Tage. Wohlgemerkt, bis dahin hatte es nirgendwo im Stadtgebiet irgendwelche Ausschreitungen gegeben, auch aus der Demo selber nicht.
Damit will ich jetzt keineswegs behaupten, es wäre unter anderen Umständen nichts passiert. Selbstverständlich waren auch auf der Demonstrationsseite nicht wenige Leute dabei, die klar auf Riots aus waren, aber Leute auf Verdacht vorher zusammenzuschlagen ist trotzdem eigentlich kein besonders rechtsstaatliches Vorgehen. Desweiteren hat die katastrophale Einsatzführung sicherlich mit dazu beigetragen, die folgenden umfassenden Zerstörungen zu begünstigen. Wenn man einen Polizeieinsatz praktisch wie einen Krieg des 20. Jahrhunderts führt, mit einer klaren Frontlinie, an der die Polizei „Armee“ vorrückt und Stück für Stück das Gelände „erobert“, dann befinden sich auf der anderen Seite der Front eben riesige „rechtsfreie“ Räume ohne Polizeipräsenz, in denen militante Gipfelgegner ungestört anzünden können, was immer sie wollen.
All das ist nie aufgearbeitet worden, und Scholz müsste dafür die politische Verantwortung tragen. Es gab einen „Sonderausschuss“, der nicht mit den Rechten eines Untersuchungsausschusses ausgestattet war und deswegen zur reinen Showbühne der Regierungsseite verkam, und in der öffentlichen Darstellung hat die spätere Randale alles, was von Seiten der Polizei kam, natürlich gerechtfertigt, und Polizeigewalt hat es nie gegeben. Wer etwas anderes behauptet, der sympathisiert bloß mit Randalierern.